Leit(d)artikel KolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Die deutschen Edgar Wallace-Filme - Die seltsame Gräfin

Die deutschen Edgar wallace Filme1961
Die seltsame Gräfin

Margret Reedle wird von unheimlichen Telefonanrufen belästigt. Zunehmend macht das ihr und ihrer Freundin große Angst. Dann taucht ein gewisser Mike Dorn auf, der um die Sicherheit des Mädchens bemüht ist. Er wird ihr persönlicher Leibwächter und verhindert einige Mordanschläge auf das Mädchen. Doch die Gefahr reißt nicht ab. Wer hat es auf Margret abgesehen?

Und warum?

Die dagover unBald kommt ein verlockendes Angebot. Margret soll Privatsekretärin im Schloss der Gräfin Moron werden. Ein sehr verlockendes Angebot. Außerdem wähnt sich Margret bei der Gräfin in Sicherheit. Auch Dorn rät ihr dazu. Doch als Margret die Stelle antritt, geschieht ein weiterer Mordanschlag. Der Balkon, auf dem sie steht, reißt ab und stürzt in die Tiefe. Margret kann mit knapper Not vom Butler gerettet werden.

Und noch etwas ist komisch auf dem Schloss. Der Sohn der Gräfin scheint etwas zu verbergen. Mit allen Mitteln versucht er, Margret von einem Geheimnis fern zu halten. Bald sieht Mike Dorn ein, dass Margret nicht sicher ist bei der Gräfin. Er beschließt, sie zu sich zu holen. Doch einige unheimliche Drahtzieher im Hintergrund sind schneller. Sie wollen einen teuflischen Plan umsetzen, bei dem die Gräfin Moron eine Schlüsselrolle spielt. Und auch die Irrenanstalt des Dr. Tappat scheint ein Geheimnis zu bergen, das es gilt zu klären. Aus dieser Anstalt bricht ständig ein Irrer aus, der Margret nachstellt. Hat Margret etwas mit der Anstalt zu tun? Gibt es eine Verbindung zwischen ihr und der Giftmörderin Mary Pinder, die dort einsitzt?

Die dagover unHorst Wendlandt hatte immer einen Traum. Er wollte alte UFA-Stars vereinigen und mit ihnen einen Film drehen. "Die seltsame Gräfin" als achter deutscher Wallace-Film der Rialto bot sich geradezu an. Und wenn man sich diesen Film so anschaut, dann meint man wirklich, er stamme aus der Vorkriegszeit. Ziemlich angestaubt und altbacken wirkt er. Mit Lil Dagover voran, hat man die Vorkriegsstars bereitgestellt. Auch Rudolf Fernau (bekannt als Dr. Crippen) und Marianne Hoppe stammen aus dieser Zeit. Moderner sattelt man mit Fuchsberger, der in der Rolle des Yard-Beamten Dorn für etwas Vertrautes sorgt. Ansonsten wirkt der ganze Film doch etwas befremdlich.

Selbst Eddi Arent agiert eigenartig humorlos, beinahe bierernst. Wahrscheinlich seine ernsteste Rolle in einem s/w-Wallace. Klaus Kinski spielt das, was er am besten kann - einen Irren. Doch er wirkt fast wie ein Phantom. Schleicht schattengleich durch die Handlung. Man macht ihn dadurch zum unheimlichen Aufhänger des Films, obwohl dieser Part eigentlich Lil Dagover als Gräfin zugedacht sein sollte. Und doch ist die Wallace-Vorlage ein solider und spannender Roman, mit allen Elementen, die eben einen richtigen Wallace ausmachen.

Die dagover unDoch die Inszenierung des Films ist allzu spannungsarm gelungen. Voraussehend ahnt man ständig, was als Nächstes passiert - und dass Margret die reiche Erbin ist, wovon sie nichts weiß, ist auch klar. Ein allzu oft wiederkehrendes Wallace-Motiv.

Als Kulisse für diesen Film diente Schloss Ahrensburg. Abermals, denn schon beim Bogenschützen diente das Schloss für die Außenaufnahmen. Für die Gräfin wurde es von anderer Perspektive aufgenommen. Den Filmsoundtrack lieferte erstmals Peter Thomas. Er sollte noch öfter zum Einsatz kommen. Seltsam ist, dass die Musik so furchtbar untypisch für ihn ist - und gar nicht modern. Möglicherweise wollte man selbst mit der Musik an UFA-Zeiten anknüpfen.

Für die weibliche Hauptrolle war anfangs Marianne Koch vorgesehen. Doch man entschied sich letztlich für Brigitte Grothun, die auch später im "Gasthaus an der Themse", dem erfolgreichsten Film der Reihe, dabei sein wird.

Die Regie hatte Josef von Baky, ebenfalls ein UFA-Mann. Doch es war Bakys Abschiedsvorstellung. Er erkrankte während der Dreharbeiten und starb einige Jahre später. Den Film vollendete schließlich Jürgen Roland, der somit doch noch einmal für die Rialto tätig wurde.

Die seltsame GräfinDas Drehbuch verfasste Rudolf A. Stemmle, ebenfalls bekannt aus UFA-Zeiten. Man kann die Arbeit für damalige Zeiten als solide betrachten. Und doch hätte so viel mehr aus dem Film werden können. Es fehlt in jeder Minute das Tempo.

  • Zuschauer: 2.600.000
  • Laufzeit: 91 Minuten

Stab: Regie: Josef von Baky, Jürgen Roland Drehbuch: Rudolf A. Stemmle Produktion: Rialto Film Horst Wendlandt Musik: Peter Thomas Kamera Richard Angst Schnitt: Herrmann Ludwig
Besetzung: Joachim Fuchsberger (Mike Dorn) Brigitte Grothun (Margret) Lil Dagover (Gräfin Eleonora Moron) Rudolf Fernau (Dr. Tappat) Richard Häussler (Mr. Pray) Eddi Arent (Lord Selwyn) Klaus Kinski (Stuart Bresset) Fritz Rasp (Shaddle) Reinhard Kolldehoff (Braime) Edith Hancke, Eva Brumby, Kurt Jaggberg, Albert Bessler, Marianne Hoppe u. a.
 
Quellen: Internet, eigene Beobachtung, Joachim Kramp: Hallo, hier spricht Edgar Wallace (Schwarzkopf & Schwarzkopf)

Die deutschen Edgar Wallace-Filme - Einleitung

Begleitartikel
 
 
Artikel zu verwanden Verfilmungen
 
 
Die deutschen Edgar Wallace-Filme
 

Kommentare  

#1 Thomas Langes 2012-03-01 11:16
j25ef von Baky starb erst im Jahr 1966. Also 5 Jahre nach diesem Film. Allerdings blieb "die seltsame Gräfin" tatsächlich sein letzter Film.
#2 G. Walt 2012-03-01 17:47
5 Jahre sind 60 Monate. Er starb also tatsächlich einige Monate später. ;-)

Spaß beiseite, habs geändert. Tatsache ist, dass der Ungar schon während des Drehs schwer erkrankte.
#3 Thomas Mühlbauer 2014-03-13 20:53
Für mich stellt Die seltsame Gräfin noch immer die unheimlichste Wallace-Verfilmung dar. Am deutlichsten ist mir die Frau mit der Puppe im Irrenhaus in der Erinnerung geblieben, aber generell liegt über dem gesamten Film dieser unheimliche Schleier.
#4 G. Walt 2014-03-14 14:53
Ja, der Film hebt sich irgendwie angenehm von den übrigen Wallace-Filmen ab, obwohl er aufgrund seines Stils eher wie ein Film aus den 40er Jahren wirkt.
#5 Thomas Mühlbauer 2014-03-14 14:55
zitiere G. Walt:
Ja, der Film hebt sich irgendwie angenehm von den übrigen Wallace-Filmen ab, obwohl er aufgrund seines Stils eher wie ein Film aus den 40er Jahren wirkt.



Vielleicht mag ich ihn deshalb so besonders gerne...

Der Gästezugang für Kommentare wird vorerst wieder geschlossen. Bis zu 500 Spam-Kommentare waren zuviel.

Bitte registriert Euch.

Leit(d)artikelKolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Wir verwenden Cookies, um Inhalte zu personalisieren und die Zugriffe auf unsere Webseite zu analysieren. Indem Sie "Akzeptieren" anklicken ohne Ihre Einstellungen zu verändern, geben Sie uns Ihre Einwilligung, Cookies zu verwenden.