Der Wachsblumenstrauß – Die Miss Marple-Filme zum Zweiten
Der Wachsblumenstrauß
Die Miss Marple-Filme zum Zweiten
Als gute Christin sammelt Miss Marple gemeinsam mit dem Bibliothekar Mr. Stringer Spenden von Haus zu Haus. Da muss man eben auch mal an der Tür von Häusern läuten, deren Bewohner nicht gerade zu den nettesten Menschen in Milchester zählen. Zu diesen Leuten gehört auch der geizige Mr. Enderby.
Doch als Miss Marple klopfen will, öffnet sich die Tür von ganz alleine, weil sie seltsamer Weise nicht verschlossen war. Und dann taucht Mr. Enderby oben auf der Treppe auf, fällt und bleibt sterbend vor Miss Marple und Mr. Stringer liegen. Alles, was Miss Marple vorfindet, ist ein Stück Lehm, in dem der Abdruck eines Reitstiefels verewigt ist. Aufgrund eines weiteren Geräusches entdecken sie auch eine verschreckte Katze. Grund genug für Miss Marple, nicht mehr an einen natürlichen Tod des alten Enderby zu glauben. Denn der Geizkragen hatte bekanntlich eine schon krankhafte Panik vor Katzen.
Inspektor Craddock hält die These über einen Mordanschlag durch Miss Marple jedoch wieder einmal für völlig abwegig, worauf Miss Marple entrüstet zur Tat schreitet und die Ermittlungen gemeinsam mit Mr. Stringer selbst übernehmen muss. Doch als gute Freizeitdetektivin weiß Miss Marple, dass hinter fast jedem Mordanschlag auch ein Motiv stecken muss, das den Mörder antreibt. So macht sie sich mit Mr. Stringer sogleich auf, um die Testamentseröffnung in einem Hinterhof zu belauschen. Sehr schnell ist so das Motiv in einer recht hohen Erbschaft gefunden, die unter den Verwandten aufgeteilt werden soll. Doch die Sache wird noch interessanter, als die Schwester des verstorbenen Mr. Enderby Cora Lanscenet offen im Raum behauptet, dass es sich hier um einen Mord handeln muss.Ziemlich angespornt, nachdem Inspektor Craddock sie beim Belauschen erwischt hat, schreitet Miss Marple gleich zur Tat und setzt zu einem Besuch bei Cora Lanscenet an. Doch wieder trifft sie hier nur auf eine Leiche. Nun kann man jedoch nicht mehr daran zweifeln, dass es sich um Mord handelt, denn Cora Lanscenet wurde mit einer Hutnadel vom Leben in den Tod befördert. Aber zuerst wird sie erst einmal von der Gesellschafterin Miss Milchrest für die Mörderin gehalten, als diese plötzlich im Zimmer erscheint. Nun kommt selbst Inspektor Craddock nicht mehr darum herum, hier in einem Doppelmord zu ermitteln, auch wenn er noch recht verärgert ist über Miss Marples eigenwillige Detektivarbeit.
Doch Miss Marple lässt sich nun nicht mehr bremsen, zumal sie aus Erfahrung weiß, dass Inspektor Craddock immer wieder die falschen Schlüsse zieht und quartiert sich gleich ohne dessen Wissen im Reithotel Gallop ein. Dort trifft sich nämlich die restliche Verwandtschaft, zu der auch der Hotelbesitzer Hector Enderby gehört. Letzterer scheint jedoch außer seinen Pferden und dem Reitsport nichts im Kopf zu haben. Doch Hector Enderby hat auch Miss Milchrest in sein Hotel eingeladen und das nicht ohne Hintergedanken.
Bewaffnet mit dem Gipsabdruck des Reitstiefels, der einen auffälligen Riss aufweist, begibt sich Miss Marple unter der restlichen Verwandtschaft auf die Suche nach dem möglichen Mörder. Und richtig, irgendwie hätte wohl jeder von ihnen einen triftigen Grund wegen der Erbschaft zum Mörder zu werden. Zwar findet sie schnell die Stiefel und damit den möglichen Mörder, doch dann kommt dieser in einem Stall selbst ums Leben durch ein unruhiges Pferd, dass man durch einen laufenden Motor dazu bringt, ihn mit den Hufen zu töten. Das er bei dem scheuenden Pferd den Stall nicht einfach verlassen kann, dafür hat der Mörder ebenfalls gesorgt.Schnell bemerkt Miss Marple, dass die einfachste Lösung nicht immer die richtige ist und das der Mörder nicht zwangsäufig auch aus der eigenen Verwandtschaft kommen muss. Darum lässt sie von Mr. Stringer ein Gemälde von Cora Lanscenet auf seinen Wert schätzen, das sie vorher heimlich bei Hector Enderby entwendet hat. Inspektor Craddock, der ihre Untersuchungen mittlerweile heimlich deckt, ist über ihre Methoden zwar nicht sehr begeistert, doch letztlich bleibt ihm nichts anderes übrig, als mitzuspielen da er in Sachen Mörder völlig im Dunkeln tappt.
Bei einem abendlichen Tanzvergnügen, das Miss Marple Craddock geraten hat, zuzulassen, will sie dem Mörder eine Falle stellen, indem sie einen Herzanfall vortäuschen will. Der Plan funktioniert auch prächtig und der herbei geeilte Arzt rät zur absoluten Ruhe in einem entlegenen Zimmer. Jede Störung, so der Arzt, könnte den Tod von Miss Marple zur Folge haben.
In der Nacht dann erscheint Miss Milchrest in ihrem Zimmer, verkleidet als die verstorbene Cora Lanscenet, um Miss Marple zu Tode zu erschrecken und so das sehr wertvolle Gemälde an sich zu nehmen. Nur Inspektor Craddock stellt sich mal wieder bei dem Zugriff etwas schusselig an, denn Miss Marple gelingt es nicht die Glocke zu läuten, die als Signal für den Zugriff geplant war. Als Miss Milchrest wieder mit der Hutnadel zustechen will, bleibt Miss Marble nichts anderes übrig, als das kostbare Gemälde als Schutzschild zu benutzen, bevor Craddock endlich eingreift. Der Fall ist damit gelöst, die Mörderin gefasst. Bleibt nur noch der Heiratsantrag von Hector Enderby, den Miss Marble natürlich ebenfalls wieder ablehnt.Kurzinfo und Fazit:
Ach ja, da war ja noch der Fall mit dem tödlichen Nachttopf. Der kommt im Film DER WACHSBLUMENSTRAUSS natürlich nicht vor. Dafür aber im Privatleben von Margaret Rutherford. Sie war nämlich die Tochter von William Benn und Florence Benn, geborene Rutherford. Ihr Vater litt an einer Geisteskrankheit und war, wie man so schön sagen würde, nicht ganz sauber im Oberstübchen, was jedoch zum Glück nicht auf die kleine Margaret abgefärbt hatte. Am 04. März 1883 erschlug jedenfalls William Benn in seinem Wahn seinen eigenen Vater, den Reverend Julius Benn mit dem Nachttopf. Damit die kleine Margaret nicht mit diesem Makel eines Mordes aufwachsen muss, entschied man sich dazu, Margaret nunmehr mit dem Mädchennamen „Rutherford“ der Mutter aufwachsen zu lassen, die selber allerdings im Jahre 1895 verstarb, als Margaret drei Jahre alt war.
So wuchs sie bei ihrer Tante Bessie mütterlicherseits auf. Margaret Rutherford besuchte später die Wimbledon High School in London und erhielt danach Klavier- und Schauspielunterricht an der renomierten Old Vic School.
Der Film DER WACHSBLUMENSTRAUSS blieb wie alle Miss Marple-Filme einem Grundkonzept treu, dass dem Spaß des Zuschauers jedoch keinen Abbruch tat. Besonders hervorzuheben ist in diesem Film der Schauspieler Robert Morley, der hier in der Rolle des Pferdenarren Hector Enderby sein ganzes schauspielerisches Können und seine komödiantische Perfektion in die Waagschale werfen konnte. Wer der Mörder ist, blieb dabei bei recht lange im Dunkeln (wenn man diese Folge der Reihe noch nicht kannte), denn die eher verängstigt Miss Milchrest, genial gespielt von Flora Robson, hatte man als eiskalte Täterin wohl kaum auf dem Schirm. Insgesamt gesehen also eine recht ansprechende und wieder einmal spaßige Kriminalgeschichte von 1963, die jedoch in Wirklichkeit nicht auf einen Miss Marple Roman basiert wie etwa der erste Film 16 UHR 50 AB PADDINGTON. Adaptiert wurde hierfür eine Vorlage eines Hercule-Poirot-Fall von Agatha Christie. Der Wachsblumenstrauß
Kommentare
Der adaptierte Roman heißt ebenfalls "Der Wachsblumenstrauß", im Original ist es "After the Funeral".
Der Film übernimmt etwa die Hälfte der Kernelemente. Geblieben sind die Nachkriegszeit, die Testamentseröffnung, das Bild und Miss Milchrest - die im Buch Miss Gilchrist heißt. Der Rest ist neu. Im Roman gibt sich Miss Gilchrist bei der Testamentsverlesung als Cora aus.
Dieser Identitätsvortausch mit Perücke ist eine von Christie oft benutzte Idee, die sie manchmal bis ins Absurde überhöht hat. Mein Lieblings WTF ist da "Mord in Mesopotamien", wo eine Frau zweimal denselben Mann heiratet, ohne es zu merken. Glaube ich sofort
In der Poirot-Verfilmung mit Suchet hat man die Geschichte in die Vorkriegszeit verlegt und auch viel daran rumgebastelt. Vor allem, was die Beziehungen der Personen angeht. In der Poirot-Reihe wimmelt es nur so von eindeutigen aber kaschierten homosexuellen Partnerschaften, die Christie vielleicht angedeutet hat oder auch nicht. Also wenn sich in der TV-Serie zwei Lehrerinnen ein Haus teilen, dann weil sie zusammenleben und nicht, weil es nicht genug billigen Wohnraum im Dorf gibt
Der Rutherford-Teil mit der Pferdepension ist aber wesentlich schmissiger und witziger als die etwas trockene 90-minütige Suchet-Adaption.