Es lebe die monströse Fortpflanzung - »Monsterbreed«
Es lebe die monströse Fortpflanzung
»Monsterbreed«
Und als wäre dies nicht schon Glück genug, kann sie hier nicht nur eine warme Mahlzeit bekommen, sondern über Nacht auch ein alt eingerichtetes, aber gemütliches Zimmer für die Nacht beziehen. Natürlich kommt Sarah diese kleine Touristenabsteige irgendwie seltsam vor, doch sollte man freundliche Hilfe nicht abschlagen, wenn statt dessen die Alternative eine lange Nacht in einem defekten Auto bedeuten würde.
Also richtet sich Sarah für eine Nacht im Touristenzimmer der netten alten Dame ein, die sich auch recht führsorglich benimmt. Doch irgendwann in der Nacht wacht Sarah auf seltsame Weise wieder auf. Schatten bewegen sich scheinbar durch das Zimmer, die eigentlich nicht hier sein dürften. Und dann beginnt das eigentliche Grauen.
Aus den Wänden, der Decke und dem Boden schlängeln sich unterschiedliche dünne und dicke Tentakel empor. Das Zimmer selbst scheint ein einziges, lebendiges, aber auch monströses Wesen zu sein. Und dieses Wesen hat nur ein Ziel, es will sich fortpflanzen und es ist in der Lage, den Verstand und alle Sinne von Sarah zu seinen Gunsten zu manipulieren. Und so erlebt Sarah eine groteske Nacht aus Schrecken, Lust und nie gekannter sexueller Erregung.
Am nächsten Morgen scheint alles wieder völlig normal zu sein. Die Sonne lacht, der Wagen ist repariert und Sarah kann wieder ihre Reise antreten.
Einige Zeit später: Sarah ist wieder zurück in ihrer kleinen Wohnung. Sie ist schwanger von einem Wesen, dem sie sich nun als dessen Eigentum verbunden fühlt. Aber auch ein unbändiger Hunger überwältigt die junge Frau und verleitet sie dazu, etwas zu tun, was wohl viele in einem solchen Moment tun würden. Sie bestellt sich Pizza. Die Lieferung erfolgt auch umgehend durch einen jungen Mann, welcher die schwangere Sarah auch sonst sehr anziehend findet. Leider ein sehr großer Fehler, denn sicherlich hätte der Pizzabote gerne noch einmal das Licht des nächsten Tages gesehen.
Wieder einige Zeit später - es mögen wohl mehrere Tage vergangen sein - befinden sich die jungen Polizistinnen Mandy Stolz und Tina Winkler auf dem Weg zu Sarahs Wohnung. Das sie in dem Plattenbau keinen Fahrstuhl vorfinden und sich so im Treppenhaus abmühen müssen, um bis ins oberste Stockwerk zu gelangen, dürfte für sie bald das kleinste Übel darstellen. Da aber der Lieferdienst der Pizzaria eine Vermisstenanzeige wegen des Pizzaboten gestellt hat, der von seiner letzten Tour seltsamer Weise nicht mehr zurückgekehrt ist, müssen die Polizistinnen der Sache nachgehen. Und diese Kundin könnte schließlich auch die einzige sein, die den Pizzaboten zuletzt gesehen haben könnte.
Zwar gehen beide recht schnell davon aus, das bei ihrem Glück die betreffende Zeugin nicht einmal anzutreffen sein dürfte und wollen ihr deshalb nach dem klingeln eine schriftliche Nachricht hinterlassen, mit der Bitte, sich möglichst bald im Polizeirevier wegen einer Aussage zu melden. Doch dann geht plötzlich die Tür auf und Sarah steht recht aufreizend gekleidet vor ihnen.
Nach der Bitte, einige Fragen zu beantworten, lässt Sarah die zwei jungen Polizistinnen auch ohne Probleme in ihre Wohnung. Dabei führt Sarah sie in einen seltsam abgedunkelten Raum, der lediglich von einem rötlichen Schimmer erhellt wird, dessen Lichtquelle die zwei Polizistinnen jedoch nicht erkennen können. Auch nimmt man recht bald einen seltsamen, recht eigentümlichen Geruch wahr, den sie nicht zuordnen können. Sarah, die eigentliche Zeugin oder vielleicht sogar Verdächtige, wenn es sich um einen Kriminalfall handeln sollte, wirkt indessen auf die Beiden recht freundlich, aber auch eigentlich ziemlich ahnungslos.
Dieser erste Eindruck ist allerdings ein gewaltiger Fehler, denn ohne das die zwei Polizistinnen es merken, winden sich die ersten Tentakel bereits hinter ihnen aus dem Boden und den Wänden und die bereitete Falle scheint mit jedem weiteren Augenblick jegliche Flucht unmöglich zu machen.
Übernatürliches, surreale Erotik und ein Happen für zwischendurch:
Bei einem Taschenbuch pflege ich ja in der Regel als kleine Appetitanreger zwei bis drei kurze, aber knackige Zitate aus dem Inhalt der Handlung zu präsentieren. Dies unterlasse ich jedoch hier einmal, denn das Taschenbuch des Autors Krystan Knight, dessen Name mit ziemlicher Sicherheit ein Pseudonym ist, könnte man auch getrost als dünnes Taschenheft bezeichnen.
Mit nur rund 61 Seiten ist es daher auch eher ein kleiner Happen, den man ziemlich flott in einem Rutsch gelesen haben dürfte, wenn man Abends eventuell noch nicht einschlafen kann. Befände sich die Geschichte MONSTERBREED - GESCHWÄNGERT IM TENTAKELHAUS also mit anderen Geschichten in einem Buch, so könnte man hier ohne weiteres auch von einer Kurzgeschichte sprechen.
Dabei liebt es der Autor durchaus, seine Leserinnen und Leser mit recht einfachen, aber trotzdem gut vorstellbaren Figuren, sowie einer auf den Punkt gebrachten Handlung irgendwie zu fesseln. Das vorliegende Büchlein ist hierbei auch nicht sein bisher einziges Werk, welches man über Amazon beziehen kann. Es handelt sich nämlich hier auch um Geschichten, die man locker dem Bereich der Idependent-Literatur (also dem Selbstverlag) zuordnen kann.
Krystan Knight, über den ich auch nicht wirklich viel mehr herausfinden konnte, als das er lebt, liebt es hierbei recht bunt in seinen Geschichten. Seien es nun Geschichten über Ritter, aus dem Bereich des Adels, ob Sklavinnen oder auch ganz normalen Menschen ... er verbindet stets gerne Erotik, eventuell auch etwas Romantik mit recht fantastischen wie auch interessanten Elementen. Weitere seiner Taschenbücher mit Titeln wie DIE GEFANGENE DER ORKS: DER RAUB DER JUNGFRÄULICHEN ELFENPRINZESSIN oder SUKKUBUS: DÄMONIN DER LUST (letzteres hat z.B. schon einen Umfang von ca. 200 Seiten) zeugen da auch von einer regen Phantasie des Autors, den man wohl aber nicht wirklich auf ein Genre der Phantastik festnageln kann.
Im vorliegenden Fall von MONSTERBREED geht es wohl mit dem Tentakelwesen ein wenig in die Richtung Lovecrafts, auch wenn man hier kaum davon sprechen kann, das hier eine wirklich recht gruselige Stimmung erzeugt wird. Man kann hier also eher schon von einer recht seichten Kost sprechen, die trotz der monströsen Tentakel eines eher unmöglich richtig zu beschreibenden Kreatur eher auf Unterhaltung statt auf Gänsehaut abzielt. Dabei hat die Erotik einen recht hohen Stellenwert, ohne jedoch in manchen Punkten zu extrem in den Bereich der derben Pornographie abzudriften. Und auch das Ableben einer Figur wird hier nicht so beschrieben, das man eventuell Albträume davon bekommen könnte.
Im Grunde hat die Geschichte sogar etwas traumhaftes, gar surreales, was nicht wirklich mit Gewalt in die Realität einbricht, sondern sich eher förmlich aus der Realität hervorschleicht, um ihren Platz innerhalb eben dieser besagten Realität überhaupt behaupten zu können. Man könnte es auch irgendwie wie einen erotischen Traum definieren, um den sich die reale Welt wie ein feines, aber eben für sich stehend, graues Netz wölbt. Da mag der eine oder andere Satz vielleicht auch ein eher drastisches Element der Schilderung bedienen, in der Gesamtheit der Handlung jedoch wirkt dies weder abstoßend noch befremdlich.
Dabei liefert Krystan Knight hier natürlich auch kein Kleinod an hoher Literatur ab, weiß aber mit gut plazierten Szenen und einem recht ansprechenden wie flüssigen Schreibstil den Leser durchaus bei der Stange zu halten.
Mein kritischer Blickwinkel:
Nein, MONSTERBREED - GESCHWÄNGERT IM TENTAKELHAUS ist keine wirkliche Gruselgeschichte, auch wenn sie hier durchaus aus diesem Genre Anleihen recht eindeutig bedient. Im Grunde würde ich dieses Taschenbuch auch eher in die Sparte der Erotik einordnen wollen, bei der man sich wie hier einiger phantastischer Elemente bedient.
Wer da Fontänen aus Blut und jede Menge Gemetzel erwartet, der wird hier ebenso einen Fehlgriff getan haben, wie der, der hier nach wirklich drastischen sexuellen Schilderungen sucht. Es ist eben durchaus von allem ein wenig vorhanden, es macht allerdings kaum die Hauptseite der Geschichte aus. Aber auch wer hier zumindest eine gute Portion Nervenkitzel und Spannung auf hohem Niveau erwartet, sollte lieber die Finger von diesem Büchlein lassen. Denn die Handlung wirkt mitunter etwas spielerisch bis traumhaft, bedient sich bei dem Genre da und dort, um die Geschichte auf einem ansprechend interessanten Niveau zu halten und will so eigentlich auch nichts anderes sein, als erotische Unterhaltung, recht gut vermischt mit einer satten Portion düsterer Fantasy.
Anhand der Schreibweise traue ich dem besagten Autor dabei aber auch durchaus zu, auch in Sachen Spannung, Nervenkitzel und dunklem Schrecken mehr als nur eine Schippe ansprechend drauflegen zu können, wenn er denn wöllte. In MONSTERBREED findet man dies hingegen nicht wirklich, was die Geschichte an sich jedoch nicht als schlecht kennzeichnet, wenn man einmal vom Prinzip der reinen wie leichten erotischen Unterhaltung mit düsteren Elementen ausgeht. Denn schreiben und den Leser bei der Stange halten, vermag der Autor Krystan Knight durchaus, weshalb ich ihm hier auch gerne vier von insgesamt fünf Tentakel als Höchstbewertung zugestehe.
Gleichsam liegt hier aber auch in der Kürze die eigentliche Würze, denn auf dem reinen Niveau der Unterhaltung wäre die Geschichte, ausgedehnt z.B. auf 300 Seiten kein wirklicher Lesestoff, den ich durchgängig zu schätzen wüsste. Dafür liegen mir in diesem Genre doch blutigere wie auch sexuell deftigere (wenn in der Handlung thematisiert) Romane eher, die auch die Spannung in angebrachte wie erwartete Höhen schraubt und mich dabei gespannt lesend in grausame Abgründe zieht. Wer allerdings auch mal einen kleinen Happen für zwischendurch zur reinen Unterhaltung nicht verschmähen möchte, dem kann ich dieses kleine - oder sollte ich sagen dünne - Taschenbuch durchaus empfehlen.Monsterbreed - Geschwängert im Tentakelhaus