Die Bryan-Wallace-Filme: Joachim Hansen
Joachim Hansen
(1930-2007)
"Davon gingen 25 DM für die möblierte Bude ab, und mit dem Rest mußte ich auskommen, da mir von zu Hause ja niemand helfen konnte. Aber für Seife und Zahnpasta hat es immer gelang. Und Brot und Marmelade habe ich eben im Ostsektor gekauft, wegen des günstigeren Kurses."
Nachdem Joachim Hansen nach zwei Jahren seine Examen als Dolmetscher für Englisch und Französisch in der Tasche hatte, machte er eine Ausbildung an der Max-Reinhardt-Schule für Schauspiel von Hilde Körber in Berlin.
Nach seiner abgeschlossenen Schauspiel-Ausbildung führte ihn sein erstes Engagement ans Theater nach Rheydt. Danach folgten Engagements am Theater in Wilhelmshaven und bis zum Ende der laufenden Spielzeit am Theater in Oberhausen.
Nach einer kleine Rollen in dem Film LUDWIG II - GLANZ UND ENDE EINES KÖNIGS im Jahre 1955, bewarb sich Joachim Hansen ein Jahr später für die Hauptrolle in dem geplanten Kriegsfilm DER STERN VON AFRIKA unter der Regie von Alfred Weidenmann (1916-2000). Hansen stellt sich, wie viele seiner Mitbewerber, umfangreichen Probeaufnahmen zur Verfügung. Und er hatte Glück im Unglück.
Der Regisseur Weidemann, der Hansen zuvor als Hebbels GYGES auf der Bühne in Oberhausen gesehen hatte, entschied sich für den jungen Schauspieler, der die Rolle des Jagdfliegers Hans-Joachim Marseille in dem Film erhielt.
Neben Joachim Hansen gaben die beiden Schauspieler HANSJÖRG FELMY und HORST FRANK in DER STERN VON AFRKA ihr Filmdebüt. Hansen und Felmy schlossen während der Dreharbeiten zu dem Kriegsfilm der Produktionsfrima Neue Emelka Freundschaft, die bis zu Hansjörg Felmys Tod im Jahre 2007 andauerte.
Der große Erfolg von DER STERN VON AFRIKA an den Kinokassen, machte den jungen Schauspieler Joachim Hansen über Nacht zum Star. Die neue Ufa nahm Hansen daraufhin unter Vertrag und gab ihm 1958 eine Rolle in dem Hildegard-Knef-Film MADELEINE UND DER LEGIONÄR.
„Sicher wäre es das beste, wenn man eine ganz und gar anders geartete Rolle für mich fände, damit ich nicht von vornherein festgelegt werde — und damit niemand auf die fatale Idee kommt, gefährliche Vergleiche zu ziehen. Sogenannte .Schnulzen' jedenfalls werde ich nicht spielen. Ich habe nichts gegen derartige Filme, auch sie haben sicherlich ihre Daseinsberechtigung — aber ohne mich! So etwas wollen wir erst gar nicht anfangen!"
Nach Rollen in LAILA - LIEBE UNTER DER MITTERNACHTSSONNE (1958) und ROMARI, DAS MÄDCHEN MIT DEN GRÜNEN AUGEN (1958) folgte 1959 mit HUNDE, WOLLT IHR EWIG LEBEN ein weiterer erfolgreicher Kriegsfilm, diesmal unter der Regie von FRANK WISBAR.
Mit seinen Rollen in UND EWIG SINGEN DIE WÄLDER (1959), DAS ERBE VON BJÖRNDAL (1960) oder VIA MALA (1961) konnte Hansen weitete Erfolge an den Kinokassen feiern.
Ab Anfang der 1960er Jahre sah man den Schauspieler fast nur noch in Kriminalfilmen oder Abenteuerfilmen wie DAS GEHEIMNIS DER SCHWARZEN KOFFER (1962), ZWISCHEN SCHANGHAI und ST. PAULI (1962), KALI YUG-DIE GÖTTIN DER RACHE (1963), KALI YUG-AUFRUHR IN INDIEN (1963) oder DIE LETZTEN DREI DER ALBATROS. Darin konnte er aber an seine früheren Film-Erfolge nicht mehr anschließen.
Ab Mitte der 1960er Jahre begann Hansens Schauspieler-Karriere zu stagnieren. Er spielte danach vorwiegend in internationalen und ausländischen Produktionen wie BRENNT PARIS? (1966), GEHEIMAUFTRAG K (1968), DIE BRÜCKE VON REMAGEN (1969), IM NETZ DER ABWEHR (1970), DIE HÖLLE AM ENDE DER WELT (1971), DER ADLER IST GELANDET (1976), THE BOYS FROM BRAZIL (1978) oder STEINER - DAS EISERNE KREUZ, 2. TEIL (1979) mit, worin er in Nebenrollen den typischen deutschen Offizier bzw. Soldaten verkörperte.Seine letzte interessante Rolle hat Joachim Hansen 1971 als Hitler-Attentäter CLAUS SCHENK GRAF VON STAUFFENBERG in der Fernsehproduktion OPERATION WALKÜRE.
Seit Mitte der achtziger Jahre lebte Hansen mit seiner Frau und seinem Sohn in Kanada, kam aber für Theatertourneen regelmäßig nach Deutschland. Noch 2004 wirkte er bei den JEDERMANN-Spielen als der Tod im Berliner Dom mit. 1998, 2000 und 2001 hatte Hansen den Jedermann selbst verkörpert.
2002 sah man den Schauspieler im Fernsehfilm TANNERS LETZTE CHANCE in seiner letzten Film- und Fernsehrolle.
Joachim Hansen verstarb am 13. September 2007 nach einem fünfwöchigen Koma an den Folgen seiner Gehirnblutung im Berliner Universitätsklinikum.
(1) Joachim Hansen
(2) Joachim Hansen
Filmographie
© by Ingo Löchel
Kommentare
Einer der wenigen, die von Hollywood wahr genommen
wurden. Wenn auch stereotyp besetzt, trotzdem eine
Bereicherung.
Das ist eine wunderbare Erinnerung an einen oftmals
verkannten Darsteller.