Eine weitere Buchvorstellung - »Boschs Vermächtnis«
Eine weitere Buchvorstellung
»Boschs Vermächtnis«
Die Auftraggeber von Hieronymus Bosch ließen sich vielfach im höheren Klerus und dem Adel finden, wobei er seine Gemälde in Öl auf Eichenholz fertigte. Wie nicht anders zu erwarten, waren seine Motive und inhaltlichen Themen meist religiöser Art gewesen, wobei er seine Gemälde auch gerne mit recht ungewöhnlicher Bildelsymbolik aber auch zum Teil albtraumhaften Fabelwesen in Form von Menschen mit Tierköpfen, Gnome oder Dämonen und Monster ausstattete, die auch heute noch nicht wirklich gesichert immer passend interpretiert werden können. Dabei waren die Abbildungen solcher Fabelwesen z.B. im Mittealter durchaus nicht ungewöhnlich, wie etwa als Beispiel in den "Bestiarien", den mittelalterlichen allegorischen Tierbücher, in denen sowohl reale Tiere wie auch fantastische Fabelwesen beschrieben wurden. Jedoch geht es auf Bosch zurück, diese Fabelwesen als eher erschreckenden Kreaturen darzustellen um so das Böse in den Menschen bildlich hervorheben zu können.
Boschs Werke finden dabei selbst heute noch regelmäßig eine hohe Aufmerksamkeit, wobei wir uns hier eher seinem Werk, der Bildtafel "Der Garten der Lüste" zuwenden wollen. Denn dieses Meisterwerk, in dem es um den Garten Eden, dem Paradies aber auch der Hölle als Nachwelt geht, ist der eigentliche Ausgangspunkt der vom Autor Christian von Aster (Herausgeber) angestoßenen Anthologie, in der insgesamt 32 Autoren sich in Kurzgeschichten der Symbolik wie auch der abgründigen Kreaturen von "Der Garten der Lüste" angenommen haben.
Geschichten zwischen Schrecken und Wahrheit, Glaube und Ketzerei, die vom 15. Jahrhundert bis in die heutige Zeit reichen und dabei so verschieden wie das Paradies und die Hölle sind.
(Aus dem Klappentext)
Und wurde das Werk und die dort enthaltenen Phantasien schon damals nicht wirklich von vielen Mitmenschen verstanden, denen das reichhaltige Bildwerk "Der Garten der Lüste" eher verstörend bis abstoßend vorkam, so faszinierend dürften so manche Geschichten heute eben aus der Anthologie BOSCHS VERMÄCHTNIS sein, welche wirklich sehr reichhaltig und interessant einen Bogen über die Genre Krimi, Fantasy, Horror aber auch der historischen Erzählung spannen.
Hierbei erhielt dann wohl jeder der Autorinnen und Autoren einen speziellen Bildausschnitt dieses Meisterwerk, um dann daraus eine entsprechende Kurzgeschichte zu verfassen, wobei es ihnen auch durchaus frei stand, ihren Beitrag z.B. im 15 Jahrhundert oder hin zur jetzigen Moderne ansiedeln zu können.
Nun dürfte es den Rahmen dieser kurzen Buchvorstellung sprengen, würde ich nun hier jeden Autor und jede Geschichte gesondert aufführen. Jedoch will ich hier stellvertretend drei Kurzgeschichten und ihre Verfasser ganz kurz herausgreifen, damit man sich zumindest als interessierter Leser ein kleines Bild machen kann.
- In der Kurzgeschichte "Vogeltränke" bekommen der Leser z.B. eine ganz spezielle Form der Schöpfungsgeschichte seitens der Autorin Lucy van Org präsentiert.
- Beim Autor Michael Hess geht es indessen in seiner Geschichte "Paradiesvogel" eher gruselig zu, wenn in einem Tal einer alten Gottheit ein Opfer gebracht wird.
- Und Christian Kuhl führt uns in seiner Geschichte "Ein Tor zur Hölle" vor, das auch für Vertreter der Kirche durchaus die Hölle warten kann.
> 32 Interpretationen abgründiger Kreaturen und Symbole. Geschichten die den Leser staunen, schaudern, vielleicht gar schmunzeln, aber gewiss nicht gleichgültig lassen. <
(Aus dem Klappentext)
Wie dies in Anthologien aber auch eben so ist, dürften beim Leser durchaus Schwankungen auftreten, wenn es darum geht, welche Geschichte persönlich nun besser gefällt oder eher nicht. Gesamt betrachtet dürfte BOSCHS VERMÄCHTNIS aber durchaus ein reichhaltiges wie interessantes Kompendium phantastischer, spannender wie auch mit Sicherheit surrealer Kurzgeschichten darstellen, welche durchaus in der Lage sind, das persönliche Kopfkino ordentlich in Wallung zu bringen.
Aber auch die Anthologie selber kommt recht stabil, sehr hochwertig und auch liebevoll gestaltet als Hardcover mit Fadenheftung, Lesebändchen, gerundeten Ecken sowie einem Gummiband zum verschließen der Kladde daher. Und auch wenn man so manche Autorennamen eigentlich noch nicht gehört haben mag - die Anthologie BOSCHS VERMÄCHTNIS liegt mir ja seit kurzem vor und ich musste natürlich schon mal aus reiner Neugierde da so einie Blicke in manche Geschichten riskieren - so kann ich doch hier auch bestätigen, dass vom Vorwort (seitens Christian von Aster) an über jede der Kurzgeschichten betrachtet, ein durchaus handwerklich recht ansprechendes Niveau vorliegt. Wer also mal Geschichten, ispiriert durch ein malerisches Meisterwerk lesen möchte, dem kann ich hier diese liebevoll gestaltete Anthologie wirklich empfehlen.Boschs Vermächtnis