Phantastisches vom Hugh: Der Okkultist und das geliebte Medium
»Phantastisches vom Hugh«
Der Okkultist und das geliebte Medium
Mit Mms. Louise verbindet Jimmie Boy, wie sie ihn gerne nennt, fasst schon eine familiäre Beziehung. Zwar hatte er ihr einmal gesagt, dass er die Wahrsagerei aus einer Kritallkugel nicht gerade erst nehmen könne. Das nahm ihm Louise allerdings nicht wirklich krumm und verweist gerne darauf, dass es Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, die auch ihr Jimmie Boy wohl nicht verstehen könne. Aber eines Tages versucht Jim es wirklich einmal und beschäftigt sich mit der Kugel und hat dabei ein recht seltsames Erlebnis, welches er nicht einzuordnen versteht. Auch das Louise sich beharrlich weigert, gerade ihm die Zukunft vorherzusagen, empfindet er von seiner fasst mütterlichen Freundin als etwas übertrieben. Doch Louise scheint da ihre Gründe zu haben, die Jim eben akzeptieren muss.
Als er sich in New York bei bestem Wetter in den Park begibt, um Impressionen für seinen neuen Roman zu sammeln, passiert allerdings etwas, was seine bisherigen Planungen völlig über den Haufen werfen wird.
Er beobachtet ein hübsches junges Mädchen, wohl nicht älter als 23 Jahre und so blass, als käme sie mit dem Sonnenlicht nicht gerade häufig in Berührung. Das Mädchen wirkt irgendwie entrück in ihrem Verhalten gegenüber ihrer Umwelt, stellt sich aber bald als eine Art Fremdenführerin heraus. Als Jim sie anspricht wirkt ihr Verhalten zuerst etwas abweisend bis vorsichtig ihm gegenüber, was sich mit der Zeit jedoch recht bald ändert. Ihr Name ist Clarissa und schon bald verbringt Jim mit ihr jede freie Minute. Doch Clasissa hat ein Geheimnis, welches Jim recht bald in einige berechtigte Sorgen stürzt, denn längst hat auch er sich in das hübsche Mädchen verliebt.
Das Mädchen taute bald auf. Ich erfuhr, dass sie einer Gruppe von Gelehrten, die sich mit der eingehenden Erforschung der Möglchkeiten der Hypnose befasste, als Medium diente. Dieser Gruppe gehörte auch der berühmte Psychologe Professor M. aus Chicago an.
(Hugh Walker: Der Okkultist/Geliebtes Medium/Seite 330)
Von der Gefährlichkeit des Wissendurst:
Neugierde war wohl mit ein Grund, weshalb Jim bei einer dieser Sitzungen mit Professor M. zugegen sein wollte, und dies wurde ihm sogar gestattet. Doch das Experiment, bei welchem Clarissa ihm faktisch vollkommen hilflos wie ein Versuchskaninchen vorkommt, läuft bald schon selbst für Jim völlig aus dem Ruder. Denn Professor M. befiehlt Clarissa in Trance, Jim zu töten. Doch selbst in dieser Situation scheint sich das Unterbewußtsein des Mädchens gegen diesen Befehl zu sträuben. Aber auch die anderen - an diesen Experimenten beteiligten - Wissenschaftler versichern Jim hierbei, dass Clarissa an den Vorkommnissen später keinerlei Erinnerung mehr haben wird.
Es dauert auch nicht lange und der Professor und seine Gruppe wollen das Experiment fortsetzen. Zwar legt Jim Wert darauf, dass man Clarissa nicht wieder in Trance zu einem Mord verleitet, doch daran hält sich die Gruppe von Wissenschaftlern samt Professor M. herzlich wenig. Gemeinsam mit Clarissa beschließt Jim deshalb, jegliche weiteren Experimente abzulehnen. Da die Liebe mittlerweile zwischen Jim und Clarissa sich auch sehr gefestigt hat, beschließt er, sie bei seiner Rückreise mitzunehmen. Doch Professor M. gelingt es kurz vor ihrer beider Abreise, nochmals Clarissa zu sich zu bitten, um die Versuche - wie er sagt - abschließen zu können. Auch Jim gibt sich damit einverstanden, damit die Frau die er über alles liebt, auch hier einen Schlussstrich ziehen kann.
Ich verfluchte den verrückten Ehrgeiz Professor M's. In diesem Augenblick nahm ich mir vor, mit ihm abzurechnen. Ich hasste ihn. Ich hasste die Welt, die so grausam mit ihren zerbrechlichen Geschöpfen verfuhr.
(Hugh Walker: Der Okultist/Geliebtes Medium/Seite 347)
Scheinbar verläuft aber alles ohne weitere Komplikationen, bis Clarissa plötzlich vor Jim mit einer Psistole steht und abdrückt. Es sind nur Platzpatronen, doch Clarissa scheint aus ihrem Zustand der Trance nicht mehr zurück in die Realität zu finden. Verzweifelt versucht er Professor M. zu kontaktieren, damit dieser dafür sorgt, dass Clarissa keinen Schaden davon trägt. Doch dieser ist telefonisch nicht erreichbar. Auch ein anderer Doktor der Gruppe kann Jim nicht wirklich weiterhelfen. Da greift Jim zu seinem letzten Strohhalm, Mms. Louise. Mit ihr scheint es sogar zu gelingen, Clarissa aus ihrer Trance wieder heraus zu holen. Doch die Wahrsagerin warnt ihn eindringlich davor, dass man das Unterbewußtsein nicht so einfach betrügen könne. Professor M. meldet sich plötzlich ebenfalls telefonisch bei Jim und gibt ihm zu verstehen, dass nur er dafür sorgen kann, dass das Mädchen alles vergisst was er ihr in der Hypnose eingegeben habe. Doch Jim lehnt mit diesem modernen "Frankenstein" jeglichen weiteren Kontakt hinsichtlich seiner Person oder Clarissa kategorisch ab.
'Ja, Clarissa war nun frei!' dachte ich bitter. Der dämonische Befehl zu töten, wenn auch - wie ironisch - nur im Spiel gegeben, hatte bittere Ernte gebracht. Man kann das Unterbewußtsein nicht so leicht täuchen!
(Hugh Walker: Der Okkultist/Geliebtes Medium/Seite 359)
Am Tag der Abreise beschließt Clarissa nochmals in ihre Wohnung zu fahren um dort zu packen. Doch als sie sich nicht mehr zurück meldet, macht Jim sich Sorgen und versucht sie telefonisch zu erreichen. Clarissa sagt nicht viel, jedoch was sie sagt, versetzt Jim in höchste Alarmbereitschaft, weshalb er direkt zu ihrer Wohnung eilt. Was er dort vorfindet ist eine Clarissa, die völlig neben der geistigen Spur ist und eine Leiche, welche aus großer Liebe zu ihm sterben musste.Wer ist Ray Cardwell?
Nun, die Kurzgeschichte GELIEBTES MEDIUM stammt wohl nicht von Hugh Walker (Hubert Straßl) alleine, sondern ist faktisch ein Gemeinschaftsprodukt zwischen Walker und dem selbsternannten Geisterjäger, dem Walker in seinen Romanen den Namen Hans Feller gegeben hatte. Wie der gute Mann nun wirklich heißt, darum macht Hugh Walker auch weiterhin ein recht großes Geheimnis. Auch sonst scheint diese Person, die faktisch Pate für die Romanfigur des Okkultisten Hans Feller steht, durch einige Geheimnisse ein bewegtes Leben genossen zu haben.
Die Figur der Klara Milletti ist hingegen eher ein fiktives Produkt seitens Hugh Walker selbst. Hier soll das Foto einer Frau jedoch durchaus der Beschreibung dieser besagten weiblichen Romanfigur entsprechen. Wer hierzu einige tiefere Informationen erhalten möchte, dem sei das Buch DER OKKULTIST aus dem Verlag Emmerich Books & Media ebenfalls empfohlen. Denn neben den drei Romanen um und mit Hans Feller und Klara Milletti, sowie der gemeinsamen Kurzgeschichte GELIEBTES MEDIUM, weiß auch Peter Emmerich selbst in seinem dort vorliegenden Vorwort einiges zum Thema Hans Feller, Romanfigur, reale Person und diverse Geheimnisse zu berichten, was ich hier nun allerdings auch nicht vorwegnehmen möchte. Genügend Raum für weitere Spekulationen ist aber auch hier wie bei der Figur/Person "Hans Feller" durchaus gegeben.
Der Autorenname Ray Cardwell als Pseudonym soll jedenfalls für dieses vorliegende Gemeinschaftsprodukt stehen und hinter diesem Pseudonym wiederum stehen, so die informative Quelle, Hugh Walker selbst als auch die genannte reale Person, welche hier eben nach der Romanfigur Hans Feller benannt wird. Oder sollte es doch so sein, das Hugh Walker uns hier einen Trick vorführt, um die Realität mit einer phantastischen Sichtweise zu verbinden? Leider kann ich hier nun nichts genaueres berichten, wo denn nun wirklich die fiktive Romanfigur endet und eventuell die reale Person in Sachen Feller beginnt, bzw. beginnen könnte. Feller soll laut den mir vorliegenden Informationen in dieser Kurzgeschichte jedenfalls den ortsbezogenen Hintergrund der Stadt New York beigesteuert haben.
Die Kurzgeschicht GELIEBTES MEDIUM ist übrigens eine Überarbeitung und hatte vormals den Titel DER POSTHYPNOTISCHE BEFEHL. Die Kurzgeschichte selbst erschien zum ersten mal unter dem Pseudonym Ray Cardwell 1967 in einer Anthologie mit der Nr. 22 im Heyne Verlag. Danach erschien die Kurzgeschichte 1974 in dem VPM Vampir Taschenbuch Nr. 12 beim Erich-Pabel-Verlag unter dem Titel MASKEN DES TODES bei insgesamt fünf Kurzgeschichten von Hugh Walker in diesem Taschenbuch. Ein weiteres mal wurde diese Kurzgeschichte von Hugh Walker mit drei weiteren Kurzgeschichten von ihm dann nochmals in dem Romanheft der Reihe Dämonen-Land Nr. 70 aus dem Bastei Verlag 1992 veröffentlicht, welches ebenfalls unter dem Titel MASKEN DES TODES erschien.Mein Fazit zu GELIEBTES MEDIUM:
Die Geschichte ist wie die Bezeichnung schon aussagt, recht kurz und lässt sich locker in einem Rutsch lesen. Will man hierbei jedoch in die Gefühlsebene der Geschichte richtig eintauchen, um hier der Handlung auch auf dieser Ebene zu folgen, so sollte man die Seiten nicht so einfach nur lesend überfliegen. Das wäre auch recht schade, denn dann ginge dem Leser auch so einiges verloren.
Die Geschichte selbst würde ich allerdings nur bedingt als Horror im eigentlichen Sinne betrachten. Die Handlung spielt nämlich - und deshalb rede ich ja hier über eine bestehende Gefühlsebene - mit dem Gefühl für einen geliebten Menschen wie auch mit dem Gefühl einer tiefen Freundschaft, aber auch mit der Verlustangst. Will man dies auf sich wirken lassen, so empfiehlt es sich also, die Handlung mit bedacht zu lesen, um hier alle sich dabei bietenden Eindrücke zu verarbeiten.
Ich sage dies auch aus dem Grund heraus, weil in dieser Kurzgeschichte etwas mit der Charaktertiefe der Figuren geschludert wird. Doch damit muss man bei Kurzgeschichten eigentlich leben, denn durch die Kürze bieten solche Geschichten auch einfach nicht den nötigen Raum, um die verschiedenen Charaktere auch in der Tiefe ausarbeiten zu können.
Trotzdem bildeten sich in meinem Kopf recht schnell die passenden Bilder sowohl zu dem Umfeld der Handlung als auch zu ihren Hauptfiguren. Nur bei Professor M. der hier den Stein allen Übels ins rollen gebracht hat, setzte die Vorstellungskraft, also die betreffende Phantasie etwas aus und so blieb dessen Gesicht oder Erscheinungsweise eher nebelhaft und bildete so in meinem Kopfkino eine Art blinden Fleck. Aus diesem blinden Fleck tauchen die anderen Wissenschaftler, die dieser Gruppe angehören auch nicht hervor, weil sie schlicht irgendwo in der Handlung nur erwähntes Beiwerk darstellen.
Gesamt betrachtet hielt sich so die Spannung auf einem durchaus vertretbarem Level, hätte aber mit nur wenigen Seiten mehr auch durchaus Luft nach oben gehabt. Das Roman-Duo Feller/Milletti taucht in dieser Kurzgeschichte ebenfalls nicht auf, so das diese Geschichte auch in mancher anderen Anthologie des Genre locker ihren Platz finden kann, in welcher z.B. mehrere Autoren ihre Geschichten vorstellen.
Gesamt gesehen und weil mich die Handlung an sich durchaus zu berühren wusste, kann ich der Kurzgeschichte GELIEBTES MEDIUM denn auch noch vier von insgesamt fünf Punkte als Bewertung zugestehen, auch wenn sie gleichberechtigt neben den drei Romanen des Buches DER OKKULTIST betrachtet, wohl als das schwächste Glied der Kette gesehen werden kann. Doch mit vier Punkten liegt auch diese Geschichte noch durchaus gut über dem Durchschnitt, wenn man sich etwas mit Kurzgeschichten im besagten Genre auskennt.
Abschließend kann ich jedenfalls das Buch DER OKKULTIST von Hugh Walker aus dem Verlag Emmerich Books & Media jedem Freund des eher schleichenden Schreckens durchaus wärmstens ans Herz legen.Bestien der Nacht
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