Steinberg und die Baumgeister - Hugh Walker »Legende des Grauens«
Steinberg und die Baumgeister
Hugh Walker »Legende des Grauens«
Gerade als Schatten wieder einmal - wie bei Katzen schließlich üblich - ganz eigenen Wege gehen will, beschließt Steinberg mit seinem Kombi eine kleine Spritztour in der Umgebung von Waldhofen zu machen. Nur dummer Weise erhält er mit seiner nunmehr auf 5.0 Wahrnehmung hochgestuften Fähigkeit erneut einen intensiven Kontakt zu einem offenbar recht besonderen Menschen in einem Park.
Der Park indessen, den Steinberg bisher nicht kannte, gehört zum Gelände des Krankenhaus. Und hier trifft er auf einen recht seltsamen Mann, der sich bis zu den Fußknöcheln in den Boden gegraben zu haben scheint und es so offenbar den Bäumen gleichtun will.
Bei diesem Mann handelt es sich um Konrad Bachberger, der wieder in die Normalität zurückgeholt, nichts lieber möchte, als aus dem Krankenhaus und damit auch vor Dr. Seidel zu verschwinden. Da Steinberg ihn nicht für verrückt hält, beschließt er Bachberger zu seinem Hof zu fahren, wo er auch auf dessen schwangere Tochter Anna trifft. Doch Bachberger scheint irgendwie in Panik zu sein und verlangt von Anna, wieder von hier zu verschwinden. Als Anna dann mit ihrem Wagen den Hof verlassen hat, verschwindet allerdings auch Bachberger wieder auf seltsame Weise und Steinberg befindet sich alleine auf dessem Hof.
Als dann auch Steinberg wieder abfährt, wird er allerdings erneut mit einem anderen Bewusstsein verbunden. Hierbei handelt es sich um Bachbergers Tochter Anna, die offenbar irgendwo angehalten hatte und dann von mehreren Menschen in den Wald entführt wurde, wo man mit ihr ein seltsames Ritual veranstaltet. Doch bei dieser plötzlichen Bewusstseinsverschmelzung baut Steinberg mit seinem Kombi einen Unfall, indem er mit den Wagen direkt in die Bäume von Anghammer knallt. Zwar kann Steinberg gerettet werden, der Wagen jedoch gerät in Brand und zerstört dabei durch das Feuer auch einige der Bäume.
Bei der Untersuchung durch Dr. Seidel scheinen die Verletzungen von Steinberg offensichtlich schlimmer auszusehen als sie offenbar sind. Doch zurück in der Pension reagiert Schatten plötzlich eher aggressiv auf Steinberg und auch die kleine Kathie scheint offensichtlich nun angst vor ihm zu haben. Seltsam ist aber auch, das Steinberg sich nicht mehr wirklich an alles erinnern kann und seine blutigen Wunden mit Baumharz verkrusten.
Damit jedoch nicht genug, scheint bei einer weiteren Bewusstseinsverschmelzung mit Schatten sich in Steinberg offenbar noch ein anderes, seltsames Wesen zu befinden, gerade so, als wäre er von einem fremden Geist besessen, der offenbar versucht seinen Platz in seinem Körper zu übernehmen. Und je mehr Steinberg versucht Licht ins Dunkel zu bringen, stellt sich für ihn bald die Frage, ob doe Bäume in Anghammer eventuell einen eigenen und intelligenten Geist besitzen, der auf Menschen übergehen kann?
Und was haben diese höchst verstörenden Vorkommnisse mit der Legende um die Fängg zu tun, Wesen also die man auch im Volksmund als Baum- oder Waldgeister bezeichnet und die im heimischen Sprachgebrauch auch "die wilden Leut" genannt werden.?
Um diesem Myterium auf den Gund zu gehen, beschließt Steinberg, seine KollegInnen Bernhard Winter und Dr. Polonia "Pollie" Hirsch vom IGPP, sowie den Reporter Thomas Rappe wieder zu Hilfe zu rufen. Steinberg erfährt darüber hinaus, dass man unter den Einheimischen einen recht unchristlichen Brauch pflegt, den man eine "Vortaufe" nennt, bei der man eine Seele aus dem Wald erhält.
Offenbar geht dieser Brauch dabei auch bereits Jahrhunderte zurück zu der Zeit, als in dieser Gegend noch die schwarze Pest gewütet hatte. Zumindest erhält Steinberg auch aus dieser Vergangenheit recht unkontrollierbare Bewusstseinsverschmelzungen. Doch was hat eigentlich Dr. Seidel sowie nicht wenige der Einheimischen der Gegend damit zu tun, denen es offenbar nicht zusagt, wenn Steinberg sich langsam aber sicher an das Geheimnis um die Waldgeister herantastet. Doch kann es Steinberg und seinen Freunden wirklich gelingen, hinter das offensichtlich paranormale Geheimnis um die Fängg zu gelangen und den fremden Geist in seinem Inneren auszutreiben, bevor dieser größeren Schaden für Steinbergs Leben anrichten kann?Zwischen Öko-Horror und urbanen Legenden ...
... findet man sich hier sicherlich wieder in dem zweiten Abenteuer um den paranormal begabten "Helden" Robert Steinberg seitens des Autors Hugh Walker (Hubert Straßl).
Dabei schließt Hugh Walker hier auch direkt an die Vorkommnisse des ersten Roman mit dem Titel DIE HÖLLE IN MIR an. Bindeglied hierbei ist natürlich wieder die Katze "Schatten" mit ihren offensichtlich ebenfalls besonderen Gaben. Denn mit ihr hatte Dr. Polonia Hirsch danach direkt vor Ort so einige Tests absolviert, um sie nicht aus ihrer gewohnten Umgebung reißen zu müssen. Und auch Robert Steinberg mag sich noch nicht so schnell wieder aus der Nähe der Katze zu verabschieden, da er ja bisher eine sehr besondere Verbindung zu ihr aufbauen konnte.
Und so verbleibe natürlich bei dem Taschenbuch DER PARASCOUT aus dem Verlag Emmerich Books & Media auch ich als Leser weiterhin im bayrischen Waldhofen und der weiteren Umgebung. Denn hier scheint gerade die Natur so einige offensichtlich paranormale Bonbons versteckt zu haben, auf die Robert Steinberg mehr unverhofft als bewusst stößt. Und auch mit der Bezeichnung "Held" sollte man immer schön vorsichtig umgehen, denn Steinberg wird durch seine eigene, besondere paranormale Gabe schließlich eher überrollt, anstatt er diese wirklich gezielt kontrollieren könnte.
Recht glaubhaft und nachvollziehbar schildert Hugh Walker auch im finalen Bereich, wie schwer es wirklich wäre, wenn man versuchen wöllte, mögliche paranormale Phänomene auch in der Realität beweisen zu wollen. Unter dem Strich lägen dabei nüchtern betrachtet die Chancen wohl direkt unter Null.Nicht schon wieder Selbstmörder ...
... hatte ich mir indessen zu Beginn des Roman LEGENDE DES GRAUENS gedacht. Denn als Steinberg mit seiner Gabe auf den alten Bachberg aufmerksam wurde, hatte dieser ja zuerst den Eindruck erhalten, es hier wieder mit einem Selbstmörder zu tun zu haben. Allerdings hatte ich auch nicht unbedingt Lust, nun mit einem weiteren Abenteuer aus dem Bereich Öko-Horror konfrontiert zu werden. Dieser letzte Wunsch blieb allerdings etwas unerfüllt.
Doch wusste Hugh Walker mich trotzdem weiter an die Seiten zu binden. Das der Roman mich sogar "fesselte", möchte ich jetzt bei der vorliegenden Handlung nun aber nicht unbedingt behaupten, da auch hier über weite Strecken bei der Spannung leider zu sehr auf die Bremse getreten wurde. Dabei hatte auch dieses Thema um die Baum- oder Waldgeister durchaus Potential. Der Roman selbst erschien übrigens als Band 150 (also satte 100 Heftromane später nach DIE HÖLLE IN MIR/Band 50) gleichsam in der Bastei-Reihe DÄMONEN-LAND.
Übrigens, gibt man bei Google einfach mal das Wort "Fängg" als Suchbegriff ein, so erhält man hier z.B. eine Übersetzung auf Kölsch (Dialekt) geliefert, das der Karnevel im November anfängt, wobei man im Dialekt das Wort "fängt" wie "fängg" ausspricht. Darüber hinaus - warum auch immer - erhält man dann noch Links auf die Sendung The Voice Kids oder dem Inzest-Thema bis hin zum Schimmel der versteckt in Wohnungen aufblühen kann. Von Baum- oder Waldgeistern war aber seitens Google erst einmal nichts zu finden. Aber auch die direkten Ergebnisse zu "Die wilden Leut" als Suchbegriff dürften über Google nicht wirklich befriedigend sein, wenn man gerade den betreffenden Roman von Hugh Walker liest. Erst bei dem Begriff "Baumgeister" erhält man zumindest einen brauchbaren Verweis auf einen entsprechenden, aber leider recht dünnen Beirag innerhalb der Wikipedia. Lassen wir es also mal dabei und hängen die Fahne nicht so weit raus, wenn es um entsprechend volkstümliche Legenden geht und man gleichsam der Meinung ist, das Internet wüsste alles eine gezielte Antwort.
Doch es geht hier ja nicht um erfolglose Informationswünsche ans Internet, sondern um den zweiten Roman um den (nun parapsychologisch hochgestuften) 5.0-Rezeptor Robert Steinberg von Hugh Walker. Und damit werde ich auch hier nun gleich mein persönliche kritische Sichtweise wieder mal vom Stapel lassen.Mein Fazit:
Der Roman und sein Thema haben wie bereits gesagt durchaus eine Menge Potential, was hier aber nicht wirklich vom Autor genutzt wird um die Spannungskurve langsam aber beständig anzuziehen. Vielmehr stellten sich mir als Leser bald solche Fragen wie gibt es nun diese Baumgeister innerhalb der Handlung oder sitzt Steinberg hier eher einer Illusion durch den Unfall auf? Oder verwandeln sich Menschen hier wirklich plötzlich in Bäume mit einem eigenen Bewusstsein?
Am Ende scheint offenbar beides irgendwie zuzutreffen, auch wenn man selbst hier immer nocht hinter allem vielleicht doch noch ein kleines Fragezeichen stellen könnte, wenn man mal genauer über den Handlungsverlauf nachdenkt. Zumindest soll dies seinen Ursprung in der Zeit genommen haben, als noch die Pest viele Menschen aus dem Leben zerrte. Den eigentliche Grund, warum es seitens der Natur aber überhaupt zu solch einem übersinnlichen Evolutionssprung gekommen sein soll, bleibt uns der Autor aber auch hier wieder bewusst schuldig. Schließlich sollte man, um auch ein gewisses geheimnisvolles Flair aufrecht zu erhalten, nicht alles bis zum erbrechen erklären wollen.
Und auch wenn die Handlung durchweg auf sehr hohem Niveau und durchaus bis zum Finale hin durchdacht ist, so tritt leider auch hier wie schon im Vorgängerroman DIE HÖLLE IN MIR die Spannung leider eher zu 70 Prozent auf der Stelle. Als Leser hatte ich daher leider kein wirkliches Problem damit, das Buch mal wegzulegen um mir einen Kaffee (oder auch was gegen den kleinen Hunger) zu machen. Überhaupt war die Gefahr, von etwas anderem von dem Roman abgelenkt zu werden, merklich höher gewesen, was wiederum schlicht einfach an der eher schwächelnden Spannung lag.
Gerade aber der Umstand das Hugh Walker hier wieder einen Roman auf wirklich hohem Niveau abgeliefert hatte, der jedoch gerade im Punkt Spannung leider nicht mit dem Rest mithalten kann, macht für mich eine konstant positive Bewertung eher etwas schwierig. Zum einen hat man es hier ja durchaus nicht um eine, im Heftroman nicht gerade seltenen 08/15-Geschichten zu tun. Aber auf der anderen Seite beißt man sich (leider nur) mit diversen kleinen Arschtritten, die man sich als Leser dann selber gibt, noch konsequent am weiteren Verlauf der Handlung fest. Das schwächeln liegt jedoch nicht nur im Bereich der Spannung, denn auch das weitgehende fehlen einer düsteren, ja bedrohlichen Atmosphäre nimmt der Handlung eine gewisse Dynamik, bei der ich mich als Leser dann förmlich hätte am Handlungsverlauf festbeißen können. LEGENDE DES GRAUENS ist hierbei genauso wie sein Vorgänger um die Figur des Robert Steinberg eher inhaltlich im Bereich Mystery als wirklich im Bereich Horror zu verorten.
Ob es Hugh Walker dann doch noch gelingt, mich mit dem dritten und letzten Roman zu seinem Helden Robert Steinberg aus dem Taschenbuch DER PARASCOUT vom Hocker zu hauen, wird sich daher noch zeigen müssen. In jedem Fall verlegt Hugh Walker hier die Handlung offenbar weg vom Wald- und Wiesen-Städtchen Waldhofen und scheint sich laut meinen eher minimalen Informationen im Vorfeld auch vom typischen Öko-Horror zu trennen. Denn es ist zwischendurch durchaus mal interessant, mal zu sehen, wie die Natur, ob Insekten und anderes Getier, oder auch diverse Pflanzen und mächtige Bäume durch ein plötzlich einsetzendes (kollektives) Bewusstsein gegen die Umweltgefahr Mensch zurückschlagen. Allerdings liegt in der Abwechslung auch eine gewisse Würze, die man niht unterschätzen sollte. Von daher freue ich mich durchaus auf den dritten Roman aus dem Taschenbuch DER PARASCOUT mit dem Titel DER TEUFELMACHER.Der Parascout
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