16 Uhr 50 ab Paddington – Die Miss Marple-Filme zum Ersten
16 Uhr 50 ab Paddington
Die Miss Marple-Filme zum Ersten
Während Miss Marple aus dem Fenster ihres Zugabteils sieht, beobachtet sie plötzlich, wie in einem vorbeifahrenden Zug eine Frau in ihrem Abteil erwürgt wird. Vom Mörder kann sie nur die Unterarme und behandschuhten Hände erkennen.
Natürlich alarmiert Miss Marble gleich bei ihrer Ankunft die zuständige Polizei, doch da man weder eine Leiche noch weitere Beweisspuren findet, hält man ihre Beobachtungen für das Hirngespinst einer überdrehten älteren Dame mit dem Hang zu Kriminalromanen.
Diese Kränkung lässt Miss Marple natürlich nicht auf sich sitzen und startet mit ihrem Bekannten und Bibliothekar Mr. Stringer gleich selbst eine umfassende Spurensuche am Rande der Bahngleise. Und richtig, schnell findet sie die ersten Hinweise die direkt zum Wohnsitz der Familie Ackenthorpe führen, wo sie sich per Arbeitsvermittlung als Hauswirtschafterin anstellen lässt. Dieser Job wird nämlich in schöner Regelmäßigkeit vergeben, weil der alte Luther Ackenthorpe mit seinem Geiz und sein Enkel Alexander mit seinen Streichen die Hauswirtschafterinnen aus dem Haus ekeln.
Schon bald findet Miss Marple die Leiche der Frau in einem Sarkophag auf dem Landsitz in einem Schuppen, in dem alte ägyptische Utensilien verstauben. Miss Marple lässt daraufhin Mr. Stringer heimlich Inspektor Craddock über die Frauenleiche informieren. Der Arzt der Familie, Dr. Quimper weist dann bei der Untersuchung von Inspektor Craddock noch darauf hin, dass die Kleidung der unbekannten Toten aus Frankreich stammen müsse.
Nun scheinen die Puzzlestücke zusammen zu passen, denn Emma Ackenthorpe hatte vor kurzem auch einen Brief einer gewissen Martine aus Frankreich erhalten, die behauptete, mit Emmas im Krieg gefallenen Bruder Edmond heimlich verheiratet gewesen zu sein. Sollte es sich bei der Toten gar um die angebliche Schwägerin Martine gehandelt haben?Für Inspektor Craddock lässt dieses nur den schnellen wie einfachen Schluss zu, dass einer der Erbberechtigten aus der Familie selbst als Mörder in Frage kommt. Dieser viel zu einfachen Logik mag jedoch Miss Marple nicht folgen wollen.
Das Miss Marple mit ihrer Vermutung nicht falsch liegt, zeigen die nun folgenden, sich überschlagenden Ereignisse. Albert Ackenthorpe stirbt kurze Zeit später nach dem Abendessen an Arsen, doch wer hat dieses Gift in seine Speise gemischt, die doch Miss Marple selbst zubereitet hatte? Kurz darauf der nächste Todesfall. Man findet in der Nacht Harold Ackenthorpe, der sich scheinbar selbst in der nähe des Hauses erschossen haben soll.
Während für Inspektor Craddock sich der Fall mal wieder einfach darstellt, indem er den Toten Harold Ackenthorpe verdächtigt, der Mörder zu sein, der sich dann jedoch aus Verzweiflung selbst erschossen habe, sammelt Miss Marble weitere wichtig Indizien. Dabei spielt eine kleine Spieldose der toten Martine eine ganz besondere Rolle, die den wahren Mörder entlarven könnte.
Des Nacht stellt sie somit dem Mörder eine Falle, indem sie sich selbst mit dieser Spieldose zum Lockvogel macht. Hierbei soll Inspektor Craddock und sein Mitarbeiter eingreifen, sobald sich der wahre Mörder zu erkennen gibt. Als die Falle zuschnappt, stellt sich heraus das der Mörder Dr. Quimper ist, der schon seit längerem auch um die Hand von Emma anhält. Nur Inspektor Craddock macht bei dem Zugriff wieder einmal keine glückliche Figur, was Miss Marple etwas arg in Bedrängnis bringt.
Zwar ist der Fall Dank Miss Marple nun gelöst, doch der eher griesgrämige und geizige Luther Ackenthorpe, der eigentlich an Miss Marple kein gutes Haar als Haushälterin gelassen hatte, macht ihr aus heiterem Himmel einen Heiratsantrag. Den lehnt Miss Marple jedoch ab.
Kurzinfo und Fazit:
Wer die Filme noch nie gesehen hatte, konnte damals perfekt mit rätseln, was einen gewissen Spaß machte. Dabei waren manche Hinweise jedoch geradezu überdeutlich.Letzteres machte jedoch dem Gesamtspaß keinen Abbruch, denn nun konnte man sich erst recht über den sehr einfach gestrickten Inspektor Craddock amüsieren.
Das Agatha Christie nicht gerade durch die Wahl der Darstellerin für die Detektivin Miss Marble einverstanden war, hatte ich ja bereits eingangs erwähnt. Doch Agatha Christie lernte bei den Dreharbeiten Margaret Rutherford persönlich kennen, die ihrer eher bedachten und gutmütigen Figur der Detektivin Miss Marble einen burschikos-frechen Anstrich verpasste und freundete sich mit ihr schnell an. Daraus wurde eine innige Freundschaft, worauf Christie ihr 1963 ihren Roman THE MIRROR CRACK'D FROM SIDE TO SIDE widmete, der später mit der Schauspielerin Angela Lansbury als Miss Marble verfilmt wurde.
Ich persönlich konnte mit den Verfilmungen der Agatha Christie Romane noch nie wirklich etwas anfangen. Die Figuren wirkten für mich oft recht steif und die Spannung wie auch der Spaß an der Sache hielt sich stets in beachtlichen Grenzen. Dagegen war es gerade Margaret Rutherford, die gemeinsam mit ihrem Ehemann Stringer Davis den Geschichten ihren charmanten und äußerst heiteren Anstrich verpassten und so diese Kriminalfilme von Agatha Christie zu einem immer wieder gerne gesehenen Erlebnis in der Fernsehlandschaft machten. So blieben mir die vier Filme mit der unvergessenen Margaret Rutherford stets in Erinnerung und gehörten früher faktisch zum Pflichtprogramm bei jeder Ausstrahlung in unserer Familie. Leider wurden die Filme dieser Agatha Christie-Reihe (wohl auch weil es sich hier um Schwarzweißfilme handelt) wenn, dann eher in die Dritten Programme verbannt. Grund genug also, sich die Digital überarbeiteten Miss Marple-Filme mit Margaret Rutherford gleich selbst via DVD ins Filmarchiv zu stellen.
16 Uhr 50 ab Paddington
Kommentare
Die kann man in der Tat immer noch gut sehen. Rutherford macht einfach Spaß.
Doch mit Agatha Christies Miss Marple haben sie rein gar nichts zu tun. Ich hätte es deshalb viel besser gefunden, wenn man die Heldin Miss Miller, Miss Smith oder Miss Jones genannt hätte. Zumal von vier Filmen nur einer auf einer Miss Marple-Erzählung beruht. Doch diese skurrile Figur (die ja durchaus von Agathe Christie stammen könnte) als Miss Marple zu verkaufen ist einfach Etikettenschwindel. Etwa so wie man uns Stewart Granger als Karl Mays Old Surehand verkaufen wollte.