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K. H. Scheer und seine SF-Leihbücher der Jahre 1948 bis 1965 - Pfriem-Verlag

Leihbücher von ScheerK. H. Scheer und seine SF-Leihbücher
der Jahre 1948 bis 1965
Pfriem-Verlag

Im Pfriem-Verlag sind in den Jahren 1955 bis 1957 insgesamt 15 Romane des damals noch jungen Schriftstellers Karl Herbert Scheer erschienen.

Drei dieser Romane im Rahmen der INTERCRIM Reihe auf dem Gebiet der Science Fiction im Jahr 1955, ferner 12 Abenteuerromane unter dem  Pseudonym Klaus Tannert, der Vorläuferserie der späteren ZBV-Romane.

 

Leihbücher von Scheer

Es dürfte für Scheer eine schwierige Zeit gewesen sein, nachdem er 1953 im Streit den Reihenbuchverlag verlassen hatte und erst 1955 wieder bei Balowa und Pfriem publizieren konnte. Da Balowa auf dem Exklusivrecht für SF-Romane bestanden haben dürfte, erschien nur 1955 diese Miniserie im Pfriem Verlag.

Diese utopischen Romane zeigen bereits die schriftstellerische Weiterentwicklung Scheers und auch die für ihn typischen Stilelemente wie sein später oft verwendetes Zweigespann eines großgewachsenen Heldentyps und seines kleinwüchsigen Partners. Sowie seine Technikverliebtheit und Präzision.

Auch wenn diese Romane noch etwas unbeholfen und manchmal klischeehaft sind, erkennt man immer seine Wortgewalt und sein schriftstellerisches Talent. Er konnte mit einer Farbigkeit und Dynamik erzählen wie nur wenige seiner Zeit, nicht zu vergessen seine exakte Beachtung der technischen Möglichkeiten.

Seine Romane sind danach in verschiedenen Versionen erst als Heftromane im Rahmen der Reihen Utopia, Terra und Terra Extra erschienen, zuletzt als Taschenbuchausgabe in den Jahren 1985/86. Die älteren Leihbuchversionen beinhalten allerdings die vollständig publizierte Textvariante.

Bei den im Pfriem-Verlag erschienenen Büchern (Diskus-Zyklus) handelt es sich um folgende SF Romane:

Jahr  Nr.  Titel

  • 1955 259 Unternehmen Diskus
  • 1955 264 Der Gelbe Block
  • 1955 --- Hölle auf Erden

In diesen Romanen greift Scheer wieder das Thema eines die Weltherrschaft anstrebenden mongolischen Diktators auf, was durch die Hilfe der zwei Helden Oberst Zander und Nick Groover letztlich vereitelt wird. Es sind jedenfalls farbig und spannend geschriebene Romane mit der unvermeidlichen Liebesgeschichte. Jedenfalls wird Scheer durch seine Schilderungen seinem Spitznamen „Handgranaten-Herbert“ gerecht; diese Romane sind in der vorliegenden Fassung sicher keine Jugendliteratur.

Interessant ist hier die Figur des Captain Nick Groover, der sein Vorbild in Donald Mansfield aus Klaus Tannert hat und später auch in den ZBV-Romanen als Hannibal Othello Xerxes Utan wiederkehrt.

Diese Figur richtig zu schildern vermag eigentlich nur Scheer selbst, wie ein paar Kostproben aus den Leihbüchern zeigen, die leider in späteren Ausgaben eliminiert wurden.

"Ho ---, du langer Lulatsch, schöner Supermann, wo hast du so lange gesteckt, he?" grölte der kleine Raum-Captain und versuchte, Zanders Rechte zu schütteln.
"Halte bloß den Mund, du Nervensäge", zischte Zander. "Etwas Respekt, bitte! Du stehst vor einem Oberst der zentraleuropäischen Luftwaffe."
Nicki sah ihn zutiefst empört an.
"Was, zum Teufel, geht mich das an? Dich haben Sie wohl in einer Unterdruckkammer gebadet was?"
Zander stöhnte und sah sich hilfeflehend um. General Sturgis schwitzte Blut. Dieser Nicki blamierte wieder einmal die ganze Innung. Was sollten die Europäer wohl von der Disziplin innerhalb der amerikanischen Einheiten denken?
Nicki grinste breit in seiner einmaligen Art. Vertraulich und gönnerhaft winkte er seinem Oberbefehlshaber und flüsterte Zander leise zu:
"Der Dicke wird jeden Tag blöder. Als ich vor 'ner Woche vom Mond zurückkam, hat er mich gleich für sechs Tage ins nächste Militärgefängnis gesteckt. Der spinnt doch, wie?"
Zander begann zu keuchen.
"Warum? Was hast du denn schon wieder ausgefressen?"
"Bei allen besoffenen Atomleichen des Jahrhunderts ---, gar nichts", erklärte Nicki sanft. "Ich habe dem Dicken 'ne angerostete Konservenbüchse mit verfaultem Fisch mitgebracht. Der wollte nicht glauben, daß das mal ein schwerbewaffnetes Raumschiff der Sirius-Menschen war, das ich nach schwerem Kampf gefechtsunfähig gemacht hatte."
Die Nervensäge grinste breit, Zander begann kullernd zu lachen. General Sturgis wurde so unruhig, daß er mit lauter Stimme um Ruhe bat.

Leider wurden diese und andere Textstellen in späteren Ausgaben getilgt, vielleicht waren diese Beispiele von Scheers Humor für Frau Scheer zu kindisch.

Scheer hatte überhaupt die Angewohnheit, seine Ideen und Stories auch in anderen Verlagen wiederzuverwenden und konnte so seinen Romanausstoß beträchtlich erhöhen. Allerdings waren Selbstplagiate damals nicht so selten. Und ein bißchen hat er Teile der Story des im Reihenbuch-Verlag erschienenen Venus-Zyklus hier wiederverwendet.

Auch in späteren ZBV Romanen hat er Motive daraus wiederverwendet, z.B das asiatische Atomwerk mit dem Geheimstützpunkt in einer Berghöhle. Nur wurden hier keine Gefangenen befreit, sondern ein fehlgelandetes Raumschiff samt Unterlagen vernichtet.

Interessant sind auch Scheers Vorlieben für die Bösewichte in seinen Romanen: skrupellose Bosse von internationalen Konzernen und asiatische Staatenbünde. Irgendwie hat Scheer schon zu Zeiten des kalten und des Korea Krieges den Aufstieg Asiens, insbesonders Chinas vorausgeahnt, ebenso die damals beginnende Globalisierung der Wirtschaft.

Diese Romane können auf Grund der fehlenden urheberrechtlichen Voraussetzungen nur mehr im Original gelesen werden, falls man diese Bücher überhaupt noch auftreiben kann.

Falls man sich dafür näher interessiert, habe ich die Original-Klappentexte im zweiten Teil dieses Artikels zusammengefaßt.


Teil 2 Klappentexte
Klappentexte waren so etwas wie eine kurze Inhaltsangabe eines Buches. Sie hatten im Wesentlichen bis zu 3 Funktionen, nämlich den potentiellen Leser auf das Buch aufmerksam zu machen (damit er es entweder kaufte oder auslieh) und dienten ferner noch als eine Werbung für den Autor und / oder den Verlag.

Leihbücher von ScheerBand 1:  "Unternehmen Diskus"
Utopischer Roman

"Unternehmen Diskus" ist gewiß ein alles gewohnte Maß übersteigender, ja ein fantastischer Roman. Aber in unserer Zeit der atomaren Explosionen ist es nicht verwunderlich, daß K. H Scheer der bekannte Autor vieler utopischer Romane, zu dem Grundsatz hält: "Nichts ist unmöglich!" Denn was gestern noch unmöglich erschien, ist ja heute schon wirklich. Und K. H. Scheer, der Mitglied der namhaften Gesellschaft für Weltraumforschung e.V. ist und aktuelle Fragen ständig mit ernstzunehmenden Wissenschaftlern erörtert, stützt sich auch in diesem unerhört erregenden Roman durchaus auf das Fundament bekannter Tatsachen und als richtig erkannter Naturgesetze.

Er schildert Dinge, die erst in 20 Jahren sein mögen. Aber mit welcher Präzision verfolgt er den Lauf der Ereignisse, auch die Ausdeutung der jetzigen politischen Zwistigkeiten. Er erkennt klar: man wird in immer größeren Räumen denken, und Rußland wird einmal ein Staat der Europa-Union sein, daß alles gegen die heraufwachsende gelbe Gefahr aufgeboten werden kann.

Das ist die Voraussetzung des vorliegenden Buches: Asien ist ein brodelnder Hexenkessel und technisch hochgerüstet, aber durch ein raffiniertes Sicherungssystem gegen alle westlichen Einblicke abgeschirmt. Doch die großen Atomindustrieen des Mongolischen Reiches rüsten seit langem zum Vernichtungsschlag gegen die weiße Rasse und haben strategisch schon den Kampfplatz auf den sublunarischen Raum erweitert.


Da wird, gerade zur rechten Zeit, auf westlicher Seite ein überlegener Flugkörper entwickelt und der dazu erforderliche Flieger ist Oberst Zander! Er wird mit unbegrenzten Vollmachten beauftragt, und er schafft es! Atemberaubend, von geradezu unerträglicher Spannung gesättigt, läuft die Handlung ab. Aber jeder Leser muß zu dem Schluß kommen, daß jede technische Einzelheit des Romans so gut fundiert ist, daß sie morgen bereits Wirklichkeit sein kann.

 
Leihbücher von ScheerBand 2:  Der Gelbe Block
Utopischer Roman

Der "Gelbe Block", das ist das gewaltige Reich, das der Großkhan Tuguruk aus Mongolien und China gebildet hatte. Es war zum entscheidenden Kampf gegen die gesamte westliche Menschheit angetreten, um sie zu versklaven oder auszurotten. Wer wollte den Warnruf leicht nehmen, mit dem der Verfasser vor den furchtbaren Möglichkeiten warnt, die mit den noch gar nicht zu Ende entwickelten Atomwaffen der schnell anwachsenden asiatischen Bevölkerung in die Hand gegeben werden?

In dem großen Gegenstoß der Weißen war ganz Mongolien in der Atomglut verbrannt. Nun aber, im Jahre 1979, erleidet auch der Zentraleuropäische Sicherheitsdienst eine böse Schlappe. Derselbe Oberst Zander muß wieder heran, der schon in dem letzten utopischen Roman des Autors, dem "Unternehmen Diskus", so entscheidend gewirkt hat.


In dem hermetisch abgeriegelten Riesengelände am Oberlauf des Jangtsekiang lauert der Tod auf die weiße Rasse, vielleicht auf die gesamte Menschheit. Wird diesmal nicht nur ein Land, sondern der ganze Erdball verbrennen? Die Mittel dazu sind bereit!


Leihbücher von ScheerBand 3:  Hölle auf Erden
Utopischer Roman

Noch einmal gibt uns der Verfasser eine utopische Erzählung von den Schrecken des Atomkrieges kurz vor der Wende des zweiten Jahrtausends. Der asiatische Großkhan Tuguruk hat einen Stoff gefunden, mit dem man Raketen und alle sonstigen Objekte gegen Radar-Ortung tarnen kann. Aber auf der Erde gibt es dieses Mineral nicht. Er läßt es mit Weltraumraketen vom Mond holen. Schon hierbei kommt es zu vernichtenden Kämpfen zwischen der mongolischen und
der weißen Rasse. Schließlich kommt der Khan zum Zuge und baut an einer geheimen Stelle des mongolischen Raums seine Abschußbasis auf. Die Katastrophe kann zu jeder Stunde erfolgen. Mit Superwasserstoff-Bomben will er das Leben der Weißen auf einen Schlag vernichten.

Da gelingt in letzter Minute die Gegenwehr, und wir erleben die Entfesselung dieser teuflischen Kräfte, die aus der Erde eine Hölle machen, zum letzten Male, ehe der gesunde lebenerhaltende Geist siegt und der Menschheit den Frieden sichert.



Teil 3 Originalausschnitte
Hier noch ein paar Zitate, die das Original Nick Groover zeigen, wie es leibt und lebt.

"Aha, der Raum-Captain von der zweiten U.S. Mondflotte", dachte Zander erheitert. Ganz klar, daß die zumeist schon lange in der Zentrale anwesenden Z.E.S.-Beamten nach Abwechslung im täglichen Einerlei lechzten. Wahrscheinlich erzählte der Captain gerade ein paar wüste Abenteuer in einem unverfälschten Raumfahrerlatein.
"Wenn ihr blöden Mondwanzen nur endlich eure Saugrüssel halten wolltet", krähte eine sehr helle, etwas heiser klingende Stimme, die auch einem Mädchen hätte gehören können.
"Krähen", das war der einzig richtige Ausdruck für dieses eigenartige und bestimmt auch einmalige Organ.
Zander erstarrte zu einem Eisblock. Sturgis lachte in wimmernden Tönen und Marschall Antonow gluckste mit tiefernstem Gesicht.
Oh Gott, diese Stimme kannte Zander nur zu genau! Das war garantiert der berühmt-berüchtigte "Nicki" gewesen, der da so gesellschaftsfähig gesprochen hatte. Demnach hatte ihn General Sturgis beschwindelt. Oder doch nicht? Hatte der General nicht gesagt, die amerikanische "Wildsau" stünde im Range eines Captains, eines Hauptmanns? So war das also! Er, Zander, hatte ja nach einem Oberleutnant und Piloten der Rakete L-14 gefragt. Demnach schienen die Herrschaften in den U.S.A. diesen unerträglichen "Nicki" sogar befördert zu haben.

Zander blickte stirnrunzelnd auf den General, als es durch die von Sturgis spaltweit geöffnete Tür tönte:
"Also, ich hab' euch ja schon geflüstert, daß ich eigentlich 'mal n berühmter Dichter werden wollte."
Die losgelassene Männermeute da drinnen johlte.
"Ruhe", krähte es empört, "sonst knalle ich euch an die Wand, daß ihr alle ausseht wie 'n Luna-Käfer auf 'nem weiblichen Bergwerk-Schimmelpilz! Kapiert?"
Zander schlug stöhnend beide Hände vor sein Gesicht. Sturgis Schultern zuckten.
"Hören Sie es nun", meinte er weinerlich, so geht der selbst mit den höchsten Militärs um. Aber was sollen wir nur mit dem Captain anfangen? Wir können ihn doch nicht einfach vergiften, zumal er unser bester Raumflieger ist. Den müssen Sie zähmen, Oberst Zander, unter allen Umständen."
"Den Mann würde ich gerne kennen lernen, Sturgis", grinste Antonow breit.
"Sie werden sich wundern, Antonow! Das ist eine Sorte für sich. Wenn sie mit dem Captain in ein anständiges Lokal gehen, sind Sie innerhalb von fünf Minuten ein erledigter Mann. Der muß doch jeden anpöbeln."
"Also, Brüder", erklang die krähende Stimme von drinnen, "jetzt kommt das berühmte Gedicht, das ich bedeutender Mann extra für die Flieger der europäischen Luftwaffe gedichtet habe."
"Los, fang an, Mensch", schrie ein Mann lachend.
Heftig räusperte sich der "Dichter".

"So höret denn, ihr unwürdigen Weltraumgeister:
"Beeile dich, o Fliegerbraut,
beflügle hurtig deine Schritte,
eh' dir Khan-Tuguruk den Rock versaut,
hau' ab mit Vollgas durch die Mitte."

Die Z.E.S.-Beamten in dem Unterhaltungsraum waren rauhe Männer. Aber einen solchen Burschen hatten sie noch nicht erlebt. Der war ja Gold wert in der weltabgeschiedenen Einsamkeit Nordtibets.
Donnerndes Gelächter erklang, das aber von der krähenden Stimme weit übertönt wurde.
Das war eine unverfälschte Raumfahrersprache, gegen die die bestimmt nicht sehr zarte Fliegersprache ein lächerliches Nichts war.
"Ihr idiotischen Mondwanzen, was gibts 'n da zu wiehern, he!" brüllte der Kerl empört. "Wenn ihr vielleicht denkt, so 'n berühmter Mann, wie ich einer bin, hätte es nötig, sich mit so armseligen Kraterbazillen zu unterhalten, dann habt ihr euch schwer getäuscht. Wenn ich sage, daß sich die vierarmige Mondkönigin in mich verliebt hat, dann stimmt das auch."
Wieder brüllte die Meute in urwüchsigen Männerlauten.

Noch einige Kostproben gefällig?

Zander war von dem Kerl in haarsträubende Situationen hineingezogen worden. Der hatte es glatt fertiggebracht, dem Präsidenten der U. S. A. einen zerdrückten Käfer unter die Nase zu halten und wichtig zu bemerken, das wäre ein verkappter Marsmensch, den er nach einem schweren Gefecht kampfunfähig gemacht hätte.
Dafür war Nicki allerdings für zwei Wochen in den Bau gewandert, was den Raum-Captain aber gar nicht erschüttert hatte. Der Bursche hatte supermoderne Ausdrücke an sich, daß es einem normalen Menschen unwillkürlich übel wurde.
Aber Nicki war nicht nur ein ewig und immer zu dummen Streichen aufgelegter Maulheld. Wenn er in seiner Rakete saß, dann zeigten sich erst seine Qualitäten. Unzweifelhaft war er der beste und tollkühnste Raumpilot der amerikanischen Raumflotte, weshalb man höheren Orts immer wieder beide Augen zudrückte.

"Wenn die Nervensäge von Nick Groover mitgekommen ist, stürze ich mich in den nächsten Treibstofftank, Exzellenz! Der hätte mir noch gefehlt. Der Bursche kann einen ja irrenhausreif machen."
Antonow gluckste erneut, was sicherlich allerlei zu bedeuten hatte.
Zander begann zu schwitzen. Immer intensiver dachte er an Raum-Captain Nick Groover, der als anerkannt bester Raumpilot der U. S. A. galt. Das war alles gut und schön und Zander bewunderte auch die Fähigkeiten des Mannes, aber damit hatte er auch all sein Lob gespendet. Was Raum-Captain Groover sonst noch betraf, war für Zander niederschmetternd.
Er war gewiß ein harter Mann, der mit seiner würzigen Fliegersprache oft genug seinen Mitmenschen auf die Nerven ging. Doch gegen Groover, der allgemein nur "Nicki" genannt wurde, war er ein ganz harmloser Waisenknabe.
Dieser Mensch hatte Ausdrücke und Redewendungen im Leib, die selbst die rauhen Burschen von den Geisterjägern schamhaft erröten ließen.
"Nicki" hatte ein gottverbotenes Mundwerk. Respekt kannte der überhaupt nicht. Wenn ihn der amerikanische Oberbefehlshaber nicht so dringend benötigt hätte, wäre Nicki schon längst atomisiert worden. Der Bursche ging mit seinen Vorgesetzten um, daß selbst Zander Zahnschmerzen bekam, wenn er nur daran dachte.
Mit Nicki hatte er Dinge erlebt, die ihm jetzt noch den Schweiß auf die Stirn trieben, wenn er nur daran dachte. Er fühlte sich nur dann wohl, wenn er seine harmlosen Mitmenschen nachhaltig anpöbeln konnte. Das machte ihm Spaß. Wenn man mit Nicki in ein einigermaßen anständiges Lokal ging, dann war man innerhalb von fünf Minuten ein erledigter Mann.
Wenn der Bursche nur nicht ein so großes Mundwerk gehabt hätte. Er fühlte sich nicht wohl, wenn er nicht im Brennpunkt der Aufmerksamkeit stand.
Zanders Gedanken wurden immer düsterer, und doch freute er sich auf das Wiedersehen. Immerhin waren er und Nicki Freunde, zusammengeschweißt in tausend Gefahren.
"Auch dieser Kelch wird an mir vorübergehen", murmelte Zander schwach.

"Du lächerlicher Kraterbazillus", wütete er soeben, "wenn du nochmal meine wahren Berichte anzweifelst, verlasse ich den Saal. Wenn ich dir sage, daß ich auf dem Mars mit zweitausend Damen verheiratet und mit achtzehntausend verlobt bin, dann kannst du das glauben. Die wollten mich gar nicht mehr fortlassen. Außerdem hab' ich da 'ne Pelztierzucht. Die Viecher werden eine halbe Meile lang, doch vor mir haben sie Respekt. Ist ja auch ganz klar, ein Mann wie ich ist einmalig."
Einer der Offiziere fragte, wofür er wohl die Pelze brauchte. Nicki war sichtlich empört über soviel Unverständnis.
"Ihr blöden Erdensäuglinge, was wißt ihr, he --? Womit soll ich denn die vielen Damen warmhalten? Auf dem Mars ist es kalt, und die frieren da besonders stark."
"Wieso", fragte einer lachend.
"Weil die da vier Beine haben", erklärte Nicki sachlich. "Das zieht an, verstehst du? Wenn ihr 'ne Ahnung hättet, was das 'ne Qual ist, mit den vierbeinigen Weibern auszukommen. Die treten dir die Rippen ein und fragen noch, weshalb du grün im Gesicht wirst."

All das und noch viel mehr wurde in den späteren Ausgaben getilgt
.

Zur Einleitung 

 

Kommentare  

#1 Andreas Decker 2013-10-27 13:59
Was glaubst du, warum war Scheer eigentlich so auf die "Gelbe Gefahr" fixiert? Er hat das x-mal als Hintergrund benutzt. Schon in seinem allerersten SF-Roman ist es der asiatische Diktator.

Dabei wäre es zur Zeit der Entstehung doch viel nahelegender gewesen, die Sowjets als Feindbild zu nehmen. Und viele, die für diese Art Literatur nur ein Naserümpfen übrig hatten, hätten ihm dafür applaudiert.

Ob ihm das für seine Leser vielleicht zu realistisch war? Oder befürchtete er Ärger mit dem Jugendschutz? Irgendwie ist das ein so seltsames Element in seinem Werk :D


Zitat:
vielleicht waren diese Beispiele von Scheers Humor für Frau Scheer zu kindisch.
Könnte man ihr nicht verdenken. Das ist ein schrecklicher Krampf.
#2 Heiko Langhans 2013-10-27 17:32
Hm, ich glaube gar nicht mal, dass Heidrun Scheer die Kürzerin gewesen ist. Für die Bearbeitung der frühen terra-Ausgaben war Walter Ernsting als Außenlektor zuständig; ich halte sfür durchaus möglich, dass Fr. Scheer später auf die bereits bearbeiteten Ausgaben zurückgegriffen hat.

Re Gelbe Gefahr: In seinen frühen Werken ist Scheer immer noch stark von Hans Dominik beeinflusst, und der hatte es nun einmal mit dem Konflikt der Rassen (siehe z.B. Atlantis) und weniger mit den Sowjets.

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