Helen Dorn vs. Kommissar Marthaler
Helen Dorn: Das dritte Mädchen
Auf Anweisung des Chefs werden Helen Dorn (Anna Loos) und Kriminaloberkommissar Gregor Georgi (Matthias Matschke) unfreiwillig zu Partnern. Um die Mordserie zu beenden, führen Dorn und Georgi scharfe Verhöre, graben neue und alte Verdächtige aus.
Die Ermittler geraten zunehmend unter Druck, als eine junge Frau, die mit dem Mordopfer in Verbindung stand, als vermisst gemeldet wird
Kommissar Marthaler - Die Brau im Schnee
Winter in der Mainmetropole Frankfurt – Gleich morgens wird Kriminalhauptkommissar Robert Marthaler (Matthias Koeberlin) an einen Tatort gerufen: Eine junge Zahnärztin ist ermordet und in entwürdigender Weise vor ihrem Haus drapiert worden. In einer Hand hält sie das Stück eines Brautschleiers.
Bei seinen weiteren Nachforschungen stößt der Kommissar auf den Namen einer ehemaligen Studienfreundin der Toten. Als er diese anruft, wird er am Telefon Zeuge eines weiteren Mordes. Die Ereignisse überschlagen sich. Der Mörder scheint immer einen Schritt voraus zu sein. Marthaler befürchtet, dass es weitere Opfer geben könnte.
Fangen wir mit DIE BRAUT IM SCHNEE, dem ersten Fall von KOMMISSAR MARTHALER, an. Es ist zwar nicht unbedingt so, dass der Schauspieler MATTHIAS KOEBERLIN eine Fehlbesetzung als Kommissar Marthaler ist, aber Koeberlin wirkt auf weite Strecke mit seiner Rolle etwas überfordert. Aber vielleicht kann er sich in PARTITUR DES TODES noch steigern.
Auch das ganze Drumherum des Krimis wirkt doch etwas klischeehaft. Ein versoffener Gerichtsmediziner, ein ermittelnder Kommissar in Gestalt von Kommissar Marthaler, der sich mehr um sein privaten Probleme kümmert, als um den Fall selbst und daraus resultierenden polizeilichen Ermittlungen.
Denn das Problem, um dass sich Marthaler kümmern muss, ist seine Freundin, die immer wieder darüber unzufrieden ist, dass Marthaler aufgrund seines Berufes nie zu Hause ist und keine Zeit für sie.
Na, Mädchen, wenn man sich einen Polizisten von der Kriminalpolizei angelt, sollte man eigentlich wissen, dass dieser nicht um 16:00 Uhr Dienstschluss hat und danach pünktlich zu Hause ist.
Was daraus folgt kann sich jeder denken. Diverse Fehler in den Ermittlungen. Dadurch bedingt, vergisst Marthaler auch, sich ein neues Diensthandy zu besorgen, was dazu führt, dass er nicht in der Lage ist, seine Kollegen zu verständigen, um einen weiteren Mord zu verhindern.
Da kann man nur hoffen, dass es solche Polizisten nicht im wirklichen Leben gibt. Sonst kann man sich als Bürger gleich einsargen lassen.
Ich weiß zwar nicht, ob diese Szene auch im gleichnamigen Roman von Jan Seghers vorkommt, aber normalerweis hat jeder Polizeibeamter in seinem Wagen Polizeifunk, auch die von der Kriminalpolizei, was dann seltsamerweise auch im zweiten Kommissar Marthaler - Film PARTITUR DES TODES zu sehen ist. Hat man das im ersten Film vergessen?
Man sollte sich vielleicht schon als Autor bzw. als Drehbuchautor etwas ausführlicher über die tatsächliche Ermittlungsarbeit und über die Arbeit der Polizei informieren. Denn diese Klöpse müssen nun wirklich nicht sein.
An was DIE BRAUT IM SCHNEE ebenfalls kränkelt, ist, dass man als Zuschauer überhaupt keine Anhaltspunkte bekommt bzw. keine möglichen Personen präsentiert bekommt, die als Täter in Frage kommen könnten. So tappt man wie ein neugeborenes Bärenkind und wie die Ermittler des Krimis selbst, völlig desorientiert durch die Handlung und kriegt dann am Ende plötzlich einen Täter wie auf dem Silbertablett präsentiert. Was leider ziemlich unrealistisch wirkt.
Da ist die Handlung von DAS DRITTE MÄDCHEN, dem ersten Krimi mit HELEN DORN, schon weit logischer aufgebaut, auch wenn man hier ebenfalls einen Frauenmörder-Fall präsentiert bekommt.
Kommissarin Dorn wirkt sehr introvertiert und weist leichte autistische Züge auf, so dass sie Anfang etwas unsympathisch wirkt. Doch im Verlauf der Handlung ändert sich dieser Eindruck, auch weil man mehr über die Vergangenheit der Kommissarin erfährt, und sie nicht vor Vorgesetzten etc. kuscht. Ganz im Gegenteil. Sie bietet der ätzenden Staatsanwältin Paroli, die ihre Ermittlungen behindern will und ihr die Schuld an den früheren Ermittlungsfehlern geben will, die ihr damaliger und jetziger Vorgesetzter zu verantworten hatte und hat. Hier gelingt der Schauspielerin ANNA LOOS eine brillante Darstellung der Kommissarin.
Aber auch die Figur des Kommissars GREGOR GEORGI in Gestalt des Schauspielers MATTHIAS MATSCHKE wirkt am Anfang des Krimis sehr unsympathisch, da er neidisch auf Helen Dorn ist, da nicht er, sondern sie die Ermittlungen leitet. Und das lässt er ihr auch ständig spüren. Erst als Georgi mehr über Dorns Vergangenheit erfährt und herausfindet, dass ihr Vorgesetzter FALK MATTHEISSEN in Gestalt des Schauspielers STEPHAN BISSMEIER, die Schuld an den Ermittlungsfehlern in der Vergangenheit trägt, wird die Figur des Kommissars gleich menschlicher, weil er ab diesem Zeitpunkt seine Kollegin vollumfänglich unterstützt, was dem Fall und der Geschichte sehr zugute kommt.
So sind im Gegensatz zu DIE BRAUT IM SCHNEE die Figuren in DAS DRITTE MÄDCHEN besser gezeichnet und machen auch eine interessante Entwicklung durch, was man von den Figuren im ersten KOMMISSAR MARTHALER-Krimi leider nicht sagen kann.
Hinzu kommt, dass man in DAS DRITTE MÄDCHEN auch Anhaltspunkte bekommt, wer denn der Mörder sein könnte, wobei sich am Ende herausstellt, dass es mehr als nur ein Täter gewesen ist.
So ist in dem ersten HELEN DORN-Krimi auch für einige Wendungen gesorgt, ob sie auch überraschen, muss jeder Krimi-Fan für sich entscheiden. Aber das nur so am Rande.
Jedenfalls bin ich persönlich auf den zweiten HELEN DORN-Krimi schon gespannt, der bereits in der Mache ist. Aber auch der zweite KOMMISSAR MARTHALER - Krimi wird bestimmt eine Steigerung erfahren und die Mankos des ersten sicherlich ausbügeln.
© by Ingo Löchel