Der deutsche Film: Die TV-Serien: EIN HERZ UND EINE SEELE
Die Idee zur Serie, die auf der britischen Comedy-Serie TILL DEATH DO US PART (1966-1975) von Johnny Speight basiert, hatte WOLFGANG MENGE, der die Namen der Originalcharaktere Alf, Else, Rita und Mike für die deutsche Version übernahm.
Ihre bundesweite Premiere in der ARD feierte die Serie EIN HERZ UND EINE SEELE am 31. Dezember 1973 mit der zwölften Folge SILVERSTERPUNSCH.
Die Serie wurde bundesweit ein Riesenerfolg und machte HEINZ SCHUBERT als EKEL ALFRED zum Star.
In vielen Folgen von EIN HERZ UND EINE SEELE ließ sich Alfred über tagesaktuelle und politische Ereignisse aus, die Autor Wolfgang Menge kurzfristig in die Drehbücher einbauen konnte, da die einzelnen Episoden erst am Tag ihrer Ausstrahlung vor Live-Publikum aufgezeichnet wurden.
Am 4. November 1974 lief die 21. Folge und letzte Folge von EIN HERZ UND EINE SEELE, die Farbfassung von DER SITTENSTROLCH in der ARD.
Zuvor waren bereits die Schwarz-Weiß-Folgen BESUCH AUS DER OSTZONE und URLAUBSVORBEREITUNGEN in Farbe neu gedreht und zum Teil inhaltlich etwas aktualisiert worden.
Obwohl sich Heinz Schubert von seinem Ekel-Alfred-Image lösen wollte, ließ sich der Schauspieler 1976 von Autor Wolfgang Menge überreden, die Rolle noch einmal zu übernehmen.
Und so ging es 18 Monate später, genauer gesagt am 31. Mai 1976, mit der zweiten Staffel von EIN HERZ UND EINE SEELE und der Folge TELEFON weiter. Insgesamt wurden vier neue Episoden gedreht, wobei einige Rollen umbesetzt werden mussten.
Von der Urbesetzung war neben Heinz Schubert nur noch HILDEGARD KREKEL als Rita mit von der Partie. HELGA FEDDERSEN übernahm die Rolle der Ehefrau Else. DIETHER KREBS war dagegen ausgestiegen, weil der WDR begonnen hatte, die Drehbücher auf Wunsch der SPD (politisch) zu entschärfen, so dass als Ersatz KLAUS DAHLEN die Rolle des Michael übernahm.
Doch die Serie hatte durch die Entschärfung der Drehbücher an Feuer verloren. Und so wurde die Serie mit der Folge SCHLUSSWORT am 22. November 1976 endgültig eingestellt.
Ein Versuch einer Neuauflage scheiterte ebenfalls aus politischen Gründen. Daraufhin warf der Autor Wolfgang Menge endgültig das Handtuch.
Knapp 20 Jahre später erlebte EIN HERZ UND EINE SEELE eine Renaissance im Fernsehen. Wiederholungen der Serie, die nur kurzfristig als Lückenfüller gesendet wurden, wurden ein Riesenerfolg und von mehr als sechs Millionen Zuschauern gesehen.
Damit gelang der Serie EIN HERZ UND EINE SEELE ein erneuter Erfolg, die bei ihrer Wiederholung in den 1990er Jahren mehr Zuschauer vor dem Fernseher lockte, als die meisten Erstausstrahlungen neuer Serien von ARD und ZDF.
Selbst heute wirkt die Serie EIN HERZ UND EINE SEELE nicht nur ziemlich zeitlos, sondern hat auch nichts von ihrem Unterhaltungswert verloren, was vor allem an dem Querulanten Alfred liegt, der in unvergesslicher Weise von dem Schauspieler Heinz Schubert gespielt wird, der kein Blatt vor dem Mund nimmt, über jeden herzieht und seine eigene Sicht auf die Welt und auf aktuelle und politische Ereignisse zum besten gibt.
Hierin ist ihm besonders sein Schwiegersohn, der langhaarige Sozi Michael, gespielt von Diether Krebs, ein Dorn im Auge, der immer versucht, seinem Schwiegervater Paroli zu bieten und ihn mit einen eigenen Ansichten und Äußerungen zu ärgern. Komplettiert wird das Familienquartett von Elisabeth Wiedemann als Alfreds Frau Else und Hildegard Krekel als Alfreds Tochter Rita.
Haben die ersten 21 Folgen von EIN HERZ UND EINE SEELE noch richtiges politisches Feuer und eine Seele, wirken dagegen die 4 Folgen der zweiten Staffel sehr bieder, blass, oberflächlich, seelenlos und zurückhaltend, was auch an den zurückhaltenden Äußerungen und der Kleidung der vier Darsteller deutlich wird.
Auch die Neubesetzung der Else- und der Michael-Rolle durch Helga Fedderson und Klaus Dahlen wirkt sich ebenfalls nicht sehr positiv auf die zweite Staffel aus, weil die beiden Darsteller einfach nicht in die Rollen passen und eine glatte Fehlbesetzung sind.
Ein Herz und eine Seele
© by Ingo Löchel
Kommentare
Ansonsten ein sehr schöner Artikel zu einer meiner Lieblingsserien!
Ich war damals Mitte 20 und habe diese Zeit sehr bewusst miterlebt. Was ich hier schreibe, hört sich nach "Verschwörungstheorie" an, ist es aber nicht. Nur will das heute keiner mehr wahr haben - der CDU ist es inzwischen peinlich und die SPD überdeckt gewisse Umstände der damaligen Zeit gern mit dem Mantel des Schweigens.
Die beiden ersten Folgen im dritten Programm sahen zwar einige Leute und es gab auch etwas Gesprächsstoff in den Betrieben - aber der große Knaller kam eben mit der bundesweit aus gestrahlten Folge "Silvesterpunsch" zur besten Sendezeit. Nach den Nachrihten der Tagesschau rührte Alfred den Punsch an, kostete fleißig und führte Reden, die ihm "draußen" vermutlich eine Tracht Prügel von Vertretern der Partei eingebracht hätte, über die er her zog. Die fanden das nämlich gar nicht lustig, wenn man ihren "Willy" samt seiner Partei auf diese Weise durch den Kakao zog. Die BILD-Zeitung brachte damals immer in diversen Spalen "Witze" über die Regioeung und die SPD - die zwar alle gelesen hatten - aber eben "keiner kannte". So war das damals - jedenfalls in den erste Zeiten der Sozialliberalen Koalition. Das änderte sich erst, als Brand die Vertrauensfrage stellte, damit Neuwahlen erfoderlcih waren udn die CDU es nicht schaffte, im Bundestag die absolute Mehrheit zu erringen. Da hörten die recht agressiven Angriffe der Herrn Barzel und Dregger auf - und es kehrte wieder etwa Ruhe ein.
Ich habe zwei TBs mit den Originaltexten von vier Folgen ("Besuch aus der Ostzone" ist auch dabei - und zwar ungekürzt - im Fernsehn gibt es da diverse Schnitte). Für die damalige Zeit war das, wass Alfred Tetzlaff da von sich gab, wirklich "stärkster Tobak" wie er vermutlich nur in Herbert Wehners Pfeife qualmte.
Ja, der "Silvesterpunsch" hat in den Gemütern der Deutschen völlig reingehauen - denn da sagte einmal einer das, was alle dachten, und sich damals keiner zu sagen traute.
Wir hatten ja die Sozialliberale Kolation Brand-Scheel - die gerade in der Anfangsphase von sehr großen Teilen der Bevölkerung abgelehnt wurde. Ich habe das ja alles persönlich miterlebt - auch, dass es wirklich gefährlich war, wenn SPD-Leute in der Nähe waren, Kritik an "Willy" zu äußern.
Es sei hier mal gestanden, dass ich in dieser Zeit im Karneval meine letzte Büttenrede gemacht habe - als "Bayrischer Bundestagsabgeordneter" - der natürlich voll über die damalige Politik der Regierung,speziell über die Ostpolitik, her zog Drinnen im Saal lachten die Leute - draußen lachte ich nicht mehr, weil da ein paar "engagierte Sozialdemokraten" auf mich warteten und mich wie vermutlich dreißig Jahre früher die "Sturmabteilung" mal so im Kreis rum weiter reichten.
Ich hatte keine Chance und das ist das letze Mal gewesen, dass ich die Fresse so richtig poliert bekommen habe. Ich habe nichts unternommen, weil ich die alle kannte und sie wohnten ja in meinr Umgebung. Hätte ich Anzeige erstattet, wäre es schlimmer geworden - und die hätten sich gegenseitig gedeckt.
Das waren also die Zustände, als Alfred Tetzlaff im Fernsehen sich so richtig gehen ließ und das aussprach, was alle dachten und keiner offen zu sagen wagte.
Doch "Alfred" war von da an so eine Art "Held der Nation"...
Von da an war "Ein Herz und eine Seele" icht nur bei mir Pflichtprogramm. Nur einmal an einem Abend vor einer Wahl gab es keine Tetzlaffschen Kommentare über Politik - lediglich die Frage des Kellners :"haben Sie schon gewählt?" wurde von Alfred mit : "Das machen wir erst morgen" beantwortet.
Wolfgang Menge soll angeblich entsetzt gewesen sein, wie begeistert seine Figur Alfred bei der deutschen Bevölkerung aufgenomme wurden. ER wollte sein "verachtenswerte4s Subjekt mit ewig gestrigen Ansichten" schaffen, das "nichts begriffen und nichts dazu gelernt hatte" - und plötzlich musste er erkennen, das der "innere Alfred" in überwiegenden Teilen der deuschen Bevölkerung steckte. Was ihn aber nicht davon abhielt, neue Folgen zu schreiben.
Pecunia non olet. Irgendwie muss auch er schließlich seine Brötchen verdienen - auch wenn ein Heft-Romanschreiber vermutlich drei Monate im Tempo eines Jason Dark arbeiten muss, um das zu bekommen, was Herr Menge für eine Alfred-Folge einkassiert hat. Wer am Trog für Drehbücher sitzt, der wird finanziel richtig satt - deswegen kommt man da so schlecht dran.
Ja, die letzten neu gedrehten Folgen waren dann auf Wunsch der "Politik" völlig "kastriert" und langweilig. Und es gab keine Krokodilstränen in der Bevölkerung, als die Serie dan eingestellt wurde. Aber - die ersten Folgen sind die Besten - schon in den späteren Folgen wurde sicher manches entschärft - oder von Herrn Menge erst gan nicht so agressiv geschreiben, wie in den ersten Folgen.
Übrigens - wer Heinz Schubert, also Ekel Alfred, mal in Hochform erleben will, der solte sich die beiden DVD-Schober "Kara ben Nemsi Effendi" zulegen - eine TV-Serie des ZDF von jeweils ca. 20 Minuten pro Folge, die zur gleichen Zeit kam wie "Ein Herz und eine Seele" und grob gesehen die ersten fünf Bände der Orient-Erzählung "Im Schatten des Großherrn" von Karl May bringt. Karl Michael Vogler spielt den Kara ben Nemsi und Heinz Schubert ist der perfekte Hadschi Halef Omar. Ich bin sicher, Karl May hätte diese Serie geliebt, während er die meisten Verfilmungen seiner Werke sicher abgelehnt hätte. Es lohnt sich wirklich, diese DVDs zu kaufen, wenn man sich etwas für Karl Mays Werk begeistern kann.