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Der deutsche Film: Die Fernsehfilme - 1967: FLUCHT OHNE AUSWEG

Flucht ohne Ausweg

Bert Gregor sitzt für zehn Jahre in einem Münchner Gefängnis ein. Ein Antrag auf Revision wurde abgelehnt, weil er nicht verraten wollte, wo er die 300.000 D-Mark Beute versteckt hat. Seit dieser Ablehnung arbeitet er gewissenhaft an seiner Flucht. Am Sonntag, dem 8. Mai 1966 ist es schließlich soweit. Mit Hilfe seines Komplizen Paul Reimann gelingt ihm die Flucht über die Außenmauer des Knast. Danach kommt Gregor in einer anonymen Hochhauswohnung unter. Doch dann beginnen die ersten Probleme, so dass sich die geplante Flucht nach Argentinien verzögert.


Da der Ausbrecher mittlerweile überall gesucht wird und eine Belohnung in der Höhe von 5000 D-Mark auf ihn ausgesetzt wurde, muss Gregor sein Aussehen ändern. Er färbt sich die Haare grau und trägt fortan eine Brille.

Mit der Zeit muss Bert Gregor erkennen, dass ihn sein Freund, der ehemaliger Zuhälter Paul Reimann, nur aus dem Gefängnis geholt hat, um an das Geld zu kommen. Reimann verlangt die gesamten 300.000 D-Mark. Im Gegenzug soll Bert einen gefälschten Pass erhalten, mit dem er ausreisen kann. Dazu 25.000 D-Mark, wenn ihm Gregor die Beute sofort aushändigt.

Mit Hilfe von Sandra kann Bert aus dem Hochhauskomplex entkommen und sucht Hilfe bei dem zwielichtigen Barbesitzer Erich Steiner und dem Barmädchen Rosa. Wenig später kommt es zwischen Paul und Bert zu einer fatalen Konfrontation, in der Reimann so unglücklich stürzt, dass er stirbt.

Nun wird Gregor nicht nur wegen Unterschlagung und Ausbruchs gesucht, sondern auch wegen Mordes. Immerhin gelingt es ihm, seine Verfolger in Gestalt der Polizei und der Münchner Unterwelt noch einmal abzuhängen. Auf Hilfe seiner Ehefrau Judith kann er jedoch nicht hoffen. Erneut wendet er sich daraufhin an Sandra, die für ihn das Geld von der Bank holen soll. Doch dann macht Bert einen fatalen Fehler, die die Polizei auf seine Fährte lockt ...

Bis Mitte der 1960er Jahre war Hansjörg Felmy nur im Kino zu sehen gewesen. Fernseh-Rollenangebote wie z. B. für die Francis Durbridge-Mehrteilern TIM FRAZER sowie MELISSA, die ihm angeboten wurde,  hatte der Schauspieler kategorisch abgelehnt, weil er sie für zu schlecht und für zu unterbezahlt hielt.

"Ich will nur noch gute Rollen übernehmen. Leiber bleibe ich zu Hause bei meiner Frau und den zwei Kindern, lese und arbeite im Garten, als dass ich alles spiele. 1965 habe ich zum Beispiel nur einen Spielfilm gemacht, "Der zerrissene Vorhang" mit Alfred Hitchcock. Ansonsten fahre ich oft nach Köln und übernehme beim Rundfunk Rollen in Hörspielen. Und im Herbst mache ich mal wieder eine Theatertournee. Schließlich habe ich ja mal als Theaterschauspieler angefangen. Ich finde, das alles reicht. Ehrlich gesagt bin ich ganz froh, dass ich nicht mehr so viel zu tun habe". (1)

Doch 1966 war es dann endlich soweit. Felmy übernahm die Rolle des Bert Gregor in dem TV-Dreiteiler FLUCHT OHNE AUSWEG und gab 1967 schließlich sein Fernseh-Debüt im deutschen Fernsehen.

Über die Gründe kann spekuliert werden. Es ist aber wohl davon auszugehen, dass selbst für einen Schauspieler wie Hansjörg Felmy ab Mitte der 1960er Jahre die Filmangebote immer rarer wurden und er, wie viele andere deutsche Schauspieler, versuchte, ins Metier Fernsehen zu wechseln. Was ihm ab Mitte der 1970er Jahre mit der Rolle des Kommissars HAFERKAMP schließlich auch gelang.

Jedenfalls war Hansjörg Felmy in FLUCHT OHNE AUSWEG in seiner ersten Fernsehrolle zu sehen, weil seiner Meinung nach die Geschichte und die Rolle stimmte.

"Diese Geschichte stimmt einfach in allen Details. Deshalb habe ich auch zugesagt. Alles, was man mir bisher angeboten hat, war nicht gut. Und ich habe sechs oder sieben Fernsehdrehbücher genau gelesen. Ich sollte beispielsweise die Hauptrolle in "Melissa" und "Tim Frazer" spielen. Das wollte ich nicht. Eine schlechte Rolle und gleichzeitig verhältnismäßig wenig Geld - da habe ich lieber abgelehnt. Diese Geschichte ist anders. Sie geht vom Klischee weg. Und dann führte auch noch mein Freund Franz Peter Wirth Regie, mit dem ich schon einige Spielfilme gedreht habe." (2)

Die Dreharbeiten zu FLUCHT OHNE AUSWEG begannen 1966 und dauerten dreieinhalb Monate. Davon wurden zweieinhalb Monate in München und im Bayerischen Wald gedreht. Die restlichen vier Wochen drehte man im Münchner Cornelius-Gefängnis in der Zelle 39. Diesen Drehort hatte sich Regisseur Franz Peter Wirth persönlich ausgesucht, da das Gefängnis damals bereits seit zwei Jahren leerstand.

Der Dreiteiler, der vom 9. bis zum 11. Februar in der ARD ausgestrahlt wurde, kam bei einer Sehbeteiligung um die 75% sehr gut beim Fernsehpublikum an.

Aus heutiger Sicht ist zwar gegen Hansjörg Felmys schauspielerischen  Präsenz und Darstellung nichts einzuwenden, da er den Ausbrecher Bert Gregor mit großer Intensität spielt. Auch die übrigen Darsteller des Mehrteilers können sich sehen lassen. Dafür wirkt der Dreiteiler in weiten Strecken etwas langatmig inszeniert. Hier hätte ein Zweiteiler durchaus gereicht, um die Handlung auch schneller voran zu bringen. Zudem weiß man anhand des Titels leider schon, wie der Dreiteiler enden wird. Was schade ist.

Der deutsche FernsehfilmFlucht ohne Ausweg
BRD 1967

Regie: Franz Peter Wirth

Darsteller
Hansjörg Felmy als Bert Gregor
Karin Hübner als Sandra Filippi
Peter Ehrlich als Paul Reimann
Hermann Lenschau als Erich Steiner
Claudia Gerstäcker als Rosa
Alexander Hegarth als Ganove

Erstsendung in der ARD
Teil 1, 9. Februar 1967, 82 Minuten
Teil 2, 10. Februar 1967, 64 Minuten
Teil 3, 11. Februar 1967, 80 Minuten

Studio Hamburg

(1) Hansjörg Felmy
(2) Hansjörg Felmy

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© by Ingo Löchel

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