Geisterjäger John Sinclair - Wehret den Anfängen: DER GEISTERFAHRER
Band 60
Der Geisterfahrer
von Jason Dark (Walter Appel)
Mallmann verständigt John Sinclair und Suko, die nach Deutschland kommen, um sich um den Fall zu kümmern.
Die drei Geisterjäger fahren nach Königstein im Taunus, wo sie sich in einem Hotel einquartieren.
Am nächsten Morgen wird der Geisterjäger beim Frühstück von seinem unbekannten Gegner angegriffen, kann den dämonischen Angriff aber mit seinem Kreuz abwehren.
Während eines Rundganges durch Königstein, retten sie Roxane von Felseneck und ihre Freundin Gisela vor einem Werwolf, den Suko bis zur Burg Felseneck verfolgen kann, wo er spurlos verschwindet.
Daraufhin entscheidet sich John Sinclair, nach Burg Felseneck zu fahren, wo über dem Hauptturm plötzlich eine grünliche Scheibe auftaucht, die mit schwarzmagischen Zeichen versehen ist.
Als sie die dortige Jugendherberge betreten wollen, werden sie von dem Herbergsvater und Burgverwalter Dietrich Künzler daran gehindert. Doch Sinclair & Co. geben nicht auf und quartieren sich am nächsten Tage zusammen mit Roxane und Gisela auf der Burg ein.
Nach allerlei Verwicklungen auf Burg Felseneck, gelingt es John, Suko und Will schließlich dem Dämonendiener Dietrich Künzler das Handwerk zu legen und dem Schwarzen Tod damit wieder einmal eine Schlappe beizubringen.
„Ich riß mein Hemd auf, daß die Knöpfe absprangen, und tastete nach dem silbernen Kreuz mit den kabbalistischen Zeichen und den Siegeln der vier Erzengel.
Ich trug es fast immer bei mir. Eine andere Waffe hatte ich im Moment nicht. Suko und Kommissar Mallmann sprangen auf und bemühten sich, die schwarze Wolke zu durchdringen. Doch vergeblich, die dämonische Materie war ungeheuer zäh und von einem satanischen Leben erfüllt.
Sekunden noch, und sie würde mich töten. Da riß ich das Kreuz vom Hals und stieß es gegen die zwei glühenden Augen. Von den Enden des Kreuzes stachen silberne Lichtstrahlen.
Ein Heulen ertönte, ein Zischen wie von einer Dampflok. Der mörderische Druck an meinem Hals ließ nach, und die Wolke begann, zusammenzuschrumpfen und immer blasser zu werden. Sie verschwand binnen Sekunden.“
„Wir beugten uns über den Brunnenrand, und ich murmelte aus dem Gedächtnis einen starken Bannspruch, der in die Brunnenröhre hineingrollte.
Mit meiner Gnostischen Gemme beschrieb ich magische Linien in der Luft über der Brunnenöffnung. Dann zerbrach ich einen Weihwasserflakon und ließ ihn hinunterfallen.
»Achtung«, sagte ich, und wir zogen die Köpfe zurück. Im richtigen Moment, das Ergebnis war überwältigend. Ein fürchterliches Geheule wie aus tausend Teufelskehlen gellte in dem Brunnenschacht hoch und fuhr heraus wie aus einem riesigen Megaphon.
Schwarzer Staub wirbelte empor und verdunkelte die Sicht. Über dem Söller aber erschien die grünliche Scheibe, wirbelte wie ein Feuerrad, so daß die magischen Symbole schwarze Kreise bildeten, und schleuderte uns Blitze entgegen. Der Boden zitterte, als bäume sich tief unten etwas Gewaltiges auf.
Die Blitze des wirbelnden Feuerrades erreichten Suko und mich nicht, sie verpufften in der Luft. Denn ich reckte mein geweihtes silbernes Kreuz empor.
Es stank nach Schwefel. Das Geheule schwoll zu einem Orkan an und brach dann jäh ab. Die Stille marterte die Ohren. Im Brunnenschacht rumorte es, die Feuerscheibe löste sich auf, und der schwarze Staub sank wie Rußflocken nieder.“
„»Oramus ad Satanam!« schallte da ein dumpfer Gesang von der Schloßkapelle her.
Laßt uns zum Satan beten! hieß das. Blasphemische Worte folgten.
Ich glaubte, Dietrich Künzlers Fistelstimme zu hören. In den unheimlichen Gesang mischten sich dämonische Laute. Heulen, Wimmern, Stöhnen, ein grollendes Brummen wie von einem Untier.“„Das Orgelspiel schien die entweihte Kapelle zu sprengen und uns alle in andere Dimensionen zu tragen. Im Gegensatz zu draußen herrschte in der Kapelle eine schwüle Hitze. Es stank noch schlimmer.
Die Brust des einen Opfers war voller Blut. Künzler hob das blutige Messer über den Busen des Anderen.
»Halt, im Namen des Lichts und des Guten!« schrie ich da, feuerte eine Silberkugel in die Luft ab und reckte mein Kreuz empor.
Suko stieß einen Karateschrei aus und stürmte voran, den Silberdolch in der Faust. Künzler, der Adept des Schwarzen Todes, lachte gellend. Ich sah, daß er zustoßen und das zweite Opfer töten wollte.
Da feuerte ich gezielt auf ihn. Der Hohepriester der Schwarzen Messe zersprang in Stücke wie ein Spiegel, in den eine Eisenfaust schlägt. Ein Hohngelächter gellte, die Dämonenorgel verstummte jäh, und von einer Sekunde zur andern verschwand der ganze Spuk.
Man hatte uns genarrt. Suko und ich standen allein in der dunklen, leeren Kapelle, die genauso aussah wie am Nachmittag. Keine Feuerbecken, kein grünliches Licht, keine Dämonen, kein Adept und keine Opfer. Nur das Hohngelächter dauerte an.“
© by Ingo Löchel
Kommentare
Zum zweiten habe ich zuminbdest die Erwartung, dass selbst bei einem zum schnellen Konsum geschriebenen Heftroman die innere Logik stimmt. Ich muss allerdings zugeben, dass mir im zarten Alter von unter Jahren bis ca. 14/15 Jahre manche Dinge gar nicht aufgefallen sind.
Ich würde zwar das Super streichen, aber doch. Ein Roman hat eine innere Logik zu haben. Auch Trivialliteratur. Es ist ein Handwerk, und man sollte seine Arbeit richtig machen. Einem Schreiner lässt man ja auch nicht durchgehen, wenn der Schrank schief ist.
Theoretisch ist der Lektor dafür da, der den Autor auf mögliche Fehler hinweist. Es ist auch richtig, dass das zur Entstehungszeit dieser Hefte selten bzw gar nicht passiert ist. Der berühmte amerikanische Spruch "I don't want it good, I want it yesterday" galt und gilt auch hier. Dafür gibt es viele Gründe, die meisten davon zweifellos auch nachvollziehbar. Dennoch ändert das nichts an der Grundaussage.
Wenn Du nach der Definition für einen "Schundroman" suchst, so pfeife Dir einfach mal fünf Sinclair-Romane hintereinander rein. Danach weisst Du Bescheid!
Und ja: DEINE Definition. Aber ne allgemeingültige gibt es nicht. Ich muss mich DEINER ja nicht anschließen, oder?
Die Hörspiele hingegen sind viel besser als die Romane.
Ich fand Rony Ballard und Zamorra damals um Längen besser als John Sinclair. Ich kann natürlich sehr gut verstehen dass man kein Risiko eingehen will weil die Stammleser ihren Sinclair kennen und Veränderungen nur sehr schwer oder gar nicht akzeptieren würden. Und der Verlag will natürlich keine Leser verlieren.
Die Rubrik ist klasse. Bin schon sehr gespannt auf die weiteren Romane.