NACHRUF - HANSJÖRG FELMY
HANSJÖRG FELMY
(1931-2007)
"Ich bin zwar immer noch zu jeder Schandtat bereit, aber es gibt nichts, was mich interessieren könnte. (1)
Danach versuchte er sich im Schlosser- und Buchdruckerhandwerk. Während dieser Zeit wuchs auch sein Interesse an der Schauspielerei und Felmy erprobte sein Talent auf einer Wanderbühne.
Von 1947 bis 1949 nahm er Schauspielunterricht bei Hella Kaiser und erhielt 1949 am Staatstheater Braunschweig sein erstes Engagement. Dort gab er als Arbeiter in Zuckmayers Des Teufels General sein Bühnendebüt.
1953 wechselte er an das Stadttheater Aachen und von 1954 1956 nach Köln.
1956 gab er in dem Film DER STERN VON AFRIKA als Jagdflieder Robert Franke sein Kinodebüt. Felmy spielte darin einen Leutnant, der wenig Neigung zum Heldentum zeigt.
Während des Zweiten Weltkriegs fällt das junge Flieger-Ass Hans-Joachim Marseille (Joachim Hansen) durch Heldenmut auf. Als er sich in die Lehrerin Brigitte (Marianne Koch) verliebt, beginnt er jedoch am Sinn des Krieges zu zweifeln.
Schon mit seinem zweiten Film HAIE UND KLEINE FISCHE schaffte Felmy 1957 den Durchbruch als Schauspieler.
Nach der Ausbildung auf einem Minensucher landen vier Seekadetten im U-Boot-Krieg. Unter ihnen ist Frischling Teichmann (Hansjörg Felmy), der sich ausgerechnet in die Frau des Flottillenchefs Wegener verliebt. Als ihr U-Boot im Ärmelkanal von den Briten versenkt wird, rettet Teichmann seinem Vorgesetzten das Leben
Danach sah man ihn u. a. in Filmen wie DAS HERZ VON ST. PAULI (1957) an der Seite von Gert Fröbe oder an der Seite von Hans Alber in DER GREIFER (1957). Mit Hildegard Knef spielte er in DER MANN, DER SICH VERKAUFTE (1958) und mit Ruth Leuwerik stand er zusammen in EIN TAG, DER NIE ZU ENDE GEHT (1959) vor der Kamera.
Seine wohl berühmteste Rolle hatte Felmy 1959 als Thomas Buddenbrook in dem Film BUDDENBROOKS. In den 1960er Jahren war Felmy vorwiegend in Kriminalfilmen wie DER HENKER VON LONDON (1963), DAS UNGEHEUER VON LONDON (1964) oder NEBELMÖRDER (1964) zu sehen. Danach zog sich Felmy aus dem Filmgeschäft zurück, da ihm die Drehbücher nicht zusagten und missfielen.
1966 war er neben Paul Newman und Julie Andrews in dem Hitchcockfilm TORN CURTAIN (Der zerrissene Vorhand) noch einmal im Kino zu sehen. Weitere Angebote aus den USA lehnte er jedoch ab.
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1971 war Hansjörg Felmy in dem Edgar Wallace Film DIE TOTE AUS DER THEMSE in einer seiner letzten Kinorolle zu sehen.
Die Tänzerin Myrna Fergusson läßt sich als V-Frau für Scotland Yard bei einem Rauschgiftring einschleusen. Eine riskante Doppeltätigkeit, die Myrna mit ihrem Leben bezahlen muß. Zusammen mit Inspektor Craig (Hansjörg Felmy) macht sich Danny Fergusson (Uschi Glas) auf die Suche nach dem Mörder ihrer Schwester. Schon bald gibt es weitere Leichen und einen Verdächtigen: Warum ist der schmierige Fotograf Armstrong (Vadim Glowna) immer vor der Polizei am Tatort?
Seine größte Popularität erreichte Felmy Mitte der 1970er Jahre mit der Figur des Essener Tatort-Kommissars HAFERKAMP. Sein lange vor "Colombo" erfundener zerknautschter Mantel, seine geschiedene TV-Frau Karin Eickelbaum sowie seine Bouletten verschafften ihm schnell einen Kultstatus und machten ihn unvergessen unter seinen Krimi-Kollegen.
Doch später wurden die Drehtage immer weniger, und darunter litt neben den nicht mehr so guten Büchern auch die Qualität. (3)
Bis 1980 spielte er den nachdenklichen, gelegentlich muffeligen Tatort-Ermittler. Früher als andere seiner Kollegen erkannte Felmy jedoch die Gefahr, dass sich ein Gesicht sehr schnell abnutzen kann. Und so gab Felmy als Haferkamp in "SCHÖNES WOCHENENDE" seine Abschiedsvorstellung als Tatort-Kommissar.
"Früher sagten die Leute auf der Straße noch, 'Herr Felmy' zu mir, später hieß ich dann 'Haferkamp' und zum Schluss oft nur noch 'Herr Kommissar' - da denkt man schon ans Aufhören." (4)
Nach seiner Zeit beim Tatort wirkte Felmy noch in mehreren Fernsehserien als Hauptdarsteller mit. In UNTERNEHMEN KÖPENICK (1985) spielt er den Feinkostfabrikanten Philipp Kelch und in DIE WILSHEIMER (1987) den Bauunternehmer Jean Ziegler.
1990 mimte Felmy den Charly Kapitzki, die rechte Hand des Flughafenchefs, in der Fernsehserie ABENTEUER AIRPORT. Seine letzte Hauptrolle hatte er als Paul Hagedorn in der Familienserie HAGEDORNS TÖCHTER (1994).
"Wir haben während der Serie eine Vater-Tochter-ähnliche Freundschaft aufgebaut, die über die Serie hinausging, sagte die Schauspielerin. Es habe auch in den letzten Jahren immer wieder Kontakt zu Hannes gegeben. Er war ein großartiger Schauspieler und Kollege, der mir Mut gemacht hat, bei der Schauspielerei zu bleiben." (5)
Neben seiner Tätigkeit als Schauspieler arbeitete Felmy auch als Synchronsprecher. So lieh er seine Stimmer u. a. Jack Nicholson (u. a. Chinatown, Zeit der Zärtlichkeit und Sodbrennen), Steve McQueen (Getaway) und Roy Scheider (Der weiße Hai).
Doch Hansjörg Felmy konnte auch singen: In der Verfilmung des Musicals CAMELOT (1967) sang und sprach er als deutsche Stimme von Franco Nero den Lancelot.
Felmy war in erster Ehe mit der Schauspielerin Elfriede Rückert verheiratet, mit der er viele Jahre auf der Nordseeinsel Amrum lebte. Aus dieser Ehe stammt sein Sohn Marcel. Nach der Scheidung von seiner ersten Frau heiratete er 1986 seine langjährige Lebensgefährtin Claudia Wedekind.
Seit Mitte der 1990er Jahre litt Felmy unter Osteoporose. Aus diesem Grund zog er sich aus dem Film- und Fernsehgeschäft gänzlich zurück und setzte sich zur Ruhe. Seine letzten Lebensjahre verbrachte der Schauspieler in Niederbayern und an der Nordseeküste. Hansjörg Felmy verstarb am 24. August 2007 in seinem Haus in Landshut.
(1) Hansjörg Felmy
(2) (3) Hansjörg Felmy
(3) Hansjörg Felmy
(4) Hansjörg Felmy
(5) Anja Kling
FERNSEHEN
© by Ingo Löchel
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