SIEGFRIED LOWITZ
Siegfried Lowitz
(1914-1999)
Danach besuchte er die staatliche Schauspielschule in Frankfurt, wo er 1934 sein Theaterdebüt gab. Nach Anstellungen am Römerberg in Frankfurt und am Theater in Breslau, bekam er im Sommer 1939 einen Vertrag am Giessener Theater.
1941 wurde Siegfried Lowitz als Grenadier ins Schützenregiment 6. der 7. Panzerdivision eingezogen, kämpfte an der Ostfront und in Frankreich, wurde dann 1943 wegen einer Verletzung, die er sich bei einem Motorradunfall zugezogen hatte, frontuntauglich und als Soldat aus der Armee entlassen.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges heiratete Lowitz seine erste Frau Elisabeth Felber und begann 1946 in München in dem Kabarett DIE SCHAUBUDE.
Dort sah ihn der Regisseur und Intendant Heinz Hilpert, der ihn an sein Frankfurter Theater holte.
Mit einem von Hilpert neu gegründeten Ensemble ging Lowitz mit seiner Frau nach Konstanz. Dort spielte er in Wie es euch gefällt von Shakespeare den Narren Probst. Hilperts Ensemble löste sich aber schon im zweiten Jahr auf.
Lowitz spielte noch in Heidelberg den Probstein, trennte sich von seiner ersten Frau und wurde dann erneut von Hilpert nach Göttingen an das Deutsche Theater geholt, wo er aber nur ein halbes Jahr blieb.
Siegfried Lowitz wurde danach von dem Intendanten Hans Schweikhart an die Münchner Kammerspiele gerufen, deren Ensemblemitglied er von 1950 bis 1956 und dann wieder von 1962 bis 1968 war.
In einer kleinen Rolle in DANTONS TOD nahm er dort 1950 bei den Ruhrfestspielen teil und lernte seine zweite Frau, die Schauspielerin Marianne Probst kennen, die er 1952 heiratete.
Lowitz spielte in Stücken wie Das große Messer, Polizeirevier 21 und Woyzeck, mit dem er bei der Kunstbiennale im Theatro Venice in Venedig auftrat.
Sein Durchbruch gelang ihm aber erst mit dem Stück MEUTEREI AUF DER CAINE des Amerikaners Herman Wouk, in dem er die Rolle des Captain Queeg spielen durfte.
1954 gab Siegfried Lowitz in DER ENGEL MIT DEM FLAMMENSCHWERT sein Film-Debüt. Seit Mitte der 1950er Jahre war er danach vorwiegend als Kriminalkommissar in Filmen wie DAS SONNTAGSKIND (1956), GESTEHEN SIE, DR. CORDA (1958) oder in dem sehr interessanten Kriminalfilm ES GESCHAH AM HELLICHTEN TAG (1958) an der Seite von Heinz Rühmann zu sehen, mit dem er noch mehrmals vor der Kamera stand.
Heinz Rühmann sorgte auch dafür, dass Lowitz 1960 die Rolle des Diebes FLAMBEAU im Pater Brown-Film DAS SCHWARZE SCHAF bekam, weil er mit Lowitz auf Augenhöhe interagieren konnte.
1959 mimte der Schauspieler im ersten Edgar Wallace Film DER FROSCH MIT DER MASKE den Inspektor Elk. Es folgte u. a. die Rolle des Oberinspektors in DER FÄLSCHER VON LONDON (1961) und die des Kommissars Brahm in DIE UNSICHTBAREN KRALLEN DES DR. MABUSE.
1964 mimte Lowitz den Inspektor Warren in dem Kinohit DER HEXER und stand 1966 neben Horst Tappert in dem TV-Straßenfeger DIE GENTLEMEN BITTEN ZUR KASSE vor der Kamera.
1967 erhielt er für die Hauptrolle in DER TRINKER (1967) die GOLDENE KAMERA, was ihm viel bedeutet hatet, da es ein reiner Publikumspreis war.
Von 1968 bis 1978 gehörte Lowitz dem im München beheimateten Bayerischen Staatsschauspiel an.
Es folgten Rollen am Münchner Residenztheater wie beispielsweise 1972 als Professor Dr. Flint in Schnitzlers "Professor Bernhardi", 1973 als Evans in Luc Bondys Inszenierung von Edward Bonds "Die See" und 1975 als Wassili Semjonytsch Kusowkin in Iwan S. Turgenjews "Gnadenbrot", bis er 1976 wohl seine bis heute berühmteste Rolle erhält, die des Kommissar KÖSTER in TV-Serie DER ALTE.
Am 30. Januar 1976 war DER KOMMISSAR Erik Ode in Pension gegangen. Produzent Helmut Ringelmann machte sich nun daran, eine neue Serie zu kreieren. Von der Planung bis zur Realisation verging wenig Zeit, denn schon im Sommer 1976 begann man mit den Dreharbeiten zu der neuen Serie DER ALTE.
Der Pilotfilm der neuen Krimi-Serie DIE DIENSTREISE flimmerte am 11. April 1977 über die deutschen Bildschirme.
Großeinsatz der Münchner Polizei: Zwei Männer haben eine Bank überfallen, einer von ihnen wurde beim Schusswechsel mit Streifenbeamten getötet.
Der andere hat sich mit drei Bankangestellten als Geiseln im Innenraum des Geldinstitutes verbarrikadiert. Er fordert freien Abzug mit der Beute - oder die Geiseln sterben. Hauptkommissar Erwin Köster ist an der Polizeiaktion nicht beteiligt - er erledigt in seinem Büro Routinearbeit.
Da bringt im Reporter Josef Kriegl das Foto des im Eingang der Bank liegenden toten Gangsters. In diesem Moment weiß Köster, dass er sich in die Polizeiaktion einschalten muss, denn der Tote war einer der Gefolgsleute des berüchtigten Profikillers Teretti.
Köster ist seit langem hinter ihm her, konnte ihn bisher nicht festsetzen - jetzt sieht er seine große Chance.
Obwohl sein Chef Millinger dagegen ist, will sich Köster an Stelle der Geiseln in die Hand des Verbrechers begeben. Köster ist klar, auf welch gefährliches Spiel er sich dabei einlässt.
Die Serie DER ALTE wurde bald zum Exportschlager des ZDF und zählt neben DER KOMMISSAR mit Erik Ode sowie DERRICK mit Horst Tappert zu den erfolgreichsten und berühmtesten Kommissaren der deutschen Fernsehgeschichte.
Bis 1986 mimte Lowitz den Kommissar bis er sich in der 100. Folge ZWEI LEBEN, die am 12. Januar 1986 im ZDF ausgestrahlt wurde, erschießen ließ, um jede Rückkehr auszuschließen.
"Wie ich diese Rolle des heldischen Polizisten, der alles weiß und alles aufklärt, über 100 Folgen lang ertragen konnte. Es ist wie mit der Liebe auf dem Strich. Hätte ich, wie mein Kollege Horst Tappert 250 Folgen Derrick abgedreht, wäre ich wohl in der Psychiatrie gelandet mit diesem konfektionierten Krimi-Käse." (1)
Unter seinen Kollegen galt Lowitz als übellaunig und ewiger Meckerer und wurde von ihnen immer mehr gemieden.
"Er war ein Macho in Reinkultur, der hassenswerteste und hinreißendste, den ich je getroffen habe." (2)
Nach DER ALTE widmete sich Lowitz mehr seinem Privatleben oder spielte Theater wie 1988 den Al Lewis in Neil Simons SONNY BOYS am Theater in der Josefstadt.
Im Fernsehen war dagegen nur noch sehr selten zu sehen. Seine letzte Fernsehrolle hatte er 1997 in MEIN FREUND HARVEY" und trat 1998 als Gast von Alfred Biolek in dessen Talkshow BOULEVARD BIO auf.
In seinen letzten Lebensjahren schrieb er an seiner Biographie Was für ein Leben, deren Veröffentlichung er selber aber nicht mehr erlebte. Siegfried Lowitz verstarb am 27. Juni 1999 in München
"Ich war ein unangenehmer Mensch, ich war wie eine Sektflasche, die immer hochging. Ich habe auch viel getrunken früher. Das habe ich aber eingestellt." (3)
Ein Jahr nach seinem Tod erschien im Juli 2000 seine Autobiographie. Hierin lässt Lowitz sein Leben Revue passieren und schildert unverwechselbar und eigenwillig die wichtigsten Stationen seiner Schauspielerkarriere.
(1) Siegfried Lowitz
(2) Helmut Ringelmann, Produzent von "Der Alte"
(3) Siegfried Lowitz
© by Ingo Löchel