Eine Vampirin auf der Höhe der Beliebtheitsskala - Vampirella
Eine Vampirin auf der Höhe der Beliebtheitsskala
Vampirella
Möglichkeiten gab es ja einige
Seien wir ehrlich, es dürfte fasst kaum noch ein Medium geben, in dem der Graf aller Vampire namens DRACULA nicht sein Unwesen getrieben hatte. Da musste dann z.B. im Medium Comic bei MARVEL bald eine Tochter des Untoten her. Lilith war ihr Name und damit bekam diese Figur auch gleich den selben Namen wie Adams erste Frau, die sich Gott widersetzte und darum das Paradies verlassen musste. Und während Gott Adam aus einer Rippe nun Eva töpferte, wandelte Litith der Mythologie nach als Blutsaugerin über die Menschenwelt. Beide schafften aber den Sprung nicht in die Hitliste der Untoten, auch wenn der Name Lilith bei unserer Spitzenreiterin wieder eine gewisse Rolle spielt.
Eine weitere Kandidatin war die Gräfin Bathory. Diese gute Frau hatte einige seltsame Eigenheiten der unschönen Art und war bald als Blutgräfin recht bekannt. Sowohl in Büchern als auch in Heftromanen tauchte sie in verschiedenen Variationen auf. Auch der Film machte sich bald über diese historische Figur her und selbst Bram Stoker, dem Erfinder von DRACULA war diese zeitgeschichtliche Figur und die Sagen um die Taten der Blutgräfin nicht unbekannt. Wirklich an die Spitze schaffte sie es aber auch nicht, egal was Autoren oder Filmemacher für gräuliche Hintergrundgeschichten um sie entwickelt hatten.
Im Bastei Verlag gab es dann die Serie VAMPIRA, die sich damals durchaus von anderen Grusel-Serien im Heftromanbereich abhob. Hier zeichnete sich Manfred Weinland unter dem Pseudonym Adrian Doyle aus, als er Action, Horror und Erotik perfekt in seiner Serie VAMPIRA verband. Darüber hinaus rägt auch VAMPIRA den Geburtsnamen LILITH. Doch seien wir mal ehrlich, Pate für die Serie VAMPIRA stand eben in gewisser Weise auch die gesuchte weibliche Vampirin, die sich in der Beliebtheitsskala der Blutsauger eben weit nach oben schrauben konnte. Es sei zugestanden, dass auf dem Siegertreppchen der Blutsauger neben DRACULA kein Platz ist für ernstzunehmende Konkurrenz. Den Grafen von Bram Stokers Gnaden wird also so schnell niemand den Spitzenplatz streitig machen können.
Doch es gibt sie, die Vampirin, an der man eigentlich nicht vorbei kommt, wenn man die Medien des Phantastischen kennt und liebt. Eigentlich kommt sie noch nicht einmal von der Erde, obwohl diese Herkunftsversion später etwas mehr oder weniger drastisch umgekrempelt worden ist. Auch den Kinofilm hatte sie schon einmal gekapert, doch leider muss man sagen, dass die Filmversion von 1996 nicht gerade über ein originelles Drehbuch, dafür aber mit eklatant wenig Inspiration seitens des Regisseurs Jim Wynorski in Szene gesetzt worden ist. Doch in ihrem eigentlichem Medium gab es keine Hürde, die sie nicht locker mit einem Schlückchen Blut bzw. Blutersatzserum genommen hätte. Ihre eigentliche Geburtsstunde hatte sie im Medium Comic und ihr Name dürfte kaum jemandem unbekannt sein – VAMPIRELLA.Die Geschichte Vampirellas
Geboren wurde unsere Vampirin (laut ihrer Comic-Historie) auf dem fernen Planeten DRAKULON, auf dem die Flüsse und Meere statt aus Wasser (salzig oder süß), aus reinem Blut bestehen. Man hätte da auch ruhig und liebevoll leben und sich an den blutigen Gestaden laben können, hätten es die Zwillingssonnen CIRCE und SATYR nicht etwas anders gewollt. Denn mehrere Ausbrüche auf den Sonnen rafften fasst die gesamte Bevölkerung von DRAKULON dahin. Doch die übrig gebliebenen, die nach dem abflauen der Sonneneruptionen auf DRAKULON noch lebten, gehörten einer neuen, mächtigeren Spezies an.
Auch sie ernähren sich vom Blut ihrer Welt, doch darüber hinaus sind sie in der Lage, sich in Fledermäuse zu verwandeln oder sich schlicht Fledermausflügel wachsen zu lassen, wann immer sie diese benötigten (Metamorphose). Von der Sonne SATYR droht jedoch eine weitere, vernichtende Eruption und könnte alles Leben von DRAKULON dahin raffen. In diesem Augenblick, in dem die Welt im sterben liegt, stürzt auf DRAKULON ein Raumschiff von der Erde ab, und es ist VAMPIRELLA, die an besagtem Absturzort das fremde Schiff untersuchen soll. Dabei wird sie jedoch angegriffen. Erstaunt ist unsere spärlich bekleidete Vampir-Schönheit, als sie zurück schlägt und feststellen muss, dass durch die Adern des Astronauten lupenreines Blut fließt.
Um das Überleben ihrer Spezies zu sichern, besteigt sie kurzerhand das für sie fremde Raumschiff um es zurück zu dessen Heimatplaneten (die Erde) zu steuern. Dort beginnen dann die Abenteuer unserer sexy Vampirin, denn auf der Erde gibt es ebenfalls Vampire (unter anderem auch eben unseren Spitzenreiter DRACULA), die aber nicht so nett und liebreizend sind wie unsere VAMPIRELLA.Die Geburt von Vampirella und die Änderung der Geschichte
Geschaffen wurde VAMPIRELLA von Forrest J. Ackerman, der die Serie unter dem gleichen Titel 1969 zuerst in schwarz-weiß im Verlag WARREN PUBLISHING verlegte. Entwickelt wurde die innovativen Figuren mit und um unsere Vampirin von Zeichnern wie Tom Sutton oder dem legendären Frank Frazetta, während sich der Autor Archie Goodwin um die Handlung kümmerte. WARREN PUBLISHING entwickelte die Serie fortlaufend bis ins Jahr 1983. Danach wanderten die Rechte per Verkauf zu HARRIS COMICS, die seit 1991 diverse Serien um VAMPIRELLA veröffentlichten, die nicht auf eine fortlaufende Endlosserie angelegt waren, sondern über eine jeweils begrenzte Heftanzahl stets eine in sich geschlossene Story boten.
Mit MORNING IN AMERICA, geschrieben vom Autor Kurt Busiek wurde so der Kultfigur VAMPIRELLA neues Leben eingehaucht, doch HARRIS COMICS und Kurt Busiek unterzogen der Serie VAMPIRELLA auch einer gewaltigen Veränderung im Hinblick der Grundgeschichte. So wurde die Basisstory einschneident verändert, dass es den Planeten DRAKULON so nicht gegeben habe, sondern VAMPIRELLA dieses nur wegen einer Gehirnwäsche seitens ihrer Geschwister glaubte (nachzulesen in MYSTERY WALK). Dadurch wurde ihr laut neuer Leseart erst jetzt bewusst, dass sie die Tochter von LILITH (hoppla, da ist Adams erste Frau aus dem Buch Genesis ja wieder) ist, bzw. war.
Diese hatte sich (ganz nach der Überlieferung) auf Erden mit den Dämonen der Hölle gepaart, um die Nachkommen der aus dem Paradies vertriebenen Menschen, Adam und Eva, wiederum auszurotten. Aus diesem fortwährenden dämonischen Beischlaf entstanden so die Vampire. DRAKULON selbst war daher kein Planet, irgendwo im Weltraum, sondern ein Teil der Hölle selbst, in der LILITH herrschte. Doch bei LILITH trat ein Wandel ein (warum man sich diesen unlogischen Sinneswandel wie einen Klotz seitens der Autoren ans Bein band, dürfte allerdings ihr Geheimnis bleiben) und sie ersehnte ihre Erlösung durch Gott selbst. Um die Erlösung durch Gott jedoch zu erhalten, gebar sie VAMPIRELLA, die eben nicht mit manchen negativen Eigenschaften der Vampire gestraft war (Sonnenlicht schadet ihr z.B. nicht und Knoblauch kann nun auch wohl schmackhafter Natur sein. Von Kreuzen ganz zu schweigen) und nun den Kampf gegen die Vampire als Geschöpfe der Hölle aufnehmen würde.Der Makel des „Schund“ und die Dauerindizierung
Der erste Versuch, die WARREN Serie VAMPIRELLA auf den deutschen Markt zu etablieren, erfolgte 1973 im PABEL VERLAG, der auf bestem Papier und mit ansprechender Colorierung erfolgte, während die US-Originale in schwarz-weiß und auf dem damalig üblichen „Zeitungspapier“ erschienen. Schon durch das Magazin-Format wollte man sich von den üblichen Comicserien abheben, wobei gezielt auch eher ein Publikum im Erwachsenenbereich angesprochen werden sollte. Die Zeiten waren aber nicht gerade leicht. Nicht nur Heftromane wurden zum Inbegriff einer sogenannten „Schundliteratur“ gemacht, auch Comics haftete dieser Makel nachhaltig an, weshalb auch in diesem Medium vielfache Indizierungen erfolgten.
Man weise hier im Bereich MARVEL Comics nur auf die Comicserie KUNG FU hin, was sich bis zu Zeichentrickserien wie SCHWEINCHEN DICK (Begründung: Gewaltdarstellung/70ern) hinzog, wo gerade der CDU Politiker Heiner Geißler seine Finger gewaltig im Spiel hatte, um diese Serie aus dem Fernsehprogramm zu verbannen. Selbst die Serie SIGURD PICOLO Nr. 269 (Graf Albert verlangt Sühne/1959) blieb wie einigen Comics von AKIM, SOHN DES DSCHUNGELS oder selbst DONALD DUCK seitens der WALT DISNEY Comics nicht davon verschont.
So traf es dann auch recht schnell die VAMIRELLA Serie von Pabel. Da man bereits mit einigen Schwierigkeiten rechnete, wurden bei einigen Storys auch gleich Kürzungen vorgenommen, was jedoch nicht wirklich etwas nutzte. Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften schlug 1974 gleich bei den VAMPIRELLA Magazinen 9-11 zu. Damit verschwand die Serie VAMPIRELLA wieder vom deutschen Markt wegen einer Dauerindizierung, obwohl sie für Pabel wohl recht erfolgreich lief, denn kurz vorher hatte man die Erscheinungsweise des Comic-Magazins von monatlich auf 14-tägig umgestellt.
Der Pabel Verlag reagiert hierauf mit dem Comic-Magazin VAMPIR-COMIC, in dem weitere Veröffentlichungen seitens WARREN PUBLISHING erfolgten. Nur VAMPIRELLA wurde hierbei explizit völlig aus dem Veröffentlichungskonzept heraus genommen. Viel genutzt hatte dies aber auch nicht, denn bereits VAMPIR-COMIC Nr. 2 mit dem Titel IN DER GRUFT DES HEXENJÄGERS landete wieder auf dem Index (April 1975).
Was VAMPIRELLA betraf, so wurde diese Indizierung (wie auch vieles andere aus diesem Bereich) mit der Gesetzesänderung von 2002 automatisch aufgehoben. Von den van Helsings bis zum Pantha-Mädchen
Wer VAMPIRELLA kennt, der weiß, dass es hier eine illustre Schar von weiteren Nebenfiguren gibt, die für die Storys nicht ganz unwesentlich sind. Zeit also, mal hier einige kurz zu benennen (und nein, ich werde hier DRACULA jetzt nicht vorstellen, dass wäre wie Eulen nach Athen tragen).
Es gibt da noch einige andere Figuren, die erwähnenswert wären, aber die wichtigsten dürften hiermit erst einmal genannt sein.Kultfiguren haben enorm viele Gastauftritte
Das VAMPIRELLA neben anderen Vampirinnen einen Überfliegerstatus besitzt, macht sich gerade in ihrem bevorzugten Medium bemerkbar. Denn ihr Bekanntheitsgrad rührt weniger daher, dass sie in allen Medienformen gleichsam sehr präsent ist, auch wenn wie oben schon berichtet, z.B. auch der Film kein Neuland mehr darstellt, in dem Talisa Soto die Rolle der VAMPIRELLA übernahm.
Auch der Roman ist kein richtiges Neuland für VAMPIRELLA, denn in mehreren Romanen ist sie bereits verewigt worden. So in den Romanen wie BLOODSTALK oder DEADWALK. Insgesamt listet hier die Wikipedia ganze 6 Romane auf, in denen VAMPIRELLA auch rein literarisch zubeißt.Ihre Comics und Kurzserien sind überaus zahlreich, wobei es auch einige sogenannte Null-Nummern (Sonderausgaben) gibt, die gerade für Sammler sehr interessant sein dürften. Hinzu kommen noch VAMPIRELLA-Comics im Manga-Stil und jede Menge sogenannter Crossover und Kollaborationen. Da kreuzen sich in den Comics die Wege von VAMPIRELLA mit solchen Comic-Figuren wie LADY DEATH, SHI, THE MAGDALENA oder WITCHBLADE bis hin zu FRANKENSTEIN MONSTER oder BATMANS ON/OFF-LIEBE CATWOMAN. Des weiteren gibt es Publikationen mit ihr in Sachen VAMPIRELLA PIN-UP SPECIAL oder VAMPIRELLA: 25TH ANNIVERSARY SPECIAL und VAMPIRELLA/DRACULA: THE CENTENNIAL. Selbst Rockgruppen wie KISS schmückten sich schon auf diversen Covern mit unserem hübschen Langzahn.
Und wer eher auf Spiele steht, der sollte in Sachen VAMPIRELLA zu VAMPIRELLA: HELL ON EARTH BATTLEBOOK greifen. Und wer dann noch nicht genug von unserer sexy Blutsaugerin hat, der darf auf ihrer eigenen offiziellen Webside stöbern.
Nachbetrachtung
Alles in allem kann man VAMPIRELLA nicht auf eine Stufe mit DRACULA stellen, was den Bekanntheitsgrad angeht, aber sie ist dem Vater aller modernen Vampirstorys doch in diesem Punkt recht nah auf den Fersen. Was weibliche Vampire angeht, da hat VAMPIRELLA schlicht die Nase vorne und nach ihr kommt erst einmal eine Strecke lang irgendwie nichts, bzw. nicht viel, bevor hier weitere Namen wie Bathory oder Carmilla ihre Aufwartung machen dürfen.
Kommentare
Warrens Erfolg lag nicht zuletzt darin, dass er in seinen Magazinen den Comic Code umgehen und darum ein paar dezente Nackte und Gruselstorys in der EC Art bringen konnte. Die episodenhaften Vampirella Stories - das war ja ein Anthologiecomic - leben hauptsächlich von ihrer Absurdität und nicht von ihren schlichten Plots. Und vor allem von ihrer schönen Artwork.
Wobei ich wirklich protestieren muss
ARRN MUNRO: Bei uns auf dem Markt frage ich nie jemanden nach Comics oder Büchern, die kennen da eh nur Kartoffeln, Ledergürtel und Fischbrötchen...