Ein schneller Blick auf ein SF Comic - Luc Orient
Ein schneller Blick auf ein SF Comic
Luc Orient
Persönliche Eindrücke:
In diesem Punkt sage ich es mal ehrlich, die US-Comic-Machart fällt direkt ins Auge und man hat unwillkürlich das Gefühl, etwas ähnliches schon mal gesehen zu haben. Andererseits muss ich auch zugeben, dass dieses erste Heft von PERRY RHODAN zumindest besser gefällt, als der Versuch der PR-Redaktion mit ihrem Comic-Ableger, der über vier Hefte nicht hinaus gekommen war.
Doch was PR angeht, möchte ich die ersten drei Hefte erst einmal abwarten, bevor ich mich da zu einem Gesamteindruck herablassen möchte. Jetzt nach dem ersten Heft schon eine Einschätzung abzugeben, erscheint mir verfrüht, zumal die Frage auch im Raum steht, wie gut sie die in der ersten Ausgabe eingestreuten Einzelelemente befriedigend an mich - den Leser – umsetzen.
Nur das Gucky nun einen Kopf wie eine Wasserratte hat, hatte mich doch etwas irritiert. Aber sei es mal drum und schauen wir mal in ein paar Monaten.Das ZACK-Comicmagazin und die SF:
In Sachen SF-Comics gab es früher so einiges, was mich mit Wohlgefallen erfüllte. Anderes ließ mich aber oftmals mit dem Kopf schütteln und wieder anderes (ich sage mal nur STAR WARS) hatte irgendwann das Flair von einem kalten Kaffee der zwei Tage auf dem Küchentisch vergessen wurde. Erinnern kann ich mich auch an die Comics zu RAUMSCHIFF ENTERPRISE (STAR TREK Classic), die in meiner Jugendzeit in den ZACK Heften auftauchten und etwas später nochmals als Alben erschienen. Man, was hatte ich den Geschichten entgegen gefiebert. Das Resultat war dann jedoch mehr als ernüchternd. Die ZACK-Comics von damals hatten überhaupt den Hang, mal recht einprägsame und gute SF-Comics zu veröffentlichen und ein anderes mal mit gefühlter B- bis C-Ware zu glänzen. Eine wirklich gute Reihe war DANI FUTURO, dem Jungen der seinen Vater in der Arktis besuchen wollte, dort nach einem Unfall einfror und plötzlich in der Zukunft wieder aufgeweckt wurde um so manche schrillen Abenteuer im Weltraum zu erlebte. Das ganze hatte dann diesen 70er Flower-Power-Style, der wirklich gut rüber kam. Aber ein Comic war eigentlich besonders Schuld daran, dass ich die erste Ausgabe von ZACK überhaupt kaufen wollte.
Man erinnere sich, denn für ZACK machte man noch Fernsehwerbung (sonst wäre dieses Comicmagazin wohl erst einmal wegen Unkenntnis völlig an mir vorbei gelaufen), weshalb es mir direkt auffiel. Nun gab es leider auch Geschichten in ZACK, die mich irgendwie so viel interessierten wie ein eingewachsener Zehennagel, aber LUC ORIENT stach mir direkt ins Auge und reichte aus, um mich bei diesem Großformat-Comic bei der Stange zu halten.
Ich will jetzt hier auch nicht auf die einzelnen Storys eingehen, auch wenn ich die Comics Dank der Ehapa Comic-Collection nun komplett in meiner Sammlung weiß. Heute mögen die Zeichnungen auch etwas altbacken erscheinen, obwohl man hier aber auch schon einen gewissen Hang zu frankobelgischen Comics haben sollte. Doch in recht einfachen Zeichnungen wussten die belgischen Zeichner Eddy Paape und Michel Regnier alias Greg eine phantastische Welt zu zaubern, die ihres Gleichen suchte, aber in der übrigen Comiclandschaft oftmals nicht fanden.Die Feinheiten lassen staunen:
Da fallen einem die Kampfläufer aus STAR WARS ein, die in LUC ORIENT vom Diktator Sectan auf dem Planeten Terango längst gegen die Rebellen eingesetzt wurden, lange bevor Darth Vader überhaupt in aller Munde der SF-Fans war. Andererseits findet man auch Handfeuerwaffen, die einen unwillkürlich an die aus der deutschen SF-Serie RAUMPATROUILLE ORION wegen ihrer futuristischen Form erinnern. Futuristische Städte wurden darüber hinaus nicht nur in Umrissen dargestellt, wie es in manch anderen Comics mittlerweile üblich war (man erinnere sich an den Pop-Art-PERRY), sondern hübsch in Szene gesetzt und selbst die fliegenden Transportmittel für Personen sahen nicht einfach nur aus wie Autos, denen man schlicht nur die Räder abgeschraubt hatte. Greg und Paape machten sich da schon einige Gedanken was Formen und optische Wirkung der Zukunftstechnik anging.
Auch die Storys waren recht abwechslungsreich und hatten nie den faden Beigeschmack von irgend einer Fernsehserie, einem Kinofilm oder anderen Comics grob abgekupfert zu sein, selbst wenn man hier oder da Ähnlichkeiten im Detail zu finden glaubt.
Wie viel man mit einigen wenigen Strichen erreichen kann, kann man besonders an den fliegenden Untertassen in der Serie sehen (und fliegende Untertassen waren Anfang der 70er noch hoch im Kurs). Oder die Außerirdischen sahen meist noch aus wie menschenähnliche Humanoide und trotzdem schaffte man es bei den Außerirdischen von Terango mit einigen wenigen Strichen, diese Grundverschieden von den menschlichen Figuren umzugestalten. Und natürlich gibt es neben der technischen Hochzivilisation auf Terango noch Völker, die quasi dort noch als Naturvölker durchgehen und trotzdem in keiner Weise abgekupfert von der irdischen Realität daher kommen.
Nehmen wir nur einmal das Volk der Geflügelten, die recht zierlich mit Schwingen ausgestattet sind, oder das Drachenvolk, dass muskulös wirkt mit schuppiger Haut, breiten Gesichtern und einem Rückenkamm wie bei einer Echse zu versehen, ohne das man ihnen nun als Sahnehäubchen noch einen Echsenkopf aufsetzen musste.
In anderen Storys, besonders den Kurzgeschichten, fiel es den Machern doch manchmal etwas schwerer zu überzeugen. Der Flower-Power-Flair wurde hingegen oftmals recht sparsam eingesetzt, manchmal allerdings auch etwas intensiver, je nach dem, wo es am besten passte um bestimmte Effekte in die Zeichnungen einzubauen. Übermäßig Schrill wirkte dies bei Paape und Greg allerdings nie wirklich. Die Grundzutaten:
Die wichtigste Figur dürfte unschwer LUC ORIENT selbst sein, der mit Tatendrang und Unerschrockenheit sich jedem Feind entgegen stellt, der das Eurokristall-Institut für bösen Zwecke missbrauchen will. Dabei wird er stets unterstützt von Professor Hugo Kala der in der Serie den genialen Wissenschaftler gibt. Assistentin Lora (oder an anderen Stellen auch Yvonne genannt) ist eher die im Hintergrund mitdenkende Freundin von LUC ORIENT, auch wenn eine wirklich feste Bindung zwischen den Beiden nie wirklich ausgeprägt Gegenstand der Serie ist. Toba, ein Helfer aus dem mittleren Osten (sieht stark nach einem Inder aus) steht ihnen ab dem ersten Abenteuer ebenfalls tatkräftig zur Seite.
Als ultimativer Gegenspieler entpuppt sich Dr. Julius Argos. Seines Zeichens ist er ein hochbegabter Wissenschaftler der jedoch weder Skrupel noch Hemmungen kennt, um seine finsteren Pläne in die Tat umzusetzen. Und mit Sectan, dem Diktator von Terango gibt es auch gleich einen Fiesling der Sonderklasse, der in Argos bald einen gefährlichen Verbündeten findet.Science Fiction in allen Formen abgedeckt:
Seien es fremde Rassen aus den Weiten des Weltraums oder Urzeitmonster aus dem All. Tödliche Bakterien oder gefährliche Zeitreisen und Größenwahnsinnige Schurken und Diktatoren. Es darf auch mal eine Mischung aus Tiger und Löwe auf Sumatra sein, denen sich LUC ORIENT, Kala und Lora entgegen stellen müssen. Für Spannung und einen vielfältigen und ideenreichen Serienkosmos ist in dieser SF-Serie stets gesorgt, egal ob in längeren Storys oder in einer Reihe abgeschlossener Oneshots. Das da gerade in Sachen Oneshots schon mal eine Story eher in Richtung Durchhänger tendiert, verzeiht man dieser Serie in ihrer Gesamtheit aber gerne.
Die Macher:
Michel Regnier wurde im Mai 1931 in Ixelles/Elsene, Belgien geboren und war ein belgischer Comiczeichner, Redakteur und Autor, der auch unter verschiedenen Pseudonymen wie Chimel, Miky, Michel Denys und Louis Albert oder Mike Greg arbeitete.
Mit über 250 Alben in den verschiedensten Genre hatte er einen wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung des französisch-belgischen Comics. Durch die französische Serie ACHILLE TALON (deutsch, ALBERT ENZIAN) wurde er als Zeichner berühmt. Seinen Ruhm als Texter erntete er unter anderem durch Serien wie COMANCHE, BRUNO BRAZIL oder ANDY MORGAN. Regnier verstarb im Oktober 1999.
Edouard „Eddy“ Paape wurde im Juli 1920 in Grivegnee/Lüttich, Belgien geboren. Er studierte Kunst und Malerei und weil man von der Malerei nicht leben kann, arbeitete er in der Trickfilmabteilung der CBA, wo er auch auf die Comiczeichner Andre Franquin, Morris und Peyo traf.
Bald führte sein Weg so in die World's Press von Georges Troisfontaines, wo er an Comics wie BUCK DANNY, TIGER JOE oder LA PATROUILLE DES CASTORS mit arbeitete. Mit MARC DACIER zeichnete er seine erste größere Comicserie. Daneben sprang er weiter auch für die Serien BUCK DANNY oder BARBE-ROUGE (Der rote Korsar) ein, damit es zu keinen Erscheinungslücken bei SPIROU und PILOTE kam. Nach Unstimmigkeiten wendet sich Paape vom Comicverlag Dupuis ab und ging zu Le Lombard. Schon 1966 erschienen so seine ersten Kurzgeschichten in TINTIN.
Greg begann für Paape bald die ersten Storys für LUC ORIENT zu schreiben. Daneben brachte er auch jungen Künstlern jahrelang als Zeichenlehrer die Grundlagen des Comiczeichnens bei. Paape verstarb im Mai 2012 in Brüssel.Verlagswanderschaft von Luc Orient:
Das Licht der Leserschaft erblickte LUC ORIENT zum ersten mal 1967 als Fortsetzungsstory in TINTIN. Ab 1969 wurden die Geschichten um LUC ORIENT dann im Verlag EDITIONS DU LOMBARD im Albenformat aufgelegt.
Sein Debüt in Deutschland gab LUC ORIENT mit der Kurzstory LES SPORES DE NULLE PART 1970 in der Ausgabe 25 des MV-Comic Magazin des Ehapa Verlags unter dem deutschen Titel DR. NIRGENDWO. Die gleiche Kurzstory wurde später von Hethke unter dem Titel DIE SPOREN AUS DEM NICHTS 1990 nochmals veröffentlicht. Seinen weiteren Weg machte LUC ORIENT damals indessen in Deutschland im Koralle Verlag (Tochtergesellschaft des Axel-Springer-Konzern) als Fortsetzungsstory im Comicmagazin ZACK. Als ZACK COMIC BOX erschienen dann einige Geschichten im Alben-Format.
In chronologischer Reihenfolge erschienen die Alben 1 – 13 danach nochmals sowohl im Carlsen Verlag wie auch im Bastei Verlag. Für die Titelbilder nahm Bastei jedoch einen anderen Zeichner, der neue Titelbilder hinzufügte.
Der Norbert Hethke Verlag steuerte später dann die noch nicht erschienen Bände 14 – 17 bei.
Band 18 schaffte es dann über Salleck Publications (einem kleinen deutschen Comicverlag), sowie dem Mosaik Steinchen für Steinchen Verlag in die deutschen Lande.
Erst ab 2011 erschien das Gesamtwerk LUC ORIENT nochmals in einer schön aufgemachten Hardcover-Edition im Rahmen der Ehapa Comic-Collection.
Mein Hinweis:
Nicht jede Geschichte von LUC ORIENT weiß wirklich zu überzeugen. Da haperte es dann manchmal bei dem einen oder anderen sogenannten Oneshots. Aber insgesamt war es eine Serie, die eigentlich jedes Herz eines SF-Fans höher schlagen lassen ließ. In diesem Sinne kann ich nur empfehlen, sich in diese Comics (in welcher Form auch immer) einmal einzulesen. Die Zeichnungen leben zum einen von ihrer Einfachheit und andererseits von ihrem Detailreichtum, der sich erst dann wirklich erschließt, wenn man sich die einzelnen Bilder mal näher betrachtet. Wer hier dann wirklich auf den Geschmack gekommen ist, dem Empfehle ich natürlich die Ehapa Comic-Collection, auch wenn die nicht wirklich für kleines Geld zu haben sein wird. Für 29,99 Euro dürften die Hardcover-Alben noch vollständig bei Ehapa zu erhalten sein. Wer da aber auf dem freien Markt sucht, der muss dann schon damit rechnen, verdammt tief in die Tasche zu greifen, denn bei Amazon kommt z.B. Band 1 gebraucht locker über die 100 Euro Marke hinaus in den Verkauf. Seht also erst einmal bei Ehapa Comics im Netz in dem Themenbereich „Fantastisch“ nach, wenn es euch in Sachen LUC ORIENT jetzt in den Fingern kribbelt.
Kommentare
Luc Orient fand ich so ziemlich das beste, was man in Zack lesen konnte. Richtig gut haben mir allerdings nur die Stories "Der Feuerdrache" und "Das Tal der drei Sonnen" gefallen - das war echte SF-Mystik wie sie sein sollte. Die wurden allerdings ja erst nach "Der Tyrann von der Terango" und den Fortsetzungen"Planet der Angst" und "Der stählerne Wald", in Zack abgedruckt - warum auch immer...
Das, was dann später an "Orient-Geschichten" so kam (z.B. "Phantome des Lichts...ect..) hat mich nicht mehr so geflasht.
Ich bevorzuge jedoch die späteren Alben, die, nach den noch etwas naiveren Anfängen, doch inhaltlich und erzähltechnisch zunehmend "erwachsener" wurden, natürlich immer im Rahmen dessen was damals in einem sich an Jugendliche richtenden Magazin möglich war. Greg hat da ja doch ein paar Grenzen verschoben, hier und in seinen anderen Klassikern Andy Morgan, Bruno Brazil und Comanche. Und hat in diesen Serien ein bemerkenswertes Spektrum an unterschiedlichen und einfallsreichen Geschichten erschaffen. Während der damals von mir ebenfalls geschätzte Charlier aufgrund der immer gleichen Muster, und der größeren Simplizität, heute nur noch bedingt Spaß macht.
Bei Orient sind es dann, anders als bei Friedhelm, die Alben 6 -13 die (auch zeichnerisch) die als dei Höhepunkte für mich am Besten funktionieren. Danach allerdings ging es mit der Qualität, der zunehmend in größeren Abständen erscheinenden Serie, schnell bergab (und auch hier ebenfalls was die graphischen Qualitäten betrifft). Was ebenso auf die anderen der genannten Greg Serien zutrifft. Schade, schade ...