Die Weinert-Wilton-Filme: Horst Frank
1947 begann Horst Frank seine zweijährige Ausbildung an der Hamburger Hochschule für Musik und Theater.
Zwar räumte ihm die Schule für den größten Teil der zwei Studienjahre ein Stipendium ein, doch das änderte nichts an der Tatsache, dass sich Frank gezwungen sah, sich mit diversen Gelegenheitsarbeiten über Wasser zu halten.
Um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten und um sein Studiengeld aufzubringen arbeitete er u. a. als Nachtwächter, Altpapierverkäufer, Babysitter oder als Dekorateur.
Von sechzehn die die Ausbildung an der Hamburger Hochschule für Musik und Theater begannen, ging Horst Frank schließlich mit drei anderen (darunter auch die spätere Schauspielerin Ingrid Andree) in die Abschlussprüfung und fiel durch.
„Aber ich fiel durch. Sollte ein halbes Jahr länger machen und mich technisch vervollkommnen. Damals hatte ich noch den sensiblen Fimmel und wollte in die Alster springen." (1)
Trotz seiner nicht bestandenen Abschlussprüfung trat er 1949 für 108 Mark Monatsgage in seiner Heimatstadt Lübeck seine erstes Bühnenengagement an. Zwei Jahre spielte Horst Frank am Stadttheater Lübeck. Danach ging er für sieben Monate ans Theater in Bonn und nebenbei zum Sender Köln.
In Bonn verdiente Horst Frank bereits 350 Mark im Monat, und als er anschließend nochmal ein halbes Jahr nach Lübeck zurückging, waren es schon stolze 500 Mark. 1954 folgte ein einjähriges Engagement in Basel.
Danach erhielt Horst Frank einen Vertrag nach Baden-Baden, der ihm Fernseh- und Hörspiele und zwei Theaterrollen pro Jahr garantierte. 1955 gab Frank in dem Fernsehfilm "Die Puppen von Poshansk" sein TV-Debüt. Es folgten Rollen in den Fernsehfilmen wie "Wo die Liebe ist, da ist auch Gott" (1955), "Geschwader Fledermaus" (1956), "Das salomonische Frühstück" (1956), "Der kleine Friedländer" (1956) und "Schatten in der 3. Avenue" (1956).
„Am Anfang schon. Aber es hatte für mich auch einen ungeheuren Reiz. Der Kontakt mit dem Publikum, den man beim Theater hat, mag zwar erfreulich sein, aber auf der Bühne muß ich mir, wenn ich eine Geste oder eine Regung in den dritten Rang hinaufschicken will, förmlich die Haxen ausreißen.
Das fällt beim Fernsehen fort. Vor der Kamera — und das ist das Schöne — braucht man nur ganz wenig zu machen, andererseits muß man natürlich hundertprozentig hinter diesem Wenigen stehen, sonst kommt es nicht ,'runter' zum Zuschauer!" (2)
Nach einem Engagement an den Städtischen Bühnen in Wuppertal gab Horst Frank 1957 neben Hansjörg Felmy und Joachim Hansen in "Stern von Afrika" sein Filmdebüt.
Danach drehte er Filme wie "Haie und kleine Fische" (1957), "Der Greifer" (1958), "Das Mädchen Rosemarie" (1958), "Schwarze Nylons - Heiße Nächte" (1958), "Hunde, wollt ihr ewig leben" (1959) und "Die Nackte und der Satan" (1959), in denen er zumeist in negativen Rollen zu sehen war.
„Bevor ich an eine Filmrolle herangehe, lege ich mir genau einen roten Faden zurecht, und so fällt es mir dann nicht schwer, meine Konfirmation erst nach meinem Tode darzustellen und meine Geburt erst nach der Konfirmation..." (3)
Als Horst Frank die Rollenangebote in Deutschland nicht mehr zusagten, ging er Ende der 1950er Jahre nach Frankreich, wo er 1960 mit "Die Katze zeigt die Krallen", seinen ersten französischen Film drehte.
Darin spielt er als Partner von Franchise Arnoul nicht nur die männliche Hauptrolle, sondern auch einen deutschem Oberstabsarzt, dem die Aufgabe zufällt, eine französische Agentin durch systematische „Gehirnwäsche" und etwas Liebe politisch umzuschulen und auf seine Seite zu ziehen.
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1961 fasste Horst Frank den Entschluss nach Afrika auszuwandern. Der Schauspieler machte den größten Teil seiner Habe zu Geld gemacht, um auf einer Farm in Tanganjika eine neue Heimat aufhauen.
Eigentlich war Frank Anfang der 1960er Jahre nur nach Afrika gekommen, um bei den Außenaufnahmen des Films „Unser Haus in Kamerun" einige wenige Szenen zu spielen.
In den ersten Tagen langweilte sich Horst Frank sogar ein bisschen. Weil das Wasser auf der Farm Momella, auf deren Gebiet gedreht wurde, so schmutzig war, bastelte er in seiner freien Zeit eine Filteranlage.
Aber auf einmal hatte es ihn gepackt, Afrika wollte ihn nicht mehr loslassen. und Horst Frank beschloss, dieses Land zu seiner neuen Heimat zu machen.
Er verkaufte alles, was ihm gehörte und wurde Teilhaber der Momella-Farm in Tanganjika. Die Restfinanzierung besorgte eine Schweizer Bank.
„Es ist keine Flucht vor irgend etwas, kein »Sich-verkannt-Vorkommen« oder ähnlicher Quatsch! Nicht als sogenanntes unausgegorenes Genie zieht es mich dorthin, sondern rein aus Freude an den Dingen, die sich dort anbieten und die bewältigt werden wollen.
Afrika ist ein junger, kommender Kontinent, und es ist nicht angebracht, hinzugehen, um sich in den Liegestuhl zu legen; man braucht Menschen, die uneigennützig helfen und zupacken können.
Ob ich das fertigbringe, wird die Zukunft erweisen, nach meinem nächsten Besuch in den kommenden Wochen. Wenn ich im Mai zurückkomme, wird immerhin die Möglichkeit drin sein, daß ich sagen muß: »Ich habe es nicht geschafft! Ich habe mir Dinge vorgenommen, die ich nicht erfüllen kann!" (5)
Seine zweite Ehe mit Schauspielerin Chariklia Baxevanos, mit der Frank eine Tochter (Désirée) zusammen hatte, wurde 1962 wieder geschieden. Und auch Horst Franks Afrika-Abenteuer endete 1963 bedingt durch politische Wirren in Tanganjika (heutiges Tansania), so dass er Afrika wieder verlassen musste und nach Deutschland zurückkehrte.
Nach seiner Rückkehr nach Deutschland sah man Frank vorwiegend in Schurkenrollen, so u. a. in Filmen wie "Der schwarze Panther von Ratana" (1963), "Die weiße Spinne" (1963), "Die Flußpiraten vom Mississippi" (1963), "Weiße Fracht für Hongkong" (1964), "Das Geheimnis der drei Dschunken" (1965), "Um Null Uhr schnappt die Falle zu" (1966) und "Die Rache des Dr. Fu Man Chu" (1967)
Ab und zu war der Schauspieler aber entgegen seinem üblichen Image aber auch in positiven Rollen zu sehen. So u. a. in "Das Geheimnis der chinesischen Nelke" (1964), in "Die Goldsucher von Arkansas" (1964) oder in "Die schwarzen Adler von Santa Fe" (1965).Ab Ende der 1960er Jahre drehte Horst Frank vermehrt in Italo-Western. Als seine Filmkarriere in den 1970er Jahre stagnierte, war der Schauspieler fast nur noch im Fernsehen zu sehen, wo er u. a. in Serien wie "Der Kommissar" "Dem Täter auf der Spur" "Sonderdezernat K1", "Derrick", "Der Alte", "Soko 5113", "Peter Strohm", Großstadtrevier", "Das Erbe der Guldenburgs", "Unser Charly" oder "Der Fahnder" zu sehen war.
Hinzu kam die Rolle des Pater Lucas Losberg in "Losberg" (1986) sowie die Rolle des Oberst Friedrich Wilhelm von Gatow in "Cluedo" (1993).
Einer der Highlights seiner Fernsehkarriere war ohne Frage die Rolle des Baron de Lefouet in der Mini-Serie "Timm Thaler" (1980).
Neben seiner Karrier als Schauspieler war Horst Frank auch als Hörspiel- und Synchronsprecher tätig. So war er u. a. bis 1985 als Hauptkommissar Reynolds in der Hörspiel-Serie "Die drei Fragezeichen" zu hören.
Horst Frank verstarb am 25. Mai 1999 an den Folgen eines Herzinfarktes in der Heidelberger Uniklinik.
Am 1. Juli 1999 sah man Horst Frank als Hotte in "Zeugen", einer Folge der Serie "Großstadtrevier", in seiner letzten Rolle im deutschen Fernsehen.
Filmographie
© by Ingo Löchel
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