Jean-Paul Belmondo
Mit sechzehn Jahren erkrankte Belmondo an Tuberkulose, so dass ihn seine Eltern Paul (1898-1982) und Madeleine (1901-1997) zur Genesung in die Auvergne schickten. Dort fasste er den Entschluss, Schauspieler zu werden.
Sein Vater vermittelte Belmondo den Kontakt zu André Brunot, einem Mitglied der angesehenen Comédie-Française.
Er sprach bei dem erfahrenen Schauspieler vor, der ihm danach den freundschaftlichen Rat gab, auf keinen Fall eine Schauspielkarriere anzustreben, da ihm augenscheinlich das Talent dazu fehle.
Doch Belmondo gab nicht auf und bereitete sich sechs Monate lang auf die Aufnahmeprüfung am Pariser Konservatorium, scheiterte jedoch.
Erst im zweiten Anlauf wurde er im Jahr 1954 am Pariser Konservatorium "Conservatoire d'art dramatique" aufgenommen.
1950 gab Jean-Paul Belmondo mit dem Stück "La Belle au bois dormant" sein Bühnendebüt als Schauspieler.
Danach folgten unter anderem Bühnenrollen in Stücken wie " Mon ami le cambrioleur" (1951), "Gloriana sera vengée" (1952), "Zamore" (1953), "Médée" (1953), "La Reine blanche" (1953), "Les Boulingrin" (1954), "L'Avare" (1954), "Le commissaire est bon enfant" (1954), "Fantasio d'Alfred" (1955), "L'Annonce faite à Marie" (1955), "L'Hôtel du libre échange" (19569, "César et Cléopâtre" (1957) und "La Mégère apprivoisée" (1957).
Am 4. Dezember 1952 heiratete Belmondo Elodie Constantin mit der er drei Kinder, Patricia, Florence und Paul, zusammen hatte. Das Paar trennt sich im Jahr 1965 und ließ sich am 5. Januar 1968 scheiden.
1956 gab Jean-Paul Belmondo in "À pied, à cheval et en voiture" sein Film-Debüt. Danach folgten unter anderem Rollen in "Sei schön und halt den Mund" (1957), "Die sich selbst betrügen" (1958), "Leben und lieben lassen" (1958), "Ein Engel auf Erden" (1959), "Schritte ohne Spur" (1959), "Der Panther wird gehetzt" (1960), "Riskanter Zeitvertreib" (1960) und "Charlotte und ihr Typ" (1960)
1960 gelang Jean-Paul Belmondo mit dem Film "AUSSER ATEM"der Durchbruch als Schauspieler.
"Das Publikum zeigte sich begeistert von der radikal neuen Bild- und Tonsprache des Films und von der ungewöhnlich offen formulierten Beziehungslosigkeit der agierenden modernen Menschen.
Jean-Paul Belmondo als heimatloser Ganove und Jean Seberg als Zeitungen verkaufende Studentin wurden durch ihre Rollen über Nacht zu Stars." (1)
1962 gelang dem Schauspieler mit dem Abenteuerfilm "CARTOUCHE, DER BANDIT" (1962) ein Hit an den Kinokassen, der über 3,61 Millionen Franzosen in die Kinos locke.
"Philippe de Broca, der insgesamt sechs Filme mit Jean-Paul Belmondo (darunter "Abenteuer in Rio", "Die tollen Abenteuer des Monsieur L.") verwirklichte, lässt diesen kurzweiligen Abenteuerfilm schmissig und mit viel Humor beginnen.
Am Ende zieht er sentimentale Töne vor. Die erste Hälfte ist die bessere, am Ende wird nie ganz klar, was Cartouche an der blassen Odile Versois findet, wenn er doch Claudia Cardinale haben kann. Dennoch: schwungvolle Unterhaltung." (2)
Im selben Jahr stand er in dem Film "EIN AFFE IM WINTER" (1962) zusammen mit dem Schauspieler Jean Gabin vor der Kamera.
1963 wurde Belmondo für seine Rolle in "EVA UND DER PRIESTER" (1961) für den BAFTA in der Kategorie "Bester ausländischer Schauspieler" nominiert. 1967 folgte für seine Rolle in "ELF UHR NACHTS" (1965) seine zweite und letzte BAFA-Nominierung.
Nach dem Erfolg von "Cartouche, der Bandit" (1962), konnte Jean-Paul Belmondo mit den Kinohits "100.000 DOLLAR IN DER SONNE" (1964), seine erste und einzige Zusammenarbeit mit Lino Ventura, "ABENTEUER IN RIO" (1964) und "DÜNKIRCHEN 2. JUNI 1940" (1964), seine Karriere als Schauspieler weiter ausbauen.
Von 1963 bis 1966 war Belmondo zudem Vorsitzender der Interessenvertretung der französischen Schauspieler.
Während der Dreharbeiten zu "DIE TOLLEN ABENTEUER DES MONSIEUR L." (1965) lernte Belmondo die Schauspielerin Ursula Andress kennen. Die beiden wurden ein Paar und lebten danach von 1966 bis 1974 zusammen.
Nach Brennt Paris?" (1966), "Geliebter Schuft" (1966), "Der Dieb von Paris" (1967), " Ho! Die Nummer Eins bin ich" (1968),"Der Mann, der mir gefällt" (1969), Le Cerveau/ Das Superhirn (1969) und "Das Geheimnis der falschen Braut" (1969), stand Jean-Paul Belmondo in dem Film "BORSALINO" (1970) zum ersten Mal mit zusammen mit Alain Delon vor der Kamera.
Der Gangsterfilm wurde ein Riesenerfolg an den Kinokassen, der über 4,71 Millionen Franzosen in die Kinos lockte.
"Perfekt-reißerischer Star- und Gangsterfilm, der seine Eulenspiegeleien und seine tänzerische Eleganz in ironischen Brechungen mit einer brutalen Dramatik verknüpft." (3)
Danach folgten die Kinoerfolge "MUSKETIER MIT HIEB UND STICH" (1971), "ICH BIN DER GRÖSSTE" (1973), "ANGST ÜBER DER STADT" (1975), "DER UNVERBESSERLICHER" (1975), "EIN IRRER TYP" (1977), "DER WINDHUND" (1979) und "DER PUPPENSPIELER" (1980).
Neben seinem Heimatland Frankreich war der Schauspieler Jean-Paul Belmondo aber auch in Deutschland sehr beliebt. Und so gewannen seine Filme
- "DER UNERBESSERLICHE" (1975),
- "EIN IRRER TYP" (1977)
- und "DER WINDHUND" (1979)
jeweils eine "Goldene Leinwand" für mehr als drei Millionen Kinobesucher.
1981 kam mit dem Action-Thriller "DER PROFI" Belmondos wohl berühmtester Film in die Kinos, der in Frankreich über 5,24 Millionen Franzosen in die Kinos lockte. Der Film war aber auch in Deutschland ein Riesenerfolg und wurde in Deutschland ebenfalls mit einer "Goldenen Leinwand" ausgezeichnet.
"Georges Lautner drehte den packenden, teilweise brutalen Spionagethriller, den er ganz auf Frankreichs Action-Star Jean-Paul Belmondo zuschnitt. Brillant: die Musik von Ennio Morricone.(4)
Nach "DER PROFI" konnte Belmondo aber auch mit den Filmen
- "DAS AS DER ASSE" (1982), über 5,45 Millionen Zuschauer in Frankreich,
- "DER AUSSENSEITER" (1983), über 4,95 Millionen Zuschauer in Frankreich.
- "DIE GLORREICHEN" (1984), über 3,61 Millionen Zuschauer in Frankreich,
- und "FRÖHLICHE OSTERN" (1984), über 3,24 Millionen Zuschauer in Frankreich,
weitere Erfolge an den französischen Kinokassen feiern.
Nachdem sich Jean-Paul Belmondo bei den Stunts zu seinen Film "DER BOSS" (1985) eine Kopfverletzung zugezogen hatte, entschied sich der Schauspieler nach dem Film "DER PROFI 2" (1987) seine Karriere als Action-Star zu beenden, der an den Kinokassen floppte.
Dafür gelang Jean-Paul Belmondo mit dem Film "DER LÖWE" 1989 noch einmal ein Erfolg an den Kinokassen, der über 3,25 Millionen Franzosen in die Kinos lockte.
1989 wurde Belmondo für seine Rolle in "DER LÖWE" mit dem César in der Kategorie "Bester Hauptdarsteller" ausgezeichnet.
Nach dem Film "DER LÖWE" (1988) zog sich der Schauspieler für einige Jahre aus dem Filmgeschäft zurück und widmete sich wieder dem Theaterspielen.
1987 feierte Belmondo mit der Rolle des "Kean" in dem gleichnamigen Stück, ein überraschendes Comeback auf der Bühne, für die er den "Prix du Brigadier" erhielt. Großes Lob erhielt er 1989 auch mit der Titelrolle in dem Stück "Cyrano de Bergerac".
1991 erfüllte sich Jean-Paul Belmondo einen Jugendtraum und erwarb das altehrwürdige Pariser "Théâtre des Variétés"am Boulevard de Montmartre.
Dort trat er selbst 1996 zum ersten Mal in Georges Feydeaus Schwank "Puce à l'oreille" (Argwohn) als Frauenheld und dessen Doppelgänger auf.
1998 stand der Schauspieler in dem Film "ALLE MEINE VÄTER" noch einmal zusammen mit Alain Delon vor der Kamera und zeigte darin noch einmal sein ganzes Können, auch was seine Action-Sequenzen des Films betraf.
"Delon links und Belmondo rechts in "All meine Väter"Patrice Leconte ("Die Verlobung des Monsieur Hire", "Der Mann der Friseuse") brachte für seine charmante Komödie 30 Jahre nach "Borsalino" die beiden großen Stars des französischen Kinos - Freunde und lebenslange Konkurrenten - noch einmal zusammen.
Jean-Paul Belmondo und Alain Delon liefern sich nicht nur hinreißend komische Wortgefechte, sondern legen sich auch actionmäßig noch einmal richtig ins Zeug.
So muss sich etwa Belmondo noch einmal über eine Strickleiter in einen fliegenden Hubschrauber hinaufhangeln. Die kleinen Altersschwächen führt "Alle meine Väter" genauso augenzwinkernd vor wie zahlreiche Anspielungen auf die Karriere der beiden Schauspieler." (5)
Am 8. August 2001 erlitt Belmondo einen Schlaganfall. Er war danach halbseitig gelähmt und konnte kaum sprechen. Sechs Jahre kämpfte Bébel, wie ihn die Franzosen liebevoll nennen, mit sich und seinem Körper.
"Man darf nie aufgeben, sich nie gehen lassen. Man muss immer in die Zukunft blicken. Ich habe Jahre gebraucht, um wieder Sprechen zu können. Wer hätte damals gedacht oder gehofft, dass ich eines Tages wieder das Wort action hören sollte."(6)
Am 29. Dezember 2002 heiratete Belmondo seine langjährige Lebensgefährtin Natty. Im August 2003 wurde er mit seiner Tochter Stella zum vierten Mal Vater.
2008 kehrte der Schauspieler mit dem Film "EIN MANN UND SEIN HUND" in seiner bisher letzten Filmrolle noch einmal auf die Kinoleinwand zurück.
''Alle am Drehort hatten Gänsehaut, als Belmondo kam, er stützte sich auf einen Stock. Wir hatten Angst, dass es zu anstrengend für ihn würde. Aber etwas ganz anderes geschah.
Je mehr er drehte, je mehr die Kamera ihn einfing, desto mehr spielte er mit ihr, desto besser ging es ihm. Schließlich erhob er sich ohne Stock, stieß sogar kleine Freudenschreie aus. Die Kamera war wie eine Batterie, die ihn wieder aufgeladen hat.'' (7)
2008 lernte Jean-Paul Belmondo das belgische Mannequin Barbara Gandolfi kennen und ließ sich einige Monate später von seiner Ehefrau Natty scheiden.
Doch die Beziehung mit dem Mannequin stand von Anfang an unter keinem guten Stern, so dass Belmondo sich Ende 2012 wieder von Barbara Gandolfi trennte.
Am 17. Mai 2011 erhielt Jean-Paul Belmondo in Cannes die Goldene Palme sowie 2016 den Goldene Löwe auf den Internationalen Filmfestspielen in Venedig und den César für sein Lebenswerk.
2016 wurde mit "Milles Vies Valent Mieux Qu'une" Belmondos Autobiographnie veröffentlicht, die 2018 unter dem Titel "Meine tausend Leben" im Heyne Verlag erschien.
Filmograhie
Bühnenrollen
1) Prisma.de
2) Prisma.de
3) Lexikon des internationalen Films
4) Prisma.de
5) Prisma.de
6) Jean-Paul Belmondo
7) Regisseur Francis Huster
© by Ingo Löchel
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