DER PREIS DES VERBRECHENS

Schon der erste Fall unter der Regie von Aisling Walsh hat es in sich. In TOD EINES MÄDCHENS (Trial and Retribution) geraten Detective Superindent Michael Walker und seine Kollegin Pat North an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Die Leiche eines fünfjährigen Mädchens wird auf einem Baugelände erdrosselt aufgefunden. Zunächst gerät der gewalttätige Stiefvater Peter unter Verdacht, doch dann richtet sich die Aufmerksamkeit der Ermittler auf den Arbeitslosen Michael Dunn.
Die Serie PREIS DES VERBRECHENS hat durchaus Potential. Doch bereits im ersten Teil TOD EINES MÄDCHENS stört die Länge der Folge erheblich. Von den 90 Minuten vergehen allein über 30 Minuten bis die Leiche des fünfjährigen Mädchens gefunden wird, obwohl man durch den deutschen Titel schon längst weiß, dass das Mädchen getötet worden ist. Also warum die lange und unnötige Suche nach dem Mädchen, die der Zuschauer auch noch gezwungen ist in allen Einzelheiten mit verfolgen muss?
Nach den hektischen Ermittlungen im ersten Teil erlebt der Zuschauer im zweiten Teil von Folge Tod eines Mädchens dann die Verteidigung und die Gerichtsverhandlung von Michael Dunn. Doch alles ist von Anfang von Vorurteilen geprägt, denn wer sollte sonst als Täter in Frage kommen, als ein assozialer Arbeitsloser?
Und auch die beiden Ermittler sind nicht frei von solchen und suchen fieberhaft nach Beweisen, um eine Verurteilung des mutmaßlichen Täters zu erwirken. Und schließlich wird Dunn auch aufgrund dieser Vorurteile von den Geschworenen für schuldig befunden und zu lebenslanger Haft verurteilt. Doch ist Dunn wirklich der Täter?
Die erste Folge mit einer Länge von drei Stunden hinterlässt leider einen etwas faden Beigeschmack. Zum einen wird die Handlung zwar spannend präsentiert, aber leider unnötig in die Länge gezogen, was erheblich stört und die Spannung diesbezüglich auch wieder erheblich mindert.
Zum anderen scheinen die Macher der Serie eine Vorliebe zur Zwei- oder Mehrteilung des Bildschirmes zu haben, so dass man als Zuschauer genötigt wird, mehrere Abläufe, Handlungen und Nebenhandlungen gleichzeitig zu verfolgen oder sie besser gesagt verfolgen muss, was nicht jedermanns Sache ist und auf Dauer auch sehr nervig ist.
Auch die beiden Ermittler Walker und North sind sehr unsympathisch. Man kann sich in ihrer verbissenen Art in keiner Weise mit den beiden Hauptfiguren der Serie identifizieren. Desweiteren wirken auch viele andere Darsteller der ersten Folge sehr überdreht dargestellt und nicht gerade sehr glaubhaft. Allen voran die assoziale Familie des getöteten Mädchens sowie das Viertel in dem die Familie lebt, das eher aus einer Doku-Soap von RTL entsprungen zu sein scheint, in der Arbeitslose etc. eher realitätsfern und gekünstelt dargestellt werden, und nichts mit der Wirklichkeit zu tun hat.
Im Gegensatz zu Tod eines Mädchens ist die zweite Folge mit dem Titel HERR DER FLIEGEN (Trial and Retribution II) da schon etwas besser geraten, weist aber mit ihren drei Stunden ebenfalls zu viele Längen in der Handlung auf.
Die Leichen von zwei Frauen werden gefunden - beide sind von dem Mörder vor ihrem Tod auf entsetzliche Weise gequält worden. Dem Serienkiller ist es dabei gelungen, so gut wie keine Spuren zurückzulassen. Walker und North schaffen es zunächst nicht, die Spur des Mörders aufzunehmen. Doch dann schlägt dieser erneut zu - und sein Opfer überlebt schwer verletzt. Der mutmaßliche Täter wird jedoch von seinen Angestellten entlastet.
Wie in TOD EINES MÄDCHENS wirken die beiden Ermittler Walker und North auch in Folge 2 sehr unsympathisch und äußerst verbissen und versuchen unter allen Umständen (und es schein mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln) Beweise und Zeugen zu finden, um ihren mutmaßlichen Verdächtigen ins Gefängnis zu bringen. Zum Teil muss man sich in HERR DER FLIEGEN auch etwas über die Wahl der Darsteller wundern, die nicht nur sehr hässlich, sondern auch arg gekünstelt agieren, was bisher in keiner anderen englischen Serie, die mir bekannt ist, vorgekommen ist. Eher das Gegenteil war der Fall.
Alles in allem hinterlassen die ersten beiden Folgen von DER PREIS DES VERBRECHENS keine bleibenden oder positiven Eindrücke. Die Macher der Serie wären gut beraten gewesen, die Folgen um mindestens ein 1/4, wenn nicht sogar um die Hälfte zu kürzen. So hätte man die Längen in der Handlung im Griff gehabt und weit mehr Spannung aufbauen können, die so trotz aller Bemühungen nicht aufkommen konnte. Von der Experimentierfreudigkeit der Macher gar nicht zu reden.
Wer Serien wie BARNABY oder LEWIS zu schätzen gelernt hat, sollte die Finger von DER PREIS DES VERBRECHENS lassen. Wer dagegen eine experimentierfreudige Krimi-Serie mit Längen und unsympathisch wirkenden und agierenden Schauspieler mag, kann es eventuell wagen, sie sich anzuschauen.