Kommissar X - Die Heftromanserie, Teil 16: EIN INTERVIEW MIT WOLFGANG RAHN

Teil 16
EIN INTERVIEW MIT WOLFGANG RAHN
Und so debütierte er mit Silber-Grusel-Krimi 107 "Diablons grausiges Streicheln". Dem Horror blieb er auch mit diversen Einzelromanen, einer Sub-Serie (Milton Sharp im Rahmen des Silber-Grusel-Krimi) und seiner Mitmirkung an Gordon Black und Mac Kinsey verhaftet. Dieser Tage hat Nocturna Entertainment ein Hörspiel nach Rahns Black-Roman "Die Augen des Dämonen" vorgelegt...
Aber mit Kommissar X Jo Walker konnte er dann doch noch Krimis schreiben, von denen einige auch als Hörhefte vertont werden sollen. Zu seiner Mitwirkung an Pabels Krimi-Flaggschiff haben wir ihn befragt.
: Ich wurde in Berlin geboren, besuchte dort die Realschule, absolvierte eine Feinmechaniker-Lehre und baute später meinen Ingenieur Richtung Feinwerktechnik. Danach erschlug es mich nach Oberbayern, wo ich 17 Jahre lang in einem Betrieb für feinoptische und elektronische Mess- und Steuersysteme arbeitete.
Dieser Beruf machte mich nicht wirklich glücklich. Deshalb begann ich nebenbei zu schreiben. Dass diese Nebentätigkeit einen beträchtlichen Umfang annahm und die Tatsache, dass ich mit meinem Chef nicht mehr klar kam, fielen auf den gleichen Zeitpunkt.
Die logische Folge war der Wechsel in den riskanten Beruf des Autors. Trotz einiger eiskalter Duschen seitens der Verlage habe ich diese Entscheidung nie bereut.
Im Übrigen bin ich glücklich verheiratet, habe 2 Kinder und drei Enkel, habe seit dem Ruhestand völlig mit dem Schreiben aufgehört und widme mich stattdessen vor allem der Ahnenforschung.
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: 1976 erschienen meine ersten Romane, und zwar beim Zauberkreis-Verlag. Es waren die Horror-Romane "Diabolons grausiges Streicheln", "Skeletthände sind nicht zärtlich" und "Guru - Herr der Verdammten".
Mir wurde das Verlags-Pseudonym Marcos Mongo zugewiesen, unter dem wohl alle Neulinge schreiben mussten. Es war mein Glück, dass gleich mein erster Roman sehr positiv beurteilt und ich um weitere Manuskripte gebeten wurde. Sonst hätte ich vermutlich mit dem Schreiben gleich wieder aufgehört.
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: Eigentlich wollte ich ja von Anfang an Krimis schreiben. Nur wurden damals eben Horror-Romane benötigt.
1980 lehnte Zauberkreis meinen Roman "Blutbrot des Bösen" ab, weil sie ihn als "nicht jugendfrei" einstuften. Sie gaben ihm auch bei einer Überarbeitung keine Chance.
Frustriert schickte ich das Manuskript unverändert an den Pabel-Verlag. Wenige Tage später bat mich der zuständige Redakteur Rainer Delfs nach München. Er war ganz begeistert, wunderte sich, dass ich nur nebenberuflich schrieb, und stellte die Mitarbeit an weiteren Serien - so auch beim Kommissar X - in Aussicht. "Blutbrot des Bösen" erschien dann unter dem Titel "Schwarze Todesengel" als Vampir-Roman, (Vampir-Horror-Roman # 385 Schwarze Todesengel unter Joe Dunhill, Anmerkung der Redaktion) und das Honorar war erheblich höher als bei Zauberkreis.
Meinen ersten Kommissar-X-Roman schrieb ich dann Monate später, als ich bereits meinen seriösen Beruf aufgegeben hatte. Ich las zuvor einige Hefte, die mir der Redakteur Hermann Peters zur Verfügung stellte, um mich mit den wiederkehrenden Personen vertraut zu machen, und dann legte ich los.
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: Eine Bande brachte alleinstehende, vermögende Frauen dazu, ihr Geld in angeblich gewinnträchtige Anlagen zu investieren, die jedoch nicht existierten. Die Frauen wurden umgebracht und der Verdacht auf einen einschlägig vorbestraften Heiratsschwindler gelenkt. Dieser wandte sich an Kommissar X um Hilfe und löste damit eine Kette turbulenter Ereignisse aus
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: Eigentlich nur, dass ich diese Serie besonders gerne schrieb. Noch heute lese ich hin und wieder den einen oder anderen meiner Romane und wundere mich, was mir damals so alles eingefallen ist.
Die Zusammenarbeit mit der Redaktion war extrem erfreulich (zumindest in den ersten Jahren!) und das Echo sehr positiv.
Bei keiner anderen Serie, für die ich schrieb, war der Kontakt zum Redakteur so eng und der Gedankenaustausch so intensiv und produktiv wie hier.
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: Ich stieg ja erst sehr spät in die Serie ein und informierte mich ausschließlich an Hand der mir zur Verfügung gestellten Hefte über die wiederkehrenden Personen wie Jo Walker, April Bondy und Tom Rowland. Ein Rahmenexposé gab es, zumindest zu meiner Zeit, nicht.
Sämtliche Romane entstanden auf Grund eigener Handlungsideen, für die zuvor ein Exposé angefertigt werden musste.
Außerdem wurden Titelbildvorschläge verlangt, damit die Covers auch wirklich zum Inhalt passten. Später erhielt ich vorhandene Bilder, nach denen ich die jeweiligen Handlungen strickte. Das war eine ganz neue Herausforderung.
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: Wie schon erwähnt, schrieb jeder Autor seine Exposés selbst. Mein erster KX-Redakteur war Hermann Peters, der 1984 leider an Krebs starb. Danach wurde die Serie von Chefredakteur Werner Müller-Reymann, Frau Maschlewitz und Frau Andrea Haitz betreut.
Kurze Zeit gab es dann ein Wiedersehen mit meinem ehemaligen Redakteur vom Marken-Verlag Olaf Dietsch, der sich allerdings nicht lange im Sattel halten konnte. Den Abschluss machte Herr Villinger, mit dem beim Zauberkreis-Verlag alles für mich begonnen hatte. (Zauberkreis wurde ja damals von Pabel übernommen).
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Jeder Autor arbeitete ohne Absprache für sich. Widersprüche waren deshalb sicher vorhanden. Ich kannte lediglich Klaus Schmidt bereits aus unserer gemeinsamen Horror-Zeit. Mit ihm stehe ich auch heute noch in losem Kontakt, obwohl für uns beide die KX-Zeit längst Geschichte ist.
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: Ich schrieb die Taschenbücher "Die Todesinsel", "Mord im Rampenlicht", "Gangsterkrieg am Golden Gate", "Der Mann, der Bogart sein wollte" und "Kennwort: Apokalypse".
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: Die Betreuung der Serie wurde durch den häufigen Redakteurswechsel immer chaotischer. Es machte einfach keinen Spaß mehr.
Aber ich stieg ja nicht nur bei KX aus, sondern überhaupt aus dem Heftroman-Geschäft, von dem ich nicht mehr leben konnte. Zu viele Serien waren eingestellt worden.
Ich wechselte dann zu den Zeitschriften, für die ich bis zu meinem Ruhestand Kurzromane und -krimis schrieb.
: Bei mir hatte Jo durchaus Ecken und Kanten, vor allem aber einen Schuss Humor. Er war kein unüberwindlicher Superheld, sondern ein Mensch mit Schwächen. So habe ich grundsätzlich alle meine 'Helden' gezeichnet.
: st nicht die Zeit des Heftromans überhaupt vorbei? Es gibt doch fast nur noch Nachdrucke.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich heute noch eine neue Serie durchsetzen könnte. Das hat vor allem finanzielle Gründe.
Schon zu meiner aktiven Zeit wurden die Serien immer kurzlebiger (nicht nur die Krimis). Heute schaltet man den Fernseher mit seinen zig Programmen ein und kann jeden Tag unter mehreren Krimis wählen. Leider ist das so.
: Auch ich bedanke mich. Immerhin erinnere ich mich gerne an die Zeit mit Jo Walker und Co.