Das Böse lauert eventuell in einem Spiegel - »Der Spuk von Beacon Hill«
Das Böse lauert eventuell in einem Spiegel
»Der Spuk von Beacon Hill«
Doch einmal im Haus, sind die Teenager von fast undurchdringlicher Dunkelheit gefangen und unnatürlichen Geräuschen ausgesetzt.
Dabei gelingt Joey und Leslie die Flucht aus dem Haus. Doch gerade die ängstliche Ophelia scheint in einem der Räume dieses Hauses eine Begegnung der bösen Art zu haben, welche das Mädchen nun in geradezu extreme Panik versetzt. Zwar bekommen Joey und Leslie Ophelia wieder aus dem Geisterhaus heraus, doch kurz darauf landet das zutiefst verängstigte Mädchen in der geschlossenen psychiatrischen Abteilung des Krankenhauses, weil sie in ihrer Angst versucht hatte, sich das Leben zu nehmen.
Sie trank den Kaffee und reparierte zum dritten Mal an diesem Tag den Kopierer. Und sie hielt sich sogar noch zurück, als sie einem älteren Mann am Computer helfen musste - wo dieser dann prompt auf vom Bibliotheksnetzwerk gesperrte Pornoseiten zugreifen wollte. Geduldig erklärte sie ihm, warum das nicht ging, und verzog dabei keine Miene.
(Der Spuk von Beacon Hill/Seite 45)
Das ihre Tochter mit etwas konfrontiert wurde, gegen das selbst die Polizei und die Ärzte machtlos sind, hat Ophelias Mutter Rosie durchaus bereits erkannt, auch wenn sie die wahren Zusammenhänge noch nicht wirklich zuzuordnen vermag. Deshalb meldet sie sich bei der 25-jährigen Bibliothekarin Sadie, welche als Kind bereits bei ihren Großeltern direkt in ihrer Nachbarschaft gelebt hatte und scheinbar empfänglich für das Übernatürliche war. Zumindest behauptete sie damals als Kind, dass sie entgegen den normalen Menschen die Geister der Verstorbenen sehen könne.
Sadie widerum lebt mittlerweile ein eher zurückgezogenes Leben und hat über die Jahre zumindest fasst erfolgreich versucht, ihre schaurige Gabe zu vergessen. Trotzdem wird sie plötzlich wieder von Albträumen über ihre Mutter geplagt, die wohl im Traum nicht wirklich gutes für ihre Tochter übrig hat. Und plötzlich sieht sie auch wieder Tote, die ihr stets wortlos zuwinken. Zwar ist ihr junger Kollege August nicht in der Lage, ebenfalls diese schaurigen Kreaturen zu sehen, aber generell hält er die eher zögerlich gegebenen Schilderungen von Sadie deshalb noch lange nicht für verrückt.
Allerdings gab es, wenn sie ehrlich zu sich war, noch einen Grund, der sie ausbremste. Etwas, das ihr erst nach und nach klar wurde, das sie nun aber nicht mehr ignorieren konnte: Das Haus war feindselig, wenn jemand dumm genug war, es zu betreten.
(Der Spuk von Beacon Hill/Seite 137)
Das Rosie sie nun um Hilfe wegen Ophelia bittet, passt Sadie, die mit diesem finsteren Erbe, welches wohl von ihrer verstorbenen Mutter her stammte und mit dem sie eigentlich liebend gerne für immer abschließen möchte, deshalb wirklich nicht in den Kram. Doch zumindest ein Besuch bei Ophelia kann ja nicht schaden und August ist nur zu bereit, Sadie auch tatkräftig beizustehen.
Doch in der Psychiatrie muss Sadie erkennen, dass scheinbar eine abgrundtief böse Kreatur von Ophelia Besitz ergriffen hat. Zwar weiß Sadie immer noch nicht, wie sie Ophelia helfen könnte, doch eine mögliche Lösung mag vielleicht im Spukhaus von Beacon Hill selbst liegen. Gemeinsam mit August versucht Sadie dem Bösen daher auf den Grund zu gehen und muss ganz nebenbei auch feststellen, dass die Legende um die "Madenmutter" eben doch keine schlichte Geistergeschichte ist, die sich nur ein paar überdrehte Teenager ausgedacht hatten. Und dann ist Ophelia plötzlich aus der geschlossenen Abteilung der Psychiatrie wie von Geisterhand verschwunden und während Sadie und August sich noch das Hirn zerbrechen, ob das Mädchen sich wieder in Beacon Hill befinden könnte, ahnt Sadie noch nicht, dass die Madenmutter längst sie als neues Ziel ihrer Grausamkeiten auserkoren hat.
Sadie warf einen letzten Blick zurück in die Schatten und zu den Bewegungen im Dunkel. Im trüben Schein der Flurlichter konnte sie Madenmutter lachen sehen. Ihr Leib war noch immer verdreht und die steifen Glieder bewegten sich zuckend und zitternd. Wie eine Spinne huschte die Kreatur durch den dunklen Gang, aus dem Sadie soeben geflohen war.
(Der Spuk von Beacon Hill/Seite 181)
Auf eine lebendige Umsetzung kommt es an:
Eigentlich hört sich ja der Beginn der Geschichte schon mehr als recht bekannt an. Denn es gibt z.B. wirklich mehr als einen Horrorfilm, wo es um ein scheinbares Spukhaus und eine urbane Legende geht und wo einige Teenager aus purer Langeweile zu einer mitternächtlichen Mutprobe schreiten und so das Böse erst richtig aufstacheln. Nichts neues auf der Titanic, könnte man zumindest sagen. Aber einen guten Horrorroman erkennt man eben nicht unbedingt an einem noch völlig unbekannten Einstieg in eine doch recht bekannte Handlung, sondern in erster Linie eher daran, wie der betreffende Autor oder die Autorin die Handlung spannend umsetzen, eine passende Atmosphäre aufbauen können und auch entsprechend die Figuren des Roman mit Leben füllen.
Bei diesem Roman mit dem Titel DER SPUK VON BEACON HILL handelt es sich hierbei übrigens um den amerikanischen Autor Ambrose Ibsen, den Kenner schon als Teil einer neuen Generation von Horrorautoren im Kielwasser so alter Haudegen des Genre wie Stephen King oder Dean Koontz sehen.
Dabei fällt auch auf, das es Ibsen in seinem Roman nicht wirklich schwer fällt, seine Leser direkt zu packen um sie dann auch schnell und zielsicher wie eben in einer guten Geisterbahn von einem Schrecken zum nächsten zu schleifen. Und sei auch der Beginn eigentlich doch recht bekannt, so gelingt es Ibsen eben auch hier schon, eine bedrückend finstere Atmosphäre zu schaffen, die er mit reichlich Spannung noch vorbildlich unterfüttert. So kommt es dem Leser hier auch schlicht nicht mehr in den Sinn, dieses Buch mal eben zur Seite zu legen. Denn als Leser - und das sage ich hier gerade aus der eigenen Erfahrung - steckt man schon nach den ersten Seiten viel zu tief in der Geschichte drin, als das man hier nun wieder herausgerissen werden will.
Auffällig ist auch, dass die jeweiligen Hauptfiguren wie Sadie, August oder Ophelia zuerst scheinbar etwas oberflächlich und weniger gleich in die Tiefe geschildert wirken. Doch auch hier kann ich dem Autor eigentlich keinen Punkt abziehen, denn ihm gelingt es recht schnell trotzdem mit der fortlaufenden Handlung, dass der Leser bald eine tiefere Verbindung zu den jeweiligen Figuren aufbaut, welche ihm so eben auch recht schnell ans Herz wachsen. Nicht zu vergessen ist hierbei auch der gerade zu Beginn der Handlung eingestreute Humor. Ich verweise hier nur einmal kurz und ohne nun einen dicken Spoiler loslassen zu wollen, auf ein kleines Mädchen in der Bibliothek, welches mit Hilfe von Sadie ein ganz bestimmtes Buch über kleine Kätzchen sucht. Die entsprechenden Dialoge wirken hierbei nicht nur äußerst realistisch, sondern transportieren den inhaltlichen Humor in einer geradezu perfekten Choreografie, ohne irgendwo dabei hölzern oder eben doch ein wenig unglaubwürdig zu erscheinen.
Wenn es dann mit "Madenmutter" in der Handlung wirklich los geht, kann sich der betreffende Leser (oder natürlich auch die gespannte Leserin) durchaus auf eine Handlung freuen, welche für einige, vielleicht nicht mit großen, aber doch bildhaft feinen wie finsteren Überraschungen sorgt, die wiederum für eine perfekte Gruselstimmung unerlässlich sind. Denn Ibsen jagt seine Leser nicht nur von einem atmosphärisch recht düster geschilderten Schrecken zum nächsten, sondern lässt seine Hauptfiguren Sadie und August auch bei ihrer verzweifelten Suche nach Informationen Hintergründe aufdecken, welche im Endeffekt sogar noch beklemmender und erschreckender wirken, als der Schrecken, welcher Sadie gerade in der Gegenwart bedroht. Und dafür benötigt Ibsen perfekter Weise keine Unmengen von Seiten mit langatmigen Erklärungen, sondern gibt generell über den gesamten Roman ein packendes Tempo vor, welches zu keiner Zeit Gefahr läuft den Fluss der Spannung zu unterbrechen um so den Leser gar bei Zeiten zu langweilen.
Hinweisen muss ich hier einfach auch noch darauf, das der Festa Verlag für die deutsche Veröffentlichung durchaus stilsicher auf das sehr ansprechende Originalcover des Roman THE HAUNTING OF BEACON HILL zurückgegriffen hat und nur den Titel eben auf Deutsch änderte. Zeigt dieses hier doch einmal mehr, mit wie viel Liebe man hier wieder einmal an die Veröffentlichung ging. Denn das Spukhaus-Cover alleine ist bereits gestalterisch wie farblich ein optisch gelungener Pageturner.
Alleine das Ende des Romans verwirrte mich ein wenig, denn hier zog das Tempo nicht nur merklich an, als es sich noch einmal um Sadie und Ophelia drehte (wobei ich hier nicht mehr verraten werde um die Spannung an sich nicht zu mindern). Und zudem überkam mich hier irgendwie ein Gefühl, als könnte ich eventuell eine gewichtige Information aus dem Vorfeld der Handlung überlesen haben. Nun, im Grunde hatte ich natürlich nichts überlesen und das scheinbar viel zu schnell abgehandelte Ende des Roman DER SPUK VON BEACON HILL entpuppte sich bei meiner nachfolgenden Recherche dann auch eher als ein kleiner und recht böser Cliffhanger. Denn die Geschichte um die junge Bibliothekarin Sadie ist damit natürlich noch längst nicht beendet gewesen, denn laut meinen weiteren Informationen gibt es seitens des Autors Ambrose Ibsen bereits zwei weitere Fortsetzungsromane um Sadie.
Für eine ganze Buchreihe hatte Ibsen zumindest mit DER SPUK VON BEACON HILL schon einmal einen recht spannenden wie schaurig-perfekten Auftaktband hingelegt. Da kann man nur hoffen, dass sich der Festa Verlag auch den nachfolgenden Romanen annimmt und diese somit den Lesern und Fans zugänglich macht. An mangelndem Zuspruch seitens entsprechender Rezensionen und positiver Kritiken vornehmlich hierbei von Seiten weiblicher Leserinnen mangelt es im Internet jedenfalls nicht, wie ich selbst bei meiner allgemeinen Recherche lesen durfte.
Aber natürlich kann der Roman DER SPUK VON BEACON HILL auch durchaus für sich alleine stehen. Der Nachteil ist hierbei allerdings dann doch ein klein wenig, dass die eine oder andere offene Frage so doch am Ende einfach unbeantwortet im Raum stehen bleibt.
Eben nicht unbedingt neu aber trotzdem spannend:
Generell möchte ich aber hier auch einmal darauf hinweisen, dass es in Sachen Spukhäuser kaum noch etwas gibt, welches im Bereich eines guten Romans oder einer entsprechenden Verfilmung nicht schon einmal da gewesen ist. Man sollte also auch hier dem hoffnungslosen Glauben an frischen, nie gekannten Ideen langsam ein geistiges Leichentuch verpassen. Denn auf "frische und bisher nie gekannte Ideen" werden wir wohl in den nächsten Jahren bis Jahrzehnten (nicht nur) in diesem Genre nicht stoßen.
Aber eine gute Umsetzung macht so ein Thema immer wieder rund und Ambrose Ibsen gelingt es hier geradezu spielerisch, seine Leser überraschend schnell in der besagt schaurigen Handlung mitzunehmen. So macht es auch schlicht einfach Spaß, einen Horrorroman wie DER SPUK VON BEACON HILL zu lesen, da dieser so ziemlich alles aufbietet, was einen guten Roman dieses Genre ausmacht.
Ibsen bleibt hier allerdings auch nicht einfach bei einer typischen Geistergeschichte stehen, in der ein solcher Geist fest am betreffenden Geisterhaus gebunden ist um in der Nacht eben nur dort mit den Ketten zu rasseln. Nein, die "Madenmutter" ist ein völlig anderes, fasst dämonisches Kaliber. Abgrundtief böse bereits zu Lebzeiten scheint ihr das Okkulte zumindest nie ein Fremdwort gewesen zu sein. Und wie sollte man eine Frau denn sonst anders als vollkommen böse bezeichnen, die selbst am Schmerz und am Leid sogar von Kindern geradezu aufblüht? Und so präsentiert uns Ibsen hier eben nicht nur eine Geschichte, die fest an einem alten Anwesen gebunden erscheint, sondern die weit darüber hinaus ebenfalls ihre finsteren Schatten wirft und wo okkulte Hintergründe ebenso dazu gehören, wie auch die Besessenheit der Opfer eines Geistes, welcher eben auch direkt als Dämon aus der Hölle selbst entsprungen sein könnte.
Hinzu kommt dann eben auch noch der fesselnde wie bildhafte Schreibstil seitens Ambrose Ibsen, welcher ohne viel Schnörkel beim lesen ein Kopfkino in Gang setzt, bei dem sich gerade auch die düstere Atmosphäre perfekt in den Hirnwndungen des Lesers festsetzt. Vergessen darf man dabei allerdings auch nicht, dass es Ibsen gleichzeitig ohne große Mühe gelingt, so verschiedene Charaktere wie Sadie und August aufzubauen, die recht schnell die Herzen der Leser erobern, weil sie irgendwie auch ohne seitenlangem Tiefgang in der persönlichen Beschreibung, stets authentisch und in ihren Handlungen glaubwürdig erscheinen. Was hier also zuerst wie ein recht einfacher Schreibstil des Autors daher kommen mag, ist in Wirklichkeit eher eine Kunst, die wahrlich auch nicht jedem Autor oder jeder Autorin gegeben ist. Denn nicht jedem Autor (oder Autorin) gelingt es ein gewisses Tempo gleichbleibend in der Handlung zu halten und manche Figuren werden mitunter auch in einer solchen Tiefe über so manche Seiten aufgebaut, so das hierbei ohne es eigentlich zu wollen, massive Durchhänger im Spannungsaufbau innerhalb der Gesamthandlung die Folge sind. Solche "Fehler" findet man bei Ambrose Ibsen in DER SPUK VON BEACON HILL eher kaum, da er sich bei der Handlung konsequent am roten Faden orientiert um überflüssige Passagen zu vermeiden, die einen Roman eben eher zwischendurch sogar schwächeln lassen.
Gesamt betrachtet ist DER SPUK VON BEACON HILL von Ambrose Ibsen nicht nur wegen seines Handlungsaufbau und wegen seiner gruseligen Spannung ein recht kurzweiliges Lesevergnügen, sondern weiß auch in den Details durchaus beim Leser schnell unter die Haut zu gehen, auch wenn vieles eben irgendwie doch beim Fan des Genre recht bekannt erscheint. Und so unterschiedlich die Charaktere seitens Sadie und August in diesem Horrorroman auch sein mögen, so bilden sie doch innerhalb der Handlung ein fasst schon perfektes Team, dem man nur zu gerne folgt, alleine schon der Dialoge wegen. Von meiner Warte aus betrachtet kann ich für DER SPUK VON BEACON HILL hiermit also nur eine absolute Leseempfehlung geben.
Der Spuk von Beacon Hill