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Gestaltwandler, Geister und Exorzismus etwas anders – Felix Castor – Den Teufel im Blick

Den Teufel im BlickGestaltwandler, Geister
und Exorzismus etwas anders

Felix Castor – Den Teufel im Blick

Nein, Felix Castor ist nicht der Autor des Romans, sondern der eigentliche Titelheld des selbigen. Der Autor hört indessen auf den Namen Mike Carey und dürfte auch so manchem Comic-Fan bekannt sein, denn auch in dieser Sparte ist er aktiv. Doch auch als Romanutor macht sich Carey nun einen gewissen Namen und verzeichnet in diesem Punkt durchaus Erfolge.


Den Teufel im BlickIm November 2012 jedenfalls erschien sein erster Roman um seinen Helden gegen das Übernatürliche im LYX Verlag (Egmont Verlagsgesellschaften mbH). Mike Carey wurde in Liverpool (England) geboren und verdingte sich einige Jahre zuerst als Lehrer, bevor er sich als Comic-Autor (z.B. MARVEL) einen Namen machte. Mit der Felix Castor-Serie gibt er seinen Einstand als Romanschriftsteller und landete mit seinem Erstlingswerk THE DEVIL YOU KNOW bei Orbit, Great Britain einen beachtlichen Erfolg. Nun liegt wie gesagt der erste Roman um unseren Exorzisten Felix Castor auch hier vor und trägt den Titel: FELIX CASTOR – DEN TEUFEL IM BLICK.

Felix Castor gilt in England als einer der besten Exorzisten, doch hatte er sich ziemlich die Finger verbrannt bei diesem Job, so das er die aktive Arbeit in diesem Bereich quasi erst einmal auf Eis gelegt hat. Manche Exorzisten jedenfalls werden leichtsinnig und bezahlen diesen Fehler auch schon mal mit ihrem Leben.

Man muss voraus schicken, das in der Welt von Felix Castor etwas passiert ist, das diesen Berufsstand überhaupt erst ermöglichte. So geschah es einige Jahre bevor das Jahrtausend sich dem Ende neigte, als wäre ein bösartiges Kind daher gekommen und hätte mit einem Stock wie in einem Ameisenhaufen gleich, in der Erde der Friedhöfe herum gestochert. Ganz einfach nur deshalb, um zu sehen was dann passiert. Das Resultat war, das die Toten ausschwärmten über die Welt. Die Toten und mit ihnen noch einiges mehr ...

„Sie sind also Alleinunterhalter“, sagte Dodson, wobei es eher klang wie „Sie sind ein wertloses Stück Scheiße und haben meinen Hund vergewaltigt“. Er machte keine Anstalten, mir bei den Koffern zu helfen, von denen ich je zwei in einer Hand trug.

(Felix Castor - Den Teufel im Blick / Seite 9)

Nun hat man bekanntlich ohne einen Job ziemliche Geldprobleme und auch wenn man im Haus einer alten Freundin lebt, die sich mittlerweile mit einem Mix aus Christentum und Okkultismus beschäftigt, ist Geld nun mal nicht unwichtig. Und genau deshalb verschaffte ihm die besagte Freundin namens Pen erst einmal einen Job als Alleinunterhalter für Kindergeburtstage. Ein Job der mächtig für Felix in die Hosen geht.

Doch dann erhält er ein Angebot, das nach leicht verdientem Geld aussieht und in dessen Job sich Felix Castor bestens auskennt. Castor soll für Peele Bilbao den Geist einer jungen Frau exorzieren. Nun, Geister sind eigentlich für Felix keine so gewaltige Aufgabe, denn was sollte schon passieren?

Seitdem kam dieser Spuk immer wieder. Er hatte nie einen richtigen Geist gesehen, es regnete nur so schwarze Asche, wo immer er sich aufhielt, und je länger er blieb, desto dicker wurde die Schicht. Sie verfolgte ihn sogar in seine Träume, sodass auch dieser Fluchtweg versperrt war.

(Felix Castor - Den Teufel im Blick / Seite 220)

Doch dieser weibliche Geist, deren größter Teil des Gesichts wie unter einem roten Schleier liegt, benimmt sich etwas auffällig. Aus irgend einem unersichtlichen Grund griff er einen der Angestellten des Archiv an und verletzte ihn mit einer Schere. Ein Umstand, der Felix einiges zu denken gibt. Und die ziemlich unnahbare Mitarbeiterin Alice macht ihm seine Tätigkeit als Exorzist im Archiv nicht gerade einfacher.

Und dann taucht auch noch eine Warnung von seinem ehemaligen Freund Rafael (Rafi) Ditko auf, dem er früher mal helfen wollte. Felix war damals der Meinung, ein Geist wolle Rafi in Besitz nehmen und versuchte diesen auszutreiben. Doch damit war der Fehler schon begangen und der Schaden nicht mehr gut zu machen gewesen, denn nun teilt sich Rafi seinen Körper mit dem Dämon Asmodeus und man weiß nie so genau, wer da gerade die Zügel in der Hand hält. Ein Umstand, bei dem eventuell Felix Leben auf dem Spiel stehen könnte, weshalb Rafi seitdem auch in einem Käfig aus Silber und Stahl in einer geschlossenen Anstalt verbringt.

Und als wäre das noch nicht genug, mischt auch noch ein übler Nachtclub-Besitzer und Zuhälter mit Namen Damjohn und sein monströser Leibwächter Scrub in der Sache mit. Felix Castor hat jede Menge zu tun, um die einzelnen Puzzleteile richtig zusammen zu setzen, wobei er immer mehr Staub aufwirbelt, als manchem lieb ist. Denn langsam geht es nicht nur um sein Leben, sondern auch um seine Seele.

Ich litt Todesqualen. Die furchtbare Hitze raste durch meinen Körper wie ein Monster , das zu groß war, um in mir Platz zu finden, und suchte nach Öffnungen, durch die es fliehen und mit der größeren Hitze verschmelzen konnte.

(Felix Castor - Den Teufel im Blick / Seite 272)

Ob Wehrwesen, Geist, Zombie, oder Dämonen, Mike Carey entführt uns in ein England, in dem das Übernatürliche längst an den verschiedensten Orten nicht nur eingebrochen ist, sondern sich bereits wohnlich nieder gelassen hat. Dazu kommt dann noch die Kriminalität und eine Menge recht seltsamer Zeitgenossen, die alle irgendwo ihr Päckchen zu tragen scheinen.

Ein wenig mag dies an die Roman-Serie von Stephen Leather erinnern, der mit HÖLLENNACHT und BRUT DES TEUFELS mächtigen Eindruck bei mir machte und auf dessen nächsten Roman ich geradezu hin fiebere. Und ja, der Vergleich könnte fasst ziehen, doch so wirklich zu fesseln vermochte der erste Roman um Felix Castor mich noch nicht.

Den Teufel im BlickDas Gleichnis liegt eher an dem Punkt, wo sich eine gute Detektivstory mit dem Übersinnlichen vermischt. Doch dann hören die Gleichungen aber auch auf. Wo Leather sparsam, aber wenn, dann auf den Punkt gebracht das Übernatürliche in Erscheinung treten lässt, da wirft Carey ein wenig zu viel mit übernatürlichen Elementen jeglicher Art um sich. Da hilft es dann auch nicht, das z.B. Zombies gänzlich anders beschrieben werden als in anderen Romanen des phantastischen Genre. Und wo Leather beständig die Schraube der Spannung anzieht, verliert sich Carey in vielen Nebensächlichkeiten und zieht vieles einfach unnötig in die Länge oder haut uns Unmengen von Straßennamen usw. um die Ohren, als sei der Roman gleichzeitig ein Routenplaner für den nächsten Urlaub. Auch wird man mit dem Hauptprotagonisten Felix Castor eigentlich als Leser nur schwer warm, was aber auch auf die Charakterzeichnungen der anderen Figuren mehr oder weniger zutrifft. Hier hätte Carey ruhig etwas mehr investieren und seiner Hauptfigur den etwas steifen, britischen Flair schleifen können. Insgesamt bleiben die Figuren oberflächlich und weisen wenige wirklich interessante Ecken und Kanten auf.

Auf der anderen Seite ist der Roman aber auch recht flüssig zu lesen und weist wiederum einige Momente auf, die einen dann doch wieder bei der Stange halten. Mike Carey weiß hier durchaus zu Punkten und das muss man ihm einfach wieder zu Gute halten. Der Roman ist weder uninteressant noch langweilt er in einem Stück. Weshalb man ihm auch ungern eine schlechte Note verpassen will. Vielmehr bin ich persönlich auf den nächsten Felix Castor-Roman gespannt, vielleicht auch, um festzustellen, ob Carey in den kritisierten Punkten die Kurve kriegt und einen glänzenden zweiten Roman abliefert.

Fazit: FELIX CASTOR – DEN TEUFEL IM BLICK ist ein Auftakt zu einer Buchserie, der man noch einige Kinderkrankheiten ansehen kann. Sowohl die Handlung als auch das Drumherum sind durchaus interessant, es fehlt hier aber noch ein wenig Tiefgang und deshalb fesselte er mich als Leser in der Gesamtbetrachtung nicht wirklich. Die Figuren sind einfach noch zu oberflächlich und kalt, die Spannung kippt durch die unnötigen Ausschweifungen ins Nebensächliche zeitweise immer wieder und so ist es schlicht sehr schwer, sich von dieser Story wirklich fesseln zu lassen. Zur einfachen Entspannung ist der Roman durchaus zu empfehlen, doch sollte man sich nicht wundern, wenn der Stoff einen noch nicht wirklich vom Hocker haut. In diesem Sinne lässt mich der erste Roman um Felix Castor mit etwas gespaltenen Gefühlen zurück.

Besonderheit im Roman:
Felix Castor exorziert Geister usw. nicht mit christlichen Gegenständen wie Kreuze oder magischen Objekten, sondern nutzt hierzu eine Flöte (eine Tin Whistle) um sie durch Tonabfolgen und Klangelemente zu beseitigen. Dabei ist ihm, wie auch allen anderen Exorzisten nicht klar, ob sie die Geister, die nicht unbedingt bösartig sein müssen, eventuell direkt in die Hölle katapultieren.
Den Teufel im Blick
Daten zum Roman:
Felix Castor – Den Teufel im Blick
(THE DEVIL YOU KNOW)
von Mike Carey
Erstausgabe: Verlag Orbit, Great Britain
Deut. Erstausgabe: November 2012
Seitenanzahl: 544 Seiten
Genre: Urban Fantasy
Preis: 12,99 Euro
ISBN: 978-3-8025-8359-9
LYX (Egmont Verlagsgesellschaften mbH)

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