Dean R. Koontz und seine Werke: DEAN R. KOONTZ
Dean R. Koontz
Koontz wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Zudem war sein Vater ein gewalttätiger Alkoholiker, der seine Mutter ständig mit anderen Frauen betrog.
„Mein Vater ist nie einem Laster begegnet, das ihm nicht gefiel, und manchmal hatte es sogar den Anschein, er sei stolz darauf, jeder Versuchung nachzugeben. Er war ein eifriger Alkoholiker, der genauso gewalttätig wie gefühlsselig werden konnte, wenn er betrunken war. Meine frühesten Erinnerungen beinhalten, dass er Randale machte und ich Angst hatte, er würde mich und meine Mutter umbringen.“ (2)
Als er vier Jahr alt war, musste seine Mutter ins Krankenhaus und sich einer schweren Operation unterziehen. Da sein Vater nicht in der Lage war, sich um ihn zu kümmern, wurde Dean R. Koontz einen Winter lang zu Bird und Louise Kinsey in Shellsburg in Pennsylvania, geschickt, die Freunde seiner Mutter waren. Während er sich bei den Kinseys aufhielt, lernte Koontz nicht nur, was eine stabile Familie war, sondern er kam auch zum ersten Mal mit Kinderbüchern und Comics in Berührung, die sein Leben prägen sollten.
„Die Monate, die ich als Almosenempfänger im Haus der Kinseys verbrachte, sind eine angenehme Erinnerung, die mich noch immer verfolgt. Ich glaube, damals fing ich an, das Geschichtenerzählen mit Erlösung gleichzusetzen, mit Frieden und Überfluss und Wärme und Glück.“ (3)
Als Koontz acht bzw. neun Jahre alt war, begann er Geschichten auf Notizblättern zu schreiben und Titelbilder zu zeichnen.
„Größtenteils sind mein schönsten Kindheitserinnerungen Bücher, die ich gelesen, und Filme, die ich gesehen habe – Pantasie, nicht Wirklichkeit.“ (4)
Koontz besuchte die „Shippensburg University of Pennsylvania“ und machte dort 1967 seinen Abschluss. Während seine Studienzeit verkaufte er mit KÄTZCHEN seine erste Kurzgeschichte. Nach seiner Hochzeit mit Gerda arbeitete Koontz für ein Jahr als Lehrer für das das „Appalachian Poverts Program“.
„Nach unserer Hochzeit arbeitete ich für das von Lyndon Johnson ins Leben gerufene Programm gegen die Armut in den Appalachen, als Lehrer unterprivilegierter Kinder, und verdiente gerade genug Geld, um mir Zahnpasta und eine Zahnbürste leisten zu können, aber nicht genug, um die Lebensmittel kaufen zu können, die eine Zahnbürste und Zahnpasta notwendig gemacht hätten.“ (5)
Seine Frau Gerda arbeitete während dieser Zeit als Buchhalterin, fand aber einen besser bezahlten Job in einer Schuhfabrik, in der sie im Akkord arbeitete. Nach einem Jahr verließ Koontz das „Appalachian Poverts Program“ und arbeitete als Englischlehrer an der "Mechanicsburg High School" in Mechanicsburg in Pennsylvania.
„Im darauffolgenden Jahr unterrichtete ich in an einer Schule Mechanicsburg in Pennsylvania, einer Mittelklassegemeinde in der Nähe von Harrisburg. Gerda arbeitete in der Kreditabteilung einer örtlichen Bank und dann als Empfangsdame einer Firma für Geschäftsartikel.“ (6)
1968 veröffentlichte Dean R. Koontz mit STAR QUEST seinen ersten Roman im Verlag Ace Books, der dort in der Reihe ACE DOUBLES erschien. Jede ACE DOUBLES-Band beinhaltete zwei Romanen mit eigenem Titelbild. Wenn man sich das Cover des einen Romans ansah und das Buch dann herumdrehte, sah man das Titelbild des anderen Romans.
1969 entschied Koontz zusammen mit seiner Frau, dass er versuchen solle, seinen ‚Traum‘ in die Tat umzusetzen, und sich als hauptberuflicher Schriftsteller durchzusetzen. Während seine Frau fünf Jahre lang die Brötchen verdiente, kündigte Koontz seinen Job als Englischlehrer und widmete sich danach ganz der Schriftstellerei.
“Nach anderthalb Jahren als Englischlehrer stand mir die Schulbürokratie noch viel mehr im Halse, als die Wohlfahrtsbürokratie. Während dieser Zeit hatte ich drei Romane im Taschenbuch und vielleicht zwanzig Kurzgeschichten verkauft. Ich träumte davon, nur noch zu schreiben, aber vom Einkommen aus diesen Verkäufen hätten wir nicht leben können.
Das fasste Gerda einen wunderbaren, selbstlosen, wagemutigen und liebevollen Entschluss: Sie erklärte mir, sie würde fünf Jahre lang arbeiten und das Geld für uns hereinholen, während ich versuchte, als Schriftsteller über die Runden zu kommen. ‚Wenn du es in fünf Jahren nicht schaffst‘, sagte sie, ‚wirst du es nie schaffen‘. Ich akzeptierte das Angebot, kündigte meinen Job – und wurde in den Augen praktisch all unserer Bekannter zum abscheulichen Gammler.
Selbst fünf Jahre später, als Gerda ihren Job kündigte, um sich ausschließlich um die geschäftlichen Angelegenheiten meines Berufes zu kümmern, fragen die Leute sie ziemlich ostentativ, wann ich denn endlich dieses lächerliche Schreiben aufgeben und mir endlich einen ‚richtigen’ Beruf suchen würde.“ (7)
Da sein Name in den 1970er Jahre zu sehr mit dem Genre der Science Fiction identifiziert wurde und Koontz lieber Spannungsliteratur schreiben wollte, begann er seine Romane unter verschiedenen Pseudonymen zu veröffentlichen. So erschien u. a. die Romane bei Random House unter dem Pseudonym K. R. DWYER, die bei den Verlagen Bobbs-Merrill und Double-Day unter BRIAN COFFEY oder die bei Pocket Books unter LEIGH NICHOLS.
„Schließlich benutzte ich meinen richtigen Namen für Bücher, von denen ich mittlerweile annehme, dass sie zwischen den Genres kreuzen bzw. sie vermischen oder Kategorien überbrücken. Sie vereinigen Elemente aus vielen Genres – Spannungsliteratur, Kriminalroman, Science Fiction, Horror, Liebesgeschichte – und entwickeln sie mit den Charakterisierungen und dem Gebrauch der Sprache, die eher mit der Mainstream-Literatur in Verbindung gebracht wird, also der Literatur an sich, der ‚richtigen‘ Literatur.“ (8)
Während er versuchte sich als Schriftsteller durchzusetzen, hatte Koontz ständig Ärger mit den Verlegern. Meistens bezahlten diese nicht pünktlich oder änderten einfach die Titel seiner Romane. So z. B. bei ANTI-MAN (1970), der eigentlich unter dem Titel THE MYSTERY OF HIS FLESH erscheinen sollte. Doch die Verleger dachten sich meistens einfach selber einen Titel aus, da Koontz keine Kontrolle darüber hatte.
Aller Anfang war schwer. Daw musste auch Dean R. Koontz feststellen, denn es dauerte insgesamt fünfzehn Jahre bis ihm 1986 mit SCHWARZER MOND (Originaltitel: STRANGERS) sein erster Hardcover-Bestseller gelang, obwohl sein Roman FLÜSTERN IN DER NACHT (Originaltitel: NIGHT WHISPERS) bereits ab 1981 zum Taschenbuch-Beststeller avanciert war.
„Fünfzehn Jahre lang haben wir von meinem Einkommen als Schriftsteller tatsächlich von der Hand in den Mund gelebt. Es gab mehr Gelegenheiten, als ich mich erinnern kann, da die Schecks der Verleger dermaßen überfällig waren, dass wir uns fragten, ob wir durchhalten konnten, bis sie endlich kamen, und als Bücher in so geringen Auflagen veröffentlicht wurden, dass ich den Eindruck hatte, es gäbe davon mehr Exemplare auf meinem Regal als in sämtlichen Buchhandlungen des Landes zusammen.“ (9)
Mit den beiden Werken BRANDZEICHEN (Originaltitel: WATCHER; 1987) und DER SCHUTZENGEL (Originaltitel: LIGHTNING, 1988), die nach wie vor zu seinen besten Romanen zählen, gelang Dean R. Koontz schließlich der endgültige Durchbruch als Autor der Spannungsliteratur.
„Obwohl SCHWARZER MOND mein erster Bestseller im Hardcover war, kam der Stein mit diesen beiden Büchern so richtig ins Rollen. Und von dem Augenblick an, in dem ich BRANDZEICHEN zu schreiben begann, wusste ich, dass sich für mich von nun an alles auf ewig verändert hatte.“ (10)
Seit dieser Zeit ist Koontz mit seinen 14 Hardcover- und seinen 14 Taschenbuch-Bestsellern nicht mehr aus den Bestseller-Listen wegzudenken. So war er dort u. a. mit Werken wie DRACHENTRÄNEN (Originaltitel: DRAGON TEARS, 1993), INTENSITY (1996), SURVIVOR (Originaltitel: SOLE SURVIVOR, 1997), DER BOTE DER NACHT (Originaltitel: ONE DOOR AWAY FROM HEAVEN, 2001) oder TODESZEIT (Originaltitel: THE HUSBAND, 2006) vertreten, die alle mehrere Wochen auf Platz 1 standen.
Doch leider musste man in den letzten Jahren feststellen, besonders wenn man zu den langjährigen Koontz-Fans gehört, dass seine neueren Werke erheblich an Biss und Spannung verloren haben sowie ziemlich oberflächlich geworden sind. Zudem ist von seinem unverkennbarer Schreibstil, der ihn so berühmt und bekannt gemacht hat, in diesen Romanen so gut wie nichts mehr zu finden.
Nach seinem Werk SCHWARZE FLUTEN ((Originaltitel: ODD APOCALYPSE), das 2013 im Heyne Verlag erscheinen wird, sowie der Trilogie ODD INTERLUDE wird 2013 mit DEEPLY ODD ein weiterer ODD THOMAS-Roman von Dean R. Koontz in den USA erschienen.
(1) Dean R. Koontz
(2) Dean R. Koontz
(3) Dean R. Koontz
(4) Dean R. Koontz
(5) Dean R. Koontz
(6) Dean R. Koontz
(7) Dean R. Koontz
(8) Dean R. Koontz
(9) Dean R. Koontz
(10) Dean R. Koontz
© by Ingo Löchel