Werner Toelcke - Schauspieler, Drehbuchautor und Kriminalschrifsteller
Werner Toelcke
Schauspieler, Drehbuchautor und Kriminalschrifsteller
Vier Jahre später gab er in der Rolle eines 60jährigen Oberförster sein Bühnen-Debüt.
"Der Intendant vom Stadttheater Glauchau war begeistert von unserer Laienspielgruppe und besetzte mich mit einer Rolle in dem Volksstück vom Stülpner Karl. Ich war inzwischen 19 und spielte einen Oberförster von mindestens 60 mit langem Bart. Der Theaterfriseur hatte mit meinem Gesicht viel Arbeit. Nach diesem Debüt ging ich dann doch lieber nach Weimar auf die Schauspielschule." (1)
Nach seinem Abitur im Jahre 1949, begann Toelcke seine Schauspieler-Ausbildung am Deutschen Theaterinstitut in Weimar. Nach Beendigung der Ausbildung begann er seine Karriere als Bühnenschauspieler, wo er vorwiegend als jugendlicher Liebhaber in klassischen und modernen Stücken an Theatern in Magdeburg oder Erfurt sowie am Staatstheater Dresden und an der Volksbühne Berlin auftrat.
1952 gab Werner Toelcke zudem in dem Film KEIN HÜSUNG sein Film-Debüt, der aber bereits während der Dreharbeiten verboten wurde.
"Der Film wurde bereits während der Dreharbeiten verboten. Wahrscheinlich kam nicht richtig zum Ausdruck, wie sehr die arme Landbevölkerung vom adligen Gutsherren ausgebeutet und unterdrückt wurde." (2)
In den 1950er Jahren begannen mit DER ZERBROCHENE WEIHNACHTSENGEL sowie PETER PETZ seine ersten Schritte als Autor. Das Weihnachtsmärchen PETER PETZ schrieb Toelke aus Protest. Nachdem er in Magdeburg in einem grottenschlechten Weihnachtsmärchen mitspielen musste, entschied er, ein eigenes zu schreiben. Doch der Henschelverlag, der einzige Theaterverlag in der DDR, lehnte das Stück ab. Doch Toelke gab nicht auf, verfasste mit seiner Reiseschreibmaschine mehrere Kopien und schickte sie an einige Theater. Nach kurzer Zeit kam die Antwort von gleich zwei Theatern, dem Städtischen Theater Leipzig sowie dem Stadttheater Meiningen, die das Stück beide aufführen wollten.
Die beiden Theater einigten sich schließlich darauf, eine Doppeluraufführung von PETER PETZ am selben Tag durchzuführen. Aufgrund des Erfolges des Stückes wurde es danach an vielen weiteren Theatern aufgeführt. Anfang der 1960er wurde zudem eine Verfilmung des Stückes für das Fernsehen der DDR gedreht, das 1962 ausgestrahlt wurde.
"Es hieß ´Peter Petz.´ und kam 1957 auf die Bühne, Anfang der Sechziger ins Fernsehen. Die Theaterdramaturgen spürten im Gegensatz zu den Leuten vom Henschelverlag, dass beim Schreiben ein Schauspieler zugange gewesen war. Die Dialoge waren gut. Er hatte die richtige Mischung aus Aktion, Gemüt und Humor getroffen." (3)
Der Dramaturg vom Uraufführungstheater in Meiningen war es auch, der Werner Toelcke schließlich als Drehbuchautor zum Fernsehen holte. Und so entstand nicht nur das Drehbuch zum Fernsehkrimi-Zweiteiler TOTE REDEN NICHT, sondern Toelcke übernahm auch die Rolle des Kriminalassistent Weber in dem TV-Zweiteiler.
Wie DAS HALSTUCH in Westdeutschland avancierte TOTE REDEN NICHT mit einer Quote von 70 bis 80% zum Straßenfeger in Ostdeutschland und die Figur des WEBER zum Publikumsliebling, mit dem sich die Bürger in der DDR identifizieren konnten.
Nach dem großen Erfolgt folgten noch fünf weitere WEBER-Krimis, zumeist Mehrteiler, bis die Fernsehgewalten entschieden, dass die DDR-Bürger sich nicht mit einem 'westdeutschen Privatdetektiv' identifizierten durften und so wurde 1971 Werner Toelckes zweites Ich nach EIN MANN, DER STERBEN MUSS von den Funktionären 'getötet'.
"Der Privatdetektiv Weber avancierte zu so etwas wie einer Kultfigur. Viele DDR-Bürger identifizierten sich mit ihm. Das war den kommunistischen Funktionären immer ein Dorn im Auge gewesen. Ein westdeutscher Bürger eignete sich nun wirklich nicht als Identifikationsfigur für Bürger der DDR. 1971 war es dann soweit, sie ermordeten mein zweites Ich." (4)
Daraufhin schuf Toelcke für die beiden TV-Filme RÜCKKEHR ALS TOTER (1974) sowie INKLUSIV TOTENSCHEIN (1977) jeweils einen WEBER-Ersatz, in denen er ebenfalls noch einmal die Hauptrolle übernahm.
"In den letzten beiden Filmen gab es ja keinen Weber mehr. Ich schilderte jeweils Menschen, die in kriminelle Angelegenheiten verwickelt wurden und sich auf die Tätersuche machten, bevor es ihnen selbst an den Kragen ging. Es waren ´Ersatz-Weber´. Ich denke mal, dem Publikum war es egal. Die sahen ja mich, den ehemaligen Weber, im Mittelpunkt des Films. Ob der Kämpfer gegen das Verbrechen nun Weber oder sonst wie hieß, war ihnen schließlich wohl egal." (5)
Nach RÜCKKEHR ALS TOTER sowie INKLUSIVE TOTENSCHEIN hörte Toelcke jedoch auf, Drehbücher für das Fernsehen der DDR zu schreiben, woraufhin er von den Funktionären als Schauspieler kaltgestellt wurde.
Nach seiner Kaltstellung als Schauspieler widmete sich Werner Toelcke dem Schreiben von Kriminalromanen. 1978 erschien DIE CHANCE. Danach folgten TÖTEN IST SO LEICHT (1979), DIE OPERATION (1980) sowie DAS GESICHT DES MÖRDERS, die alle im Verlag DAS NEUE BERLIN erschienen. Die vier Romane erreichten eine Auflagenhöhe von 600.000 Exemplaren. Zudem wurden seine Kriminalromane auch ins Ungarische übersetzt, wo sie in einer ähnlichen Auflagenhöhe erschienen.
Nach der Biermann-Affäre und wegen seiner Skepsis gegenüber der DDR-Regierung, verließ Toelcke mit seiner Familie 1984 die DDR und zog nach Schleswig-Holstein, wo er seiner Frau in ihrer Arztpraxis half.
1988 schrieb Werner Toelcke für den ZDF-Film DIE LETZTE FAHRT DER SAN DIEGO sein letztes Drehbuch. Danach zog er sich vom Schreiben zurück, weil eine Schreibblockade ihn daran hinderte, weiter als Autor bzw. Drehbuchautor tätig zu sein.
Knapp zehn Jahre später änderte sich alles. Denn Werner Toelcke begann mit dem Schreiben des Romans CLAIRE IM OKTOBER, den er 2009 beendete, und der seit November 2012 als eBook im Kindle-Shop bei amazon erhältlich ist. In diesem Roman spielt auch wieder sein Spezi PRIVATDETEKTIV WEBER mit.
"Er ist nun 60 und lebt auf dem Dorf. Eines Tages kommt sein Freund, der Kriminalkommissar Schnabel aus Hamburg, zu ihm und erzählt von einer tollen Geschichte. Gemeinsam fahren sie darauf in die Hauptstadt der DDR, um dort einen Mord aufzuklären. Und hier kommt es nun zu einer brisanten Begegnung zwischen Claire und dem Detektiv Weber." (6)
Zudem überarbeitete Toelcke seinen Roman DAS GESICHT DES MÖRDERS aus dem Jahre 1981 komplett neu, der 2012 ebenfalls als eBook im Kindle-Shop erschienen ist. Zur Zeit schreibt Werner Toelcke an einer neuer Privatdetektiv WEBER-Geschichte.
Werner Toelcke verstarb am 19. Oktober 2017.
Interview
FILMOGRAPHIE
(1) Werner Toelcke
(2) Werner Toelcke
(3) Werner Toelcke
(4) Werner Toelcke
(5) Werner Toelcke
(6) Werner Toelcke
© by Ingo Löchel