… Michael Breuer über das Gruseln und das Schreiben
… Michael Breuer …
… über das Gruseln und das Schreiben
: Den größten Teil meines wachen Daseins verbringe ich im Büro und gehe meinem Hauptberuf innerhalb der Kölner Stadtverwaltung nach. Abends beschäftige ich mich, je nach Zeit, gerne mit abseitigen Filmen jedweder Coleur, schmökere allerlei wildes Zeug, betätige mich als Bändiger unserer drei Hausratten oder sitze mit meiner bezaubernden Partnerin beim Thailänder unserer Wahl. Nachts, wenn alles schläft, klettere ich dann frohgemut auf den Schreibtischstuhl und ersinne meine Geschichten.
: Ach, was das angeht, habe ich ein großes Herz. Da passen alle Monster rein. Von Vampiren, Werwölfen, bösen Zauberern bis hin zu Opfern irgendwelcher greulichen Flüche. Da bin ich ganz wertfrei. Ghoule finde ich ja persönlich schmählich unterrepräsentiert. Die glibberigen Racker könnte ich mir auch ziemlich gut im Rahmen eines Films vorstellen.
: Das Kreuz John Sinclairs ist, wie auch das Amulett Professor Zamorras, gewisserweise eines der Markenzeichen der jeweiligen Serie. Sie gehören m. E. einfach dazu. Man sollte freilich davon absehen, diese als ultimatives Allheilmittel einzusetzen, sonst sind sie echte Spannungskiller. Ich für meinen Teil arbeite in der Regel nach einem ausführlichen Exposé, in dem ich schon frühzeitig festgenagelt habe, wie ich die Handlung des Romans schlussendlich auflöse und die gerade aktuelle Bedrohung neutralisiere. Ein ZACKBUMM-Ende, bei welchem mit der mächtigen Wunderwaffe des jeweiligen Helden mal eben dem Bösen der Garaus gemacht wird, ist unbefriedigend und nicht gerade spannend. Deshalb sollte man sich zeitig überlegen, wie man seine Lieblinge aus der Bredouille rettet. : So früh wie möglich
Natürlich kann es passieren, dass man zwischendurch vom Pfad des selbstverfassten Exposés abweicht und die Handlung ein paar Schlenker macht. Von der grundsätzlichen Auflösung sollte man jedoch einen Plan haben. Sonst steht man, wenn man Pech hat, vor der unangenehmen Situation, dass sich die Seitenzahl zwar dem Ende neigt, man selbst aber keinen blassen Schimmer hat, wie man aus dem Schlamassel herauskommt.
: Ehrlich gesagt habe ich mir noch nie Gedanken darüber gemacht, wie weit ich die Gewaltdarstellung im Heftroman ausreizen kann. Ich verlasse mich da auf mein Gefühl. In den seligen 80ern, wird kolportiert, war ja schon der schöne Satz „Blutrot geht die Sonne unter“ verdächtig. Da geht heutzutage sicherlich deutlich mehr. Allerdings muss ich persönlich als Autor im Rahmen klassischer Gruselheftserien auch nicht knöcheltief durch Blut- und Gehirnmasse waten, das würde sich für mich falsch anfühlen und passt meines Erachtens auch nicht zu SINCLAIR oder ZAMORRA, die sich ja noch nie durch Gewaltexzesse ausgezeichnet haben. Derbe Splatterszenen, sofern sie in einem sinnvollen Kontext stehen, würde ich eher außerhalb des Hefts zu Papier bringen, was ich in Form einiger neckischer Kurzgeschichten auch schon getan habe.
: Die Fantasy-Elemente waren auch lange vor Band 1000 schon präsent, so wie PZ schon seit vielen Jahren eine bunte Wundertüte der Phantastik ist. Das fängt bei dem Pantheon der verschiedenen Alien-Rassen an und hört bei den Reisen des Professors durch diverse wundersame Dimensionen auf. Das bringt natürlich schnell den Vorwurf der Beliebigkeit mit sich, den ich jedoch für völlig unberechtigt halte.
Früher, als jugendlicher Leser, fand ich diese Vielfalt anfangs verwirrend, bis ich mich an das quirlige Treiben bei PZ gewöhnt hatte. Heutzutage als Autor sehe ich das Ganze als Bereicherung an. Ich selbst bin ja eher bei den klassischen Gruselreißern verortet, habe aber auch mit Science-Fiction oder Fantasy-Welten keine Berührungsängste und wenn man bei der Plot-Entwicklung quer durch den Garten wildern kann, macht das die Sache natürlich spannender.
: Ja nun, natürlich reizt mich das. Ich müsste lügen, wenn ich etwas anderes behaupten würde. In meiner Schublade schlummert noch so einiges an bisher unveröffentlichten Werken, darunter auch ein zurzeit etwa 400-seitiger Fantasy-Roman, an dem ich hin und wieder feile. Wann und ob der jedoch das Licht der Welt erblicken wird, steht noch in den Sternen.
: Tja, so in aller Kürze gesagt, vorstellen kann ich mir eine ganze Menge, aber wie meine selige Mutter schon wusste: Man kann nicht auf allen Hochzeiten tanzen. Ich bin im Moment durch die Mitarbeit an drei Serien und meinen Hauptberuf eigentlich ganz gut ausgelastet und mein Tag hat auch nur vierundzwanzig Stunden.
: Der Kontakt zu dem höchst kreativen und umtriebigen Bjoern Candidus (www.bjoern-candidus.de) kam seinerzeit über Facebook zustande. Bjoern und ich diskutierten des Öfteren über die verschiedensten Themen und schweiften dabei vom Horror im Allgemeinen, Filme schließlich zum Thema Ebooks und Innenillustrationen. Von dort aus war es nur noch ein kleiner Schritt bis zu der spontanen Idee, eine meiner frühen Horrorgeschichten durch Bjoern illustrieren zu lassen und sie den geneigten Lesern als Weihnachtspräsent zu kredenzen.
HACKEPETER – EIN WINTERMÄRCHEN habe ich Anno 1997 geschrieben. Die Geschichte hat also schon ein paar Jahre auf dem Buckel. Für die Neuveröffentlichung wurde sie stilistisch überarbeitet und mit einem neuen, wie wir fanden, passenderen Ende versehen.
In aller Kürze handelt die Story von einem gewissen Herrn Brockmann. Den darf man sich als einen dieser griesgrämigen Zeitgenossen vorstellen, deren Mundwinkel permanent gen Südpol hängen. Aufgrund schlechter Witterung flüchtet Brockmann in ein höchst merkwürdiges Haus, in dem ihm einige wunderliche Dinge widerfahren, über die man angesichts der Kürze der Geschichte jedoch nicht allzu viel verraten sollte.
: Auweh, das jetzt auf drei Filme herunterzubrechen, ist schwer, wenn ich mir meine reichgefüllten DVD-Schränke ansehe. Dass ich von jeher eine Vorliebe für das Makabre hatte, lässt sich nicht von der Hand weisen. Das fing mit dem klassischen Universal-Monster-Zyklus an, ging über Godzillas erste Leinwandauftritte, bis ich schließlich alt genug für saftigere Kinokost in Form von gedärmeschnabulierenden Zombies war. Generell haben die frühen Filme von Paul Naschy bei mir einen Stein im Brett. Aber ich kann mich auch für Jess Franco, Jean Rollin und ähnliche Kost erwärmen. Aber jetzt drei bestimmte Streifen herauszupicken, fällt mir wie gesagt schwer.
: Die Web-Präsenz Werners Kurt Giesas wurde nach seinem Tod zunächst von Kuno Liesegang vor dem digitalen Nirvana gerettet, der sie auch lange Zeit hostete. Als Kuno schließlich seine Domain aufgab, habe ich die Seiten von ihm übernommen, da wir nicht wollten, dass die Seiten einfach so verschwinden. Der Web-Auftritt W. K. Giesas bietet immer noch eine informative Anlaufstelle sowohl über das Schaffen Giesas als auch über den Menschen selbst.
Ich bin ja in der Blütezeit des Heftromans großgeworden und habe neben den Serien, für die ich heute selbst schreiben darf, so ziemlich alles an Grusel verschlungen, was ich ergattern konnte und das Taschengeld erlaubte. Fast jeder Autor hatte seinen speziellen Stil, an dem man seine Werke quasi blind identifizieren konnte. Die knackigen Romane Dan Shockers zum Beispiel hätte ich wohl auch erkannt, ohne dass sein Name auf dem Cover gestanden hätte. An Werners Romanen schätzte ich besonders seinen flotten Erzählstil, den Humor und die Vielseitigkeit der Themen.
: Aktuell erscheinen in der nächsten Zeit zwei weitere PZ-Romane von mir. Einer davon hat die beliebten „Leichenwürmer aus dem All“ zum Thema, der andere ist ein eher klassischer Gruselreißer. Danach wende ich mich wieder dem sympathischen Londoner Geisterjäger zu. Was dann kommt, werden wir sehen, aber vermutlich steht ein weiterer Beitrag zur mittlerweile schon nicht mehr ganz so neuen Serie DARK LAND an.
: Eigentlich ist ja schon alles Wesentliche gesagt, aber wo ich gerade DARK LAND erwähne, sei mir gestattet, für Basteis jüngsten Zuwachs im Horror-Segment auch noch einmal die Werbetrommel zu rühren. Es handelt sich um einen SpinOff der Sinclair-Serie. Die Hauptfigur, Sinclairs Patensohn Johnny Conolly, wurde im Zuge der Sinclair-Jubiläumstrilogie zu Band 2000 in eine finstere Parallelwelt verschlagen, wo er nun fetzige neue Abenteuer bestehen darf. Zu den Autoren zählen Alfred Bekker, Logan Dee, Mark Freund, der sagenumwobene Graham Grimm und Rafael Marques. Achja, meine Wenigkeit ist auch dabei.
: Ich habe zu danken, Konrad. Ich hoffe, ich konnte einige erhellende Antworten zu Tage fördern
Kommentare
Da gilt der Dank also vor allem Michael, das er sich die Zeit hierfür genommen hat.