Die deutsche Kriminalfilm-Welle: »Wartezimmer zum Jenseits«
Die deutsche Kriminalfilm-Welle
»Wartezimmer zum Jenseits«
Doch trotz der Vorsichtsmaßnahmen können sie nicht verhindern, dass Sir Bradley von dem Killer Shapiro (Klaus Kinki) ermordet wird.
Durch Mason, der Shapiro bis in ein Hotel verfolgt, kommt Mason Laura Lorelli (Hildegrad Knef) und Crantor (Carl Lange) auf die Spur, die im Auftrag des Gangsterbosses Alsconi (Richard Münch) den Killer Shapiro beauftragt haben, Sir Bradley zu töten.
Als Alsconi auch noch Don Micklem umbringen will, wechselt Laura die Seiten, um dem jungen Mann vor dem Gangsterboss zu retten...
Der Erfolg des ersten Edgar Wallace-Filme löste in den 1960er Jahre eine wahre Kriminalfilm-Welle in den westdeutschen Kinos aus.
Neben dem Produzenten Arthur Brauner, der mit seinen Mabuse- und Bryan Edgar Wallace-Filmen auf diese Anfangs sehr erfolgreich Kriminalfilm-Welle aufsprang, sah auch der schweizerische Filmproduzent Erwin C. Dietrich ("Der Mustergatte", "Der Herr mit der schwarzen Melone") seine Zeit gekommen, in Gestalt von "Die Nylonschlinge" einen eigenen Kriminalfilm auf die Kinoleinwand zu bannen.
Der große Erfolg der Edgar-Wallace-Filme verleitete aber auch den Produktionsleiter der Constantin Gerhard F. Hummel dazu, nach noch weiteren verfilmbaren Kriminalstoffen zu suchen, die ähnlichen Erfolg und Gewinn wie die Edgar-Wallace-Verfilmungen versprachen.
Hummel wurde schließlich bei den Kriminalromanen des böhmischen Schriftstellers Louis Weinert-Wilton fündig.
Nach den Erfolgen der ersten beiden Weinert-Wilton-Verfilmungen "Der Teppich des Grauens" (1962) und "Die weiße Spinne" (1963), entschied sich Gero Wecker, der Produzent von "Die weiße Spinne", im Jahr 1963 einen weiteren Kriminalfilm zu drehen.
Nachschub an Krimi-Stoffen fand der Produzent Wecker in Gestalt der Romane des Kriminalschriftstellers Victor Gunn (1889–1965).
Nachdem Hummel bei den Romanen von Victor Gunn fündig geworden war, fand auch der Produzent Horst Wendland mit den Romanen des Kriminalschriftstellers James Hadley Chase weiteren Krimi-Nachschub, der verfilmt werden konnte.
Die Wahl für eine Verfilmung fiel schließlich auf den Chase-Roman "Mission to Siena" (Deutscher Titel: Zahl oder stirb), den der Kriminalschriftsteller unter seinem Pseudonym Raymond Marshall veröffentlicht hatte.
Der Kriminalfilm "Wartezimmer zum Jenseits" (Arbeitstitel: "Zahl oder stirb") wurde mit einem Budget von 1,5 Millionen DM vom 27. Januar bis zum 8. März 1964 im Studio Hamburg der Real-Film und die die Außenaufnahmen in London, Triest und in der Umgebung des Schlosses Miramare gedreht.
Nachdem der Kriminalfilm "Wartezimmer zum Jenseits" am 23. April 1964 in den westdeutschen Kinos gestartet wurde, konnte der Film, floppte der Film an den Kinokassen, so dass die bereits angekündigte zweite Chase-Verfilmung "Dumme sterben nicht aus" nicht mehr gedreht wurde.
Der Kriminalfilm "Wartezimmer zum Jenseits" hat zwar durchaus seine unterhaltsamen Momente und ist mit Hildegard Knef, Götz George und Richard Münch sowie den Krimierfahrenen Schauspielern Hans Clarin, Heinz Reincke, Klaus Kinski, Carl Lange, Pinkas Braun und Jan Hendriks ausgezeichnet besetzt, doch die altbekannte Erpresser- und Mörderhandlung des Wallace-Nachahmers, die man bereits aus diversen Wallace-Filmen kennt, schwächelt auf weite Strecken vor sich hin, und weist zudem einige unnötige Längen auf.
Auch der Wallace-Regisseur Alfred Vohrer bewies mit seiner Regie in "Wartezimmer zum Jenseits" auch kein glückliches Händchen, da die Inszenierung einfach zu unspektakulär und klischeehaft inszeniert wurde.
Hinzu kommt, dass auch einige Schauspieler im Film etwas lustlos in ihren Rollen agieren. Allen voran Hildegard Knef, die in ihrer Rolle als Laura Lorelli etwas unterfordert wirkt, sowie Pinkas Braun und Jan Hendriks, die ihr Potential nicht wirklich ausschöpfen können.
Für Abwechslung sorgt dagegen der Schauspieler Heinz Reincke, der überraschend überzeugend in der Rolle des Inspektors sowie Götz George, der in seiner Rolle als Donald Micklem gewohnt sportlich agiert.
Dagegen wirkt Hans Clarin nach seinen Rollen in den Wallace-Filmen "Das indische Tuch" (1963) und "Zimmer 13" (1964) als Sidekick von Götz George etwas überfordert, da er anscheinend die Aufgabe hatte, im Film für auflockernde Momente zu sorgen, was aber nicht wirklich gelingt. Denn dafür ist die Kriminalgeschichte um Erpressung und Mord doch etwas zu düster und eindimensional angelegt.
© by Ingo Löchel