Joachim Fuchsberger - Ein Nachruf
Joachim Fuchsberger
(1927-2014)
Stattdessen meldete er sich zu den Fallschirmjäger und wurde während des Zweiten Weltkriegs an der Ostfront eingesetzt. Nach dem Krieg war er zuerst in russischer, dann in US-amerikanischer und schließlich in britischer Gefangenschaft.
Nach seiner Rückkehr aus der Gefangenschaft arbeitete Joachim Fuchsberger 1946 etwa vier Monate lang unter Tage auf der Zeche König Ludwig in Recklinghausen.
Danach folgten diverse Jobs. So u. a. als Monteur von Satz- und Druckmaschinen im väterlichen Betrieb, als Mitarbeiter in der grafischen Abteilung eines Verlags in Düsseldorf oder 1949 als Werbeleiter der Deutschen Bauausstellung in Nürnberg.
Von 1950 bis 1952 war Fuchsberger als Hörfunksprecher beim Sender München sowie als Wochenschausprecher tätig.
1951 heiratete Joachim Fuchsberger die Schlagersängerin Gitta Lind, von der er sich aber nach zweieinhalb Jahren wieder scheiden ließ, um 1954 Gundula Korte zu heiraten. Die beiden hatten sich beim Bayerischen Rundfunk kennengelernt, wo "Gundel" als Funktechnikerin arbeitete. Ihr gemeinsamer Sohn Thomas erblickte am 8. August 1957 das Licht der Welt.
1953 gab Fuchsberger mit dem Film GEH MACH DEIN FENSTERL AUF sein Debüt als Schauspieler. Ein Jahr später machte ihn die Rolle des GEFREITEN ASCH in dem Kinofilm 08/15 über Nacht populär.
Danach war der Schauspieler u. a. in Komödien wie KLEINER MANN, GANZ GROß und VATER MACHT KARRIERE (beide 1957) oder in Kriegsfilmen wie DIE GRÜNEN TEUFEL VON MONTE CASSINO (1958) und U47 KAPITÄNLEUTNANT PRIEN (1958) zu sehen.
1959 löste Fuchsberger in der Rolle RICHARD GORDON mit dem Überraschungserfolg DER FROSCH MIT DER MASKE, eine Edgar Wallace- und Krimiwelle in den deutschen Kinos aus.
Zudem war die Rolle in dem Edgar Wallace-Film die große Chance für Fuchsberger, sich vom Image des jungen Liebhabers endgültig zu lösen.
Danach mimte Joachim Fuchsberger in über ein Dutzend weiteren Edgar Wallace Verfilmungen den unerschrockenen Verbrecherjäger. So u. a. als CHIEFINSPEKTOR LONG in DIE BANDE DES SCHRECKENS (1960), als INSPEKTOR LARRY HOLT in DIE TOTEN AUGEN VON LONDON (1961), als Versicherungsagent Jack Tarling in DAS GEHEIMNIS DER GELBEN NARZISSEN(1961) oder als INSPEKTOR WADE in DAS GASTHAUS AN DER THEMSE (1962).
In den drei Edgar Wallace-Filme DER HEXER (1964), DER MÖNCH MIT DER PEITSCHE (1967) und IM BANNE DES UNHEIMLICHEN (1968) war er zudem in der Rolle des INSPEKTOR HIGGINS zu sehen.
Auch neben den Wallace- Verfilmungen war Joachim Fuchsberger in den 1960er Jahren vorwiegend in Kriminalfilmen zu sehen. So u. a. in ENDSTATION ROTE LATERNE (1960), DER TEPPICH DES GRAUENS (1962), DIE WEISSE SPINNE (1963), HOTEL DER TOTEN GÄSTE (1965) oder SIEBEN TAGE FRIST (1969).
Neben dem Kino feierte Joachim Fuchsberger aber auch im deutschen Fernsehen Erfolge. 1961 gab Joachim Fuchsberger als Archie Goodwin in der TV-Mini-SerieZU VIELE KÖCHE sein TV-Debüt. Zudem spielte er die Hauptrollen in den beiden TV-Straßenfegern DER TOD LÄUFT HINTERHER (1967) und11 UHR 20 (1970).
1973 drehte Joachim Fuchsberger mit DAS FLIEGENDE KLASSENZIMMER seinen vorerst letzten Film und zog sich danach aus dem Filmgeschäft zurück.
Nach dem Niedergang der deutschen Filmindustrie hatte der Schauspieler inzwischen eine zweite, nicht minder erfolgreiche Karriere als Talk- und Quizmaster aufgebaut. Bereits Anfang der 1960er Jahre hatte Fuchsberger in der ARD als Quizmaster die Sendung NUR NICHT NERVÖS WERDEN moderiert.
Nach einem kurzen Intermezzo als Chefsprecher bei den Olympischen Spielen 1972 in München, trat Fuchsberger fortan nur noch als Moderator bzw. Showmaster auf.
Zwischen 1973 und 1976 folgten beim Südwestfunk DER HEISSE DRAHT sowie SPIEL MIT MIR.
Zur großen Samstagabend-Unterhaltung geriet ab 1977 die Unterhaltungsshow AUF LOS GEHTS LOSmit zahlreichen Prominenten und originellen Spieleinlagen. Aufgrund einer verlorenen Wette, moderierte Fuchsberger auch im Nachthemd, und machte auch in diesem ungewöhnlichen Outfit eine glänzende Figur.
In den ersten Jahren entsprach diese Form der Unterhaltung ganz dem Geschmack des Publikums. Doch mit der Zeit ließ das Interesse nach und die Quoten sanken. 1986 wurde die Show AUF LOS GEHTS LOS eingestellt.
Am 2. Dezember 1980 feierte die Talk-Show HEUT ABEND Premiere im Bayerischen Fernsehen. Fuchsberger erreichte mit diesem erfolgreichen Talk-Format nicht zuletzt wegen seines lockeren und unkomplizierten Plaudertons ein Millionenpublikum. Am 22. Dezember 1983 wechselte die Promi-Talkshow in die ARD, die am 2. Januar 1991 mit der 300. Sendung eingestellt wurde.
Nach teilweise heftiger Kritik an seiner Moderation zog sich Joachim Fuchsberger Ende der 1980er Jahre vorübergehend nach Australien zurück, wo er seit 1983 auf der Insel Tasmanien seinen zweiten Wohnsitz hatte.
Zwischen 1990 und 1994 moderierte Fuchsberger in der ARD 50 Mal die Sendung JA ODER NEIN, eine Art Nachfolgeformat von Robert Lembkes legendären WAS BIN ICH-Sendung, in der vier prominente Ratefüchse die Geheimnisse der Gäste erraten mussten.
Danach verabschiedete sich Fuchsberger endgültig als Showmaster von seinem Publikum und zog sich aus dem TV-Geschäft zurück.
Wenige Jahre später begann Joachim Fuchsberger seine dritte Karriere, diesmal als erfolgreicher Dokumentarfilmer. In unregelmäßigen Abständen drehte er für den Bayerischen Rundfunk Filme im Rahmen der Reihe TERRA AUSTRALIS, in denen er liebevoll und voller Sachkenntnis Menschen und Landschaften seiner Wahlheimat porträrtierte.
Von 1997 bis Mitte März 2000 drehte Fuchsberger insgesamt 17 TERRA AUSTRALIS Filme.
Im Frühjahr 2000 musste sich Joachim Fuchsberger einer schweren Herzoperation unterziehen. Trotzdem stelle er seinen letzen Dokumentarfilm fertig, der im Juni 2000 in der ARD ausgestrahlt wurde.
1995 wurde Fuchsberger nach 22 Jahren Film-Pause als Schauspieler rückfällig und übernahm in dem deutsch-italienischen Fernseh-Dreiteiler FLAMMEN DER LIEBE die Rolle des Grafen Alessio Capilupi.
Es folgte 1996 die Rolle des Königs Balthasar in DIE HEILIGEN VIER KÖNIGE sowie 1998 die des König Marke in dem TV-Zweiteiler TRISTAN UND ISOLDE, in der Ralf Bauer den Tristan spielte.
Im Jahr 2001 waren Joachim Fuchsberger und Ralf Bauer mit dem Zweipersonenstück DER PRIESTERMACHER von Bill C. Davis auf großer Theatertournee unterwegs.
45.000 Besucher sahen Fuchsberger und Bauer in dem Stück, das Glenn Jordan 1983 mit Jack Lemmon und Zeljko Ivanek unter dem Titel MASS APPEAL (Die Auseinandersetzung) verfilmt hatte.
Die insgesamt 75 Vorstellungen des Stückes waren in ganz Deutschland schon vor Beginn der ersten Tournee, die am 2. Oktober 2001 zu Ende ging, ausverkauft.
Im Herbst 2002 ging Fuchsberger erneut mit dem PRIESTERMACHER auf große Städtetournee, u.a. mit Auftritten in Frankfurt, Hamburg, Dresden, Düsseldorf und Essen. Die erste Aufführung für diese Tournee ging am 4. September 2002 in München, in der Kleinen Komödie im Bayerischen Hof, über die Bühne.
2003 erlitt Joachim Fuchsberger auf der Bühne einen leichten Schlaganfall, von dem er sich aber wieder erholte.
Ein Jahr später stand der Schauspieler mit dem Stück DER PRIESTERMACHER rund 60 Mal mit Pascal Breuer in München auf der Bühne. Weitere Aufführungen folgen 2005 und 2006.
2007 kehrte Fuchsberger überraschend auf die Kinoleinwand zurück und spielte im Film NEUES VOM WIXXERdie Rolle des britischen Lords Davis Dickham.
Ein schwerer Schicksalsschlag traf Joachim Fuchsberger und seine Frau im Jahre 2010, als ihr gemeinsamer Sohn Thomas am 14. Oktober im Mühlbach von Kulmbach ertrank.
2010 sah man Fuchsberger in dem Fernsehfilm DIE SPÄTZUNDERals Rentner Degenhard Schagowetz im deutschen Fernsehen. Drei Jahre später er mit DIE SPÄTZÜNDER 2 – DER HIMMER SOLL WARTEN seinen letzten Film, in dem er erneut als Rentner Degenhard zu sehen war.
Am 4. Juni 2013 erlitt Joachim Fuchsberger einen zweiten Schlaganfall, von dem er sich nur schwer erholte. Der Schauspieler musste mehrere Klinikaufenthalte über sich ergehen lassen und diverse Medikamente und Tabletten zu sich nehmen.
Joachim Fuchsberger verstarb am 11. September 2014 im Alter von 87 Jahren in seinem Haus in Grünwald bei München an Organversagen.
Filmographie
© by Ingo Löchel
Kommentare
Zu Fuchsberger sei zu sagen, dass er eine wirkliche Legende ist. Ein Held vieler Krimis. Dieses besondere Atribut des Sympathieträgers hatte wohl kein anderer Schauspieler so inne wie er und eine Schurkenrolle hätte man ihm wohl auch nie abgenommen.
Fuchsberger als Schurke, nee, das war nicht sein Ding. Immerhin war er flexibler als viele Kollegen. Wie vielen dieser Altstars ist es in den 70ern schlecht gegangen. Da hatte er schon Glück, als Moderator unterzukommen.