Dean R. Koontz und seine Werke: DAS NACHTHAUS
Das Nachthaus
(77 Shadow Street)
Im späten 19. Jahrhundert als städtischer Palast erbaut, sollte es einem Eigentümer kein Glück bringen.
Frau und Kinder von Andrew Pendleton verschwanden spurlos, er selbst wurde von dunklen Ahnung in den Wahnsinn getrieben.
Erst seit es in den 1970er Jahren in luxuriöse Eigentumswohnungen aufgeteilt wurde, schien Frieden zu herrschen. Doch nun erkennen die Bewohner – darunter eine erfolgreiche Songwriterin und ihr kleiner Sohn, ein schmieriger Ex-Senator, ein verwitweter Anwalt und ein Vermögensverwalter – mit Schrecken, dass die alten bösen Kräfte wieder am Werk sind ….
Was hat sich der Autor DEAN R. KOONTZ denn da zusammengeschrieben? Ich erinnere mich da an Werke wie BRANDZEICHEN, DER SCHUTZENGEL oder DRACHENTRÄNEN etc. Doch zwischen diesen und seinem neuen Werk liegen leider Welten, und das in Bezug auf DAS NACHTHAUS in negativer Hinsicht. Denn mit DAS NACHTHAUS beweist Dean R. Koontz leider, dass man seine Fans auf über 570 Seiten auch durchaus zu Tode langweilen kann.
Doch beginnen wir von Anfang an. Auf den ersten 170 Seiten des Romans stellt Koontz die Bewohner der einzelnen Appartements (2C, 3C, 2A, 3F, 3A, 3D usw.) sowie die Männer des Sicherheitsdienstes (Devon Murphy oder Logan Spengler) des Pendleton-Wohnhauses vor, die in dem Gebäude mit mysteriösen Vorgängen konfrontiert werden. Unterbrochen wird die Handlung durch zweiseitige Einschübe, in der das Wesen mit Namen DAS EINE zu Wort kommt, das philosophisch angehauchtes Geschwätz, aber ab und zu auch ein paar Informationen über vergangene Ereignisse, von sich gibt.
Nach den ersten 170 Seiten geht Koontz dann in eine Art Mischform über. Zum einen wird das weitere Geschehen aus der ‚Sicht‘ von SILAS KINSLEY, TWYLA TRAHERN, WINNY, LOGAN SPENGLER, VERNON KLICK, MICKEY DIME, SPARKLE SYKES, BAILEY HAWKS, MARHA CUPP, DR. KIRBY IGNIS oder TOM TRAN etc. beschrieben, so dass der Leser nicht nur aufgrund der Fülle der Personen und durch das ständige Wechseln den Überblick verliert (zumal viele Passagen nur wenige Seiten, manche sogar nur eine Seite lang sind), sondern dieser ständige Wechsel von Person zu Person stört auch erheblich den Lesefluss und nervt gewaltig. Zudem werden auch noch die Geschehnisse in den einzelnen Appartements 2F, 3H etc. abgehandelt, wodurch später weitere Personen hinzukommen. Dazwischen kommt aber auch immer wieder DAS EINE zu Wort.
Nach 317 Seiten endet der erste Teil des Buches und der zweite Teil folgt, indem weitere Personen hinzukommen, nachdem einige im ersten Teil ihr Leben ausgehaucht haben.
Alles in allem macht die Handlung, die in Dutzenden von kleinen Handlungssträngen aufgeteilt ist, überhaupt keinen Sinn und auch keinen ‚Spaß‘ beim Lesen und wirkt eher wie eine schlechte Vermischung verschiedener Koontz-Romane, so u. a. aus UNHEIL ÜBER STADT (Originaltitel: PHANTOMS), der mir beim Lesen spontan einfiel.
Auch mit den diversen Figuren des Romans bekommt man auch keinen richtigen Bezug, so dass aus diesen Gründen auch eine Identifizierung mit den Charakteren der Buches überhaupt nicht gelingt bzw. überhaupt nicht möglich ist, was in früheren Koontz-Werken ohne Wenn und Aber der Fall war.
Der Autor Dean R. Koontz hat, wenn man sich den Roman DAS NACHTHAUS betrachtet, ganz offensichtlich gegenüber seinen Werken aus den 1980er und 1990er Jahren nicht nur erheblich an Biss, Spannung und ‚Einzigartigkeit‘ verloren, sondern der Roman hätte auch durchaus von jedem x-beliebige Autor stammen können. Denn von dem ehemals so unverkennbaren Schreibstil von Koontz, der mich vor Jahren noch gefesselt hat, ist in DAS NACHTHAUS leider so gut wie nichts mehr geblieben bzw. zu erkennen.
© by Ingo Löchel
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