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Ein Chatroom, Schmerzen und Narben – Dee Snider's STRANGELAND

StrangelandEin Chatroom, Schmerzen und Narben
Dee Snider's STRANGELAND

Das Internet bietet für viele Jugendliche einen Raum, in dem man Spaß haben kann.

Ein Chatroom bietet zudem die Möglichkeit andere Menschen kennen zu lernen, ebenfalls Spaß zu haben und manchmal auch jemanden zu treffen, der einem das Leben zu einer grausamen Hölle umkrempelt!

 

Die TeenagerDass es im Internet und in den bekannten Chaträumen durchaus halbseidene Personen gibt, wissen wir nicht erst seit Politiker-Ehefrauen Jagd im Fernsehen nach diesen Personen machen. Neu ist das Thema nicht, dessen sich der Thriller STRANGELAND von 1998 annimmt und gegen Captain Howdy ist der Durchschnittsperverse geradezu ein Kuscheltyp. Cap. Howdy ist der Horror in Menschengestalt!

Was die hübschen Teenager Genevieve und Tiana im Chat suchen, ist eben genau der Spaß, den so viele junge Mädchen suchen. Und der vermeidliche Captain Howdy unterscheidet sich im Chat nicht sonderlich von anderen Schülern, die dort anonym chatten. Cap. Howdy ist verführerisch und interessant und als er Genevieve und Tiana bittet, zu seiner Party zu kommen, sind die Bedenken der Mädchen schnell ausgeräumt. Nur die Eltern dürfen eben davon nichts erfahren, zumal Genevieves Vater  auch noch Polizist ist. Doch hinter dem Nicknamen Captain Howdy verbirgt sich kein Jugendlicher mit Hormonüberschuss, der nur ein paar Mädchen aufreißen will. Er ist der Alptraum auf den jedes Mädchen verzichten kann, wäre man eben nicht so naiv und leichtgläubig.

Als der Cop Mike Gage zu einem Mord gerufen wird, stellt sich die durch Folterungen grausam mißhandelte Leiche eines Mädchens als Tiana Moore heraus, die Freundin seiner Tochter Genevive! Zwei Dinge jedoch lassen Mike Gage noch mehr um das Leben seiner Tochter bangen. Denn erstens scheint die Bestie aus dem Umkreis der Tattoo- und Piercing-Szene zu stammen und nicht wirklich ängstlich vor Schmerzen zu sein und zweitens starb Tiana nicht an den Verletzungen, sondern aufgrund ihres Herzleidens, dass die grausamen Folterungen nicht verkraftete. Fieberhaft beginnt Mike Gage die Bestie zu jagen, denn seine Tochter scheint immer noch in der Gewalt der Bestie zu sein.

Ein scheinbar schnelles Ende des Grauens:

Man kann in diesem Film durchaus den Vater und Cop, Mike Gage verstehen, der möglichst schnell seine Tochter aus den Klauen einer Bestie wie Captain Howdy befreien will. Doch irgendwie geht die Suche nach der Bestie doch recht schnell, wobei die Bilder durchaus zu schockieren wissen. Doch damit ist der Film längst noch nicht am Ende.

Der BöseHinter der Maske des Captain Howdy verbirgt sich die Person Carleton Hendricks, der sadomasochistisch veranlagt ist und erst unter dem Einfluß von Medikamenten wieder ein einigermaßen normales Leben führen kann. So gelingt es auch seinem Psychiater, ihm den Knast zu ersparen, indem Hendricks unter seiner Kontrolle ständig die Medikamente schlucken muss, die die Bestie in ihm unterdrückt. Und eigentlich gelingt es auch, denn Carleton Hendricks weiß, was für eine Bestie in ihm schlummert und setzt alles daran, nunmehr ein völlig normales Leben Dank der Medikamente und der Hilfe seines Psychiaters zu führen.
 
Doch die Menschen in der Stadt vergessen nicht. Aufgebracht durch die Tatsache, dass die Bestie mitten unter ihnen lebt und nicht angemessen bestraft wurde, beginnt sich der Mob zu regen. Eigentlich für den Normalbürger sogar verständlich, hat man doch durch seine schrecklichen Taten nun noch mehr Angst um die eigenen Kinder. Unter den Wortführern tut sich insbesondere der Spießer Jackson Roth (Robert Englund) hervor, und so versammelt sich eine aufgebrachte Menschenmenge bald in der Nacht vor Carleton Hendricks Haus. Hendricks  versucht, sie davon zu überzeugen, dass er mit Hilfe der Medikamente ein anderer, gewaltfreier Mensch ist. Auch Cop Mike Gage, der das Haus von Hendricks überwacht, befindet sich in der Nähe. Doch als die aufgebrachte Menschenmenge über Carleton Hendricks herfällt und im Kampf seine Pillen in alle Winde verstreut, sieht er nur zu, ohne wirklich einschreiten zu wollen. Zu tief sitzt der Hass über das, was Hendricks seiner jungen Tochter angetan hat. Denn immer noch wacht Genevive Nacht für Nacht schreiend auf, weil sie das Grauen nicht vergessen kann und auch Mikes Frau Toni kann nicht verstehen, warum der Peiniger ihrer Tochter wieder frei ist.

Die Bestie war nie tot, sie schläft nur:

Carleton Hendricks überlebt die Attacken der aufgebrachten Menschen, doch ohne seine Medikamente erwacht die Bestie Captain Howdy erneut in ihm und nun treibt ihn ein brennender Gedanke an Rache an.

In der Gewalt des BösenWieder verschwinden Menschen in der Stadt und unter ihnen ist auch Jackson Roth, der die Menschen zur Selbstjustiz aufgestachelt hat. Aber Hendricks/Howdy weiß auch, dass Mike Gage dem Mob nur zugeschaut hat und so erhält der Cop eine Nachricht über den Internet-Chat. Die Bestie ist wieder da und foltert erneut auf grausame Weise, und eines seiner Opfer ist wieder die junge Genevive. Am Ende wird nur einer überleben und Mike Gage setzt alles daran, seine Tochter aus dem Sumpf aus perversen Ritualen und brutalsten Folterungen des Wahnsinnigen zu befreien.

Die Grundidee des Films basiert auf dem typischen Psycho-Killer wie etwa in SCHWEIGEN DER LÄMMER, doch obwohl die eigentliche Handlung recht dünn daher kommt und nicht die Klasse von Filmen wie eben SCHWEIGEN DER LÄMMER erreicht, weiß sie doch durch den Härtegrad zu fesseln.
Einen wirklichen Spannungsbogen kann STRANGELAND nicht aufbauen, da die Bestie doch recht schnell gefasst wird und die weitere Handlung durchaus vorhersehbar ist. Auch erhält der Zuschauer in Sachen Härtegrad nicht unbedingt gezeigt, was die Bestie mit seinen Opfern anstellt, aber das benötigt der Film auch gar nicht. Spätestens wenn man seine Opfer in den beklemmenden Räumen sieht, reicht dies für die jeweilige Fantasie des Betrachters aus, um sich in erschreckender Weise auszumalen, was der Serientäter mit ihnen veranstaltet. Dabei ist der Film in manchen Momenten sogar etwas trashig, insbesondere dann, wenn Jackson Roth, gespielt von Robert Englund (Freddy Krueger), in den jeweiligen Szenen als typischer Spießbürger auftritt.

SzenenfotoDie Grundidee ist jedoch durchaus interessant. Handelt es sich hier doch nicht um einen Serienkiller, der seine Opfer wenn auch grausam, doch letztendlich bald tötet, sondern um eine Bestie, die ihre Opfer in seinem Haus hält, um sich möglichst lange an deren Folterungen zu berauschen, ohne sie zu töten. So erhebt er die Folter und den Schmerz zu einer Art göttlichem Ritual, dem die Opfer sich selbst durch das Sterben nicht entziehen sollen. Der Todesfall der jungen Tiana Moore entpuppt sich so als eine Art Mißgeschick durch ihren angeborenen Herzfehler. Hier wandelt Dee Snider, der Frontmann der Rock-Gruppe TWISTED SISTER, der auch das Drehbuch schrieb, eher auf den literarischen Spuren eines Marquise de Sade, der den Tod eigentlich als die allerletzte Konsequenz beschrieb.

Fazit: Ein gewisser Trash-Gehalt, gelungene Effekte und Maske sowie eine optisch beeindruckende Umsetzung und eine streckenweise beachtliche Härte, die nicht gerade für schwache Nerven gedacht ist, lassen hier über eine doch recht dünne Gesamtstory hinweg sehen. Abgerundet wird das ganze durch einen wirklich guten Soundtrack mit Songs der Twisted Sister, Marilyn Manson, Megadeath oder Backyard Babies. Für Fans der eher harten Kost also durchaus einen Blick wert.
DVD-Cover
STRANGELAND
(Strangeland)

mit
Captain Howdy/Carleton Hendricks - Dee Snider
Mike Gage - Kevin Gage
Genevive Gage - Linda Cardellini
Tiana Moore - Amal Rhoe
Toni Gage - Elizabeth Pena
Jackson roth - Robert Englund
Angela Stravelli - Amy Smart
Rose Stravelli - Ivonne Coll
Captain Churchill Roberts - Tucker Smallwood
Steve Christian - Brett Harrelson
u.a.

Regie: John Pieplow
Drehbuch: Dee Snider

Altersfreigabe: FSK 18
Genre: Thriller
Laufzeit: 83 Minuten
USA/1998

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