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Eine lang ersehnte Fortsetzung - Tim Miller: Zurück nach Hell, Texas

Zurück nach Hell, TexasEine lang ersehnte Fortsetzung
Tim Miller: Zurück nach Hell, Texas

Als ich damals die Novelle WILLKOMMEN IN HELL, TEXAS von Tim Miller gelesen hatte, die ja als Band 11. der Extrem-Reihe im FESTA Verlag erschienen war, konnte ich eine gewisse Begeisterung nicht leugnen (Rezension hierzu gemeinsam mit dem Extrem-Band 12 bereits im Zauberspiegel erschienen). Miller wusste jedenfalls, welche Knöpfe er bei mir drücken musste, um mich bei der Stange zu halten.


Und nun liegt mit Extrem-Band 25 die lange ersehnte Fortsetzung vor.

Zurück nach Hell, TexasZurück nach Hell, Texas
Doch bleiben wir noch einmal kurz bei der ersten Novelle. Hell ist eine Art Städtchen irgendwo im Nirgendwo von Texas und eigentlich dürfte es diese völlig versteckte Siedlung überhaupt nicht geben. Seine Bewohner sind Kriminelle, Serienmörder sowie Ärzte und Wissenschaftler ohne jegliche Skrupel, die an und mit lebenden Menschen experimentierten, oder Vergewaltiger und schlichtweg hochgradig gefährliche Psychopathen, die hier in Hell ihrem Sadismus freien Lauf lassen konnten. Aber sie alle hatten auch ein gemeinsames Problem, sie waren rassistisch Veranlagt.

Wenn man ersichtlicher Weise Mexikaner war oder zumindest mal von selbigen abstammte, dann hatte man faktisch schon einen Freibrief auf einen grausamen Tod oder auf eine langanhaltende Hölle auf Erden. Trafen diese Merkmale nämlich zu, so wie bei den zwei College-Pärchen in WILLKOMMEN IN HELL, TEXAS, dann verschhwand man irgendwo in der Nähe von El Paso und niemand würde ihre verzweifelten Schreie hören.

Das zumindest dieser Rassismus durchaus noch in den USA sehr gegenwärtig ist, musste man unlängst in der Realität feststellen, als der neu gewählte Präsident der USA nicht nur im Vorfeld eine Mauer zu Mexiko ankündigte, sondern scheinbar auch gewillt ist, dieses Bauwerk der Schande zu errichten. Man sieht also, nicht alles ist wirklich weit hergeholt.

Doch lassen wir mal die Realität bei Seite, die gerade keine wirklich rosigen Zeiten andeutet, weil auch in der großen Politik auf verschiedenen Ebenen die Vernunft gerade mit der Dummheit verstecken zu spielen scheint. Dafür wenden wir uns hier mal der Fortsetzung von Tim Millers ZURÜCK IN HELL, TEXAS zu.

Zurück nach Hell, TexasDas Böse findet immer einen neuen Weg:
Hell, diese Siedlung die es hätte überhaupt nicht geben dürfen, wurde durch einen großangelegten Polizeieinsatz aufgelöst. Dabei ging man nicht gerade zimperlich mit den Bewohnern von Hell um. Egal ob Täter oder (zumeist völlig verstümmelte und traumatisierte) Opfer, alle wurden sie bei diesem Einsatz gezielt getötet und die Siedlung in Flammen gesetzt.

Cole ging an Nash vorbei, der ihn am Arm packte. Cole blieb abrupt stehen, starrte Nash an, der seinerseits sofort losließ.
"Du bist der Bürgermeister", verkündete Cole. "Aber ich bin der Teufel. Fass mich nie wieder an." Dann verließ er die Kirche.

(Zitat: Zurück nach Hell, Texas / Seite 41)

Dies geschah aus einem glaren Grund. Man konnte Opfer und Täter kaum noch unterscheiden und für manche grausam entstellte Opfer war der Tod schlicht nur noch eine Erlösung von den schrecklichen Qualen, die man ihnen in Hell zugefügt hatte. Zum anderen wollte man diese Hölle mit den Wurzeln von dieser Erde tilgen. Hell geriet danach sehr bewußt schnell in eine gewisse Vergessenheit. Niemand der dabei war, wollte später nochmal an diese Schrecken erinnert werden, die man bei dem Einsatz vorfand. Niemand, auch nicht Texas Ranger Garrett Parker, der damals bei diesem Einsatz direkt als noch junger Gesetzeshüter mit den erschreckenden Greueltaten in Hell konfrontiert wurde.

Hell lag nun für Garrett weit weg, selbst wenn das Gesehene ihn vielleicht manchmal in seinen dunkelsten Träumen wieder heimsuchen sollte. Doch die Erinnerung wird in dem Moment auf brutale Weise zurück geholt, als sein Vorgesetzter mit einigen ungelösten Fällen aus genau dieser Gegend wieder bei ihm auftaucht.

Menschen verschwinden plötzlich in dieser Gegend und tauchen nie wieder auf. Und diese sich häufenden Fälle machen auch vor kleinen Kndern nicht halt, die im nächsten Moment spurlos verschwunden sind und nie wieder gesehen werden. Weder Garrett noch sein Vorgesetzter hoffen, dass Hell wieder existiert oder zumindest etwas von dieser Siedlung des Schreckens überlebt hat. Doch die besorgniserregenden Meldungen zwingen sie nunmal dazu, auch in dieser Richtung zumindest einmal nachzuforschen, ohne die Presse gerade auf diesen heiklen Punkt aufmerksam zu machen.

Jade zog weiter an den blutigen, schleimigen Organen, bis sie unter Spannung standen. Meagan bebte und zitterte. Jade setzte einen Fuß auf das Bein des Mädchens und zog kräftiger.

(Zitat: Zurück nach Hell, Texas / Seite 85)

Dort angekommen wird Garrett ein noch recht unerfahrener Mann der örtlichen Polizei zur Seite gestellt, der die Informationen über Hell nur noch von höherem sagen her kennt. Als sie dann in dem Gebiet nachsehen, in dem sich noch immer die Überreste von Hell befinden, stellen sie fest, dass diese Siedlung des Grauens nicht wieder zum Leben erwacht ist. Dabei ahnen sie nicht einmal, dass sie längst beobachtet werden von einem Mann namens Cole, den die, die ihn kennen, schlicht für den Teufel persönlich halten.

Da Hell nach wie vor ein Freidhof der schrecklichen Erinnerungen ist, könnte Garrett Parker eigentlich wieder beruhigt nach Hause fliegen. Doch eine Vorahnung hält ihn davon ab. Hat vielleicht doch etwas damals aus Hell überlebt? Wäre es nicht vielleicht sogar möglich, dass Hell an einem anderen Ort, nicht so weit von hier entfernt, neu erstanden sein könnte? Man beschließt also der Sache auf den Grund zu gehen und einen Köder zu legen, um auch diese Möglichkeiten ausschließen zu können. Ein fataler Fehler, denn der Teufel von Hell hat sie längst im Visier und was sie erleben werden wird alles in den Schatten stellen, was sie bisher über Hell wussten.

"Manchmal verstehe ich dich wirklich nicht", erklärte Nash. "Du wirkst dauernd so ruhig, aber in deinem Inneren bist du eine tollwütige Bestie."

(Zitat: Zurück nach Hell, Texas / Seite 97)

Zurück nach Hell, TexasHochspannung wie bei einem blanken Nerv:
Fortsetzungen sind ja immer so eine Sache. Nicht jedem Autor gelingt es, bei seinem ersten Werk nun noch einen drauf zu setzen. Mitunter ähnelt das neue Werk dem älteren sogar etwas, was sich dann wie Wiederholungen in größeren Bröckchen liest. Das kann die Spannung kaputt machen und im schlimmsten Fall legt man dann den Roman/das Buch bei Seite, weil einem der Inhalt nur zu bekannt vorkommt und damit den Reiz verliert.

Andererseits sollte man bei einer Fortsetzung auch Bezüge zum vorhergegangenen Buch nicht vergessen, denn sonst wirkt es einfach zu weit entfernt und ohne innere, logische Zusammenhänge.

Tim Miller passiert dies hier nicht. Er nutzt den Vorgänger WILLKOMMEN IN HELL, TEXAS wie ein grobes Gerüst um seine weiterführende Sory daran säuberlich neu aufzubauen. Unnötige Wiederholungen vermeidet er, so dass z.B. die Thematik des Rassismus hier völlig wegfällt und keine wirkliche Rolle mehr spielt. Die neuen Bewohner von Hell sind eine andere Generation die sich zudem unter völlig anderen Voraussetzungen wieder zusammen gefunden hat. Letzteres sorgt für inhaltlich logische Veränderungen, wobei dieses Hell und seine Bewohner nicht minder grausam und erschreckend sind. Ja, Hell und seine Bewohner bilden nunmehr nicht einmal eine wirklich homogene Masse, so das man das herannahen von tiefgreifenden Veränderungen innerhalb der Handlung durchaus inerhalb des Handlungverlauf spürt. Veränderungen, die durchaus auf eine weitere, dritte Fortsetzung schließen bzw. diese nicht unmöglich erscheinen lassen.

Die Charktere wirken hierbei durchaus etwas flach, weil sie nicht über Seiten in die Tiefe entwickelt werden. Nur ist dies eigentlich in Novellen immer so, in denen wie hier auf rund 160 Seiten eine Story mit einem gewissen Tempo und anhaltender Spannung untergebracht sein will. Dies ist ein Element dieser schlanken Form, gegenüber Büchern von 300 bis 500 Seiten oder z.B. in kurz hintereinander erfolgenden Serien wie etwa Heftromanen, in denen man die einzelnen Charaktere auch Stück für Stück in die tiefe gehend ausbauen kann. Dieser Umstand ist hier aber auch nicht als negativ zu betrachten, denn was die Spannung und das Tempo der Story an sich angeht, lässt der Autor hier wahrlich keine Wünsche offen. Und glaubt der Leser noch am Anfang und auch während der Handlung selbst noch daran, dass die Figur des Garrett Parker hier der obligatorische Held ist, der am Ende alles schon wieder irgendwie richten wird, der wird am Ende eine wirklich böse Überraschung erleben. Hier baut uns nämlich Tim Miller einen teuflisch guten Cliffhanger ein, der auf eine weitere Fortsetzung hoffen, Nein, geradezu fiebern lässt.

Weist die Handlung auch zwischendurch einige ruhige Momente auf, in denen der Leser mal durchatmen darf, so kann dies nicht darüber hinweg täuschen, dass die Gesamthandlung ein ordentliches Tempo aufweist und die Spannungsschraube hierbei ebenso ordentlich wie beständig angezogen wird. In diesem Punkt legt Tim Miller sogar, wie ich finde, eine volle Schippe gegenüber WILLKOMMEN IN HELL, TEXAS drauf. Ganz zur Freude des Lesers.

Doch dieser sei hier auch vorgewarnt. Mit seinen Romanen wie FAMILIENMASSAKER, DIE VERDAMMTEN DES HIMMELS, NACHT DER RACHE oder eben WILLKOMMEN IN HELL, TEXAS (alle erschienen im FESTA Verlag), zeigt der Autor Tim Miller recht deutlich, dass er nicht gerade Romane für Menschen mit einem schwachen Magen schreibt. Wer also hier das oberste Zitat aus ZURÜCK NACH HELL, TEXAS für harten Toback hält, der sollte sich z.B. die Passage mit der Schlange in dieser Story nicht entgehen lassen, die das Kopfkino geradezu explodieren lässt. Man sollte also mit phantasievoller Gewalt (einer Kreuzigung inbegriffen), wirklich blutigen Szenen und der einen oder anderen derben Portion Sex klar kommen, wenn man dieses Werk zur Hand nimmt.

Positiv ist darüber hinaus auch, dass man es hier nicht mit den schon bekannten, eher sehr einfältig gestrickten aber grausamen Hinterwäldlern zu tun bekommt, die man sonst üblicher Weise in solchen Horror-Romanen geboten bekommt.

Zurück nach Hell, TexasMein Fazit:
Tim Miller fackelt hier auf knapp 160 Seiten ein Feuerwerk an Blut, Spannung und schockierenden Exzessen menschlicher Abgründe ab, die den Leser gnadenlos süchtig nach mehr macht.
Der Nachteil ist, es wird wohl einige Zeit ins Land gehen, bis wir hier weiteres Material aus Hell in Texas geliefert bekommen werden.

Für mich hatte ZURÜCK NACH HELL, TEXAS sogar noch einiges mehr an Spannung gegenüber der ersten Story WILLKOMMEN IN HELL, TEXAS zu bieten. Das mag daran liegen, dass die erste Story etwas zu vorhersehbar war, wo die Fortsetzung nun doch einige recht interessanten Wendungen aufwies. Interessierte sollten sich in jedem Fall aber beide Bände aus der Extrem-Reihe bei FESTA ordern, sofern sie nicht schon den ersten Band von Tim Miller genossen haben. Doch sei hier auch darauf hingewiesen, dass der einfache Weg zum nächsten Buchhändler für diese Bücher genau der verkehrte Weg ist, denn die Bände der Extrem-Reihe haben bekanntlich keine ISBN-Nummer und sind nur direkt über den Verlag zu bestellen. Die dort im Shop angegebene Altersempfehlung ist dabei auch alles andere als ein Werbegag und hat durchaus seine Berechtigung.

Von mir erhält diese Fortsetzung daher glatte fünf von fünf bluttriefende Klingen als Bewertung mit der Hoffnung, auf ein baldiges Wiedersehen in der Hölle von Texas.
Zurück nach Hell, Texas
Zurück nach Hell, Texas
von Tim Miller
Buchreihe: Festa-Extrem
Übersetzung: Rene Ulmer
Genre: Horror/Thriller
Seitenanzahl: 160 Seiten/Cover Lederoptik
Preis: 12,80 Euro
Deutsche Erstveröffentlichung: 15. März 2017
FESTA Verlag (Privatdruck ohne ISBN)

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