Und wieder eine Buchvorstellung - »Der Kult«
Und wieder eine Buchvorstellung
»Der Kult«
Doch eines Tages ist nichts mehr so, wie es einmal war und der Kampf des Glaubens beginnt.
Das Unheil kündigt sich schon während der Morgenmesse in Gibbeah an, als plötzlich ein ausgewachsener Geier durch das geschlossene Kirchenfenster fliegt, um dann tot auf der Kanzel zu landen. Nur wenige Augenblicke später bricht in diese eher beschauliche Welt des Dorfes dann auch noch der schwarz gekleidete und selbst ernannte Apostel York ein, verprügelt während der Messe den alten Pfarrer Bligh, wirft ihn aus seiner eigenen Kirche sowie seiner Wohnung und reißt die gesamte religiösen Kontrolle und damit auch die Macht im Dorf an sich.
Unter Apostel York herrscht von da an nicht nur eine extrem strenge Auslegung des Glaubens, sondern auch völlig neue religiöse Lehren des Hasses in Gibbeah. Doch Hector Bligh ist nicht bereit dazu, seine kleine Gemeinde völlig kampflos aufzugeben. So entsagt er dem Alkoholgenuss und setzt alles daran, seine religiöse Herrschaft über den einstmals ruhigen Ort wieder zurückerobern zu wollen. Doch dieser Kampf wird alles andere als ein Zuckerschlecken werden.
Denn als selbst ernannter Apostel predigt York von Rache und Verdammnis und erweist sich damit auch als teuflischer Manipulator, der die ehemals friedlichen Dorfbewohnern auch zu einem Lych-Mord zu treiben versteht und statt tröstlicher Worte lieber gleich mit Bibelzitaten und Lügen jeden und alles terrorisiert.
So kommt es zu einem wahren Glaubenskampf epischen Ausmaßes, denn York scheint auch auf geheimnisvolle Weise Tauben oder Geier zubefehligen, welche sich nur zu gerne auf seine Gegner stürzen, um sie auf blutige Weise zu strafen. Ja, dieser Apostel York ist sogar gewillt, dieses Dorf mit seinen gesamten Einwohnern mit in den Abgund zu reißen, was ihm wohl auch (fasst) gelingen dürfte. Unterstützung findet York im Rausch seiner Vernichtungslust dabei auch durch Lucinda, einer hyterischen Betschwester, die auch heimlich dem finsteren Voodoo-Kult huldigt.Böse Omen und religiöser Fanatismus:
Bei dem Roman DER KULT handelt es sich um den Debütroman des in Jameika geborenen und in den USA lebenden Schriftsteller Marlon James, der jedoch nicht das erste mal unter dem Verlagslabel Heyne Hardcore in Deutschland erschienen ist. Die deutsche Erstausgabe erfolgte bereits im Jahre 2009, allerdings recht unbemerkt unter dem Titel TOD UND TEUFEL IN GIBBEAH im Verlag F. Stülten. Im Zuge der Veröffentlichung von Marlon James Erfolgsroman EINE KURZE GESCHICHTE VON SIEBEN MORDEN unter dem Label Heyne Hardcore, wurde TOD UND TEUFEL IN GIBBEAH dann 2018 unter dem Titel DER KULT ein weiteres mal in Deutschland verlegt.
Wenn hier von Sodomie, "blutrünstigen Taubenschwärmen" oder "teuflisch missgestalteten Kälbern" erzählt wird, liest der Rezensent eine magisch realistische Geschichte der jameikanischen Sorte. Vor allem aber versteht er diesen wuchtigen Roman als "universelle Parabel" über Verführbarkeit und Entmenschlichung.
(Entnommen aus einer Rezensionsnotiz seitens Süddeutsche Zeitung durch Perlentaucher - Das Kulturmagazin)
Aber auch in den USA selbst ist Marlon James Debütroman DER KULT unter dem Originaltitel JOHN CROW'S DEVIL (Erstveröffentlichung 2005) eher in einem kleinen New Yorker Nischenverlag erschienen, nachdem er vorher als Autor das gleiche Schicksal erlebte wie etwa Stephen King oder Joanne Rowlings, deren Erstlingswerke ebenfalls zuerst durch eine Vielzahl von Verlagen abgelehnt wurden.Man sollte aber wohl auch wissen, worauf man sich als Leser von DER KULT einlässt, denn Marlon James bedient sich hier einer geradezu brachialen Sprachgewalt, dessen inhaltliche Auseinandersetzung sich sicherlich nicht nur in markigen Bibelzitaten erschöpft, sondern neben einem gefährichen Fanatismus auch mit expliziten Schilderungen von Gewalt und Sex so manchen Leser etwas schockieren dürfte. Dabei gelingt es Marlon James allerdings auch, die verschiedenen Charaktere recht gut auszuarbeiten, um so seine Leser förmlich in eine scheinbar realistische wie aber auch zum Teil surreale kleine Welt eines Dorfes irgendwo in Jameika zu stürzen, in dem neben den christlichen Galubenssätzen auch der Volksglaube allgemein, als auch der Voodoo-Kult ihr Unwesen treiben. Dabei bedient der Roman DER KULT aber auch nicht nur die Fans von Geschichten mit christlich-mystischem Überbau, sondern eben auch Fans des Horror kommen hier durchaus auf ihre Kosten.
Die Schilderungen von Sex, Gewalt, religiösem Fanatismus und bösem Omen sind so intensiv und brachial, dass dem Leser manchmal schier der Atem stockt.
(Horrormagazin Virus/Ausgabe 85 zum Roman DER KULT)
Was das Cover innerhalb des Label Heyne Hardcore angeht, dürfte es allerdings nicht wirklich gleich gezielt ansprechend herüberkommen, da es doch recht einfach wie eigentlich auch nichtssagend daher kommt. Sieht man sich allerdings dagegen das schlichte, eher in einem dunklen Blauton gehaltene Cover seitens des Verlags F. Stülten an, so könnte man beim Heyne-Cover schon glatt wieder von einer wirklich optischen Verbesserung reden. Als Taschenbuch gibt es den Roman DER KULT seitens Heyne aber nicht, ist aber als gebundene Ausgabe mit 20,00 Euro eine günstige Variante. Die Taschenbuchausgabe unter dem Titel TOD UND TEUFEL IN GIBBEAH seitens des Verlag F. Stülte dürfte im hier "nur" gebrauchten Zustand (über Amazon erhältlich) mit schlappen 39,00 Euro schon eher als maßlos überteuert angesehen werden.
Der Kult