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Schurken oder Helden – Oder das Böse in Dir! - Die Marvel-Geschichte zum Achten

Die Marvel-StorySchurken oder Helden
Oder das Böse in Dir!
Die Marvel-Story zum Achten

Zum Abschluss meiner kleinen MARVEL Comic-Artikelreihe werde ich mal keinen Blick in ein Comic-Book oder hinter die Geschichte des Verlages werfen, keinen Roman lesen, in dem die Superhelden literarisch auftreten, oder via Kinoleinwand ihre Weltrettungen zelebrieren. Vielmehr hatte mich Rudi, unser Fachmann für Professor Zamorra im Zauberspiegel, auf eine gelungene Idee gebracht.


Rudi und ich sind ja auch in einer speziellen Facebook-Gruppe für Superheldencomics, Comics im allgemeinen und alles, was es so um dieses Hobby herum so gibt, vertreten. Dabei stellte er mir dann dort auch die Frage, ob ich mich mal den Helden annehmen würde, die vormals Schurken waren und umgekehrt. Die Idee fand ich nicht schlecht und schon bald kreiste in unseren Postings der Name THUNDERBOLTS herum. Aber jetzt nur über diese Superheldengruppierung und ihre Comicabenteuer zu schreiben, würde für mich mehr als recht schwierig werden. Besitze ich doch in meiner Sammlung gerade mal drei Hefte dieser Gruppierung, und somit gibt es eine ganze Menge das ungelesen an mir vorbei gegangen ist. So werden wir das Thema THUNDERBOLTS in diesem Artikel auch nur als ein Beispiel, bzw. als ein Element im gesamten MARVEL Kosmos betrachten. Mit den Schurken ist das nämlich so eine Sache bei MARVEL. Ganz früh in meiner Jugend waren die Fronten in den SUPERMAN/BATMAN Heften des EHAPA Verlages (DC Comics) klar definiert: Die Helden waren die Guten und die Schurken waren die Bösen. Letzteres, nämlich diese strikte Trennung, wurde schon recht früh in den MARVEL Comics offensiv aufgehoben. In diesem Punkt unterschied sich MARVEL wesentlich von den DC Comics, die in ihrer Handlung und ihrer eher schwarz/weiß gezeichneten Welt einfacher gestrickt waren. Das merkte man schon am damaligen Typus mancher „scheinbarer“ Schurken.

Scarlet WitchSchurke oder Held, oder irgendwo dazwischen
Bleiben wir hier mal bei den AVENGERS und ihrer ersten großen Umbesetzung. Etwas müde und durch eigene andere Aufgaben in zeitliche Bedrängnis geratene Helden wie IRON-MAN, THOR oder GIANT-MAN und WASP standen vor der Frage, die Gruppe aufzulösen oder passenden Ersatz zu finden. Während sie sich diese Frage stellten, weilte Cap. America ja gerade irgendwo anders und jagte dem Schurken BARON ZEMO aus seiner frühen Epoche im Zweiten Weltkrieg nach. Mit der SCARLET WITCH und QUICKSILVER stießen zwei aus MAGNETOS Gruppe zu den AVENGERS, die eher bekannt dafür waren, gegen die X-MEN zu kämpfen, die im Gegensatz zu MAGNETO auf Seiten der normalen Menschen und des Guten standen.

HawkeyeDoch schon dort hoben sie sich von den anderen bösen Mutanten etwas ab, so das der Wandel vom Schurken zum Helden ziemlich reibungslos von Statten gehen konnte. HAWKEYE war der nächste, der zum neuen Team der AVENGERS stieß und auch er war vorher nicht gerade als strahlender Held in Erscheinung getreten, sondern hatte seinerseits IRON-MAN eher weniger nett mal das Leben schwerer gemacht.

So setzte MARVEL bei ihrem großen Heldenteam das um, was sie mit einer anderen Serie schon in den Grundzügen begonnen hatten. Sie zeigten auf, dass die Welt eben nicht nur schwarz/weiß ist, sondern viele farbliche Töne im Hellen wie im Dunkeln aufzuweisen hat.

HulkDer „Held“ der erwähnten anderen Serie  ist übrigens unser grüner Kermit (nicht der aus der Sesamstraße) fürs Grobe, der unvergleichliche HULK. Bruce Banner ist schließlich nicht nur ein Held wieder Willen, sondern verhält sich auch nicht gerade wie ein typischer Strahleheld. Wenn Banner zum HULK wird, ist das rationale Schema zwischen Gut und Böse schlicht aufgehoben, denn diese Sozialisierung funktioniert nicht reibungslos bei unserem grünen Berserker. Wer ihn ärgert, der hat bekanntlich verdammt schlechte Karten bei ihm, egal ob es ein Schurke übelster Sorte ist, oder die US-Army oder irgend ein anderer Superheld. Dem HULK ist eine Klassifizierung in Gut oder Böse, Schurke oder Held schlicht egal. Er will nur „seine“ Ruhe und „seinen“ Frieden, und wer diese Ziele stört, der muss bei dem HULK mit Konsequenzen rechnen. Letzteres mussten ganz früh nicht nur die AVENGERS lernen, denen er sich am Anfang angeschlossen hatte, sondern auch in Folge z.B die FANTASTIC FOUR, mit denen er sich durch halb New York prügelte.

Jeder Normalbürger durfte bei solchen Auseinandersetzungen die Beine in die Hand nehmen, denn Rücksicht ist nicht gerade HULKS Stärke, wenn er in Raserei gerät.  Ein weiteres, sehr bekanntes Beispiel ist aber auch der SUB-MARINER. Auch bei Namor dem Herrscher von Atlantis war für den Leser immer Spannung angesagt, denn wenn er auftauchte, wusste man nie im Vorfeld, ob er die Helden gegen eine Gefahr unterstützte oder er selbst nicht sogar schlicht die Gefahr war/ist. Unser „Held“ aus Atlantis war sehr früh dafür bekannt, gerne auch mal einen Krieg gegen die Menschen auf dem Festland führen zu wollen.

ThunderboltsDas Böse in dir – oder – Du bist, was du tust
Kommen wir also jetzt zu den THUNDERBOLTS, diesem Team das für die Leser manche Überraschungen parat hielt und irgendwie nicht abschätzbar war. Dabei kam ihre Entstehung eigentlich deshalb zu Stande, weil der MARVEL Kosmos nach dem Event um ONSLAUGHT plötzlich recht löchrig wirkte. Die FANTASTIC FOUR oder die AVENGERS galten als tot. Die großen Heldenteams des Verlagshauses waren plötzlich nicht mehr und hinterließen bedenkliche Lücken. Auf der anderen Seite wollte man diese Vielzahl an Helden auch nicht unglaubwürdig einfach wieder aus dem Hut ziehen, als wäre alles nicht so schlimm gewesen. Letzteres, nämlich ihre Rückkehr, bereitete man da lieber von langer Hand vor um dies logisch in den Serienkosmos integrieren zu können. Doch dann tauchte da ein völlig neues Superheldenteam auf, dass schnell Beliebtheit erlangte. Ein Held wie CITZEN V schien in seinem Sternenbanner-Kostüm ein würdiger Ersatz zu sein für Captain America, und ein anderer Held mit Namen ATLAS war der perfekte Ersatz für Hank Pym als GOLIATH. Lustig beim letzteren ist die Tatsache, dass ATLAS vorher wie Hank Pym ehemals den Namen GOLIATH trug, nur eben alles andere als ein Held war. Für die Leser stellte sich nämlich bald die entscheidende Frage, wo wird die Reise mit dem Team der THUNDERBOLTS hingehen.

Warum?

Baron Zemo und MoonstoneNun, die THUNDERBOLTS traten mit neuen Kostümen und neuen Namen auf, doch waren sie vormals besser bekannt als die MASTERS OF EVIL. Und die MASTERS OF EVIL waren nun alles andere als unverstandene Helden. Im Grunde waren diese „neuen Helden“, bestehend aus FIXER, BEETLE, GOLIATH, MOONSTONE und SCREAMING MIMI Schurken reinsten Wassers und ihr Anführer, CITZEN V niemand anderes Als BARON ZEMO. Einmal diesen Umstand begriffen, wurde dem Leser auch schnell klar, dass die ehemaligen MASTER OF EVIL nicht plötzlich geläuterte Helden geworden sind, sondern ihr Heldenauftritt einem bestimmten Ziel diente. Und dieses Ziel war wiederum alles andere als Heldenhaft, wenn man die Weltherrschaft im Auge hat.

Goliath, Beetle ,Screaming MimiNun könnte man als Resümee daraus ziehen, dass wirkliche Schurken auch Schurken bleiben, doch so einfach machten es uns die Macher nicht. Zwar verschleierten sie mit ihrem äußeren Heldenerscheinen ihre wahren verbrecherischen Absichten, aber bei MARVEL bleibt auch so etwas nicht für alle Zeiten in Stein gemeißelt. Denn bei MARVEL ist Schurke nicht gleich Schurke und das blitzte auch bald bei den THUNDERBOLTS durch. Während sie nach außen hin das neue starke Heldenteam spielten und gleichzeitig ihre finsteren Pläne im Geheimen weiter verfolgten, traten Veränderungen auf, mit denen sie selbst nicht gerechnet hatten. Plötzlich wurden sie bejubelt statt gejagt und dies setzte bei manchen von ihnen einen Prozess des Umdenkens ein. Ja, der eine oder die andere konnte sich bald sogar vorstellen, nicht weiter die dunklen Pläne umsetzen zu wollen oder wieder zu dem zu werden, was sie einmal waren, nämlich höchst gefährliche Verbrecher. Die MARVEL FANPAGE fasst dies in ihrem Artikel zu den THUNDERBOLTS in wenigen Worten perfekt zusammen, wenn dort steht:

Darum ging es in der Serie: Um die Sucht ein Held zu sein -   die Verführung respektiert zu werden.

Dies ging auch an BARON ZEMO nicht spurlos vorbei, denn bald musste er hier und da kleinere Zugeständnisse an seine Mitschurken machen. Auffällig jedoch hierbei ist, dass Schurken wie GOLIATH, BEETLE oder SCREAMING MIMI nicht gerade zur ersten Garnitur der übelsten Superschurken zählten. Irgendwie blieben sie immer in der zweiten oder gar dritten Reihe. Anders dagegen BARON ZEMO. Ihm scheint das Böse faktisch in die Gene eingebrannt zu sein, so das er trotz einigen Zugeständnissen seiner bösen Grundhaltung treu blieb und wohl auch in Zukunft bleiben wird (gestorben wird ja in den Comics häufiger und ebenso schnell kommen sie wider zurück ins Leben). In diesem Punkt ist BARON ZEMO auf einer Stufe mit anderen Schurken wie z.B. DR. DOOM oder dem RED SKULL. Dieser Typus von Schurke mag immer wieder für eine Überraschung gut sein, doch  grundsätzlich wird sich ihr Wesen nicht ändern. Gleiches musste der Leser der SPIDER-MAN Comics ja noch vor kurzer Zeit feststellen, als DOKTOR OCTOPUS im Körper von PETER PARKER als SPIDER-MAN aktiv wurde. Er mochte zwar in dieser Zeit dem einen oder anderen Schurken ins Handwerk gepfuscht haben, aber seine Art, dieses umzusetzen, zeigte seinen bösartigen Grundcharakter doch recht deutlich. Das bei den THUNDERBOLTS später kein geringerer als der AVENGER HAWKEYE die Führung übernahm, war schlicht eine Angelegenheit, die nicht wirklich überraschte. War HAWKEYE wie oben festgestellt doch selbst am Anfang auf der Gratwanderung zwischen Schurke und Held gewesen.

Was Böse ist, unterliegt immer einem gewissen Blickwinkel
Seien wir ehrlich, wenn wir Comics lesen, oder Romane aus dem breit gestreuten Bereich der Phantastik, des Krimis, des Thrillers oder des Westerns, dann sind wir quasi schon fasst süchtig nach klaren Klassifizierungen in Gut oder Böse. Der Schurke ist schlicht böse und unsympathisch von Natur aus. Dies entspricht zwar keinen realen Gesichtspunkten, vereinfacht das ganze aber ungemein. Gleiches gilt für den oder die Helden. Sie müssen moralisch gut sein, sollten wenn, dann wenige und nicht zu auffällige Macken haben und sie sollten schnell zum Sympathieträger werden, in den man sich ebenso schnell hinein versetzen kann. Die heile Welt also, in der alles ordentlich sortiert  ist, mit einem Helden, in den wir uns gerne hinein versetzen wollen (die Aussage: „hinein versetzen können“, dürfte eher persönlichem Wunschdenken des Lesers entsprechen). MARVEL brach in diesem Punkt eben genau dieses einfache Schema auf und perfektionierte diesen Paradigmenwechsel geradezu mit der Serie über die THUNDERBOLTS.

Die perfekte Version des Bösen sind dagegen Figuren wie der Roboter ULTRON, der über keinerlei Gefühle verfügt, die ihn zu kleinen oder weitreichenden Zugeständnissen treibt. Figuren wie LOKI oder MAGNETO sind zwar auch keine Lämmer, aber aufgrund ihrer Vergangenheit und ihren Lebenswegen sind ihre Handlungen rational und logisch nachvollziehbar, auch wenn sie unserem Rechtsempfinden widersprechen mögen. Doch MARVEL hat da noch etwas mehr zu bieten. Eine Figur wie GALACTUS entzieht  sich nämlich der Gut/Böse Einordnung völlig. Gut, wenn wir als Kinder oder Jugendliche ein Heft von DIE FANTASTISCHEN VIER aufschlugen, in denen dieses Wesen namens GALACTUS die Welt gerade einmal wieder vernichten wollte, dann war er für uns damals ganz klar einer der Bösen, doch so einfach ist dies bei näherer Betrachtung nicht.  Wir Menschen leben schließlich (wie man es bei STAR TREK nennen würde) auf einem Klasse M. Planeten, der also alle Voraussetzungen für Leben aufweist.

GalactusObjektiv gesehen benötigt ein solcher Planet aber keiner intelligenten Lebensformen wie die des Menschen, um für GALACTUS interessant zu werden. Das es Menschen auf der Erde gibt, ist für ihn faktisch ein Nebeneffekt, der ihn aber nicht wirklich interessiert. Anders wird nämlich ein Schuh daraus: Es hat GALACTUS nie interessiert, welche menschenähnlichen oder andere intelligenten Lebensformen auf solchen Planeten existieren. Selbiges gilt also auch für die Erde selbst. Er mag dabei sogar um die Intelligenz dieser Planetenbewohner wissen, er mag wissen, welche Gefühle sie haben und er mag wissen, dass sie nicht gerade erfreut sein werden, ihrer Vernichtung entgegen zu sehen. Für ihn könnte es auch ein Planet sein, der überhaupt nicht über intelligentes Leben verfügt, solange er die anderen betreffenden Voraussetzungen aufweist um Leben zu ermöglichen. GALACTUS geht es schlicht und ergreifend um seine Ernährung und diese besteht nun einmal aus Planeten die diese Voraussetzungen besitzen. Diese Voraussetzungen könnte man vergleichen mit den Vitaminen, die wir als Menschen mit unserer Nahrung aufnehmen. Und wenn sich bei uns Menschen z.B. ein Hühnchen aus Angst zur Wehr setzt um zu entkommen, setzen wir dieser Gegenwehr auch ein Ende, was dem Hühnchen aber nicht erspart, im Grill zu enden. Bei GALACTUS ist es nicht anders.  Auch er würde verhungern, wenn er jedem intelligenten Volk  zuhören würde und ihrer Bitte, den Heimatplaneten zu verschonen, nachkommen würde.

Ist GALACTUS deshalb ein Schurke oder ist er von Grund auf Böse? Nein! GALACTUS steht eindeutig über diesem Schubladendenken. Er folgt schlicht seinem Selbsterhaltungstrieb und befindet sich in der Galaxis (oder gar im gesamten Universum) einfach auf Nahrungssuche. Da man Planeten mit diesen Voraussetzungen nicht anpflanzen und später ernten kann, bewegt sich dieses Wesen immer auf der Suche um seinen Hunger zu stillen. Ja, es ist sogar eine Form von Humanität, wenn GALACTUS eine Welt verschont, wenn sich jemand wie der SILVER SURFER bereit erklärt, ihm als sein Herold dafür andere Nahrungsquellen ausfindig zu machen. Für GALACTUS ist es wohl einfach das persönliche Pech eines Planetenvolkes, wenn er deren Bahnen kreuzt. Genau das hebt GALACTUS aber auch aus der Masse der „Gegner“ heraus. Er ist ein Überwesen das schlicht nichts anderes macht, als mit allen verfügbaren Mitteln seinen eigenen Erhalt zu sichert. Ihn  in eine Schublade von Gut oder Böse stecken zu wollen, würde seiner Stellung im Kosmos der MARVEL Comics niemals gerecht werden, oder würden sie gerne verhungern, nur weil die Hühnchen sie gerade so traurig ansehen, anstatt freudig in den Grill zu springen? Gleiches Beispiel lässt beliebig auf alle Nutztiere usw. bis hin zum Kopfsalat erweitern. Was uns also als Ausdruck des reinen Bösen vorkommt, muss nicht unbedingt auch Ausdruck des Bösen sein.

Augen auf für Veränderungen statt vereinfachter Blickwinkel
Wir sehen also, nicht alle Schurken müssen Schurken bleiben und auch aus Helden können Schurken werden. Manches kann von Grund auf verdorben und Böse sein und wieder anderes scheint weit über dem Schubladendenken von Gut und Böse zu liegen. Damit spielte man schon zu Beginn bei MARVEL und dies mit manchmal viel, manchmal mittelmäßigem und manchmal auch bescheidenem Erfolg. Gerade das aber macht auch das Flair aus, dem man bei DC Comics zwar hinterher hechelte, dies aber nie in einer solchen Perfektion umzusetzen vermochte. Dafür haben die Helden und Schurken bei DC natürlich andere Vorzüge, die wiederum die Fans von DC begeistern können und sollen. Doch das MARVEL Erfolgsrezept, von Beginn an eben nicht mit übersteigerter Perfektion bei den Helden und klarem schwarz/weiß Muster bei der Weltsicht zu glänzen, machte schon  früh den entscheidenden Unterschied aus, der mich in meiner Jugend zum Fan der MARVEL Serien werden ließ. Trotz aller Phantastik war MARVEL immer näher am realen Leben und am realen Menschen. Und egal ob wir gerade von einem Helden oder einem Schurken reden, in der Regel haben sie bei MARVEL einen entscheidenden Punkt gemeinsam: Es bleiben Menschen die anhand ihrer Stärken und Schwächen wachsen oder untergehen werden. Ausnahmen wie ULTRON (eben kein Mensch) bestätigen dagegen die Regel sogar.

Ein allgemeines Fazit zum Schluss
Das, was in den Comics bei MARVEL umgesetzt wurde, wünschte ich mir auch gerne in manchen Romanserien oder Büchern und Filmen. Im Bereich der Comics war für mich kein Superheld so was von langweilig wie die Gallionsfigur von DC, nämlich SUPERMAN.  SUPERMAN, moralisch ein Bollwerk ohne Makel, ein Sympathieträger erster Kanone, so ganz ohne Fehl und Tadel – wie langweilig muss erst die Welt sein, wenn jeder ihm nacheifern könnte. Der Versuch, diesem „Vorbild“ nach zu eifern mag ja vielleicht löblich sein, aber mit Sicherheit völlig unrealistisch. Und das eben nicht deshalb, weil SUPERMAN vom Planeten Krypton kommt und eigentlich ja kein Mensch ist, sondern weil es schlicht gegen die Natur des Menschen wäre. Es gibt nicht das Böse oder das Gute. Was für uns Gut ist, kann anderen erhebliches Leid bescheren und umgekehrt. Der Mensch, also auch ich oder Sie, liebe Leser, können in bestimmten Situationen Gut oder eben Böse sein, weil beides in uns steckt. Die Welt ist eben nicht schwarz/weiß und wird es auch nie werden, egal wie intensiv wir uns in Richtung Decke strecken werden. Habe ich das einmal begriffen, benötige ich in anderen Formen der Unterhaltung (Roman, Buch, Film usw.) keinen perfekten Helden mehr, keine Sympathiefigur für jedes Wetter und eben keinen Protagonisten ohne Fehl und Tadel, Ecken und Kanten. Spannung beginnt auch dort, wo mich Hauptfiguren stets zu überraschen wissen, wo sie auch mal ihre dunkle Seite zeigen und auch mal unsympathisch daher kommen können. In diese Figuren kann ich mich weitaus besser hinein versetzten, weil sie realistischer sind und eben nicht einer gewissen Sterilität frönen, wo am Beginn einer Story schon klar ist, dass sprichwörtlich immer der Gärtner der Mörder sein wird. Dies machte in meiner Jugend die Faszination aus, die die MARVEL Comics mir regelmäßig gegenüber SUPERMAN und Co. lieferten.  Und in diesem Punkt hoffe ich immer gerne, wenn auch Romanautoren daraus lernen und entsprechendes frisch und spannend umzusetzen verstehen. Frei nach dem Leitspruch meines Vaters: „Du kannst alt werden wie ein Esel, aber du lernst nie aus.“

Ausblick
MARVEL wird natürlich auch späterhin immer mal wieder ein Thema für einen interessanten Titel im Zauberspiegel liefern, doch ich werde mich jetzt erst einmal in lockerer Form auch anderen Comics zuwenden, denn die Bandbreite ist ja recht groß (nicht nur darin, was uns aus den USA geliefert wurde/wird). Und da gibt es einige kleine Schätze in meiner umfangreichen Comic-Sammlung , die ich euch gerne etwas näher bringen möchte. In diesem Sinne – es bleibt spannend.

Kommentare  

#1 Rudi 2015-07-04 08:27
Konrad du hast es auf dem Punkt gebracht. Bei Marvel zerfließen die Punkte zwischen Gut und Böse. Hier kann jeder Held gut so wie Böse sein oder Umgekehrt jeder Bösewicht. In den späteren Jahren bei DC hat man es ja auch Probiert. Batman wurde Dunkler und Härter dargebracht. Bei Superman kratzte man an den Sockel seines Unnahbaren. Egal ob man DC oder Marvel liest, der Nachteil dieser zwei ist, alles paar Jahren wird ein Reboot gemacht um die ganzen Charakteren neu zu Definieren. Irgendwann kennt man sich nicht mehr aus in diesen Universen der zwei großen Verlage. Wenn man genügend Geld hat ist man immer dabei. Heutzutage muss man ja alle Comics kaufen um die Events zu verfolgen. Bei den heutigen Comics ist das Problem, das alles verzweigt ist. Zurück zum Artikel, ich kann nur sagen das dein Artikel mir aus dem herzen gesprochen hat.
#2 Laurin 2015-07-04 11:41
Ja, mit den Events über mehrere Serien und die ganzen Reboots kann man sich wirklich ärgern. Das ist wirklich etwas für Leute, die nicht aufs Geld sehen müssen. Und für die, die sich das nicht leisten können oder wollen, bleiben oftmals Lücken in der Handlung zurück.
Was die Anpassung bei DC anbelangt, so empfand ich diese eher auf Sparflamme. Einen Helden wie BATMAN düsterer zu kreieren, heißt noch nicht, ihn menschlicher (mit allen Schwächen und Stärken) zu gestalten. Darin war MARVEL schon zu Beginn einzigartig.
#3 Andreas Decker 2015-07-04 12:43
Ist das bei Marvel wirklich so programmatisch gewesen? Zwischen Pietro und Wanda bei den Avengern und den Thunderbolts liegen mehr als 30 Jahre, diverse Autorengenerationen und ein paar einschneidende Veränderungen in der Erzählweise.

Und Loki und Magneto waren bis in die 90er und 80er hinein völlig eindimensionale Schurkenfiguren, genau wie ihre Gegenstücke bei DC. Lex Luthor und Dr.Doom waren die beiden Seiten einer Münze, nur dass Doom das bessere Design hatte.

Eine Figur wie Baron Zemo ist aber trotz allem ein Sonderfall. Er ist ein typischer Lee/Kirby Marvel-Nazi und dementsprechend hohl. Ich fürchte, da führt jede Diskussion über Veränderungen ins Leere. Bei diesem Thema kann man von den Amerikanern nicht viel erwarten, das zeigen ja auch die aktuellen Marvel-Filme und Serien, wo man jeden politischen Ballast aus der Organisation Hydra rausgestrichen hat.

Lees cleverer Schachzug, den man aus heutiger Sicht tatsächlich als genial bezeichnen kann, war es, den Leser daran teilzunehmen lassen, wie Spider-Man sein Kostüm wäscht und auf die Leine zum trocknen hängt. Das macht ihn "realistisch", und das gab es bei Batman eben nicht. :-) Und das konnte DC auch später mit keiner der unsäglichen "Robin geht aufs College"-Stories wieder wettmachen.

Mir geht es übrigens ähnlich wie Rudi. Ich kaufe Marvel und DC schon seit Jahren nicht mehr. Die ständigen "Event"-Comics sind inhaltsleer, völlig überteuert und in der Artwork größtenteils belanglos.
#4 Laurin 2015-07-04 19:37
Natürlich machten bestimmte Figuren Entwicklungen durch (siehe Mgneto oder Loki). Diese fußen aber auf Grundlagen, die MARVEL schon früh legte. DC kam aus seiner Eindimensionalität kaum heraus und manche Versuche wirkten nur noch albern. Bei Dr. Doom sehe und sah ich indessen weit mehr als bei Lex Luthor, der erst sehr spät gepuscht wurde. Ähnlichkeiten liegen aber bei den Figuren schon vor, dass lässt sich bei Schurken ja kaum verbergen. Ist halt die jeweilige Sichtweise. Und ob es Sinn macht, bei Zemo (und anderen Figuren) immer auf der Nazi-Schiene herum zu reiten, lasse ich mal dahin gestellt. Das mag jeder für sich selbst entscheiden. Lees Schachzug beinhaltete aber doch schon etwas mehr als nur die nasse Wäsche von Spider-Man/Peter Parker. ;) Bei der Event-Kiste dürfte aber einhellige Meinungsgleichheit herrschen. Hier spricht einfach der Drang nach Umsatz eine eindeutige Sprache.

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