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Alien im ewigen Eis und Monster des Meeres - Ein Doppelpack

Monster DoublenAlien im ewigen Eis und Monster des Meeres
Ein Doppelpack

Unlängst ist mir mal wieder ein FESTA Double ins Haus geflattert. Also zwei Storys in einem Taschenbuch. Man muss das ganze Buch nur umdrehen und kann mit der nächsten Geschichte weiter machen.

Eine hübsche Idee, die mir den Lesegenuss DAS DING AUS EINER ANDEREN WELT und PARASITE DEEP bescherte. Nichts wie ran, habe ich mir gedacht.


Anfangen möchte ich hierbei allerdings so, wie ich die Geschichten auch gelesen hatte. Begonnen hatte ich mit der längeren Story PARASITE DEEP. Einem vergleichsweise jüngeren Roman von Shane McKenzie mit etwas über 200 Seiten. Danach (wie gesagt, Buch umdrehen/neues Titelbild und loslegen) nahm ich mir dann in neuer Übersetzung durch Alexander Rösch den Klassiker DAS DING AUS EINER ANDEREN WELT von John W. Campbell vor. Diese Kurzgeschichte (knapp über 100 Seiten) mit dem Originaltitel WHO GOES THERE? Ist ja bekanntlich aus dem Jahre 1938 und damit schlicht schon ein Klassiker des SF/Horror-Genre.

Klassiker des SF/Horror? Nun, es werden mir hier wohl einige vielleicht gleich erklären, dass es sich hier eher um eine reine Science Fiction Story handelt, schon aus dem Umstand, dass es sich hier um einen Ausserirdischen dreht, und natürlich zu Anfang auch um ein fremdes Sternenschiff, verborgen über lange Zeit unter dem ewigen Eis. Doch seien wir mal ehrlich, letztendlich handelt es sich doch um einen gewissen Horror, nachdem das Alien erst einmal aufgetaut ist und anfängt, neben den Hunden auch die Menschen zu übernehmen, so das man irgendwann nicht mehr weiß, ob das noch ein Mensch ist, der gerade vorbei geht, oder schon eine Alienkopie. Ähnlich wie FRANKENSTEIN dürfte man diese Kurzgeschichte also als SF/Horror klassifizieren können, weil Elemente beider Genre durchaus vertreten sind.

Bei PARASITE DEEP sieht es etwas anders aus. Woher nun dieser höchst seltsame Befall von Seepocken bei den Fischen und Säugetieren (Wale und Delfine) in diesem abgegrenzten Bereich des Meeres kommt, verrät uns der Autor nicht. Es könnte sich hier ebenfalls um etwas geheimnisvollem aus dem Weltraum handeln oder aber auch nur schlicht um eine Mutation, die den blanken Wahnsinn hervorruft, dem sich bald nicht nur gestandene Fischer ausgesetzt sehen. Denn mit einfachen, uns bekannten Seepocken hat dieser Befall herzlich wenig zu tun, dieser wäre gegebenenfalls lästig, aber nicht wie in dieser Story, extrem lebensbedrohlich. In diesem Punkt lässt uns der Autor Shane McKenzie schlicht im Unklaren und konzentriert sich dafür intensiv auf die Story und dessen Handlungsverlauf – lässt also auch viel Spielraum für Mutmaßungen der Leser. PARASITE DEEP (Parasiten aus der Tiefsee) erschien als Originalausgabe übrigens zuerst im Jahre 2014 im Verlag Severend Press, Australien und wurde für die FESTA Double-Ausgabe übersetzt von Jürgen Bullin. Da uns McKenzie also wie gesagt hier etwas im Unklaren lässt, würde ich diese Geschichte gänzlich als (maritimen) Horror klassifizieren.

Parasite DeepParasite Deep – Parasiten aus der Tiefsee:
Als der Fischer Peter am Telefon erfährt, dass sein Bruder verstorben ist, der vor vielen Jahren das kleine Fischerstädtchen Richtung Stadt verlassen hatte rastet er aus. Mit seinem kleinen Sohn fährt er hinaus aufs Meer, wo dieser Opfer eines mit seltsamen Seepocken bedeckten Meeresbewohner wird. Wieder mit den Überresten seines Sohnes zurückgekehrt, schnappt er sich auch gleich seine ungeliebte Ehefrau um sie auf offenem Meer den Monstern vorzuwerfen.

Peter scheint völlig wahnsinnig geworden zu sein und sorgt dafür, dass weitere Fischer diesen Bereich des Meeres ansteuern, in dem Glauben, einen guten Fang zu machen. Doch was sie dort erwartet ist das nackte Grauen und ein ebenso grausames Ende.

Einige Zeit später beschließen die Söhne von Peters Bruder, in das kleine Fischerstädtchen zu fahren und mit ihrem Onkel einmal zum angeln hinaus zu fahren. Doch zwischen Ben und seinem Bruder Clyde kriselt es schon seit langem. Clyde handelt nämlich nicht nur mit Drogen, sondern nimmt sie auch selbst und auch seine Freundin Emma ist nicht vor seinen häufigen, unkontrollierten Gewaltausbrüchen sicher.


Begleitet wird Ben von seinem besten Freund Gentry, der sich heimlich in Clydes Freundin Emma verliebt hat und den beiden Kiffern Manuel und Cobb. Insgeheim hoffen sie natürlich das Clyde und Emma nicht kommen werden, damit Ben einmal Ruhe vor dessen Gewaltausbrüchen hat. Doch am nächsten Morgen tauchen auch sie auf um bei dem feuchtfröhlichen Angelausflug mit ihrem Onkel „Pete“ mitzufahren. Dabei ahnt Clyde nicht einmal, dass Emma ihrerseits ebenfalls ein Auge auf Gentry geworfen und sich vorgenommen hat, die Tour zu nutzen um sich von ihm endgültig zu trennen. Trotz seiner Drohung, sie umzubringen, wenn sie dies je versuchen sollte.

Manuels Schreie stoppten abrupt, als hätte man ihm eine Socke in den Mund gesteckt. Sein Körper hatte gezittert, um sich geschlagen, jetzt aber war er völlig still.

(Parasite Deep / Seite 165)

Parasite DeepAls es endlich los geht, dauert es auch nicht lange, bis Clyde gegenüber Cobb und Manuel austickt, weil sie etwas gesehen haben, was sie nicht sehen sollten. Dabei kommt heraus, dass Clyde auch mit Emmas Mutter, die er auch mit Drogen versorgt, Sex hatte.

Es kommt zur gewaltsamen Auseinandersetzung mit Clyde auf hoher See, doch niemand ahnt in diesem Moment, dass die eigentliche Gefahr von ihrem psychopathischen Onkel und den Monstern aus dem Meer ausgeht, dessen scheinbar abgegrenzten Lebensraum sie geradewegs ansteuern.

Cobb verspürte ein Kitzeln an den Handflächen, dann setzte der Schmerz ein. Die Miniaturkrustentiere trippelten über seine Haut wie Fliegen, schaufelten augenblicklich Fleischbrocken heraus, um sich Nester zu bauen, in denen sie sich festsetzen konnten.

(Parasite Deep / Seite 165)

Als das Meer plötzlich vor blutgierigen Meerestieren aller Art um sie herum brodelt, bemerken sie plötzlich, wer hier an Bord die wohl größte Gefahr darstellt und das er sie bewusst in seinem Wahn einem absolut tödlichen Grauen aussetzt.
 
PARASITE DEEP ist wirklich eine gut durchdachte und äußerst spannende Story, die unter die Haut geht. Da werden selbst Tunfische und Delphine zu reißenden Bestien, obwohl dies eigentlich nicht in ihrer Natur liegt. Schuld daran sind die außergewöhnlichen Seepocken, aus denen sich gierige Tentakel schlängeln. Einmal von diesen sehr kleinen spinnenartigen Wesen infiziert, die für die Seepocken und die hohe Aggressivität der Meerestiere verantwortlich sind, und schon bald entwickeln sich auch manche Charaktere an Bord zu wahren Monstern mit Seepocken-Befall und blutgierigen Tentakeln.
Shane McKenzie
Der ganze Ideenreichtum wirkt sehr stimmig, äußerst Gruselig geschildert und weiß von der ersten bis zur letzten Seite zu fesseln. Wer jedoch unbedingt eine Charaktere in der Handlung benötigt, mit der man sich identifizieren kann, der dürfte einige Schwierigkeiten mit den jeweiligen Figuren bekommen. Weder der psychopathische Onkel Pete, noch der gewalttätige Clyde und auch Manuel und Cobb taugen kaum hierzu. Eher würde dies noch bei Ben, Gentry oder Emma gelingen, doch auch sie taugen nur bedingt wirklichen als Identifikationsfiguren. Shane McKenzie hatte wohl auch nicht vor, in seiner Story dem Leser einen strahlenden Helden vorzusetzen. Dafür zeichnet er das Bild von eher gescheiterten Existenzen, sei es eine durch Drogen zerrüttete Familie, eine auf Gewalt und Unterdrückung basierende Beziehung oder aber die gefährlichen psychopathischen Züge des Onkels. Dies alles hinterlässt bei Menschen Spuren und damit zeichnet McKenzie wohl realistischere Figuren innerhalb ihres Verhaltens, als es manchem Leser lieb sein mag. Auch Tierfreunde und Menschen mit einer gewissen Antipathie gegenüber heftigen und blutigen Szenen sollten sich PARASITE DEEP nicht gerade als Nachtlektüre bereit legen. Alle anderen werden hier eine geballte und gut geschriebene maritime Horrorstory vorfinden, die es in sich hat. Von mir daher eine volle Leseempfehlung.

Das Ding aus einer anderen WeltDas Ding aus einer anderen Welt:
Auf dem Tisch liegt ein im Eis eingeschlossener Alien, den die Polarforscher im ewigen Eis entdeckt haben. Das Raumschiff, ebenfalls  wohl seit vielen Jahrhunderten im ewigen Eis eingeschlossen, haben sie wegen des Einsatz eines Thermitsprengsatzes verloren. Nun streitet man sich darüber, wie man mit dem Wesen im Eis weiter umgehen soll, dass im nun klaren Eis ein Bild absoluten Hasses verbreitet.

Nach einigem hin und her in den Argumentationen entschließt man sich dann doch, den Alien langsam auftauen zu lassen, um ihn untersuchen zu können. Dass dieses Wesen oder etwas in ihm noch leben könnte, davon geht man schon rein wissenschaftlich nicht mehr von aus. Doch  dann werden sie eines besseren belehrt. Im Camp kommt es schnell zur ersten Auseinandersetzung mit einem Wesen, dass nicht nur die Form seines Opfers annimmt, sondern auch weitere individuell agierende Ableger erzeugen kann, die ihrerseits wieder zu einer Gefahr für die gesamte Menschheit werden können. Auch scheint diese Lebensform in der Lage zu sein, in die Gedanken der Menschen eindringen zu können.

„Connant ist ein Mensch“, verkündete Copper entschieden, „und das Ding ist tot.“
Kinner brach in nahezu hysterisches Gelächter aus. McReady wandte sich zu ihm und verpasste ihm in einer gezielten Links-rechts-links-rechts-Kombination vier Ohrfeigen. Der Koch lachte, schluckte, weinte kurz und richtete sich auf, wobei er undeutlich Dankesworte murmelte und sich die feuerrote Wange rieb. „Ich hatte Angst, Gott, solche Angst...“

(Das Ding aus einer anderen Welt / Seite 72)

Schon bald stellt man fest, dass kein Bluttest bisher einen endgültigen Erfolg verspricht, diese Lebensform erfolgreich zu isolieren, die bereits die Form der meisten Hunde und der Kühe im Camp angenommen hat.

Schon bald herrscht nur noch blankes Misstrauen, denn eigentlich könnte jeder ein Alien sein, ohne das man es bemerken würde, bis das es eben zu spät ist.  So kommt es unter den Forschern sogar zu einem Mord. Doch genau dieser Mord bringt einen der Forscher erst auf die Idee, diese fremde Lebensform zu entlarven.

Das Ding aus einer anderen WeltZwar gelingt es den Menschen nun, die von diesen Lebensformen übernommenen menschlichen Duplikate ausfindig zu machen und zu stoppen, doch erst spät fällt ihnen plötzlich ein, dass noch jemand in einem Schuppen eingesperrt ist, der in seinem Wahnsinn für alle anderen eine Gefahr darstellte und ebenfalls ein Alien-Dublikat sein könnte. In einem kurzen Kampf gelingt es ihnen im letzten Moment, auch diesen durch die fremde Lebensform ersetzten Mann zu vernichten, denn dieses Wesen hatte während dessen eine Art Flugrucksack gebaut und stand bereits kurz davor, das Camp in Richtung einer der nächstgelegenen menschlichen Ansiedlung zu verlassen.

Nun muss man sagen, dass diese neu ins deutsche übersetzte Kurzgeschichte schon ein wahrer Klassiker ist, der auch mehrfach bereits verfilmt wurde. An diesem Fakt lässt sich erst einmal nicht rütteln. So wirklich trauten sich dann andere Rezensenten in anderen Foren auch nicht, auch kritischen Äußerungen zu DAS DING AUS EINER ANDEREN WELT abgeben. Man beließ es manchmal sogar dabei, dass der Roman PARASITE DEEP im gleichen Buch diesem Klassiker „nicht das Wasser“ reichen könnte.

Da frage ich mich dann doch, warum manche Rezensenten, sei es nun in ihren Blocks im Internet oder per Video über You Tube davor zurück schrecken, diesen Klassiker kritisch eingehender zu betrachten. Man hat das Gefühl, als traue man sich schon wegen des Klassiker-Status nicht so recht, hier wirklich kritisch darauf einzugehen.


Nun, PARASITE DEEP ist zum ersten keine SF-Story wie DAS DING AUS EINER ANDEREN WELT, sondern lupenreiner Horror und jüngeren Datums. Trotzdem passen beide Storys trotz der verschieden gelagerten Inhalte irgendwie recht gut in dem Buch zusammen. Das war es aber dann auch schon mit den Gemeinsamkeiten.


Was mir bei DAS DING AUS EINER ANDEREN WELT als erstes aufgefallen ist, sind ein paar Logiklöcher, die einem gleich ins Auge springen. Das eine intelligente Lebensform aus dem All die Schlittenhunde faktisch kopiert, leuchtete mir noch ein, denn die waren ja in der anfänglichen Auseinandersetzung beteiligt und kamen direkt mit dem Wesen in Kontakt. Warum diese Lebensform allerdings auf auf die Kühe im Camp losging, die eh eingepfercht und angekettet in einem geschlossenen Raum verweilen, entzieht sich mir logischer Weise etwas. Von einer intelligenten Lebensform erwarte ich da doch eher auch intelligentere Handlungsweisen. Ein weiterer brutalen Patzer dieses Klassikers ist schlicht die Tatsache, dass die letzte Lebensform eingeschlossen in einem Schuppen alles vorfindet um Gerätschaften zusammen zu bastelt, die ihm erlauben mit Atomenergie zu hantieren. Sorry, aber da gingen der Phantasie des Schriftstellers doch wohl einige Pferde durch. Wie gesagt, wir reden hier von einem Geräteschuppen einer Forschungseinrichtung in der Arktis. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass unter den ganzen Werkzeugen alles vorzufinden ist, um einen eigenen kleinen Atomreaktor für Heimwerker zu basteln.

Klar, wir reden hier von einer SF-Story, aber die Forschungsstation befindet sich nicht in einer möglichen, erdachten Zukunft. Selbst wenn radioaktives Material dort gelagert worden ist, ist diese Passage schlicht unlogisch wenn sie in der Realzeit spielt (ich erinnere hier mal daran, dass der Roman 1938 geschrieben wurde). Man mag mir jetzt sagen, es handelt sich eben hier um Science Fiction (denn von der Nutzung der Atomkraft war man 1938 ja noch weit entfernt), aber seien wir mal ehrlich, heute reizt so etwas nur noch zu einem Kopfschütteln und einem Grinsen. Zumindest hat mich diese Passage köstlich amüsiert, aber nicht zur Spannung beigetragen. Hätte man eindeutig die Handlung in eine mögliche Zukunft verlegt, hätte der Gesamtumstand dieser Passage zumindest einen logischen Aufbau besessen, den man hätte nachvollziehen können.

John W. CampbellWas darüber hinaus weiterhin auffiel war der beständige Hinweis auf die bronzefarbene Haut mancher Mitarbeiter in dem Camp (ich glaube, es kam nur einmal ein anderes Metall für diese Beschreibung vor). Ein solcher Hinweis hätte völlig ausgereicht, aber dieser Hinweis kam in solcher Häufigkeit, dass man sich schon die Schürfrechte für die Bronze sichern wollte. Ich will jetzt auch nicht jeden Stab über diesen Klassiker brechen den ich beim lesen gefunden hatte und zu seiner Zeit mag die Handlung auch erschreckend für den Leser gewesen sein. Doch die Kurzgeschichte wirkt von Beginn an doch auch reichlich angestaubt und überfüllt von zum Teil unsinnigen und mitunter ermüdenden Dialogen. Spannung kam nur in begrenztem Ausmaß zustande. Etwas mehr Handlung statt ellenlanger Dialoge und manches eher geheimnisvoll umschrieben und die Kurzgeschichte von John W. Campbell hätte mich noch heute vom Hocker reißen können. Leider muss ich sagen, dass diese Kurzgeschichte wirklich nur etwas für Leser ist, die eher den „Klassikern“ treu bleiben und das eine oder andere Auge gerne mal zudrücken. Jüngere Leser holt man mit dem Aufbau dieses Stoffes allerdings nur noch bedingt hinter dem Ofen her. Zumindest lässt sie sich mit knapp über 100 Seiten recht schnell weg lesen, bevor man gänzlich genervt einfach aufgibt. Mein Fazit: Es tut mir wirklich leid, aber da sehe ich mir lieber wieder die erste gleichnamige Verfilmung aus dem Jahre 1951 an (oder auch die von 1982, obwohl auch die mich schon streckenweise langweilte). Die ist zumindest lustiger und trotz einiger inhaltlicher Veränderungen, wesentlich spannender und glaubwürdiger umgesetzt als die eigentliche Kurzgeschichte von Campbell selbst. Die Vorfreude zumindest, diesen Klassiker nun selbst lesen zu können, hatte sich nach den ersten 30 Seiten leider schon merklich bei mir gelegt.      

Mein Gesamtfazit:
Das Buch aus dem FESTA Verlag ist ein „Double“ so dass man die Story PARASITE DEEP nicht ohne DAS DING AUS EINER ANDEREN WELT erhalten kann. Es ist auch bestimmt nicht verkehrt, sich einmal den Klassiker von Campbell zur Brust zu nehmen, doch man sollte die Erwartungen, insbesondere als jüngerer Leser, nicht zu hoch anlegen. Die Ehrerbietung, die manche anderen Rezensenten diesem Klassiker zuteil werden ließen, nährte zwar die Hoffnung auf ein literarisches Meisterwerk, doch fällt die Sichtung dann doch für die heutige Zeit eher ernüchternd aus. Und leider muss ich zu DAS DING AUS EINER ANDEREN WELT auch sagen, dass es viele alte SF-Storys gibt, die logischer und spannender aufgebaut sind, selbst wenn in denen manche Computer noch lustiger Weise mit Lochstreifenkarten gefüttert werden sollten. Dies sind zumindest der Zeit geschuldete Nebeneffekte, über die man heute mit Recht schmunzeln kann. Doch bei DAS DING AUS EINER ANDEREN WELT wird spätestens gegen Ende der Bogen dann doch merklich überspannt. Das mag ab 1938 noch ganz anders vom Leser aufgenommen worden sein, aber heute reicht dies nur noch zu einem ungläubigen Kopfschütteln. PARASITE DEEP hingegen weiß durch Spannung, Action und Ideenreichtum zu punkten und lässt trotzdem den Ursprung des Grauens im Ungewissen, was jedoch eher die Phantasie des Lesers anspornt und damit auch nicht nachteilig betrachtet werden kann. Schwierigkeiten werden jedoch die haben, die mit aller Gewalt in jedem Roman eine Heldenfigur benötigen, mit der sie sich dann positiv identifizieren können (man gönnt sich ja sonst nichts). Wem allerdings eine gute Story mehr wert ist als eine (zu Teilen unglaubwürdige) Heldenfigur, der wird von McKenzie nicht enttäuscht. Irgendwem „das Wasser reichen“ muss die Story PARASITE DEEP in Sachen Spannung, Horrorfaktor und Einfallsreichtum daher wirklich niemandem.

Das Ding aus einer anderen Welt
von John W. Campbell
Parasite Deep
von Shane McKenzie
(Who Goes There?/Parasite Deep)
Genre: Campbell(SF/Horror), McKenzie (Horror)
Seitenanzahl: Das Ding aus einer anderen Welt/112 Seiten & Parasite Deep/224 Seiten. Gesamt: 336 Seiten
Ausführung: Paperback, Umschlag in Lederoptik
Extras: jeweils ein Cover auf Vorder- und Rückseite
Version: FESTA Double-Ausgabe
Preis: 13,95 Euro
ISBN: 978-3-86552-432-4
Übersetzer: Alexander Rösch/Jürgen Bullin
Festa Verlag

Kommentare  

#1 Andreas Decker 2016-04-06 13:19
Und wieder einmal erleben die alten Ace Doubles eine Auferstehung :-)

Ich kann deine Einwände bei Campbell gut verstehen. Heute kann man nicht mehr akzeptieren, dass der Erfinder sein Sternenschiff im Hinterhof im Schuppen baut. Es ist nur noch albern.

Andererseits muss man es akzeptieren bzw drüber wegsehen, wenn man an der Geschichte seinen Spaß haben will. Das fällt oft recht schwer. Daher immer dieser Eiertanz, wenn es um die Bewertung geht.
#2 Laurin 2016-04-07 13:07
Nun ja, ist nicht das erste FESTA-Double, Andreas Decker. Eigentlich eine schöne Sache bei kürzeren Storys zwischen 100 bis 250 Seiten. Auch der Luzifer Verlag nutzte schon unlängst diese Form, deshalb gibt es diese "Auferstehung" schon etwas länger. ;-)

Das mit dem Spaß war so eine Sache bei DAS DING AUS EINER ANDEREN WELT. Wie oben schon beschrieben einfach zu viele und zu lange Dialoge die schon nach kurzer Zeit die Spannung killten. Da war es mit "Spaß" an der Geschichte schon irgendwie vorbei, bevor das Heimwerker-Alien im Schuppen dem Ganzen dann das Krönchen aufsetzte. Ohne den Anspruch, das Buch komplett hier zu behandeln, hätte ich die Story von Campbell vielleicht schon nach den ersten 30 Seiten abgebrochen.
#3 Harantor 2016-04-07 13:21
Ich habe den Campbell vor ungefähr 40 Jahren mit großer Freude gelesen. Vor ein paar Jahren griff ich mal wieder zu dem Buch. Und nein, die Freude war nicht allzu groß. Da merkt man wieder mal was sich alles ändert. Dazu hat aber der schwarz/weiß Film für mich seine Faszination behalten. Den ziehe ich immer noch der Carpenter-Fassung vor.
#4 Laurin 2016-04-07 15:37
Stimmt, Harantor. Hätte ich ihn damals gelesen, hätte ich ihn mit Sicherheit auch zu dieser Zeit nochmals anders bewertet. Nur leider kam er mir damals nicht in die Finger. Aber was den Film von 1951 angeht, den sehe ich mir auch immer mal wieder im Jahr (zwei bis dreimal mindestens) sehr gerne an. :-) Da ist die Carpenter-Fassung auch nicht so mein Ding.
#5 Estrangain 2016-04-07 16:45
Hm, den Carpenter find´ich nun gar nicht mal so schlecht.
Wobei ich die Erstverfilmung bevorzuge.
Mit dem Buch aber, da hab´ich so meine Probleme: gerne würde ich die Story von Campbell lesen (und mir natürlich das Flip von festa zulegen). Aber: für mich passen die beiden Geschichten einfach nicht zusammen.
Die "Zweitstory" interessiert mich eher wenig, da bin ich wohl zu Oldschool. Und für knappe 112 Seiten 13,95€ ausgeben....
Ist leider momentan nicht drin.
Trotzdem: es ist ein sehr schöner Artikel, und dafür danke ich dem Verfasser.

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