HERBERT BÖTTICHER - Ein Nachruf
HERBERT BÖTTICHER
(1928-2008)
1958 wechselte Bötticher an die Münchener Kammerspiele, wo er bis 1969 engagiert war. Unter der Intendanz des legendären Hans Schweickart brillierte der Schauspieler in vielen Stücken.
1961 gab Bötticher als Güldenstern in Franz Peter Wirths Fernsehfassung von Shakespeares "HAMLET, PRINZ VON DÄNEMARK sein TV Debüt.
Von 1961 bis 1969 unterrichtete der Schauspieler an der Falckenberg-Schule in München.
Es folgten Fernsehfilme wie FLORENCE UND DER ZAHNARZT (1962), ZWEIERLEI MAß (1963), DER MANN NEBENAN (1964), DER MÜDE THEODOR (1965), DIE TOCHTER DES BRUNNENMACHERS (1965), HERZLICHES BEILEID (1966) oder BLUT FLOSS AUF BLENDINGS CASTLE (1967).
1967 gab Bötticher in KALIBER 9, einer Folge der Serie DAS KRIMINALMUSEUM sein TV Serien Debüt.
Ein Jahr später folgte in MORGENS UM SIEBEN IST DIE WELT NOCH IN ORDNUNG (1968) sein Kino Debüt.
In den 1970er Jahren arbeitete Herbert Bötticher als freier Schauspieler und gastierte unter anderem 1973 als Higgins im Musical MY FAIR LADY in Frankfurt, die er neun Jahre an der dortigen Städtischen Oper spielte.
Ab den 1970er Jahr war er auch wieder vermehrt im Fernsehen zu sehen. So u. a. in MEIN FREUND HARVEY (1970), DIE FRAU OHNE KUSS (1971) oder GLÜCKSPILZE (1971).
1972 spielte Herbert Bötticher in dem Tatort DER FALL GEISTERBAHN den KOMMISSAR KLIPP, den eigentlichen Hauptermittler des Krimis, da Kommissar Konrad aus gesundheitliche Problemen - sein Rheuma plagte ihn - nur sporadisch an den Ermittlungen teilnehmen konnte.
Die Figur des Kommissar Klipp war eine Erfindung des Autors Hansjörg Martin, der in der Krimiliteratur auch andere Fälle lösen durfte.
Martin räumte dieser Figur in dem TATORT eine größere Rolle ein und brachte ihn so ins Fernsehen.
In DER FALL GEISTERBAHN träumt Klipp von einem richtig großen Fall und erhält mit dem Mord in der Geisterbahn seine Chance.
Die wenigsten können den Schauspieler Herbert Bötticher mit dieser TATORT-Rolle in Verbindung bringen, denn seit seiner Erstsendung im Jahr 1972 wurde dieser TV - Krimi, wie viele andere Tatorte aus den 1970er Jahren, nicht wieder wiederholt.
Weitere TATORT - Auftritte hatte Bötticher 1974 in ACHT JAHRE SPÄTER als Haftrichter und 1975 in MORDGEDANKEN als Dr. Kenzie.
Neben seinen Tatort Rollen sah man Bötticher u. a. in den TV Filmen LINA BRAAKE (1975), VIER GEGEN DIE BANK (1976), LIEBLING, ICH BIN DA 1978), ZWEI MANN UM EINEN HERD (1979) oder ONKEL & CO. (1981).
In den 1980er Jahren wurde Bötticher durch seine Rolle als Alfons Vonhoff in der sehr beliebten Fernsehserie ICH HEIRATE EINE FAMILIE (1983-1986) wieder einem breiten Publikum bekannt.
Danach folgten die Fernsehfilme HEUTE UND DAMALS (1985), HALBE WAHRHEITEN (1985) und ZIEH DEN STECKER RAUS, DAS WASSER KOCHT (1986).
Ab den 1980er Jahre stand er wieder vermehrt und sehr erfolgreich auf den deutschen Bühnen und tourte seit Mitte der 1980er auch sehr erfolgreich mit Lesungen durch Deutschland und Österreich, wo er Texte von Wilhelm Busch und Mark Twain sowie Märchen vortrug.
Sowohl vom Publikum als auch den Kritikern wurden die Programme "Rettet Euch mit Wilhelm Busch!", "Aus den Tagebüchern von Adam und Eva" von Mark Twain und "Wunderbare Märchenwelt Die Welt der Märchen" sowie das Weihnachtsprogramm "Es begab sich aber zu der Zeit
" hoch gelobt.
"Der ganz besondere Reiz der Aufführung ergibt sich aus der bewussten Konfrontation von Dichtung und Wirklichkeit Die begeisterten Zuhörer dankten den Künstlern immer wieder durch spontanen Beifall auf offener Szene und verabschiedeten Herbert Bötticher und Doris Gallart mit einem lang anhaltenden Schlussapplaus auf ihrer Tournee." (1)
Ab Ende der 1980er Jahre sah man Bötticher nur noch sporadisch im Fernsehen. So u. a. in Serien wie SOKO 5113 (1988), DAS NEST (1989), PENSION CORONA (1990), LILLI LOTTOFEE (1992) oder PARKHOTEL STERN (1997).
Am Theater am Dom in Köln führte er in den Stücken SEXTETT (Spielzeit 1980/81), ENDLICH ALLEIN (1988/89), Kishons TRAUSCHEIN (1997/98) sowie in der Spielzeit 2001/02 in VIELLEICHT, VIELLEICHT AUCH NICHT sowohl die Regie als auch die Hauptrolle.
Für Bötticher war die Komödie ein ernsthaftes Metier, er suchte nicht das augenzwinkernde Einvernehmen mit der ersten Reihe, sondern wollte auch und vor allem jenes Maß an Betroffenheit vermitteln, das die Komödie meist in sich birgt.
Regisseure, die nicht ein Werk, sondern sich selbst präsentieren sind mir ein Übel wie der Besuch beim Zahnarzt. (2)
2005 spielte der Schauspieler in dem Fernsehfilm PRINZ UND PAPARAZZI seine letzte Filmrolle. Im selben Jahr war er in HOFFNUNGSLÄCHELN, einer Folge der Serie HALLO ROBBIE in seiner letzten TV - Fernsehrolle zu sehen.
In der Spielzeit 2005/2006 führte er in dem Theaterstück SÜßER DIE GLOCKEN im Theater am Dom in Köln seine letzte Regie.
Was tut der Mensch nicht alles, um seinen Mitmenschen den Weihnachtsabend zu verschönen! Jede noch so verbitterte Christenseele stellt ihre Sorgen hintan, um der Familie den schönsten Tag im Jahr nicht zu verderben.
Das ist auch bei Bachmanns nicht anders. Seit 364 Tagen freut sich Grossmutter Bachmann nun schon auf den Besuch ihrer Kinder und Enkel.
Und endlich ist es soweit: die Kekse sind gebacken, die Kerzen entzündet, die Geschenke eingepackt. Eigentlich kann gar nichts mehr schiefgehen. Wenn die Realität nicht ausgerechnet an diesem Abend Einzug hielte...
Er liebte es, unverhofft am Telefon seine alter Ego auszuspielen und verwirrte mit seinem skurillen Humor seine Partner. (3)
In Düsseldorf arbeitete Bötticher zusammen mit seiner Frau Doris Gallart an der bevorstehenden Premiere des Musicalklassikers ''GIGI'' von Frederick Loewe und Alan Jay Lerner.
Darin führte Bötticher nicht nur die Regie, sondern sollte auch eine der Hauptrollen in dem Stück spielen.
Geliebt und gefürchtet war unser Herbert mit seiner Perfektion, die er selbstverständlich auch von allen Partnern und Mitarbeitern erwartete. Wir werden ihn alle sehr vermissen. (4)
Herbert Bötticher verstarb am 8. Oktober 2008 überraschend in seinem Düsseldorfer Hotelzimmer, worin er tot aufgefunden wurde.
Obwohl man meinen Namen mit oe und seinen mit ö schreibt, haben wir stets eine innige Verbindung gefühlt und gescherzt, dass er mein i sei.
Erst vor wenigen Tagen hat mich Herbert angerufen und mir das auf den Anrufbeantworter gesprochen. (5)
Herbert Bötticher war Mitglied im Magischen Zirkel von Deutschland e.V
(1) Süddeutsche Zeitung
(2) Herbert Bötticher
(3) Inge Durek und Barbara Heinersdorff
(4) Inge Durek und Barbara Heinersdorff
(5) Grit Boettcher
© by Ingo Löchel
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