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Die Jerry Cotton-Filme: HARALD REINL

HARALD REINL
(1908-1986)

Harald Reinl wurde am 8. Juli 1908 in Bad Ischl, Österreich, geboren. Nach dem Abitur studierte er Jura und promovierte 1938 zum Dr. jur. und arbeitete danach als Jurist in einer Anwaltskanzlei.

Reinl, der ein begeisterter Skifahrer war, wurde u. a. Mitglied der Ski-Nationalmannschaft. 1930 engagierte ihn der Bergfilmer Arnold Franck für seinen Film STÜRME ÜBER DEN MONT BLANC. 


Nach DER WEISSE RAUSCH (1931) und ABENTEUER IM ENGADIN (1932) lernte er Leni Riefenstahl kennen, für die er Anfang der 1940er in dem Film TIEFLAND als Regie-Assistent tätig war.

1937 drehte er mit WILDE WASSER seinen ersten Kurzfilm. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab Harald Reinl 1949 mit BERGKRISTALL (DER WILDSCHÜTZ VON TIROL) sein Debüt als Filmregisseur. Danach folgten weitere Heimatfilme wie NACHT AM MONT-BLANC (1951), DER KLOSTERJÄGER (1953), ROSEN-RESLI (1954) oder DIE FISCHERIN VOM BODENSEE.

Nach seiner Scheidung von Corinna Frank (1946-1950) heiratete Reinl 1954 die damals erst 16-jährige KARIN DOR. "Das war ja das irrsinnig Komische. Er hat mich dann eingeladen, den Rhein runterzufahren, tagsüber so einen Ausflug, sonntags. Und da hat er mir einen Heiratsantrag gemacht, da waren wir noch per Sie! Dann haben wir Bruderschaft getrunken, ohne Kuss! Das war also alles sehr merkwürdig und sehr aufregend." (1)

Ab Ende der 1950er-Jahre wandte sich Reinl vom Heimatfilm ab und drehte den Kriegsfilm DIE GRÜNEN TEUFEL VON MONTE CASSINO (1958) mit Joachim Fuchsberger, das Kriegsdrama U 47 - KAPITÄNLEUTNANT PRIEN (1958) mit Dieter Eppler sowie den Abenteuerfilm ROMAREI, DAS MÄDCHEN MIT DEN GRÜNEN AUGEN (1958).

1959 leitete der Regisseur mit DER FROSCH MIT DER MASKE die EDGAR WALLACE-Welle ein. Danach drehte Reinl noch die Wallace-Filme DIE BANDE DES SCHRECKENS (1960), DER FÄLSCHER VON LONDON (1961) sowie DER UNHEIMLICHE MÖNCH (1965).

Nach den beiden MABUSE-Filmen IM STAHLNETZ DES DR. MABUSE (1961) sowie DIE UNSICHTBAREN KRALLEN DES DR. MABUSE (1962) leitete Harald Reinl mit DER SCHATZ IM SILBERSEE (1962) auch die KARL MAY-Welle ein. Nach der GOLDENEN LEINWAND für DER SCHATZ IM SILBERSEE folgten auch GOLDENE LEINWÄNDE für WINNETOU - 1. Teil, WINNETOU - 2. Teil sowie für WINNETOU - 3. Teil.

"Ich brauche harte Männer in meinen Filmen, oder zumindest solche, die so erscheinen. Lex Barker entsprach diesem Bild. Wer träumt nicht davon, die Geliebte vor Gefahren zu retten oder auf Seiten der Gerechtigkeit mit seinen stahlharten Fäusten aufzuräumen. Das ist ja gar nicht böse gemeint, das sind Träume.

Ich möchte die Leute ablenken von ihren Problemen und ihnen keinen Negativfilm vorsetzen. In den amerikanischen Western waren Begriffe wie Treue und Freundschaft wichtig, in meinen Filmen allerdings waren sie besonders ausgeprägt. Meine Aufgabe ist, die Sehnsüchte und die Romantik der Jugend zu erfüllen. Niemand hat mir gezeigt, wie Western gemacht werden, ich musste mir alles selbst beibringen." (2)

Nach dem NIBELUNGEN-Zweiteiler (1966 und 1967), der ebenfalls eine GOLDENE LEINWAND einheimste, drehte Reinl die drei Jerry Cotton-Filme DYNAMIT IN GRÜNER SEIDE (1968), DER TOD IM ROTEN JAGUAR (1968) sowie TODESSCHÜSSE AM BROADWAY.

"Er kam immer sehr gut vorbereitet zu den Dreharbeiten. Er hat dann immer auf ein Blatt Papier mit ein paar Strichmännchen eine Art »Storyboard« gezeichnet. Das passte zwar nicht immer, abhängig von Dekoration und Drehort, aber war ein guter Anhalt." (3)

Bereits 1968 hatte Harald Reinl mit WINNETOU UND SHATTERHAND IM TAL DER TOTEN den letzten Karl May-Film gedreht.

Nach dem Ende der Edgar Wallace-, Krimi- und Karl May-Welle der 1960er-Jahre wandte sich Harald Reinl der seichten Komödien-Unterhaltung zu. So drehte er u. a. Filme wie DIE LÜMMEL VON DER ERSTEN BANK - 3. Teil (1969) und DIE LÜMMEL VON DER ERSTEN BANK - Teil 5 (1970) oder Heimatfilme wie GRÜN IST DIE HEIDE (1972), SCHLOSS HUBERTUS (1973) und DER JÄGER VON FALL (1974).

Daneben war er aber für die Abenteuerfilme DER SCHREI DER SCHWARZEN WÖLFE (1972), DIE BLUTIGEN GEIER VON ALASKA (1973) sowie EIN TOTER TAUCHER NIMMT KEIN GOLD verantwortlich. Doch mit all diesen Filmen konnte Reinl an seine früheren Erfolge nicht mehr anschließen, obwohl auch diese Filme immer ihr Geld einspielten. 1982 drehte der Regisseur mit IM DSCHUNGEL IST DER TEUFEL LOS seinen letzten Film.

Harald Reinl zog sich nach seiner Scheidung von Karin Dor im Jahre 1968 nach Teneriffa zurück. Seine Exfrau bekam das Haus in München. Ihr gemeinsamer Sohn Andreas blieb bei seiner Mutter. 

Mitte der 1970er-Jahre heiratete er die tschechische Schauspielerin Daniela Maria Delis. Das Paar lebte zurückgezogen in Puerto de la Cruz auf Teneriffa.

1977 kam Reinl zum letzten Mal mit Karl May in Berührung. Für die Festspiele in Elspe übernahm er die Regie für das Stück DER SCHATZ IM SILBERSEE mit Pierre Brice. Die Premiere des Stückes erlebte er allerdings nicht mehr, da er sich mit dem Veranstalter überworfen hatte.

Harald Reinls Leben endete tragisch. Am 9. Oktober 1986 wurde er von seiner alkoholsüchtigen Frau - vermutlich im Streit - hinterrücks niedergestochen. Er starb an seinen schweren Verletzungen. Die genauen Tatumstände konnten von der spanischen Polizei allerdings nicht genau geklärt werden.

„Die Frau ist, nachdem sie ihn erstochen hat, einfach ins Bett gegangen. Wie furchtbar! Erst am nächsten Tag hat sie die Polizei gerufen. Bei der Obduktion hat man festgestellt, dass man ihn noch hätte retten können. Harald hatte noch versucht, das Telefon zu erreichen, es dann aber nicht mehr geschafft. So ist er an inneren Blutungen gestorben.“ (4)

 

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Filmografie
1. Bergkristall/Der Wildschütz von Tirol (1949)
2. Gesetz ohne Gnade (1951)
3. Nacht am Mont-Blanc/Fegefeuer der Liebe (1951)
4. Hinter Klostermauern/Das entweihte Haus (1952)
5. Der Herrgottschnitzer von Ammergau (1952)
6. Der Klosterjäger (1953)
7. Rosen-Resli (1954)
8. Der schweigende Engel (1954)
9. Solange du lebst (1955)
10. Ein Herz schlägt für Erika (1956)
11. Die Fischerin vom Bodensee (1956)
12. Johannisnacht (1956)
13. Die Prinzessin von St. Wolfgang (1957)
14. Die Zwillinge vom Zillertal (1957)
15. Almenrausch und Edelweiß (1957)
16. Die grünen Teufel von Monte Cassino (1958)
17. U 47 - Kapitänleutnant Prien (1958)
18. Romarei, das Mädchen mit den grünen Augen/Todesfalle Tripolis (1958)
19. Der Frosch mit der Maske (1959)
20. Paradies der Matrosen (1959)
21. Die Bande des Schreckens (1960)
22. Wir wollen niemals auseinandergehen (1960)
23. Der Fälscher von London (1961)
24. Im Stahlnetz des Dr. Mabuse (1961)
25. Die unsichtbaren Krallen des Dr. Mabuse (1962)
26. Der Teppich des Grauens (1962)
27. Der Schatz im Silbersee (1962)
28. Die weiße Spinne (1963)
29. Der Würger von Schloß Blackmoor (1963)
30. Winnetou - 1. Teil (1963)
31. Zimmer 13 (1964)
32. Winnetou - 2. Teil (1964)
33. Der letzte Mohikaner (1965)
34. Winnetou - 3. Teil (1965)
35. Der unheimliche Mönch (1965)
36. Die Nibelungen, Teil 1 - Siegfried (1966)
37. Die Nibelungen, Teil 2 - Kriemhilds Rache (1967)
38. Die Schlangengrube und das Pendel (1967)
39. Dynamit in grüner Seide (1968)
40. Der Tod im roten Jaguar (1968)
41. Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten (1968)
42. Todesschüsse am Broadway (1969)
43. Dr. med. Fabian - Lachen ist die beste Medizin (1969)
44. Pepe, der Paukerschreck - Die Lümmel von der ersten Bank, III. Teil (1969)
45. Wir hau'n die Pauker in die Pfanne - Die Lümmel von der ersten Bank, V. Teil (1970)
46. Wer zuletzt lacht, lacht am besten (1971)
47. Kommissar X jagt die roten Tiger (1971)
48. Verliebte Ferien in Tirol (1971)
49. Sie liebten sich einen Sommer (1972)
50. Der Schrei der schwarzen Wölfe (1972)
51. Grün ist die Heide (1972)
52. Die blutigen Geier von Alaska (1973)
53. Schloß Hubertus (1973)
54. Ein toter Taucher nimmt kein Gold (1974)
55. Der Jäger von Fall (1974)
56. Im Dschungel ist der Teufel los (1982)

Dokumentarfilm
1. Erinnerungen an die Zukunft (1970)
2. In Search of Ancient Astronauts (1973) (TV)
3. Botschaft der Götter (1976)
4. ...und die Bibel hat doch recht (1977)
5. Sri Lanka - Leuchtendes Land (1986)

Fernsehen
1. Sieben Weltwunder der Technik (7 Folgen, 1981)

(1) Karin Dor
(2) Harald Reinl
(3) Franz Xaver Lederle
(4) Karin Dor

© by Ingo Löchel

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