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Die Hexengemeinde am Moor - Hugh Walker: »Die Tochter der Hexe«

HexenbrutDie Hexengemeinde am Moor
Hugh Walker: »Die Tochter der Hexe«

Nicht nur der Student Robert Fischer wird ganz in der Nähe durch markerschütternde Schreie aufgeschreckt. Denn über einem öffentlichen Platz in etwa drei Metern über den Köpfen der Menschenmenge schwebt eine Frau und verbrennt am lebendigen Leib vor aller Augen. Dann ist der Spuk so schnell vorbei wie er kam und von dem hilflosen Opfer scheint es keine Spur mehr zu geben.

HexenbrutDoch das grausige Bild hat sich bei Robert in den Kopf gesetzt und lässt ihn nun nicht mehr los.

Also setzt er sich daran, mehr Licht in dieses offensichtlich paranormale Ereignis zu bringen, oder handelte es sich eventuell doch um eine Art Massenhypnose? Dem widerspricht jedoch die Tatsache, das selbst die Presse dieses grauenhafte Ereignis aufgegriffen hatte, auch wenn kurz darauf keinerlei verwertbare Spuren mehr zu finden waren.

Schon recht bald kommt Robert dabei allerdings dahinter, um welche arme Frau es sich hier gehandelt haben könnte. Ihr Name ist Elfriede Kurtz und sie leitete eine Buchhandlung, die Robert auch bald aufsucht, welche allerdings geschlossen ist. Doch kurze Zeit darauf taucht eine junge blonde Frau auf, die der besagten Frau Kurtz wie aus dem Gesicht geschnitten ist und wie eine sehr junge Version des Opfers wirkt. Doch Robert geht etwas zu draufgängerisch bei seinen Fragen an die junge Frau heran, worauf diese ihn dann aufgebracht aus dem Buchladen verweist. Als er ihr aber späterhin heimlich folgt, verschwindet sie plötzlich direkt vor seinen Augen spurlos, als hätte sie sich in Luft aufgelöst.

Da die Sache immer myteriöser zu werden scheint, forscht Robert nach der Wohnadresse der Buchhändlerin und versucht dann den misstrauischen Hausmeister mit Namen Milke dazu zu bewegen, ihm die Wohnung von Frau Kurtz aufzuschließen. Hier sieht er ein Foto von zwei hübschen jungen Mädchen, bei der er in der Blonden die junge Frau aus dem Buchladen erkennt. Die dunkelhaarige auf dem Bild stellt sich dabei dann als deren jüngere Schwester Gisela Kurtz heraus. Doch Robert ahnt nicht, das Milke ihn hingehalten hatte, denn ehe er sich versieht, wird er mit der Polizei und dem Inspektor Pesch konfrontiert, der Robert nun wirklich nicht über den Weg trauen will. Doch auch Robert wird geschockt, denn die junge blonde Frau ist Wilma Kurtz, die aber schon vor vier Jahren im Moor nahe Bernheim ertrunken sein soll.

Pesch droht Robert indessen, ihn durchaus weiter im Auge zu halten, zumal es in Sachen Elfriede Kurtz seiner Meinung nach eher um eine vermisste Person handelt. Doch Robert ist schon zu tief in diesem seltsamen Fall drin, weshalb er auch kurz darauf Das Haus der Familie Kurtz in Bernheim aufsucht, wo er auf die hübsche Gisela trifft, die sich auch schnell große Sorgen um ihre Mutter macht und deshalb beschließt, mit Robert zurück in die Großstadt zu fahren, um dort nach dem Rechten zu sehen. Bereits hierbei scheinen sich aber auch zwischen Robert und Giesela die ersten recht zarten Bande der Verliebtheit zu entfalten.

HexenbrutSchnell kommen sie dann bei ihren weiteren Nachforschungen dahinter, das Giselas verstorbene Schwester Wilma offenbar in der Wohnung der Mutter eine Nachricht für sie hinterlassen hat. Aber auch Hausmeister Milke wirkt nun verängstigt, da ihm kürzlich eben nun auch die offenbar Verstorbene direkt im Treppenhaus begegnet ist, was aber eigentlich ja nicht sein dürfte. Dabei sagt die geheimnisvolle Nachricht nur aus, dass dieser Geist Gisela nun im Buchladen treffen will. Doch als Robert und Gisela dort auftauchen, reagiert der Geist von Wilma auf Robert eher erst einmal aggressiv. Doch Gisela kann den Geist ihrer toten Schwester vorerst besänftigen. Die Warungen seitens Wilma gegenüber Gisela sind jedoch eindeutig, was die Bedrohung für ihr Leben betrifft. Denn offenbar bedrohen Hexen nun auch Giselas junges Leben.

Zwar kommt auch Inspektor Pesch und seine Männer in den Buchladen, weil sie Robert und Gisela beobachtet hatten. Doch Wilma scheint indessen wieder spurlos verschwunden, auch wenn Pesch vorher gesehen hatte, wie auch sie den Buchladen betreten hatte. Als Pesch mit seinen Männern, darunter auch der Polizist Bärmann - welcher ebenfalls aus Bernheim stammt - den Buchladen wieder verlassen haben, machen sich Robert und Gisela auf die Suche nach einem Notizbuch ihrer Mutter Elfriede, in welchem sie wohl alle wichtigen Details festgehalten hatte. Und als sie dieses finden, scheinen sich auch viele Wissenslücken aus der Kindheit von Wilma und Gisela zu schließen. Denn die eher von der Außenwelt abgekapselt lebenden Bewohner von Bernheim scheinen seit Generationen einem dunklen Hexenkult anzuhängen, bei der sie Lilith, die erste Frau Adams anbeten, welche von Gott aus dem Paradies verbannt wurde und sich so den finsteren Mächten verschrieben hatte. Und die Zügel dieses dunklen Hexenkult scheint eine gewisse Elvira Tamil in Händen zu halten, die seit längerem Elfriede als nun wohl auch Gisela nach dem Leben trachtet und wohl auch am Tod von Wilma im Moor verantwortlich ist. Denn Elfriede Kurtz hatte sich entgegen den Weisungen des eingeschworenen Hexenkult in Bernheim geweigert, ihre beiden Töchter Wilma und Gisela ebenfalls in den dunklen Kult einzuführen. Und nun scheint es, als wolle diese Elvira samt der gesamten finsteren Gemeinde von Bernheim auch Gisela auf grausame Weise umbringen. Aber auch Roberts Leben scheint nun akut bedroht, wie er seitens der Drohung des Polizisten Bärmann erfahren hat, der auf eigene Faust für die Hexen versuchte, vor ihnen an Elfriedes Notizbuch zu gelangen. Danach hatte Robert allerdings dafür gesorgt, das Inspektor Pesch sich seinen seltsamen Mitarbeiter mal richtig zur Brust nimmt.

Da allerdings Gisela wie auch Robert nicht warten wollen, bis die Anhängerschaft des Hexenkult mit ihren magischen Kräften gnadenlos zuschlagen werden, machen sie sich gemeinsam mit dem nun eher geschwächten Geist von Wilma selbst auf nach Bernheim, um dem von dort ausgehenden teuflischen Treiben endlich das Handwerk zu legen. Dabei ahnen sie jedoch nicht, dass sie faktisch in eine Falle laufen. Und kann der geschwächte Geist von Wilma wirklich für Gisela und Robert noch eine Hilfe sein gegen eine ganze Gemeinde von Anhängern des puren Bösen?

HexenbrutMehr will ich an dieser Stelle ...
... nun wirklich nicht mehr verraten. Und wesentlich spannender ist es natürlich, wenn man den Roman selbst liest, der sich ja im Taschenbuch mit dem Titel HEXENBRUT der Hugh Walker Gesamtedition aus dem Verlag Emmerich Books & Media befindet. Die Ersterscheinung des Roman erfolgte übrigens bereits 1973 in Band 40 der Romanreihe VAMPIR HORROR ROMAN aus dem Erich-Pabel-Verlag. Eine weitere Veröffenlichung erfolgte dann im Bastei Verlag 1992 mit dem Band 78 in der Reihe DÄMONEN-LAND. Hugh Walker nimmt sich auch hier natürlich wieder Zeit, um seine Figuren aufzubauen und diese so seiner Leserschaft in aller Ruhe nahe zu bringen. Da ändert auch der durchaus starke Einstieg in die Handlung nichts, in welcher geschildert wird, wie Elfriede Kurtz in der Luft schwebend vor den Augen der Passanten auf grausame Art und Weise in Flammen aufgeht und in kurzer Zeit schier vollständig verbrennt. Aber mit diesem sehr starken Einstieg hatte Hugh Walker mich natürlich als Leser gleich so richtig an der Angel.

Selbst für eine kleine Liebesgeschichte zwischen Robert Fischer und Gisela Kurtz hat Walker hier noch recht positiv etwas Raum genutzt, ohne jedoch hierbei eine gewisse bedrohlich wirkende Atmosphäre zu sehr zu vernachlässigen.

Leider muss ich jedoch sagen, gibt Walker hier seinen LeserInnen zu Beginn des finalen Bereich einen zu offensichtlichen Hinweis darauf, dass man in Sachen Gisela wohl am Ende die Taschentücher zücken sollte. Hier hätte ohne diesen fasst unauffälligen kleinen Hinweis das finale Ende in Sachen Liebe zwischen Robert und Gisela  mich als Leser gefühlmäßig in der Handlung sicherlich noch intensiver getroffen. So aber war ich bereits vorgewarnt, dass man hier kein wirkliches Happy End zwischen den beiden Hauptfiguren erleben würde. Und auch was im Roman selbst als dem Voodoo "sehr ähnliche" Magie geschildert wird, ist im Grunde durchaus Voodoo in Reinkultur. Und so fragte ich mich am Ende schon noch, wie es diese "synkretistische Religion" vor offensichtlich vielen Generationen es in diese kleinere Gemeinde schaffte, die ihren Ausgangspunkt ja in Westafrika hat, aber auch in kreolischen Gesellschaften im atlantischen Raum wie z.B. Haiti verstärkt ausgeübt wird. Eine Antwort liefert uns Hugh Walker hier zwar nicht, was hinsichtlich des Roman allerdings nicht nachteilig auszulegen ist. Ein kleiner Spannungskiller für mich war allerdings die eingebaute, überdimensionale Wespe, die eher in eine Handlung um mutierte Monsterinsekten gepasst hätte.

HexenbrutNun gut, auch die Passagen mit der Wespe ließen sich durchaus noch spannend lesen, wollten aber für mich nicht mehr wirklich homogen in den bisherigen Ablauf der Handlung in Sachen negativer Magie, dunklem Hexenkult und Voodoo-Zauber passen. Und wenn wir hier schon mal beim zählen von Erbsen sind, fand ich es auch eher irgendwie lustig, dass ein Geist - auch wenn dieser sich scheinbar auch zeitweilig materiell manifestieren kann - einen Schlüssel benötigt um z.B. in den Buchladen zu gelangen. Der Witz liegt nämlich in dem Detail, wo nämlich der Schlüssel bleibt, wenn der besagte Geist der Verstorbenen selbst seine materielle Erscheinung wie hier nach einer Weile immer weniger aufrecht erhalten kann? Zumindest schlägt die Logik in diesem Punkt durchaus kleine Purzelbäume.

So ganz bierernst mochte Hugh Walker aber seinen Roman wohl selbst nicht verstanden wissen, denn mir blitzte hier und da durchaus schon mal ein recht feiner Humor innerhalb der Handlung hervor. Sei es als Beispiel nun Giselas Frage an Robert, ob sie vorher nicht noch mit ihm schlafen könnte (falls es schief geht und es dann wohl mit gutem Sex späterhin eben nix mehr wird), oder die Stelle, wo er Robert hinsichtlich des Hausmeister Mielke sogar etwas aus den Comics von "Donald Duck" zitieren lässt.

Schlecht zu Gesicht steht dieser sehr fein eingeflochtene Humor der Gesamthandlung jedenfalls nicht, da er zu keiner Zeit aufdringlich wirkt, die an sich aber eher düstere Handlung dafür recht ansprechend aufzulockern weiß.

HexenbrutMein Fazit:
Der Titel des Roman DIE TOCHTER DER HEXE hätte eigentlich auch DIE TÖCHTER DER HEXE heißen können. Schließlich kann man Wilma hier auch mitrechnen, auch wenn sie eigentlich schon längst nicht mehr unter den Lebenden weilt. Aber aktiv greift sie Dank der magischen Kräfte ihrer Mutter ja trotzdem als Geist in die Handlung ein. Allerdings wollen wir ja jetzt nicht wieder damit anfangen, Erbsen zu zählen (besonders wo mir ein gutes Schweineschnitzel eh lieber ist, da das kugelige Gemüse immer von der Gabel flüchtet).

Einen dicken Daumen nach oben kann ich diesem Roman von Hugh Walker durchaus auch hinsichtlich seines starken Einstieg in die Handlung zugestehen. Das hat was mit der brennenden Frau, drei Meter über den Köpfen einer geschockten Menschenmasse. Und ich hätte auch wirklich nichts dagegen gehabt, wenn es mit solchen eher unerwarteten Schock-Momenten weiter gegangen wäre. Schließlich verfüge ich über ein sehr ausgeprägtes Kopfkino und kann mir daher durchaus auch mit wachsender Freude Szenen vorstellen, die andere nicht einmal sehen möchten. Aber gut, ein Autor aus der Richtung des Extrem-Horror war Hugh Walker ja nun schließlich auch nicht gewesen. Von daher also backe ich bei meinen Wünschen halt auch mal gerne kleine Brötchen, wenn das Gesamtkonzept mich trotzdem mit Wucht zu fesseln weiß.

Das die Spannung zu Beginn der Handlung aber auch zwischendurch mal wieder etwas heruntergefahren wird, ist nur verständlich. Denn Hugh Walker  muss schließlich seine Figuren für die Leserschaft erst noch richtig aufbauen und entsprechend platzieren, was einen gewissen Raum benötigt, auch wenn man als Autor bei einer recht starren Seitenzahl des Format Heftroman nun nicht wirklich bedenkenlos aus dem Vollen schöpfen kann. Doch genau dies gelingt Hugh Walker scheinbar immer wie mit Links und trotzdem aber immer auch auf einem recht ansprechenden Niveau. Am Ende jedenfalls fühlt man sich bei Hugh Walker stets rundherum gut bedient, was man so nicht wirklich von jedem Autor aus dem Bereich des Heftroman guten Gewissens behaupten kann. Und schon aus diesem Grund kann ich die Bücher der Hugh Walker-Edition von Emmerich Books & Media nur jedem ans Herz legen, der mehr will als nur phantastische Durchschnittsware von der schnellen, aber auch mitunter schon mal (negativ) skurrilen Stange.

HexenbrutHugh Walker: Hexenblut
von Hugh Walker
Einzelroman: Die Tochter der Hexe
Genre: Horror/Mystery
Erscheinungsdatum: 2014
Seitenanzahl: 104 Seiten (von gesamt 288 Seiten)
Cover-Gestaltung: Beate Rocholz
Geamtlayout & Satz: Jörg Schukys
Preis/Printausgabe: 13,70 Euro (als eBook 4,95 Euro)
Ausführung: Paperback
ISBN: 9781497553682
Emmerich Books & Media     

In Vorbereitung:
- Zwei Kurzgeschichten - Blut für die Hölle/Die Galgenpuppe

Kommentare  

#1 matthias 2022-06-22 20:02
Man muss aber auch sagen, dass 13,70 EURO für die Printausgabe ein stolzer Preis ist.
#2 Laurin 2022-06-23 16:13
@matthias:
Tja, wenn es sich bei der Printausgabe nur um den einen Roman handeln würde, wäre ich ja geneigt dir Recht zu geben. Aber für ein Taschenbuch mit zwei Romanen und zwei Kurzgeschichten, sowie noch einiges an Extras (Gesamtseitenanzahl 288 Seiten), ist der Preis von 13,70 Euro durchaus im ganz normalen Rahmen.
Habe mal aus Jux und Dollerei mich im Verlagsprogramm z.B. vom Heyne Verlag eingeklickt und einfach mal den erstbesten Roman im Taschenbuchformat/Printausgabe preislich angesehen und kam bei etwas über 300 Seiten bereits auf einen Preis von 18 Euro.
Von daher also gibt es da in Sachen Preisgestaltung nix zu meckern, zumal auch die Verarbeitung auch recht hochwertig zu bezeichnen ist.
#3 matthias 2022-06-23 18:24
Laurin, das habe ich überlesen und ich gebe Dir durchaus Recht. Aber aus dem Text ist das nicht ersichtlich, nur unten im Impressum (Seitenanzahl)
Danke!
#4 Laurin 2022-06-23 18:57
@matthias,
dann hast du eventuell vielleicht auch den ersten Artikel (vom ersten Roman DIE BLUTGRÄFIN) zum Buch verpasst gehabt. Aber den kann man ja auch nachträglich noch lesen. Ich hänge dir hier jedenfalls mal den Link an ;-) ...
www.zauberspiegel-online.de/index.php/phantastisches/gedrucktes-mainmenu-147/40579-die-hexe-der-blutgraefin-hugh-walker-die-blutgraefin

Insgesamt gibt es zu dieser Printausgabe also drei Artikel, wobei ich bei dem nächsten Beitrag noch auf die zwei Kurzgeschichten eingehen werde.
#5 matthias 2022-06-23 19:58
Ich habe mich mal bei EMMERICH BOOKS kundig gemacht und nehme das Posting 1 zurück, lasse es aber stehen, sonst ergeben Deine Beiträge, Laurin, keinen Sinn.

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