Das Frankensteins Monster-Syndrom - Ultron - Die Marvel-Geschichte zum Siebten
Das Frankensteins Monster-Syndrom
Ultron
Die Marvel-Story zum Siebten
... zumindest nicht im besagten Comicheft AVENGERS – AGE OF ULTRON. Auf dem Cover ist zwar auch VISION verewigt, der im besagten zweiten Kinofilm seinen ersten Auftritt im Bereich der MARVEL Verfilmungen hat, aber mit dem zweiten AVENGERS Film hat der Comic eigentlich nichts zu tun. Da mogelt man etwas mit dem Cover und dem Titel, denn die sogenannte Vorgeschichte zum zweiten AVENGERS Kinofilm ist eigentlich nichts anders, als eine weitere Comicversion des ersten AVENGERS Film. Gut – wer neben dem ersten Film auch die Comic Adaption in seiner Sammlung haben möchte, den offiziellen Comic zum Film aber nicht hat, der dürfte diese Mogelei mit einem Schulterzucken quittieren. Wer aber auf einen Comic zum zweiten Film gesetzt hatte, der dürfte durchaus enttäuscht sein. Auch einen ziemlich üblen Schnitzer haben sich die Macher in diesem Comic erlaubt, denn kurz bevor BLACK WIDOW das Portal schließt, dass LOKI mit dem TESSERAKT auf dem Stark-Tower geöffnet hatte, kommen vorher noch ein paar Szenen, in denen der HULK und IRON-MAN nochmals LOKI bekämpfen. Da reibt man sich erst einmal die Augen, denn vor der vorgelagerten Werbung von zwei Seiten war die Story doch eigentlich längst abgeschlossen, LOKI besiegt und die Helden längst enteilt. Dabei handelt es sich aber um eine Art Rückblick, der dann nahtlos in einen Nebenschauplatz der Handlung übergeht, wo Wissenschaftler in einer SHIELD Station über eben den TESSERAKT sinnieren und das Zepter von LOKI untersuchen. Von dort aus geht es dann zu BARON VON STRUCKER und zu QUICKSILVER und seine Schwester, der SCARLET WITCH.
Der kleine Ausblick, den wir also im Film THE AVENGERS nach dem Abspann noch zu sehen bekommen, wurde in diesem Comic um einiges erweitert, so das der Fan hier wohl eine Art Mehrwert gegenüber dem Kinofilm-Abschluss erhält. Gut, man kann es sehen wie man will, aber verwirrend ist dieser Übergang im Comic dennoch. Dies hätte man locker durch eine Zwischenüberschrift verhindern können. Noch besser wäre es gewesen, diese Szenen dort zu belassen, wo sie laut Kinofilm auch hingehören, um dann einen Übergang zu SHIELD zu schaffen. Aber … na ja, so etwas nennt man glaube ich „künstlerische Freiheit“. Von ULTRON aber ist weit und breit auch in dieser künstlerischen Freiheit nichts zu sehen, auch wenn der Comic eben den gleichen Titel auf dem Cover führt, den auch der zweite AVENGERS Kinofilm ziert. Man kann das ganze also drehen wie man will, dass Heft bleibt eine Mogelpackung, da kann man noch so oft unten auf dem Cover etwas von einer Vorgeschichte faseln.Die Geschichte hinter ULTRON:
Wer die Story lesen will, in der ULTRON (am Anfang gab es auch noch je nach Upgrade Zahlen hinter dem Namen wie ULTRON 6 usw.) seine Geburtsstunde hatte, der sollte daher zum ebenfalls vor kurzem erschienen Band AVENGERS – DIE MÄCHTIGSTEN HELDEN DER ERDE!, greifen. Denn hier tritt ULTRON zum ersten mal auf, indem er den Androiden VISION schuf, mit dem er die AVENGERS angriff. ULTRON selbst war ein Projekt von Henry Pym, den man zu dieser Zeit auch als GOLIATH von den AVENGERS kannte (kaum ein anderer Held hat so oft seit seinem Debüt als ANT-MAN seinen Namen und sein Kostüm gewechselt). Dieses Projekt sorgte nicht nur dafür, dass der Haussegen zu seiner Partnerin Janet van Dyne (WASP) ordentlich schief hängt, sondern unser Held merkt noch nicht einmal, dass er längst von ULTRON selbst manipuliert wurde. Als das Labor von Pym in Flammen aufgeht, nimmt dieser Abstand von dem Projekt und schon bald ist eben dieses Projekt samt Labor wie ausgelöscht in seinem Gedächtnis. Das innerhalb der scheinbaren Ruinen des Labors längst jemand anderes das Regiment führt, bleibt so völlig unentdeckt durch Henry Pym oder den AVENGERS. Das Labor selbst ist völlig funktionstüchtig und neben der Tatsache, dass Pyms Projekt ULTRON sich nunmehr selbst modifiziert, erschafft er nebenher auch ein weiteres künstliches Wesen - den Androiden VISION – geschaffen aus dem Androidenkörper der ersten HUMAN TORCH und den gespeicherten Gehirnwellenmustern des verstorbenen WONDER MAN.Eine Entschuldigung von mir wäre hier angebracht...
...denn ich habe gerade im Ablauf der Serienkontinuität etwas voraus gegriffen. Denn diese Informationen erhalten die Leser erst in der AVENGERS Story: AUCH EIN ANDROID KANN WEINEN. Der erste Auftritt von VISION und damit auch ULTRON erfolgt jedoch in der AVENGERS Story: UND JETZT … VISION!, in dem eben VISION die AVENGERS angreift und zuerst auf die WASP trifft. Im Heft AUCH EIN ANDROID KANN WEINEN erfährt VISION auch, dass sein Bewusstsein auf den Gehirnmustern des toten WONDER-MAN basiert. Wie ULTRON jedoch an den Androidenkörper der früheren HUMAN TORCH gelangen konnte, blieb in diesem Heft völlig unbeantwortet. Hatte Henry Pym diesen in seinem Besitz? Wir erfahren es hier leider nicht. Wie ist ULTRON darauf gestoßen? Auch das bleibt im Dunkeln. Hat ULTRON den künstlichen Körper der HUMAN TORCH gesucht? Wenn ja, woher wusste er von ihm und woher wusste er, wo er diesen suchen musste? Ich kann auch hierzu keine Antwort geben. Wenn also da nicht etwas fürchterlich an uns vorbei gegangen ist, wäre es doch eine lohnende Aufgabe für einen Autoren und entsprechenden Zeichnern gewesen, diese letzten Geheimnisse zu lösen, zumal ULTRON durch den zweiten AVENGERS Kinofilm doch quasi in diesem Jahr zum Superstar unter den Bösewichten von MARVEL empor gehoben wurde. Der Band AVENGERS – DIE MÄCHTIGSTEN HELDEN DER ERDE!, dürfte für die Fans an sich schon einen Kauf wert sein. Hervorzuheben sind hier die jüngeren Fans der AVENGERS, die die Hefte aus den Anfängen dieser Heldentruppe vielleicht nur vom höheren Sagen her kennen. Der Band beinhaltet nicht nur die Gründungsstory der AVENGERS, dass erste Auftreten von CAPTAIN AMERICA bei den AVENGERS und die erste größere Umbesetzung der AVENGERS mit QUICKSILVER, der SCARLET WITCH und HAWKEYE, sondern umfasst auch die Bände, in denen VISION auftritt und er über mehr als ein Heft hinweg mit den AVENGERS sich den hinterhältigen Angriffen von ULTRON erwehren muss. Etwas aus der Rolle fällt dabei nur das letzte Abenteuer, dessen Inhalt kaum zu eben diesen Meilensteinen des Superhelden-Teams passen will. Das es trotzdem in diesem Band mit vertreten ist, ist schlicht der Tatsache geschuldet, dass es sich hierbei um das Jubiläumsheft 100 der AVENGERS handelt, in dem auch alle bisherigen Mitglieder der AVENGERS mitmischen dürften. Hier dazu die einzelnen Storys mit Hervorhebungen, in denen ULTRON eine gewichtige Rolle spielt:
AVENGERS – DIE MÄCHTIGSTEN HELDEN DER ERDE! (Inhalt):
Mit den fünf ersten Begegnungen mit Ultron (Heft 57-58 und den Heften 66, 67 und 68) bekommt der Leser also schon eine geballte Ladung dieses faszinierenden Gegners geboten, die sich niemand entgehen lassen sollte. Infos und die Multiversen von MARVEL:
Nun mag sich der eine oder andere Fragen, woher weiß dieser Wolfram, dass der Körper von VISION der des frühere Androiden HUMAN TORCH ist, der ja eigentlich in der Zeit auftrat, in der Helden wie CAPTAIN AMERICA, der SUB-MARINER, LIBERTY BELL oder auch eben ein anderer Held mit dem Namen VISION im Zweiten Weltkrieg gegen die Nazis und die Japaner ankämpften? Nun, wer es schnell mal nachschlagen möchte, dem empfehle ich hierzu den Hardcover-Band AVENGERS – LEXIKON DER SUPERHELDEN (Infos zu über 225 Helden und Schurken). Hier finden wir auf Seite 221 zum Datenblatt des Superhelden VISION folgendes Eingangszitat:
Der „Synthezoid“ Vision wird von Ultron erschaffen – aus den Überresten des ersten Human Torch (Jim Hamond) und Wonder Mans Gehirnwellenmustern. Er soll die Avengers infiltrieren und vernichten, aber rebelliert und wird zum treuen Teammitglied.
(Zitat: Avengers – Lexikon der Superhelden / Seite 221)
Und wenn man jetzt auf solche Fans trifft, die aufgrund der AVENGERS Kinofilme erst zu den Heften greifen und eigentlich noch Null Durchblick haben, dann dürfte die Streitfrage mit den Altfans wohl darin liegen, wer denn nun ULTRON überhaupt erbaut/erschaffen hat. Denn mit der originalen Comic-Serie hat der Film ja nur bedingt einiges gemeinsam. So könnte man die Kinofilme schlechthin als Teil des Multiversums von MARVEL betrachten. Parallelwelten also, in denen vieles ähnlich, aber eben nicht gleich ablaufen kann. So ist es eben nicht Henry Pym/GOLIATH, der im Film Ultron erschafft und damit ungewollt eine große Gefahr auf die Menschheit loslässt, sondern Toni Stark/IRON-MAN, der im Film diesen schwarzen Peter zugeschoben bekommt. Wenn sich also am Kinoeingang oder auf der nächsten Comic-Messe die Fan-Frischlinge sich nicht in Sachen MARVEL und AVENGERS von euch alten Hasen bilden lassen wollen, haut ihnen einfach besagtes Lexikon um die Ohren. Der Einband ist stabil genug dafür … *Grins.Das Frankensteins Monster-Syndrom:
ULTRON ist schon etwas besonderes, zumindest hält er sich auch dafür, aber das unterscheidet ihn kaum von anderen Schurken. Er will die gesamte Menschheit versklaven oder wenn es denn sein muss, auch völlig von der Weltkugel beseitigen. Skrupel kennt unser mechanischer Massenmörder nicht und die eigentliche Gefahr bei ihm liegt in der Tatsache, dass er sich schlicht selbst die nötigen Upgrades verpasst. So gesehen wissen unsere Helden eigentlich nie wirklich, wie gefährlich ihr Gegner gerade wieder ist, wenn er in Erscheinung tritt. Neben VISION schuf ULTRON auch weitere Androiden wie z.B. VICTOR MANCHA, um sie für seine Ziele einzusetzen. Aus dem sogenannten AGE OF ULTRON Zeitalter sind es nicht die AVENGERS, die ULTRON besiegen, sondern es sind WOLVERINE und Sue Storm (FANTASTIC FOUR), die durch die Zeit in das Labor von Pym zurück reisen um ihn zu warnen. Mit einem Computervirus hält man so ULTRON auf und macht seine grausame Weltherrschaft ungeschehen. Das ULTRON oftmals direkt seinen Schöpfer Henry (auch gerne Hank genannt) Pym angreift, dürfte man literarisch durchaus als eine Art Frankensteins Monster-Syndrom bezeichnen. Die Parallelen sind einfach zu offensichtlich. So wie sich das Monster gegen seinen Schöpfer Frankenstein wendet, so wendet sich ULTRON gegen seinen Schöpfer, den er zu beginn sogar schlicht „Vater“ nennt, ohne jedoch irgendeine Regung der Verbundenheit mit seinem Schöpfer zu entwickeln. Und im Gegensatz zum Monster von Frankenstein, dass sich selbst eine gewisse Form von Moral aneignet (Sozialisierung), bleibt ULTRON jegliche Form von Moral fremd. Genau diese Fakten machen ULTRON gerade im Universum von MARVEL so interessant. Denn jeder Schurke und jeder böse Alien weißt irgendwie einmal in bestimmten Momenten Hemmungen auf, weil dessen Taten mit seinen inneren Moralvorstellungen kollidieren. Diese Schwäche erlaubt sich ULTRON nicht, auch wenn er durchaus sogar menschliche Züge aufweist, wenn es z.B. um das Gefühl der Rache geht. Damit ist ULTRON einer der variabelsten Gegner, die bei MARVEL je erschienen sind. Während man Schurken wie DR. DOOM oder TANOS irgendwie einschätzen kann, dürfte dies bei ULTRON nicht der Fall sein. Denn die einzige unveränderbare Konstante die dieser Gegner aufweist, ist sein Hass gegenüber seinem Schöpfer und der unabdingbare Drang zur absoluten Macht.
Hier behandelte Heft- und Soft/Hardcover Bände:
AVENGERS – AGE OF ULTRON
AVENGERS – DIE MÄCHTIGSTEN HELDEN DER ERDE!
AVENGERS – LEXIKON DER SUPERHELDEN