Götz George - Ein Nachruf
Götz George
(1938-2016)
"Hilpert, Deltgen und die Löck, aber auch Kollegen wie Curt Bois, Bernhard Minetti oder Will Quadflieg haben mir viele Dinge über meinen Vater erzählt, und das war für mich beglückend: Er war ein großer, zivilcouragierter, humorvoller Schauspieler, der nur für seinen Beruf gelebt hat und letztendlich auch für ihn gestorben ist.“ (1)
Götz George wuchs mit seinem älteren Bruder Jan bei seiner Mutter, der Schauspielerin Berta Drews, in Berlin auf. Er besuchte in Berlin-Lichterfelde die „Berthold-Otto-Schule“ und später das „Lyceum Alpinum“.
1950 gab Götz George in „MEIN HERZ IST IM HOCHLAND“ im Berliner Hebbel Theater sein Bühnendebüt. Drei Jahre später folgte mit "WENN DER WEISSE FLIEDER BLÜHT" sein Film-Debüt.
Von 1955 bis 1958 studierte George am „Berliner Ufa-Nachwuchsstudio“ bei Else Bongers. Die entscheidende schauspielerische Ausbildung erhielt er jedoch in der Zeit von 1958 bis 1963 in Göttingen. Denn auf den Rat seiner Mutter hin spielte er am „Deutschen Theater“ in Göttingen unter Leitung von Heinz Hilpert.
Nach dessen Tod schloss sich Götz George nie wieder einem festen Ensemble an, stand aber regelmäßig bei Tourneen oder Gastspielen auf der Bühne.
„Zu Heinz Hilpert hat mich meine Mutter Berta Drews 1959 gebracht, weil sie sagte: Du musst in der Provinz anfangen, und wenn du bei einem etwas lernen kannst, dann nur bei Hilpert in Göttingen.“ (2)
1960 erhielt George für seine Rolle in dem Film "JACQUELINE" (1959) das FILMBAND IN SILBER als BESTER NACHWUCHSSCHAUSPIELER. Zudem stand er 1960 in den Film "FASTNACHTSBEICHTE" auch zum ersten Mal gemeinsam mit seiner Mutter vor der Kamera.
"Wir standen uns am ersten Drehtag gegenüber wie zwei Kollegen, die zum erstenmal miteinander spielen." (3)
Nach "FASTNACHTSBEICHTE" folgten u. a. die Filme KIRMES (1960), "DER TEUFEL SPIELT BALALAIKA" (1961), "MÖRDERSPIEL" (1961), „DAS MÄDCHEN UND DER STAATSANWALT (1962) und „IHR SCHÖNSTER TAG“ (1962)
1962 spielte Götz George neben Lex Barker und Pierre Brice die Hauptrolle in dem erfolgreichen Karl-May-Western "DER SCHATZ IM SILBERSEE“ mit, in dem er auch alle Stunts selber machte. Zudem erhielt er 1962 neben Loni von Friedel den Nachwuchs-BAMBI für hervorragende Nachwuchsleistungen.
Nach "DER SCHATZ IM SILBERSEE" folgten Rollen in Filmen wie „NUR TOTE ZEUGEN SCHWEIGEN“ (1962), „MENSCH UND BESTIE“ (1963), „HERRENPARTIE“ (1964), „WARTEZIMMER ZUM JENSEITS“ (1964), „SIE NANNTEN IHN GRINGO“ (1965) sowie in den beiden Karl May–Filme „UNTER GEIERN“ (1964) und „WINNETOU UND DAS HALBBLUT APANATSCHI“ (1966).1966 heiratete Götz George die Schauspielerin Loni von Friedl von der er sich 1976 wieder scheiden ließ. Das Paar hatte eine Tochter zusammen.
Ende der 1960er Jahre drehte George nur noch sporadisch Filme. So war er u. a. in „ICH SPRENG EUCH ALLE IN DIE LUFT“ (1968) oder in „DER TODESSKUSS DES DR. FU MANCHU“ (1968) zu sehen.
Als Ende der 1960er Jahr die Ära des deutschen Filmes zu Ende ging, wechselte George ganz zum Fernsehen, da die jungen Filmemacher des neuen deutschen Filmes keine Rollen für ihn hatten.
„Du wirst in so eine Zeit hineingeboren, und wenn du dann keine Filmangebote mehr kriegst, machst du halt was anderes, Theater und Fernsehen.
Ich hatte mit Meistern wie Staudte, Kurt Hoffmann und Dieterle gearbeitet. Ich war ein Profi, deshalb hatten die Jungfilmer auch eine Scheu vor mir.
„Fassbinder fand ich nie so toll. Die Art zu arbeiten hat mir nicht gefallen. Ich kannte Fassbinders Truppe durch meinen Bruder Jan, der in einigen seiner Filme mitgespielt hat.
Das war so ein Stamm, und ich mag keine Vereinsmeierei. Als die Filmangebote für mich ausblieben, fand ich meine Erfüllung darin, mit dem Theater auf Tournee zu gehen.
Ich durfte mir meine Rollen aussuchen und später inszenieren. Das war ein vagabundierendes Leben, das ich unendlich berauschend fand.“ (4)
1971 drehte Götz George mit „BLECHSCHADEN“ seinen ersten Tatort-Krimi. Es folgten Rollen in „RATTENNET“ (1972) und „TRANSIT INS JENSEITS“ (1976), zwei weiteren Fernsehfilmen aus der TATORT-Reihe.
Ein Jahr später verpflichtete Hansgünther Heyme George 1972 an das Kölner Schauspielhaus, wo er den Martin Luther in Dieter Fortes „Martin Luther und Thomas Münzer“ verkörperte.
Seine wohl beste Theaterrolle mimte der Schauspieler 1981 in Georges Meinung nach die Titelrolle in Büchners „DANTONS TOD“ bei den Salzburger Festspielen. Am 28. Juni 1981 schlug für Götz George die Stunde. Denn mit dem Tatort „DUISBURG-RUHRORT“ war der Schauspieler zum ersten Mal in der Rolle des Kommissars Horst Schimanski im deutschen Fernsehen zu sehen.
„Ich kannte diese ganzen Trenchcoat-Ermittler, die damals im deutschen Fernsehen vorherrschten.
Zum Geldverdienen bin ich in einigen dieser Serien aufgetreten, aber das zum Hauptberuf zu machen, davor graute mir.
Als ich dann eine Stunde lang dem Produzenten am Telefon erklärt hatte, was mir an deutschen Krimiserien missfiel und wie man es besser machen könnte, sagte er: ‚Herr George, das ist genau unser Konzept.’
Und vom ersten Schimanski-Drehbuch, das er mir zuschickte, war ich begeistert.“ (5)
1985 erhielt George für die Rolle in „ABWÄRTS“ das „FILMBAND IN GOLD“ für die „BESTE MÄNNLICHE HAUPTROLLE“. Nach den Tatort - Folgen „DOPPELSPIEL“ und „DAS HAUS AM WALD“ kam am 10. Oktober 1985 mit „ZAHN UM ZAHN“ der erste Schimanski – Krimi in die deutschen Kinos, der sehr erfolgreich an den Kinokassen lief.
Nach den Tatort-Folgen „DER TAUSCH“ (1986), „SCHWARZES WOCHENENDE“ (1986) und „FREUNDE“ (1986), folgte am 5. März 1987 mit „ZABOU“ der zweite Schimanski – Kinofilm. Danach drehte George u. a. „DIE KATZE“ (1988)
1989 drehte George den ersten seiner fünf Schulz & Schulz-Filme. Diese Fernsehfilme gaben Götz George Gelegenheit, in einer Doppelrolle seine komödiantische Seite zu zeigen.
Am 29. Dezember 1991 flimmerte mit „DER FALL SCHIMANSKI“ der letzte Schimanski – Krimi im TATORT über die deutschen Fernsehbildschirme. Damit endete zugleich auch eine Krimi - Ära in der ARD.
„Die Figur Schimanski, so wie ich sie mir vorstellte, war von der ersten Folge an fertig. Schimanski war von Anfang an radikal, alles andere als ein Schreibtischhengst.“ (6)
Nach Schimanski folgten die Filme und Fernsehfilme „SCHTONK“ (1991), MORLOCK“ (1993) und „MORLOCK – KINDERKRAM“ (1993). Ein Jahr später zeigte George in „DAS SCHWEIN – EINE DEUTSCHE KARRIERE“ eine weitere Facette seines Könnens.
1992 erhielt George den BAYERISCHEN FILMPREIS für „DER FALL SCHIMANSKI“ sowie das FILMBAND IN GOLD für die BESTE MÄNNLICHE HAUPTROLLE in „SCHTONK“.
1995 und 1996 folgten weitere Fernsehpreise für George. 1995 erhielt er den BAYERISCHEN FILMPREIS als BESTER DARSTELLER für „SANDMANN“, den „COPPA VOLPI“ beim Filmfestival von Venedig für „DER TOTMACHER“ sowie den „TELESTAR“ als BESTER DARSTELLER in einem Fernsehspiel für „DAS SCHWEIN – EINE DEUTSCHE KARRIERE“.
1996 das FILMBAND IN GOLD für die BESTE MÄNNLICHE HAUPTROLLE in „DER TOTMACHER“ sowie den Preis GOLDENER LÖWE von RTL als BESTER DARSTELLER in einem Fernsehfilm für „DER SANDMANN“.
1997 kehrte Götz George als Schimanskis auf den Fernsehbildschirm zurück. Am 9. November flimmerte mit „DIE SCHWADRON“ der erste Fernsehfilm der eigenständigen Schimanski – Krimireihe über die deutschen Bildschirme. Bis 2008 sendetet das ARD vierzehn weitere Schimanskis.2001 erhielt Götz George die GOLDENE FEDER für sein Lebenswerk. Danach folgte der ADOLF-GRIMME PREIS sowie den BAYERISCHEN FILMPREIS für seine Rolle in „MEIN VATER", und 2007 der DEUTSCHE FERNSEHRPEIS.
Nach den Schimanski - Krimis „ASYL“ (2002), DAS GEHEIMNIS DES GOLEM“ (2004) und „SÜNDE“ (2005) wurde es etwas stiller um Schimanski.
Erst am 22. April 2007 war George mit „TOD IN DER SIEDLUNG“, dem vierzehnten Schimanski – Krimi, wieder auf dem Fernsehbildschirm zu sehen.
Es folgten Rollen in den Fernsehfilmen „MEINE FREMDE TOCHTER“ (2008), „SCHOKOLADE FÜR DEN CHEF“ "ZIVILCOURAGE" (2010), "LÜG WEITER LIEBLING" (2010), "PAPA ALLEIN ZU HAUSE" (2011), "NACHTSCHICHT-REISE IN DEN TOD" (2011), "NACHT OHNE MORGEN" (2011), "TOD EINER POLIZISTIN" (2012), "GEORGE" (2013) und "BESONDERS SCHWERE SCHULD" (2014), sowie 2011 und 2013 mit "SCHULD UND SÜHNE" und "LOVERBOY" seinen letzten beiden Schimanski-Fernsehfilme.
2015 drehte George mit "BÖSE WETTTER" seinen letzten Fernsehfilm, der am 3. Oktober 2016 im deutschen Fernsehen ausgestrahlt wird. Götz George verstarb am 19. Juni 2016 nach kurzer Krankheit in Hamburg.
(1) Götz George
(2) Götz George
(3) Götz George
(4) Götz George
(5) Götz George
(6) Götz George
© by Ingo Löchel