Die Winkelzüge des Bösen - Hugh Walker: Zwei Kurzgeschichten
Die Winkelzüge des Bösen
Hugh Walker: Zwei Kurzgeschichten
Blut für die Hölle
Bei dieser Version von BLUT FÜR DIE HÖLLE handelt es sich in der Taschenbuchausgabe des Verlag Emmerich Books & Media um eine von Hugh Walker überarbeitete Fassung von IN DEN KATAKOMBEN VON WIEN.
(*Informationen entnommen dem Buch HEXENBRUT/Verlag Emmerich Books & Media/ Seite 249)
Der Journalist Woodard scheint spezialisiert auf Verbrechen in aller Welt und deren Metropolen zu sein. Aus diesem Grund führt ihn auch eine Reise nach Wien, wo es ebenfalls in den letzten Jahren recht bemerkenswerte Verbrechen gab. Zumindest riecht Woodard quasi schon einen guten Artikel für den Kansas City Star.Eine Hilfe hierbei erhofft er sich durch den Kriminalisten und Professor Deinzel, der ihn jedoch als Beispiel auf eine größere Zahl von Kindern stößt, die in Wien bisher spurlos verschwunden sind und von denen auch später nie eine Leiche aufgetaucht war. Woodard mag den weiteren Gedankengängen von Deinzel jedoch nicht wirklich folgen, da sie nicht zum Bild der "modernen" Kriminalität zu passen scheinen. Trotzdem nimmt er bei seinen Recherchen den Rat von Professor Deinzel an und schließt sich so einer Besuchergruppe an, welche die weitläufigen Katakomben unterhalb des Stephansdom unter kundiger Führung besichtigen wollen.
Doch dann setzt sich Woodard in den Katakomben von der Gruppe ab und findet sich recht bald alleine in völliger Dunkelheit. Getrieben von seltsamen Geräuschen verirrt er sich bald immer mehr in den weitverzweigten Gängen, bis er pötzlich auf einen großen Raum mit einem Altar trifft, auf dem offensichtlich Satanisten ein kleines Kind von gerade vielleicht vier Jahren Opfern wollen. Doch kann Woodard diese grausame Tat überhaupt noch verhindern?
Mein Fazit:
Die Idee zu dieser atmosphärisch sehr dichten und inhaltlich auch recht bösen Kurzgeschichte kam Hugh Walker übrigens wie auch zu seinem Roman DIE BLUTGRÄFIN während der Streifzüge durch die Altstadt von Wien, die er zu Beginn der 1960er Jahre mit "Hans Feller" unternommen hatte. Dieser Hans Feller wiederum war auch quasi die persönliche Vorlage zu der Hauptfigur um seine Romane aus dem Taschenbuch DER OKKULTIST (*Information: Emmerich Books & Media).
Wie es so bei Kurzgeschichten nun einmal so ist, ist hier kaum wirklich Raum vorhanden, um die betreffenden Hauptfiguren wirklich umfassend in Szene zu setzen. Hugh Walker gelingt es jedoch vorzüglich mit nur ganz wenigen Bezugspunkten trotzdem bei mir als Leser die passenden Gesichter zu den Figuren der Handlung aufzubauen. Das gelingt bei Kurzgeschichten nicht jedem Autor wirklich immer gut, so das leider bei manchen die wenigen Charaktere eher farblos bleiben und man daher kaum mit ihnen mitzufiebern vermag. Nicht so bei Hugh Walker, der es meisterhaft versteht, mich gleich ab der ersten Seite mitzureißen. Und ein wesentlicher Pluspunkt ist dabei sicherlich auch die düstere Atmosphäre, die bald auch auf mich als gespannten Leser eine klaustrophobische Gefühlsregung zu übertragen vermochte. Und das Ende bietet dabei eine Überraschung, die man sicherlich so nicht erwartet hätte. Generell bietet Hugh Walker hier auf rund 18 Seiten unerwartet durchaus ein ganz großes Kopfkino.
Die Galgenpuppe
Weitere Veröffentlichungen erfolgten dann noch in einem VAMPIR-HORROR-ROMAN (Taschenbuch/78) im Erich-Pabel-Verlag 1978, sowie nochmals in der Anthologie SCHATTEN ÜBER DEUTSCHLAND in BLITZ Phantastische Romane 16/Blitz Verlag 1999. Herausgeber hier war neben Frank Festa auch Marcel Feige.
(*Informationen entnommen dem Buch HEXENBRUT/Verlag Emmerich Books & Media/Seite 250)
Will Olsen ruft mitten in der Nacht seinen Freund Harry an und schmeißt ihn quasi damit aus dem Bett. Denn offensichtlich scheint Wills Ehefrau Mandalyn immer noch nicht wieder bei ihm zu sein. Dabei hätte sie wohl schon seit Stunden mit dem Wagen wieder zurück sein sollen. Doch Harry mag der Panik seitens Will auch jetzt noch nicht so ganz zustimmen.
Doch kurze Zeit später findet man Mandalyn in ihrem roten Wagen. Dabei scheint sie an Herzversagen verstorben zu sein und sie muss vorher wohl auch aufgrund ihres bizarren Gesichtsausdruck panische Angst gehabt haben. Doch Fremdeinwirkungen oder gar Spuren von Gewalt konnte man weder bei ihr noch an dem Wagen nachweisen.
Dabei hatte Will Olsen bereits seit einiger Zeit ein Problem, bei dem selbst Harry und dessen Frau Martha ihm bereits geraten hatten, endlich von seiner Artikelreihe über einen möglichen "Hexenwahn" in dieser "doch eher aufgeklärten Zeit" die Finger zu lassen. Denn seit einiger Zeit wendeten deshalb selbst viele Freunde und Bekannte bereits Will und Mandalyn eben wegen dieser Zeitungsserie den Rücken zu, zumal Mandalyn auch selbst einmal einem spiritistischen Zirkel der Stadt angehört hatte. War ihr Tod also quasi eine Strafe, weil sie Will mit Informationen versorgt hatte, die sie besser hätte vergessen sollen?
Zumindest kann sich Will auf seinen Freund Harry und dessen verständnisvolle Frau Martha verlassen. Und überhaupt mag er eigentlich nicht wirklich an diesen übernatürlichen Hokuspokus glauben. Doch dann offenbart er Harry und Martha, dass er diese spiritistischen Spinner in seinem nächsten Artikel endlich auffliegen lassen will, wobei er dann nämlich auch die von Mandalyn damals genannten Namen veröffentlicht. Vielleicht sollten Harry und Martha Will von diesem Vorhaben abbringen, denn es gibt offenbar Personen, die ein erscheinen dieses Artikels mit recht unheimlichen Mitteln sicherlich verhindern wollen.Mein Fazit:
Eigentlich, so muss ich gestehen, hatte ich gleich zu Beginn der Kurzgeschichte ein kleines schmutziges Grinsen im Gesicht, als ich lesen durfte, wie Harry, der uns hier die Geschichte ja aus der Sichtweise seiner Person erzählt, versucht, Will am Telefon abzubügeln, weil er eben um Mitternacht herum lieber seinen Schlaf fortsetzen würde.
Und so konnte ich fasst schon selbst das panische Rufen von Harrys Namen durch Will am Telefon hören, kurz bevor Harry den Telefonhörer eben wieder auf die Gabel legt (für die ganz jungen LeserInnen des Zauberspiegel sei gesagt, so ging das damals noch bei den alten Telefonen die am Kabel hingen). Eigentlich hat man während der gesamten Kurzgeschichte aber auch nie wirklich das Gefühl, hier käme mal eine Hexe oder eine Art Satansanhänger in der Handlung vor.
Eher scheint man immer nur über solche Personen aus spiritistischen Zirkeln zu reden, was mich dan schon etwas an den Handlungsverlauf des Filmklassikers ROSEMARIES BABY von Roman Polanski von 1968 erinnert. Doch auch wenn man über solche Personen eher redet, wird man als Leser nie wirklich von Will oder etwa Harry mit Namen zu diesen Personenkreisen konfrontiert. Mitunter könnte man glatt sogar das Gefühl als Leser bekommen, Will selbst verliert hier zeitweise den Bezug zwischen Realität und Phantasie. Oder interpretiert Will mitunter einfach nur mehr in diese Mitglieder solcher magischen Zirkel hinein, als sie in der Realität wirklich hergeben.
Man könnte sich als Leser also unter Umständen sicherlich eher die Frage stellen, ob Will langsam doch den Bezug zur Realität verliert, oder diese scheinbaren Mitglieder solcher Zirkel einfach nur in seiner unrealistischen Fantasiewelt leben. Doch dann holt Hugh Walker quasi mit einem Augenzwinkern die sprichwörtliche Dachlatte heraus und haut sie uns als überraschendes Ende genüßlich um die Ohren. Schließlich ist nicht immer alles so, wie wir es vielleicht sehen (wollen). Und eine solch überraschend aufgebaute Geschichte auf nicht mehr als knapp 14 Seiten zu präsentieren, kann man sicherlich nur noch als eine literarische Höchstleistung des Genre bezeichnen.Allgemein betrachtet ...
... lohnt sich die Anschaffung des Taschenbuch HEXENBRUT von Hugh Walker aus dem Verlag Emmerich Books & Media schon alleine wegen dieser zwei wirklich hochwertigen Kurzgeschichten, welche Vergleiche etwa mit Kurzgeschichten z.B. von Stephen King sicherlich nicht zu scheuen brauchen. Oder anders gesagt, ich habe in manchen Anthologien von Stephen King durchaus schon vom roten Handlungsfaden her betrachtet, schlechteres gelesen gehabt.
Mir persönlich war es deshalb auch ein ganz persönliches Anliegen gewesen, hier diese zwei Kurzgeschichten von Hugh Walker (Hubert Straßl) in einem eigenen Artikel zu würdigen. Denn sie in einem der vorherigen zwei Artikel zum Taschenbuch HEXENBRUT einfach nur in einem Nebensatz kurz zu streifen, wäre ihrem qualitativen Inhalt sicherlich nicht gerecht geworden. Hugh Walker: Hexenbrut
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