Sardor - Am See der Finsternis
Mit AM SEE DER FINSTERNIS gehen die Abenteuer des deutschen Jagdfliegers Dietrich von Warnstein, genannt Sardor, in der fremden Welt weiter. Ihm zur Seite steht Churm, der letzte Hornmann, der ihm im Kampf gegen die Kummerspinne zur Seite steht. Danach geht die Reise der beiden so ungleichen Kampfgefährten weiter bis von Warnstein schließlich den Kampf gegen die Mutter der Mahre aufnehmen muss.
Auch in AM SEE DER FINSTERNIS fällt sofort der kurze und prägnante Schreibstil des Autors THOMAS ZIEGLER auf, der immer noch surrealistische Züge aufweist, besonders dann, wenn der SF-Autor die magische und fremdartig wirkende Welt Sardors beschreibt, über die der Leser allerdings auch im zweiten Band der SARDOR-Trilogie nur sehr wenig erfährt.
Leider ist die Handlung des Romans etwas zu einfach gestrickt und durch die gerade mal 185 Seiten auch zu sehr gerafft, als dass man von den Abenteuern von Dietrich von Warnstein und Churm in irgendeiner Weise fasziniert sein könnte. Erst im letzten Drittel des Romans überschlagen sich die Ereignisse, wenn es zum Kampf gegen die Mutter der Mahre kommt.
Sardor zum Dritten
Der Bote des Gehörnten
In DER BOTE DES GEHÖRNTEN sieht man ab der zweiten Hälfte des Romans schon die Unterschiede zwischen dem Autor Thomas Ziegler und dem 'Co-Autor' Markolf Hoffmann, der den Roman zu Ende geschrieben hat. Stammten die ersten fünf Kapitel noch aus der Feder von Ziegler, sind die Kapitel sechs bis zehn, also von DIE GLOCKE VON GORM bis HEIMKEHR, von Hoffmann verfasst, der sich zwar Mühe gibt, dem Roman aber ein etwas seltsam anmutendes Ende verpasst, mit das er nicht gerade überzeugen kann.
Doch lassen wir Markolf Hoffman kurz einmal selbst zu Wort kommen.
"Ich kannte Thomas Ziegler nicht, hörte den Namen zum ersten Mal, als mich aus dem Lektorat des Golkonda Verlags die Frage erreichte, ob ich nicht den Boten des Gehörnten zu Ende führen wollte. Ich habe lange gezögert; zu vermessen erschien mir diese Aufgabe, zu gewichtig die obigen Befürchtungen. Aber spätestens nachdem ich den Dialog zwischen dem Schwarzen Mirn und dem Bosling im ersten SARDOR-Band gelesen hatte, ließ mich das wildwuchtige Fantasy-Epos nicht mehr los.
Und ich verstand es als Herausforderung, dem halbfertigen Roman im Sinne Thomas Zieglers zu einem würdigen Ende zu verhelfen ... zumal genügend Freiraum für eigene Ideen blieb, da als Vorgaben im Nachlass des Autors nur die Titel der fünf unvollendeten Kapitel gefunden worden waren, von der »Glocke von Gorm« bis zur verheißungsvoll-bedrohlichen »Heimkehr«. Diesen Freiraum habe ich weidlich genutzt, ohne je zu vergessen, auf welch mächtigen Schultern diese kirschrote Welt ruht, die ich nun mit blutiger Feder zunichtemachen durfte."
Faszinierend ist die SARDOR-Trilogie durchaus. Mir persönlich gefiel der erste Band am besten, weil darin die Unterschiede zwischen der Welt des deutschen Erste-Weltkrieg-Fliegers Dietrich von Warnstein und der Welt von Sardor am besten zum Vorschein kommt, auch wenn man leider nicht sehr Hintergrundinformationen zu dieser phantastischen Welt erfährt.
Dagegen wirkt AM SEE DER FINSTERNIS etwas uninspirierend und trotz der kurzen und prägnanten Sprache von Ziegler etwas langatmig, auch weil der Roman etwas braucht, bis er in die Gänge kommt. Was bei gerade mal knapp 185 Seiten etwas fatal wirkt.
Der Abschlussband DER BOTE DES GEHÖRNTEN hätte etwas werden können, wenn nicht Thomas Ziegler frühzeitig verstorben wäre, so dass nach seinem Tod, nur die Hälfte des Romans vorlag. Markolf Hoffman gibt sich zwar viel Mühe, aber es gelingt ihm nur annähernd an den einzigartigen Schreibstil von Thomas Ziegler heranzukommen, so dass mich die zweite Hälfte des Romans, und insbesondere das Ende, nicht unbedingt vom Hocker gehauen hat. Hier wäre mehr drin gewesen.
Ein kurzes Wort noch zu den Titelbildern, die nicht gerade sehr ansprechend wirken. Legt man die drei SARDOR-Romane nebeneinander, ergibt sich ein Komplett-Bild von einer etwas surreal wirkenden Landschaft. Als alter Fantasy-Fan kann ich jedoch persönlich wenig mit diesen Titelbildern anfangen. Ein paar fantasyvollere Bilder im Stile von Ken Kelly, Frank Frazetta, Boris Vallejo etc. hätten dagegen viel besser zum Inhalt gepasst.
© by Ingo Löchel
Kommentar schreiben
Please notice: If you are not a registered user, your comments have to de moderated. It may be last some time till it appears ...
- Bitte nehmt Rücksicht auf andere und kommentiert zum Thema und bleibt sachlich...
- Rassistische und diskriminierende Kommentare werden nicht zugelassen
- Kommentare werden begutachtet und dann - unverändert - frei geschaltet.
- Nur noch Administratoren [SuperUsern] ist es gestattet Kommentare zu editieren - bitte den Zusatz mit einem geeigneten Wort wie "Edit" kennzeichnen - oder zu löschen
- Wer Kommentare entfernt haben möchte, wende sich bitte via Kontaktformular oder Mail an den Administrator. Dann wird darüber entschieden.
Kommentare
Ich glaube eher, dass die Lizenzen der alten Captain Futures und bei Hellboy die Titelcover mitenthalten haben.
Andererseits, wenn der Golkonda Verlag sich Captain Future und Kane annimmt... vielleicht nimmt er sich auch den John Carter-, Pellucidar- und Venus-Zyklen an?!
Und ja, auch das Titelbild zur ersten Kane-Ausgabe vom Golkonda Verlag sieht auch nicht sehr ansprechend aus. Hier hätte man vielleicht auch auf Titelbilder von Ken Kelly etc. zurückgreifen sollen.
Wenn sich schon Piper, Heyne und Bastei nicht mehr um die Klassiker kümmern. Ich hoffe Michael Moorcock findet auf diesem Weg wieder zurück in den deutschen Buchhandel.
Von Michael Moorcock ist noch so viel auf dem gebrauchten Büchermarkt zu günstigen Preisen und guten Zuständen im Umlauf, dass sich eine Neuauflage, in der ein einziger Roman ca. 15,- € kosten würde, sicher (noch) nicht lohnen würde.
Ich denke eher, dass sich diesbzgl. eine HC-Variante, wie Klett-Cotta sie von Autoren wie J.R.R. Tolkien, Patrick Rothfuss und Ted Williams produziert, wesentlich besser machen würde.
@Valerius: Ist denn der Sardor mit John Carter zu vergleichen?
In den USA ist eine (positive) Rückentwicklung zur Retro-SF ala Flash Gordon zu beobachten, allerdings wohl nur im ebook-Bereich. Dort gibt es herrlich aufgemachte Internet-Seiten, von denen man entsprechende Pulp-Comics und Pulp-Stories downloaden kann. Quasi eine Entwicklung von Steampunk hin zur Retro-SF, bzw. Science Fantasy, in der ebenfalls viele Steampunk-Elemente zu finden sind. Ich finde, dass es da durchaus fließende Übergänge gibt. So gesehen würde man dort bestimmt auch anständige Cover für Sardor finden.
Nein, Sardor läuft auf einer ganz anderen Schiene. John Carter erlebt ja seine Abenteuer auf dem Mars, ist also SF.
Sardor hingegen ist Fantasy. Dietrich von Warnstein wird ja während des Ersten Weltkrieges mit seinem Flugzeug in die Welt Sardors katapultiert, wo der Geist Sardors in ihm wiedergeboren wird und er den Kampf gegen Böse aufnimmt. Dabei steht ihm Churn, der letzte Hornmann, vermutlich ein Zwerg, hilfreich zur Seite. Das Problem ist jedoch bei Sardor, dass man über die Fantasy-Welt so gut wie gar nichts erfährt. Auch nicht über die Vergangenheit, im speziellen über Sardor.
Moorcock ist ja im Ausland ja noch immer dabei, seine Romane mal wieder rauszubringen. Teilweise zum x-ten Mal bearbeitet. Dafür finden sich hierzulande (leider) keine Käufer mehr. Oder nicht genug, dass da die Kosten wieder reinkommen.
Das Kane-Cover ist schrecklich. Es muss nicht immer Frazetta sein, gerade bei der Figur Kane wäre so viel möglich gewesen. Aber das ist einfach nur lahm.
Cover von Ken Kellly, das hervorragend
zum Inhalt der Romane passt. Das wäre ein sehr guter
Blickfang für den ersten Kane-Roman von Golkonda gewesen.