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Die Wahrheit liegt in den Einschaltquoten - »Paranormal Witness«

Paranormal WitnessDie Wahrheit liegt in den Einschaltquoten
»Paranormal Witness«

Wer sich für paranormale Geschichten interessiert und berufsmäßig nicht immer an feste Schlafenszeiten gebunden ist, der sollte Dienstags eventuell mal auf den Sender SIXX umschalten. Denn dort bekommt man durchaus genügend Futter in Sachen übernatürliche Ereignisse geboten. Und das ganze kommt dann auch in geradezu perfekter dokumentarischer Form daher, die einem wirklich glaubend machen könnte, dass es sich hier tatsächlich um reale Ereignisse handelt.

Paranormal WitnessVorab möchte ich nicht verschweigen, dass mich das Konzept grob an die Serie X-FACTOR: DAS UNFASSBARE erinnert, welche damals durchaus mit einem hohen Beliebtheitswert auch hier im deutschen Fernsehen zu sehen war (und zur Zeit auch seitens RTL 2 als Wiederholung ausgestrahlt wird). Ähnlicher düfte eventuell jedoch die US-Doku-Soap GHOST HUNTER des Senders SyFy sein. Der Unterschied zu X-FACTOR: DAS UNFASSBARE als hier bekanntere Version, liegt allerdings darin, dass man den Zuschauer hier durch einige filmische Episoden pro Folge faktisch mitraten ließ, welcher Vorfall hier denn nun zumindest auf einer realen Aussage beruhte, oder doch von den Machern der Serie nur erfunden wurde, um den Zuschauer hinters Licht zu führen. Führte hier bei jeder Folge in der ersten Staffel noch der Schauspieler James Brolin kommentierend durch die jeweiligen filmisch erzählten Vorkommnisse, so tat dies dann späterhin ab Staffel 2 bis 4 der Schauspieler Jonathan Frakes recht charmant, den man auch aus der SF-Serie STAR TREK: THE NEXT GENERATION (samt den Filmablegern fürs Kino) her sehr gut kennen dürfte.

X-FACTOR: DAS UNFASSBARE (1997 - 2002) war in dieser Hinsicht allerdings noch als eher leicht gruselige Kost zu betrachten, und ob die scheinbar realen Fälle auch wirklich so abgelaufen waren, wie man hier zu vermitteln versuchte, sei hier auch nochmals auf einem anderen Blatt stehend betrachtet. Denn man formulierte es hier bei den jeweiligen "realen" Geschichten dann auch recht vorsichtig, indem man bei den betreffenden Episoden mit scheinbar realen Vorkommnissen aussagte, dass eben dieses betreffende Vorkommnis sich so "zugetragen haben" soll. Man merkte jedenfalls an den betreffenden Aussagen, dass dieser sogenannte Wahrheitsgehalt auch jetzt nicht wirklich auf unumstößliche und damit beweisbare Fakten beruhte. Diese kleine aber feine Hintertür mit einem Augenzwinkern des jeweiligen Moderators gibt es indessen in der Serie PARANORMAL WITNESS nicht und es gibt auch keinen sympathischen Schauspieler mehr, der durch die einzelnen Fälle des Unfassbaren führen würde.

Paranormal WitnessDafür fallen bei der Serie PARANORMAL WITNESS, welche ab der vierten Staffel dann in PARANORMAL WITNESS: TRUE TERROR umbenannt wurde, gleich zwei Fakten auf. Zum einen nimmt man sich für das jeweilig geschilderte Vorkommnis und den filmisch nachgestellten Szenen wirklich Zeit, und zum anderen verpasst man jedem Fall einen sehr realistisch wirkenden Anstrich, indem man (scheinbar) die gebotenen Bilder zwischendurch durch Personen kommentieren lässt, die entsprechend diesen Vorfall des Übernatürlichen selbst am eigenen Leib erlebt haben (sollen).

Die US-Serie im Stil einer geradezu perfekt gebotenen Dokumentation verzichtet also auf das typische Augenzwinkern und die eigentliche Frage, ob es sich hierbei nicht vielleicht um eine erfundene Geschichte handeln könnte, oder doch um eine Überlieferung (urbane Legende), die sich eben so überliefert real zugetragen haben "soll". Man vermittelt also hier dem Zuschauer recht gekonnt umgesetzt eher das Gefühl, hier wirklich reale Fälle geliefert zu bekommen, die sich auch genauso zugetragen haben sollen. Das dieser "Realität" bei genauer Betrachtung jedoch jeder Beweis fehlt, unterschlägt man hier dem Zuschauer bewusst. Denn schließlich setzt man hier durch diese dokumentarisch in Szene gesetzte Serie gezielt auf die nötige Spannung und dem beim Zuschauer dann erhofften Nervenkitzel. Das dokumentarisch dargestellte Grundprinzip dieser US-Serie einer britischen Produktionsfirma kennt man daher auch bereits recht gut durch entsprechend bekannte, wie auch beliebte US-Doku-Serien zu Kriminalfällen aus den USA mit Kommentaren seitens realer Zeitzeugen des Vorfall und nachgestelltem Filmmaterial der betreffenden Ereignisse.

Paranormal WitnessDie Kritik ließ nicht lange auf sich warten:
Nun nimmt z.B. die Religion innerhalb der Vereinigten Staaten von Amerika immer noch einen durchaus höheren Stellenwert ein, als etwa hier bei uns in Deutschland. Und es gibt auch durchaus in den USA gewisse Kreise bis hinauf in die Politik, die religiös gefestigt, archäologisch aufgefundene Knochen von Dinosauriern als "Teufelswerk" betrachten, weil diese wissenschaftlichen Funde eben nicht mit den wortgetreuen Aussagen der Bibel in Einklang zu bringen sind. Solche Menschen (und von denen gibt es in den USA nicht gerade wenige) halten dann auch den Forscher der Evolutionstheorie, Charles Darwin, gleich für einen Ketzer gegenüber dem himmlichen Herrn.

Dafür dürfte eine dokumentarisch dargestellte Serie wie PARANORMAL WITNESS allerdings bei diesen tief religiösen Menschen (manche bösen Zungen sprechen hier auch von Fanatikern) auf gewissen Zuspruch stoßen, bei dem das gezeigte dann aber auch nicht mehr wirklich kritisch hinterfragt wird. Denn das Böse in Form z.B. von Geistern und Dämonen passt hierbei durchaus wieder in das Weltbild solcher bibeltreuen Christen.

So kritisierte dann auch als Beispiel die Wissenschaftsjournalistin Sharon A. Hill die Serie PARANORMAL WITNESS gerade wegen dem sehr gut umgesetzten dokumentarischen Charakter, welcher fälschlich Zuschauern suggeriert, es handele sich hier tatsächlich um wahre und beweisbare Vorkommnisse. Dabei arbeitet man innerhalb der Serie (so ihre weiterführende Kritik) mit Hinweisen auf Aussagen und Dokumente, die allerdings in der Realität und bei näherer Betrachtung, keiner ernsthaften Überprüfung auf ihren Wahrheitsgehalt stand halten würden. Ob die Macher der Serie allerdings hier vorhatten, eher gezielt nur Skeptiker der gebotenen Materie anzusprechen, dürfte wohl auch eher bezweifelt werden.

Paranormal WitnessDas hier allerdings so einige Kritiker der Serie auf den Plan traten und warnend den Finger erhoben, mag auch daran liegen, dass die hier aufbereiteten Geschichten eben nicht einfach nur der Feder eines findigen Autoren entsprungen sind, sondern es sich hier durchaus um Fälle handelt, welche in den USA mal ernsthaft für Schlagzeilen sorgten. Ein weiterer Kritikpunkt liegt dann auch in der Aufbereitung dieser dargestellten Vorkomminsse. Die eine Form der Aufbereitung, nämlich die Darstellung als realistisch ernstzunehmende Dokumentation habe ich hier ja bereits genannt.  Darüber hinaus ist die Serie aber auch nicht mehr auf familiengerechte Gruselgeschichten ausgelegt, wie es eben bei einer Serie wie X-FACTOR: DAS UNFASSBARE schön zu sehen ist. Vielmehr geht die Serie PARANORMAL WITNESS hier gleich in die Vollen, arbeitet bei den scheinbar real nachgestellen Ereignissen durchaus mit gut platzierten Schockelementen und greift dabei z.B. auch mal richtig in die Horror-Kiste hinsichtlich scheinbarer realer satanischer Umtriebe.

Neil Grenzlinger, Rezensent der New York Times kritisierte folgedessen, dass man sich bei PARANORMAL WITNESS nicht einmal die Mühe mache, nach wirklichen Beweisen zu suchen, sondern hier nur ehemalige Zeugenaussagen und filmische Nachstellungen dieser scheinbaren Vorkommnisse nutze, um zumindest in scheinbar recht glaubhafter Darstellung die Vorstellung zu verkaufen, das jemand wirklich eine psychische Begegnung mit dem Übernatürlichen gehabt hätte.

Paranormal WitnessConjuring als scheinbar dokumentiertes Beispiel:
Als Beispiel greife ich hier einmal eine der Episoden der Serie PARANORMAL WITNESS heraus, die auf dem (als Frauen-TV geschmähnten) Sender SIXX am 19. Februar 2019 eben unter der Rubrik "Doku-Reihe" ausgestrahlt wurde.

Hierbei handelt es sich um den Fall der Familie Perron und ihren fünf Töchtern. Also genau der Familie, die bereits für den Horrorfilm CONJURING - DIE HEIMSUCHUNG die Vorlage bildeten. Hatte James Wan hier recht offensichtlich die Schilderungen seitens der damals sogar bis über die Vereinigten Staaten hinaus bekannten "Geisterjägern" Ed und Lorraine Warren genutzt, um diese Geschichte in einen sehr ansprechenden Horrorfilm für das Kino umzusetzen, so geht man hier bei PARANORMAL WITNESS mit ihrer auf "realistische Dokumentation" getrimmten Episode gleich noch einen gehörigen Schritt weiter.

Man nimmt zu Beginn der Episode dabei nicht nur Bezug auf eben den Horrorfilm CONJURING aus dem Jahr 2013, sondern verbindet diese Feststellung auch gleich mit der Aussage, hier nun die wirklich realen Vorkommnisse zu schildern, welche zudem in der Realität noch erschreckender gewesen seien als im Kinofilm. Dabei kommen auch hier zwischen den sogenannten nachgestellten Szenen immer wieder Personen zu Wort, die hier als Familienmitglieder der realen Familie Perron auftreten. Ob es sich hier allerdings wirklich um die realen Töchter bzw. der Mutter und des Vaters gehandelt hat, überlasse ich einfach mal der Phantasie des jeweiligen Zuschauers, oder in diesem konkreten Fall hier dem aufmerksamen Lesers. Aber selbst wenn diese Personen identisch wären mit den realen Mitgliedern der Familie Perron, so stellt sich hier immer noch eventuell die Frage, wie viel Gage geflossen sein mag, damit sie in dieser Episode die angeblich dämonischen Umtriebe weiterhin, und nach so vielen Jahrzehnten, als offensichtlich reales Ereignis verkaufen. Natürlich kommen in dieser Episode in den (sogenannten) nachgestellten Szenen auch Ed und Lorraine Warren vor, welche hier allerdings durch eine Seance die Situation der Familie Perron damals (1971/USA) noch verschlimmert haben sollen. Zuschauer, die wirklich recht empfänglich für solche übernatürlichen Geschichten sind, dürften in jedem Fall und bei der sehr gut umgesetzten dokumentarisch angehauchten Episode, durchaus eine ausgewachsene Gänsehaut bekommen haben.

Paranormal WitnessParanormal Witness - Die Serie:
Die erste Staffel der "Dokumntationsserie" für das Fernsehen, die von sich selbst offensiv aussagt, hier "wahre Begebenheiten"  hinsichtlich übernatürlicher Ereignisse und unerklärlicher realer Erlebnisse  zu präsentieren, hatte ihre Uraufführung übrigens am 07. September 2011 auf dem US-Sender Syfy. In Großbritannien erfolgte die Erstausstrahlung indessen auf den UKTV-Kanälen Really, Watch sowie Pick.

Dabei umfasste die erste Staffel von 2011 nur rund 6 Episoden. Das auf Realismus getrimmte Konzept hatte allerdings bei den Einschaltquoten Erfolg und kam damit auf 1.36 Million Zuschauer in den USA, so das 2012 eine zweite Staffel mit nun 12 Episoden folgte. Die dritte Staffel aus dem Jahr 2013 setzte dann noch einen drauf und präsentierte insgesamt 20 weitere Episoden. Das man allerdings die Serie über die dritte Staffel hinaus verlängern würde, gab man seitens SyFy jedoch damals zuerst nicht an die Öffentlichkeit.

Mit der Umbenennung der Serie in PARANORMAL WITNESS: TRUE TERROR folgten dann allerdings mit Staffel 4 und 5 in den Jahren 2015 bis 2016 nochmals insgesamt 26 weitere Episoden (jeweils 13 Episoden pro Staffel), so das die Gesamtserie auf insgesamt 64 Episoden anschwoll. Mit der Umbenennung sank allerdings auch die Einschaltquote in den USA unter eine Million (im Jahr 2015 auf 0,61 Millionen und darauffolgend im Jahr 2016 auf 0,55 Millionen Zuschauer). Leider, muss ich schon hier gestehen, gibt es die Serie bisher (zumindest auf dem deutschen Markt) nicht käuflich als DVD oder auf BD zu erstehen. Und auch über Amazon scheint es zur Zeit hierfür keine DVD- oder BD-Versionen aus dem Ausland (z.B. England oder den USA) zu geben, die man sich zumindest im englischen Original zulegen könnte. Letzteres brächte allerdings auch nur etwas, wenn man als Phantastik-Fan auch der englischen Sprache mächtig ist, was bei mir dann eben nicht der Fall ist, um das gezeigte dann entsprechend auch genießen zu können.

Das die Serie PARANORMAL WITNESS hier nun auf dem Sender SIXX zu recht später Stunde ausgestrahlt wird (Dienstags nach 23:00 Uhr), welcher eher immer noch vorzugsweise als Sender "nur" für die Frau gehandelt wird, ist dabei nicht wirklich ungewöhnlich. Denn das weibliche Geschlecht war immer schon etwas empfänglicher für schaurige Geschichten mit paranormaler Handlung. Nicht umsonst findet man hier auch z.B. die Horrorserie THE EXORCIST ab einer gewissen Uhrzeit auf ihrem festen Sendeplatz (auch die Serie AMERICAN HORROR STORY hatte es damals z.B. ja mal erfolgreich bereits auf diesen Sender geschafft).

Von dieser Warte aus betrachtet, sollte der Grusel- und Horror-Fan durchaus ab und an mal in die Programmvorschau des Senders SIXX ein suchendes Auge werfen.

So sehr man sich also eher skeptisch dem wirklichen Wahrheitsgehalt dieser sogenannten Dokumentationsserie PARANORMAL WITNESS nähern sollte, so interessant ist allerdings auch durchaus diese recht gekonnt auf "Realität" getrimmte Serie zu betrachten. Es macht nämlich durchaus Spaß, sich diese schon perfekt inszenierten Episoden anzusehen und mitunter erwicht man sich dann auch selbst dabei, wie es einem trotzdem bei aller Skeptis dann mal schön-schaurig den Rücken herunter läuft, weil das ganze eben durchaus gut umgesetzt, dann irgendwie doch das Flair einer realistischen Dokumentation mit ebenso realen Hintergründen vermittelt.

Dabei schwankt durchaus mal die Qualität der einen oder anderen Geschichte hinsichtlich ihres Inhalt. Die Aufmachung und Umsetzung jedoch zielt unmissverständlich darauf ab, so manchem Zuschauer durchaus glaubend machen zu wollen, hier mit wirklich übernatürlichen und unerklärlichen Ereignissen sowie Vorfällen konfrontiert zu werden.

Für Fans des Genre und solche, die sich gerne mit den Inhalten seitens urbaner Legenden beschäftigen, dürfte diese Serie jedenfalls ein gefundenes Fressen darstellen, welches den nötigen Nervenkitzel gleich mitliefert und so dieses Element der Phantastik auf interessante wie frech umgesetzter Weise bereichert. Nur für bare Münze sollte man das gezeigte aber dann doch bitte nicht wirklich nehmen, nur weil es in einem entsprechenden Gewand scheinbar glaubwürdig daherkommt.

Paranormal WitnessParanormal Witness
(Sowie nach Umbenennung: Paranormal Witness: True Terror)
Deutscher TV-Titel: Paranormal Witness - Unerklärliche Phänomene
Produktion: Mark Lewis, Simon Mills
Ausführende Produzenten: Bart Layton, Dimitri Doganis
Komposition: Joel Beckerman, Ty Unwin
Laufzeit je Episode zirka 60 Minuten (inkl. Werbeunterbrechung)
Produktionsfirmen: Realand Productions, LLC & Raw TV
Verteiler: NBCUniversal Television Distribution
Erstausstrahlung: SyFy (USA) und Really / Watch / Pick (Großbritannien)
Genre: Paranormal/Mystery
Doku-Serie: 5 Staffeln mit insgesamt 64 Episoden
USA 2011 - 2016





Kommentare  

#1 Jonny 2019-11-07 01:09
Ich möchte nicht abstreiten das es unerklärliche Dinge gibt. Und zu dem Text hier muss ich zustimmen.. Für mich ist die Sendung Fake. Hinzu kommt das es immer nur in Amerika oder Amerikanern passiert. Nicht da wo man es eher erwarten würde. Hinzu kommt das oft im Vorspann erscheint das es auf Zeugenaussagen beruht. Es gibt auch noch mehr Ungereimtheiten. Als BSP alle die das angeblich erlebt haben bräuchten im Normalfall psychologische Betreuung...nur mal angemerkt.

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