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Die deutsche Kriminalfilm-Welle: Tim Frazer jagt den geheimnisvollen Mister X

Die deutsche Kriminalfilm-WelleDie deutsche Kriminalfilm-Welle
»Tim Frazer jagt den geheimnisvollen Mister X«

Nachdem ein Hafenarbeiter mit einem Stilett im Antwerpener Hafen erstochen wird, bittet der belgische Kommissar Stoffel (Paul Löwinger) den britischen Polizisten Tim Frazer (Adrian Hoven) um Hilfe, der sich zusammen mit seiner Frau Janinie (Corny Collins) in Antwerpen aufhält.

Wie Frazer von Stoffels erfährt, war der Hafenarbeiter nicht das erste Opfer dieser unheimlichen Mordserie.

Tim Frazer jagt den geheimnisvollen Mister XZudem lag zwischen jedem bisher verübten Mord nicht nur ein Zeitraum von exakt zehn Tagen, sondern offensichtlich stammten alle Opfer des unheimlichen Täters von einem Schiff, das jedes Mal zum Zeitpunkt der Morde im Hafen lag.

Die Ermittlungen von Stoffels und Frazer führen zu einem gewissen Jack von Druten (Sieghardt Rupp), dessen Fingerabdrücke auf der Mordwaffe waren. Doch von Druten hat ein Alibi.

Bei ihren weiteren Recherchen finden die beiden Polizisten heraus, dass alle Mordopfer in letzter Zeit nicht nur zu viel Geld gekommen waren, sondern dass sie auch mit Marihuana gehandelt haben.

Als sich Lode van Dijk (Ady Berber), der Bruder des letzten Mordopfers, als Lockvogel anbietet, und sich auch noch Frazers Frau Janine in die Mordermittlungen einmischt, überschlagen sich die Ereignisse...

Der Erfolg des ersten Edgar Wallace-Filme löste in den 1960er Jahre eine wahre Kriminalfilm-Welle in den westdeutschen Lichtspielhäusern aus.
Neben dem Produzenten Arthur Brauner, der mit seinen Mabuse- und Bryan Edgar Wallace-Filmen auf diese Anfangs sehr erfolgreich Kriminalfilm-Welle aufsprang, sah auch der schweizerische Filmproduzent Erwin C. Dietrich ("Der Mustergatte", "Der Herr mit der schwarzen Melone") seine Zeit gekommen, in Gestalt von "Die Nylonschlinge" einen eigenen Kriminalfilm auf die Kinoleinwand zu bannen.

Der große Erfolg der Edgar-Wallace-Filme verleitete aber auch den Produktionsleiter der Constantin Gerhard F. Hummel dazu, nach noch weiteren verfilmbaren Kriminalstoffen zu suchen, die ähnlichen Erfolg und Gewinn wie die Edgar-Wallace-Verfilmungen versprachen.

Tim Frazer jagt den geheimnisvollen Mister XHummel wurde schließlich bei den Kriminalromanen des böhmischen Schriftstellers Louis Weinert-Wilton fündig.
Nach den Erfolgen der ersten beiden Weinert-Wilton-Verfilmungen "Der Teppich des Grauens" (1962) und "Die weiße Spinne" (1963), entschied sich Gero Wecker, der Produzent von "Die weiße Spinne", im Jahr 1963 einen weiteren Kriminalfilm zu drehen.
Nachschub an Krimi-Stoffen fand der Produzent Wecker in Gestalt der Romane des Kriminalschriftstellers Victor Gunn (1889–1965).

Neben dem schweizerische Filmproduzent Erwin C. Dietrich kam auch der österreichische Produzent Josef Eckert auf die Idee, einen eigenen Kriminalfilm zu drehen.

Zusammen mit seiner Produktionsfirma Miksch-Eckert Film in Wien und der Melba Film in Wien sowie dem Sodep-Atelier in Brüssel produzierte Eckert den Film "Tim Frazer jagt den geheimnisvollen Mister X", und wählte Ernst Hofbauer für die Regie aus, der nach einer Idee von Anton van Casteren auch das Drehbuch zum Kriminalfilm schrieb, der in Antwerpen in Belgien gedreht wurde.

Tim Frazer jagt den geheimnisvollen Mister XWas dem Film dann allerdings letztendlich den Hals brach, war der schlecht gewählte Titel des Films, der weder etwas mit Francis Durbridge noch mit Durbridges' Figur Tim Frazer zu tun hatte.
Eckert wollte anscheinend mit den beiden Namen "Francis Durbridge" und "Tim Frazer" Geld machen und Zuschauer in die Kinos locken.
Doch das Konzept des Produzenten Eckert und der Constantin Film ging nicht auf. Denn als der Film am 12. Juni 1964 in den westdeutschen Lichtspielhäusern startete, floppte "Tim Frazer jagt den geheimnisvollen Mister X" an den Kinokassen.

Vermutlich wäre der Kriminalfilm erfolgreicher an den Kinokassen gelaufen, hätte man einen anderen Titel und einen anderen Titelhelden für den Film gewählt, um damit auch für weniger Verwirrung bei den Kinobesuchern zu sorgen.

Denn was den Kriminalfilm "Tim Frazer jagt den geheimnisvollen Mister X" als solches betrifft, kann man über die Handlung und die Darsteller des Films nicht meckern oder etwas negatives sagen.

Der Regisseur Ernst Hofbauer hat den abwechslungsreich gedrehten Kriminalfilm einfallsreich und ohne Längen inszeniert, so dass bis zum Ende des Films keine Langeweile aufkommt.
Zudem ist "Tim Frazer jagt den geheimnisvollen Mister X" weit interessanter und abwechslungsreicher inszeniert worden, als zum Beispiel "Die Nylonschlinge" (1963) und "Piccadilly null Uhr zwölf" (1963).

Nicht nur dass der Schauspieler Ady Berber in "Tim Frazer jagt den geheimnisvollen Mister X" in seiner Rolle als Lode van Dijk in seiner wohl besten Darstellung zu sehen ist, sondern auch Adrian Hoven und Corny Collins, können in ihren Rollen überzeugen, die bereits mit den Edgar-Wallace-Filmen "Das Rätsel der roten Orchidee" (1962) sowie "Das indische Tuch" (1963) Krimierfahrung sammeln konnten. Hinzu kommt, dass auch die Chemie zwischen den Darstellern stimmt.

Adrian Hoven stand nach "Die schwarze Kobra" (1963) in "Tim Frazer jagt den geheimnisvollen Mister X" ein weiteres Mal zusammen mit Ady Berber vor der Kamera. 


Tim Frazer jagt den geheimnisvollen Mister X
Österreich, Belgien 1964

Regie: Ernst Hofbauer
Drehbuch: Ernst Hofbauer (nach einer Idee von Anton van Casteren)
Kamera: Raimund Herold
Schnitt: Arndt Heyne
Musik: Heinz Neubrand

Darsteller
Adrian Hoven als Tim Frazer
Corny Collins als Janine Frazer
Paul Löwinger als Kommissar Stoffels
Ady Berber als Lode van Dijk
Mady Rahl als Rosalie
Sieghardt Rupp als Jack van Druten
Ellen Schwiers als Farida
Marcel Hendrick als Konsul aus Anatolien
Hector Camerlinck als Jeroom
Bebe Suong als Sängerin
Herbert Fux als Mann mit Sonnenbrille

FSK: Ab 16 Jahren
Laufzeit: 85 Minuten

Deutscher Kinostart: 12. Juni 1964


© by Ingo Löchel

 

 

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Kommentare  

#1 Friedhelm 2020-10-31 13:31
Evtl. wollte man (zumindest auf dem Filmplakat) einen Plot ala James Bond suggerieren. Die "Nähe" zum deutschen Titel des ersten James Bond-Movies ("James Bond jagt Dr. No/Dr. No, 1962) lässt jedenfalls vermuten, dass die Produktionsfirma so auch Bond-Freunde ins Kino locken wollte.

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