… Andre Wegmann über das Schreiben und die Kreaturen des Schreckens
... Andre Wegmann ...
... über das Schreiben und die Kreaturen des Schreckens
: Hallo, ich danke für die Anfrage. Nun, ich schreibe schon seit längerem Artikel zu verschiedensten Themen für Firmen und Webseitenbetreiber und irgendwann wollte ich mal etwas Phantasievolleres und Eigenes schreiben. Das war ungefähr Mitte letzten Jahres, zu der Zeit begann der EBook-Boom gerade in Deutschland. Da ich selber gerne lese, am liebsten Thriller und Horror-Romane, kamen nur die beiden Genres in Frage. Also dachte ich, ich versuch mich mal an einer Horror-Geschichte, da ich dabei die besten Möglichkeiten sah, mich literarisch auszutoben.
: Also bei beiden Geschichten, die bisher von mir erschienen sind, stand zuerst das Setting. Bei "Sonne des Grauens" ein Sonnenstudio und bei "Kutná Hora" ein alter Jahrmarkt. Dann reiften die Geschichten einige Zeit in meinem Kopf heran, bis ein grobes Grundgerüst und der Anfang feststand. Beim Schreiben kommen dann noch viele Ideen dazu. Ist die Rohfassung dann einmal fertig, wird eigentlich inhaltlich nur noch wenig verändert.
: Es freut mich natürlich, dass die Geschichte so gut ankommt. Ich schreibe einfach etwas, was mir selbst als Leser gefallen würde, und ich denke in Zeiten, wo geschätzte 1835 Vampirromane im Jahr erscheinen, wird diese Art von "echtem" Horror durchaus von einigen geschätzt. Ich selber mag zumindest Vampir- und Geistergeschichten nicht sonderlich und stehe eher auf "realistischen" Horror. Wobei ich das Vampirmotiv zum Beispiel schon interessant finde, aber die Umsetzung langweilt mich meist. Die Bücher von Anne Rice habe ich gelangweilt abgebrochen und von Twilight und Co. will ich gar nicht groß reden. Außerdem denke ich, dass viele Leser mögen, dass ich auch bei harten Szenen voll draufhalte mit der "Kamera" und nicht wegblende, um ´ne glattpolierte Mainstream-Story zu präsentieren. Wobei ich aber auch nicht einfach blutrünstige Szenen um ihrer selbst Willen aneinanderreihe, nur wenn sie vorkommen, dann wird da halt auch nicht zaghaft umschrieben.
: Hm, ich hatte mal eine Artikelserie über Prag geschrieben und ich dachte mir, Osteuropa passt ganz gut für eine Horror-Geschichte. Die Tschechische Republik stand also als Schauplatz fest, bevor ich überhaupt auf die Idee kam, die Geschichte in der Nähe von Kutná Hora anzusiedeln, wo ja das Sedletz-Ossarium, das in der Geschichte auch am Rande eine Rolle spielt, steht.
: Nein. "Kutná Hora" ist immerhin ein Kurzroman mit etwas mehr als 100 Taschenbuchseiten, das kann man als günstiges Taschenbuch anbieten. "Sonne des Grauens" käme auf etwa 40 Taschenbuchseiten, dafür würde es sich nicht lohnen, die Drucker anzuschmeißen. Das ist das Problem der Kurzgeschichten und der Grund, warum sie es lange Zeit schwer hatten, denn in den Buchhandlungen waren sie nicht vertreten, weil es sich nicht lohnte, einzelne Kurzgeschichten zu drucken. Für eine solche Geschichte ist das Ebook-Format für günstige 99 Cent ideal. Vielleicht erscheint "Sonne des Grauens" aber mal in einer Kurzgeschichten-Sammlung in gedruckter Form, wenn ich mehrere davon geschrieben habe.
: Das wäre in der Tat reizvoll. Noch ist ein "richtiger" Roman aber nicht in Planung. Na ja, ich bin ja erst 33, von daher bleibt mir hoffentlich noch genug Zeit, das mittelfristig mal zu realisieren ;-)
: Ich habe da kein konkretes Vorbild. Jack Kilborn ist ganz cool, wobei ich jetzt auch nur "Das Hotel", "Die Insel des Dr. Plincer" und die Kurzgeschichte "Rastplatz des Grauens" von ihm las. Überhaupt, ich lese zwar gerne Horror-Romane, aber wenn man mich mal fragt muss ich zugeben, von einem Stephen King, Richard Laymon oder Jack Ketchum habe ich bisher kaum etwas gelesen.
: Als ich mich näher mit den Ebooks bzw. dem Selfpublishing beschäftigt habe und gesehen habe, dass es in der Tat ganz einfach ist, selber zu veröffentlichen. Das Schreiben ist da schon schwerer. "Sonne des Grauens" entstand noch recht locker nebenbei, "Kutná Hora" war dagegen schon sehr arbeitsintensiv. Wer meint, er könne es auch, soll es einfach machen. Aber so locker ist es auch nicht, zumindest dann nicht, wenn wirklich was Ansprechendes dabei herauskommen soll. Viele unterschätzen auch das Drumherum, als Selfpublisher muss man sich zwar nicht um Verlage kümmern, aber man muss auch alles selber organisieren. Ein ordentliches Cover, ein Lektorat und vor allem die Werbung nach der Veröffentlichung sind wichtige Punkte.
: Seit einigen Wochen flirte ich mit der Idee, eine abgefahrene Horror-Story zu schreiben, die hauptsächlich in einem Supermarkt spielt. Gab es dort schon Horror-Geschichten? Mir fällt zumindest keine ein. Ich denke das wird von der Länge her dann aber eher eine Kurzgeschichte, aber mal schauen.
: Ich danke für die Möglichkeit, mich und meine Geschichten hier bei Zauberspiegel-online vorzustellen und würde mich natürlich freuen, wenn die horrorinteressierten Leser hier einem Indie-Autor eine Chance geben und "Kutná Hora" lesen. Feedbacks und konstruktive Kritik sind auch jederzeit willkommen.
Kommentare
Steven King, von dem du selbst sagst, dass du nicht viel von ihm gelesen hast, lässt "Nebel des Grauens" größtenteils in einem Supermarkt spielen. Der Nebel ist zwar draußen, aber die Menschen sitzen drinnen gefangen und drehen langsam durch.
Ich erinnere mich auch dunkel an eine Horrorstory in der Fleischabteilung eines Supermarktes, die unser Freund Thomas Backus vor vielen Jahren mal geschrieben hat, als er Ladenmetzger war.
Ob es noch andere Horrorgeschichten in einem Supermarkt gibt, weiß ich nicht. Da ich aber einige Zeit in einem solchen Markt gearbeitet habe und mich hinter den Kulissen auskenne, hatte ich auch mal selber so eine Idee, die nur bisher noch nicht zur Umsetzung gekommen ist.
Bin sehr gespannt was der Andre Wegmann da "verbrochen" hat und den Konrad so in Begeisterungstaumel fallen liess.