Die deutschen Edgar Wallace-Filme - Einleitung

(1959-1972)
Eine Einführung

Der Däne Preben Philipsen trug sich ebenfalls mit dem Gedanken, einen Wallace-Film zu produzieren. Ein Entwurf dazu lag ihm bereits vor, denn er hatte 1955 den Prisma-Filmverleih gekauft und stieß im Fundus dieser Firma auf den fast fertigen Film "The Ringer" (Der Hexer). Philipsen beschloss, diesen Film nicht ins Programm zu nehmen und stattdessen selbst einen Wallace-Film zu machen, da er meinte, er könne das viel besser. Barthel war nun auch Feuer und Flamme und tat sich mit Philipsen zusammen. Man fuhr nach London und besuchte Penelope Wallace, die Tochter des großen Autoren. Bei ihr sicherte man sich die Rechte an zunächst zwei Wallace-Romanen: "The Fellowship of the Frogs" (Der Frosch mit der Maske) und "The Crimson Circle" (Der rote Kreis). Beide Filme wurden 1959 realisiert. Gleich der erste Film "Der Frosch mit der Maske" wurde ein Überraschungserfolg. Und nachdem auch "Der rote Kreis" zufriedenstellte, sicherte man sich in London die Rechte an allen übrigen Wallace-Romanen. Lediglich die Rechte für "Der Rächer" gingen bereits an die Kurt-Ulrich-Produktion.


Dazu gehörten Eddi Arent und Heinz Drache. Ebenso fanden diejenigen, die wie Klaus Kinski stets die Bösen spielten, in späteren Filem auch Gelegenheit, positive Charaktere darzustellen. Der Saubermann der Reihe jedoch und stets auf der guten Seite, das war Joachim Fuchsberger. Wahrscheinlich hätte man ihm eine andere Rolle auch nicht abgenommen. Von allen Kommissaren war er am häufigsten vertreten. Bei den Bösewichten war Klaus Kinski die häufigste Besetzung.
Und für den Humor sorgte fast immer Eddi Arent, hin und wieder unterstützt von Siegfried Schürenberg oder Hubert von Meyernick. Meist handelten die Geschichten von einer Erbschaft, und die hübsche Unschuld vom Lande (meist die einzige Erbin), wurde von Verbrechern gejagt, während der smarte Inspektor sie zu retten versuchte.
Die weiblichen Heldengespielinnen der Reihe sind dabei ein Kapitel für sich. Es gab die eher biederen und auch die stillen Unschuldslämmer ebenso wie die Furien und selbstbewussten Damen. Karin Dor spielte oft so eine selbstbewusste und eigenständig handelnde und denkende Geliebte, obwohl ihr Auftritt bei "Die Bande des Schreckens" in dieser Hinsicht mit gemischten Gefühlen betrachtet werden muss. Sexbomben waren eher Sophie Hardy, die in zwei Filmen mitwirkte, und Renate Ewert (leider nur ein Film). Eva Anthes und Brigitte Grothum gehörten eher zu der biederen Variante, wo sich später auch die farblose Uschi Glas anschloss.
Fuchsberger bezeichnete Karin Dor als die auffallendste und hübscheste seiner Partnerinnen bei Wallace. Er mag da richtig liegen, aber ich denke doch, dass Renate Ewert ihr sogar noch ein wenig den Rang abläuft. Karin Dor und Gert Fröbe sind übrigens die einzigen beiden Wallace-Akteure, die auch mal bei James Bond auftraten: Gert Fröbe in "Goldfinger" und Karin Dor in "Man lebt nur zweimal".
Über Kinski wurde viel geschrieben und diskutiert. Ein sehr ungewöhnlicher Charakter, für den Fuchsberger aber nur gute Worte fand:



Über Kinski wurde viel geschrieben und diskutiert. Ein sehr ungewöhnlicher Charakter, für den Fuchsberger aber nur gute Worte fand:
"Er war nicht nur ein sehr guter Schauspieler, er war auch einer meiner besten Freunde" (1)

Die ersten vier Wallace-Filme unterscheiden sich merklich von der Phase ab 1961. "Der rote Kreis" und "Der grüne Bogenschütze" sind sehr geprägt durch den Regisseur Jürgen Roland, obwohl beide Filme sich wieder sehr unterscheiden. Während "Der rote Kreis" sehr spannend daherkommt, ist "Der grüne Bogenschütze" eher eine Krimikomödie. Der "Frosch" ist ein waschechter Krimi, der ähnlich wie "Die Bande des Schreckens" mit wenigen Änderungen sehr vorlagengetreu umgesetzt wurde. So ging es allerdings auch dem "Kreis" und dem "Bogenschützen". "Die toten Augen von London" läuteten dann dank des neuen Regisseurs Vohrer eine ganz andere Ära bei Wallace ein. Erstmals war auch Wendlandt aktiv an den Produktionen beteiligt. Leider hat diese Phase aber auch schwächere Filme. Doch die drei für mich besten Filme stammen aus dieser Zeitspanne: "Das Gasthaus an der Themse", "Die Tür mit den sieben Schlössern" und "Die toten Augen von London". Zu den insgesamt schwächsten Beiträgen zählen für mich "Der Gorilla von Soho", "Das Verrätertor" und "Der Fälscher von London". Alle anderen Beiträge gehören ins obere oder untere Mittelfeld.

Interessant ist darüber hinaus, dass es auch Remakes von Filmen innerhalb der Reihe gab. "Der unheimliche Mönch" fand eine ganz und gar neue Umsetzung in "Der Mönch mit der Peitsche". Und "Der Gorilla von Soho" war das fast wortgetreue Remake von "Die toten Augen von London", wobei der "Gorilla" eher eine Persiflage war. Hier nahm sich die Reihe erstmals selbst auf die Schippe. Die Irrenanstalt aus "Die seltsame Gräfin" tauchte in "Die blaue Hand" wieder auf und das Motiv des Schlangengiftes aus dem "Zinker" fand sich in "Der Hund von Blackwood Castle" wieder.
Ich freue mich in dieser Reihe auf die Rückreise in die Zeit der Rialto-Wallace-Filme und ihrer Epigonen und hoffe, ihr habt ebenso viel Spaß beim Lesen wie ich beim Schreiben. 2012 jährt sich der Todestag von Wallace zum 80. Mal. Außerdem ist es 40 Jahre her, dass der letzte Rialto-Wallace im Kino lief. Feiern wir ein bisschen mit ...
(1) Joachim Fuchsberger
Kommentare
"Das Geheimnis der gelben Narzissen" hat mir schon allein wegen des Gastauftritts von Christopher Lee als Chinese gut gefallen. Ich glaube mich zu erinnern, dass er auch in der deutschen Synchronisation selbst gesprochen hat. Er konnte schließlich ganz gut Deutsch.
Wie populär die Filme, allen voran Der Hexer waren, zeigen schon die zwei Parodiefilme. Gehst Du auf die eigentlich auch ein.
Ich freue mich auf Deine Serie.
Bin aktuell bei Box 4 angelangt und bereue keinen Kauf. Die drei Boxen seines Sohnes Bryan Edgar Wallace besitze ich schon.
Vielleicht könnte man sogar noch innerhalb des Beitrag noch einen Verweis auf die erhältlichen Filmen verknüpfen?
Ich schaue mir solche "alten Schinken" lieber an wie modernes Action Geschmeis, da mit erheblich weniger Geld noch mehr Herzblut drin hing was man auch spürt. Natürlich würde vieles angepasst und den Büchern wird fast keine Verfilmung gerecht, spannend und vor allem atmossphärisch finde ich jedoch die Teile allemal.
#McEL Zitat: Interressant, vielleicht könntest du mal ein paar Bilder liefern.
Ich habe damals ja noch den Jubiläumstrailer, der sich auch auf der DVD befindet (Box 7), im Kino gesehen.
Total enttäuscht war ich vom "Todesrächer von Soho", der -angeblich- auf ein Buch von Wallace' Söhnchen Brian Edgar basieren soll.
Da hat Jess Franco ("Nachts wenn Dracula erwacht..) Regie geführt.
Heute kriegen die mit mehr Geld in der Kasse dieses Niveau nicht mehr hin.
Zitat: Dann kommt doch her, wenn ihr euch traut ...!!!