Schmackhaftes - Mister Torso und andere recht schmackhafte Extremitäten
Schmackhaftes
Mister Torso und andere Extremitäten
Aber zumindest weiß man bei diesem einen Autoren schon mal, worauf man sich hier einlässt. Wer also mit dem Autor generell nicht warm wird, oder nicht klar kommt, der sollte dann schlicht die Finger gänzlich von seinen Büchern lassen. Seien es nun umfangreiche Romane oder eben Anthologien. Für alle anderen heißt es hier zugreifen.Und sie lieben ihn heimlich wohl doch:
Edward Lee ist so ein Autor, der die Leserschaft recht gerne spaltet. Es gibt sogar Leute, die bei seinen Werken eigentlich kein gutes Haar finden. Denen er zu obszön ist, zu ekelerregend, zu blutrünstig oder eben irgendwie zu pervers. Das tun sie dann gerne bei Amazon oder anderswo kund. Und ich meine damit jedes Buch, dass sie von Lee gelesen haben. Irgendwie sagt mir dies allerdings, dass sie wohl doch heimlich auf diesen Autor stehen, denn wäre ihre Kritik wirklich ernst gemeint, so frage ich mich, warum sie immer wieder zu einem weiteren Buch dieses Extrem-Autors greifen. Mal ehrlich liebe Leserinnen und Leser, steht zu dem was ihr geistig konsumiert, egal wie ekelhaft oder pervers es auch sein mag. Ich werde euch deshalb nicht schief ansehen, denn ich stehe selbst auf dieses kranke Zeug. Selbst wenn mich mit der Anthologie MISTER TORSO UND ANDERE EXTREMITÄTEN unser guter Edward Lee mich dieses mal selbst bei zwei Geschichten an den Rand der Magenverstimmung heran getragen hatte.
Im Leseland, wo es keine Grenzen gibt:
Sei es nun ein erfolgreicher Banker, der ein höchst ekeliges – nun sagen wir mal bescheiden – Hobby pflegt, das längst schon zu einer manischen Sucht angewachsen ist, wie in der Geschichte DER DRITOPHILE. Oder nehmen wir die wirklich plastischen Beschreibungen weiblicher Schrecken in der Geschichte DAS BABY. Beide male spielte bei mir das Kopfkino dieses mal Achterbahn der ekligen Art. Wer also über ein recht gutes Kopfkino beim lesen verfügt, eventuell noch einen recht rebellischen Magen sein eigen nennt, der sollte beim lesen zumindest während dessen und danach auf größere oder kleinere Snacks verzichten. So ein Leckerchen könnte nämlich schneller wieder oben sein, als man es hatte herunter schlucken können. Doch seien wir uns klar darüber, wer die Romane von Edward Lee kennt, der weiß zumindest, dass bei diesem Autor manchmal nur die Harten auch wirklich in den Garten kommen. Und wer will da schon als Leser ein Weichei sein? Und mittlerweile dürfte es auch dem letzten Leser wohl klar geworden sein, dass der schleichende, hintergründige Schrecken nicht wirklich das Ding von Edwards Lee ist, auch wenn ihm dies durchaus nicht fremd ist. Schon „Madenmädchen“ machten süchtig:
Die Geschichte MADENMÄDCHEN IM GEFÄNGNIS DER TOTEN FRAUEN war mir indessen schon bekannt aus der FESTA Anthologie mit dem Titel KANNIBALEN (verschiedene Autoren). Eigentlich war diese Kurzgeschichte sogar meine erste persönliche Berührung mit dem Autor Edward Lee. Und diese Berührung hat in mir ebenfalls eine gewisse Sucht ausgelöst, der ich durchaus gerne ab und an fröne, weswegen bisher noch jeder Roman bzw. jedes Buch von Edward Lee in Deutschland den Weg in mein Bücherregal gefunden hat. Wenn es mir dann mal zu warm wird und ich irgendwo den Hintern auf die literarische Herdplatte setzen will, weiß ich zumindest, dass dort irgendwo noch ein Lee auf mich wartet, den ich sogleich zur Hand nehmen kann. Es ist daher gut zu wissen, dass aufgrund des Erfolges, der FESTA Verlag die Druckrechte auf alle seine Werke an Land ziehen konnte. Ich kann allerdings nur immer wieder davor warnen, in den Geschichten von Edward Lee nun zwanghaft nach Figuren zu suchen, mit denen man sich positiv identifizieren kann. Zwar macht Lee auch da schon mal Ausnahmen, doch die Regel ist es nicht. Der Spaß beim lesen stellt sich daher erst dann richtig ein, wenn man sich bewusst auf die Niederungen des Lebens und der Menschen herab lässt. Diese Figuren von Lee sind in mancher Hinsicht nämlich ehrlicher als jeder Held einer Grusel-Soap-Opera, der kein Wässerchen trüben kann, bei dem die Gerechtigkeit schon so stark ausgeprägt ist, dass man sie als biologischen Kampfstoff einordnen müsste und die ein Sexleben mit besonderen Vorlieben nur von höherem Sagen her besitzen. Wer also irgendwie bzw. irgendwo eine Insel der heilen Welt benötigt, um einem Roman oder einer Kurzgeschichte etwas abgewinnen zu können, der sollte wirklich zu den Heftchen von DR. STEFAN FRANK greifen, dem vertrauen nämlich nicht nur die Frauen, sondern auch die Hamster. Doch was erwartet nun den Leser in der Anthologie MISTER TORSO UND ANDERE EXTREMITÄTEN? Hier daher in gebotener Kurzform die jeweiligen Kurzgeschichten im Überblick.
Er ist nicht mehr der jüngste Hinterwäldler und um Gottes Werk zu verrichten, benötigt er auch schon mal das Mädchen des Monats, ausklappbar aus einem Sex-Magazin. Ihn zu unterschätzen, kann allerdings sehr gefährlich sein, wie die aufgefundenen menschlichen Gliedmaße beweisen.
Der Boss liebt wirklich kranke Pornofilme, die er am Fließband drehen lässt, um sie auf dem Schwarzmarkt teuer zu verkaufen. Doch seine Darstellerin ist schon irgendwie besonders. Und wenn der was passiert, dann sollte man sich in Sachen überleben keine größeren Gedanken mehr machen.
Prostitution ist ein verdammt schmutziges Geschäft. Aber richtig schmutzig wird es dann, wenn die Prostituierten auch noch zu Zombies mutieren.
Drogen oder Alkohol können eine Karriere schon mal zerstören. Doch es gibt Süchte, die eventuell weniger Gefährlich erscheinen mögen, aber innerhalb der sogenannten normalen Gesellschaft viel schlimmere Folgen haben können, weil die üblichen Drogen und der Alkohol doch schon eher in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind.
Bleiben wir im Drogengeschäft und wenn diese dann wegen der Drogenfahndung nicht mehr in ausreichender Menge eingeführt werden können, dann lässt man sich diese von dem liefern, der scheinbar immer einen Weg an den Gesetzeshütern vorbei kennt. Doch man sollte nicht seine Nase aus Neugierde überall hinein stecken, denn oftmals endet so etwas in einem wahren Albtraum.
Der Schrecken liegt in der angeblichen Idylle. Dort nämlich, wo kriminelle Elemente meinen, Giftfässer nahe dem eigenen Heim zu entsorgen. Eine andere Frage für unsere Hauptfigur bleibt jedoch darin rätselhaft, wenn selbst seine Geliebte oder seine kleine Tochter ihn plötzlich fragen, ob er denn schon bereit wäre. Wofür sollte er denn nun bereit sein und wo besteht dort eine Verbindung?
Zwei Frauen. Blutjung und absolut heiß und willig. Wer darauf hereinfällt spielt indessen mit seinem Leben, denn nichts hassen diese Frauen mehr als Männer. In diese blutige Falle soll auch Larry gehen, der eigentlich nicht in die Kategorie Traummann des Monats fällt. Doch dieses mal geraten unsere Killerinnen ungewollt selbst in eine absolut tödliche Falle, denn Larry ist anders … wirklich erschreckend anders.
Niemand, auch die Polizei würde unseren, sagen wir mal „Helden“ dort suchen, wo die Rednecks den Füchsen gute Nacht sagen. Dafür lernt er im Bus eine Mutter mit ihrem Baby kennen. Nicht, dass er sie wirklich kennenlernen möchte – Gott bewahre. Doch sie hat bereits ein Auge auf ihn geworfen und damit nimmt sein weiteres Leben eine wahrhaft erschreckende Wendung.
Wenn man als angesehener Schönheitschirurg plötzlich dummer Weise am Haken der Mafia hängt, geht es zumeist nicht mehr nur um Fettabsaugung an den Oberschenkeln oder Brüste in Größe Doppel-D, oder ähnlichem. Nun spielt der Tod sogar oftmals die erste Geige. Doch selbst dieser sollte sich noch vermarkten lassen, so das unser Chirurg hierbei stets seine gesamte Phantasie und die neuesten Mittel einsetzen muss, um den Boss der Mafia nicht zu sehr zu erzürnen.
Nicht im Buchhandel, aber für Fans des Extremen:
Wie bei allen Bänden der FESTA Extem-Reihe, kann man dieses TB nicht anhand einer ISBN-Nummer über den Buchhändler seines Vertrauens einfach so bestellen. Man sollte also wenn, dann sich schon direkt an den Verlag wenden, der diese auf seiner Internetseite mit der Altersempfehlung ab 18 Jahre bereit hält. Für alle Unkundigen sei hier vereinfacht gesagt: Einfach als Suchbegriff FESTA Verlag eingeben und viel Spaß beim suchen und forschen, denn der Verlag hält eine Menge an Horror und Action bereit, dass man zumeist anhand seiner Vielfalt in größeren Verlagen schmerzlich vermisst. Man kann MISTER TORSO auch über Amazon ordern, aber selbst dort hält man nicht jeden Band der Extrem-Reihe für den Kenner und Fan bereit. Überhaupt macht das stöbern auf den Seite des Verlages Spaß und im Forum kann man sich dann noch mit sehr vielen netten Gleichgesinnten aus dem Horror- und Crime-Genre austauschen.
Edward Lee gehört hierbei zu den Top-Autoren, der gerne mal ins Phantastische abgleitet, oder eben so abgrundtief krankhaft schreibt, dass man bei Gewichtsproblemen zumindest keine Diät mehr benötigt, weil einem die Schokoladenstücke oder die Erdnüsse für zwischendurch schlicht im Halse stecken bleiben (oder gleich den Rückwärtsgang einlegen). Edward Lee ist nicht nur ein Autor von außergewöhnlichen Themen, sondern auch für jegliche vorstellbare Grenzüberschreitung. Egal ob Sex, Ekel, blutige Körperteile oder andere Absonderlichkeiten. Edward Lee gehört zu den Autoren, die einem in wenigen verstörenden Sätzen den Appetit auf Nahrungsmittel gänzlich verderben können, gleichsam aber eben auch Appetit auf mehr aus seiner literarischen Hölle macht. MISTER TORSO UND ANDERE EXTREMITÄTEN erhält (zumal sich mir bei zwei Geschichten selber noch der Magen zeitweise verkrampfte) von mir daher die vollen fünf von fünf Punkte mit eindeutiger Leseempfehlung bei vorhandenem stabilem Magen.
Mister Torso und andere Extremitäten
Kommentare
Der Autor spaltet in der Tat die Leser, aber nicht wegen den Blutrünstigkeiten und Perversionen, sondern manchmal auch mit einer Handlung ohne Ziel und Sinn. Anbei mal Fazit seiner Bücher:
* Das Schwein: Wer auf Sex mit Tieren steht ... zudem Handlung ohne Sinn und Verstand
* Muscheknacker: Extrem pervers, wobei am Ende der Plot noch einen Sinn ergibt - aber bis dahin wird fast jedes Hinterwädlerklischee bedient
* Monstersperma: Sehr langatmig und wenn es mal "spannend" wird nur wiederlich, denn wer will schon eine genaue Kackbeschreibung vorgesetzt bekommen
* Haus der bösen Lust: Für mich sein bestes Werk - Atmosphäre in eine gute Rahmenhandlung gebettet
* Bighead: Eines seiner besten Werke auch wenn es wieder mal im Hinterwäldler geht - zwar extrem brutal, mit einer schönen Schlussüberaschung
* Minotaurus: Quasi die Vorgeschichte zweier Typen aus Bighead - spannend und abwechslungsreich, zieht fast an Bighead heran
* Creekers: Einer der schönsten Handlungen mit derben Szenen gesprickt - sehr kurzweilig bis zum Schluss, deshalb auch in den Top 3
* Goon: Man muss schon auf (Mexican(American) Wrestling stehen um dieses Werk durchzuhalten - am Ende zwar eine Überraschung, aber bis dahin ist es lang ...
* Flesh Gothic: Für mich gelungen, hat manchmal seine Längen - Blut und Sadoszenen muss man aber durchalten können, aber ansonsten fand ich es "höllisch" atmoshärisch" ...
* 65 Stirrup Road: Durchwachsen, besonders der Schlusstwist hat mir gar nicht gefallen
* Der Höllenbote: Ich fand es weder besonders spannend noch besonders derbe
* Der Teratologe: Ultra derbe, aber auch recht langweilig
Ich liebe aber auch Splatterfilme und finde es toll, dass so ein Nischenverlag wie Festa dafür alles gibt. Solange bis wieder ein übereifriger Moralapostel vom Jugendamt eine Anzeige macht und solches vor Gericht landet.
Lee ist wirklich extrem, aber vielleicht ist dies nur sein Geschäftsmodell. Lieber pervers in der Fantasie als es irgendwo an jemandem ausleben. Und die abgedroschene These, dass solches zu Gewalttaten anstiftet ist schon lange überholt. Vor und in den Kirchen tummeln sich mehr reale Perverse als in solcher Leserschaft.
65 Stirrup Road ist kein reiner Lee Roman.
Aber Lee ist auch nicht der einzige Autor dieses Genre-Bereich, der aber durchaus seine Berechtigung hat. Für alle anderen gibt es ja wie oben beschrieben den Dr. Stefan Frank.
Mittlerweile öden mich seine Hinterwäldlerperversen und seine Obsessionen nur noch an. Das soll wohl "schockierend" sein, aber ich finde es eigentlich nur pubertär. Es reicht mir nicht, die Kamera auf den Unfall zu halten. Etwas mehr sollte schon dahinterstecken.
Aber das ist Geschmacksache. Ich kann auch nicht mit Laymon. In den letzten 20 Jahren habe ich mehrmals versucht, mit ihm warmzuwerden, und ich finde ihn noch immer völlig flach. Das sieht eine Legion von Fans völlig anders, und das ist völlig okay.
Gut, dann nehme ich einen Hybrid aus beiden und lese Dr. Satanas.
Ich sag immer, jedem das seine. Wäre ja auch blöd wen wir alle den gleichen Geschmack hätten. Dann hätte man ja nichts mehr worüber es sich zu reden lohnt. Wäre also auch langweilig.