Christine Kaufmann - Ein Nachruf
Nach kleineren Rollen in "IM WEISSEN RÖSSL" (1952), "STAATSANWÄLTIN CORDA" (1953), "SALTO MORTALE" (1953) und KLOSTERJÄGER" (1953), traf sie den Regisseur Harald Reinl, der ihr die Titelrolle in seinem Film "ROSEN-RESLI" gab.
Kaufmann spielte sich mit der Rolle der RESLI in die Herzen der Kinozuschauer, wodurch der Film ein großer Erfolg an den Kinokassen wurde, der Kaufmann über Nacht zum neuen deutschen Kinderstar machte.
Nach "ROSEN-RESLI" folgten Filme wie "DER SCHWEIGENDE ENGEL" (1954), "WENN DIE ALPENROSE BLÜH'N" (1955), "DAS HERZ SCHLÄFT FÜR ERIKA" (1956) und "DER SINGENDE ENGEL VON TIROL" (1958), mit denen Christine Kaufmann weitere Erfolge feiern konnte.
„Einerseits wurde ich gefeiert, andererseits kritisiert: Wieso hast du heute Augenringe? Ich war sehr isoliert. Und die Verantwortung, als Neunjährige eine Familie erhalten zu müssen, war fast zu viel für ein Kind.“ (1)
1957 stand sie in "WITWER MIT FÜNF TÖCHTERN" auch zum ersten Mal mit Heinz Ehrhardt vor der Kamera. Eine zweite Zusammenarbeit mit Erhardt folgte 1960 mit dem Film "DER LETZTE FUSSGÄNGER".
Ende der 1950er Jahre drehte Christine Kaufmann mit "VANCAZHE D'INVERNO" (1959) und dem Historienfilm "DIE LETZTEN TAGE VON POMPEJI" ihre ersten beiden Filme in Italien.
Mit "KONSTANTIN DER GROSSE" (1961) und "DEGENDUELL" (1962) folgten Anfang der 1960er Jahre weitere italienische Filme mit der Schauspielerin.
1962 wurde Christine Kaufmann für ihre Rolle in "STADT OHNE MITLEID" (1961) mit dem "Golden Globe Award" in der Kategorie "Beste Nachwuchsdarstellerin" ausgezeichnet.
Aber auch die Kritik feierte die junge Schauspielerin, die an der Seite von Kirk Douglas in dem Film ein Kleinstadtmädchen spielte, das Opfer einer Vergewaltigung wird.
Anfang der 1960er Jahre lernte Christine Kaufmann bei den Dreharbeiten zu "TARAS BULBA" den Schauspieler Tony Curtis kennen, den sie nach seiner Scheidung von seiner Frau Janet Leigh 1963 heiratete.
Die Scheidung von Curtis und die Heirat von Curtis und Kaufmann sorgten für einiges Aufsehen, insbesondere auch in der deutschen Presse.
Da ihre berufliche Karriere in Hollywood nicht so recht zünden wollte, zog sich die Schauspielerin nach den beiden Filmen "90 MINUTEN NACH MITTERNACHT" (1962) und "MONSIEUR COGNAC" (1964) ins Privatleben zurück.
Als die Ehe mit Curtis 1968 nach fünf Jahren geschieden wurde, kehrte Christine Kaufmann mit ihren beiden Töchtern Alexandra und Allegra nach Deutschland zurück.
„Ich war für ihn eine hübsche, junge Visitenkarte. Er war immer damit beschäftigt, Tony Curtis zu sein. Ja, wir haben eine amüsante Beziehung gehabt und im schönsten Haus von Hollywood gewohnt. Aber das ist auf Dauer zu wenig.“ (2)
In Deutschland gelang Christine Kaufmann ein Comeback, wo sie 1970 den Dreiteiler "WIE EIN BLITZ" unter der Regie von Rolf von Sydow drehte.
Danach sah man die Schauspielerin u. a. in TV-Serien "DER KOMMISSAR" (1972), "DIE FÄLLE DES HERRN KONSTANTIN" (1974), "DERRICK" (1977) und "DER GANZ NORMALE WAHNSINN" (1979).
Zudem begann in den 1970er Jahren mit den Filmen "DER TOD DER MARIA MALIBRAN" (1971), "WILLOW SPRINGS" (1973) und "GOLDFLOCKEN" (1976) ihre Zusammenarbeit mit dem Regisseur Werner Schroeter.
1981 drehte Kaufmann mit "LOLA" und "LILI MARLEEN" auch zwei Filme unter der Regie von Rainer Werner Fassbinder.
Zwei Jahr später feierte Christine Kaufmann mit der Rolle der OLGA in "MONACO FRANKZE" einen ihrer größten TV-Erfolge, indem sie auch ihr komödiantisches Talent unter Beweis stellen konnte.
1985 wurde mit "KÖRPERHARMONIE" Kaufmanns erstes Buch veröffentlicht. Bis 2014 erscheinen fünfzehn weitere Bücher aus der Feder der Schauspieler, dessen letztes "LEBENSLUST-SO KANN ICH MICH JEDERZEIT NEU ERFINDEN" (2014) ist.
Neben ihrer Tätigkeit als TV- und Filmschauspielerin sowie als Autorin, trat Christine Kaufmann ab den 1970er Jahren auch auf diversen deutschsprachigen Bühnen auf. Legendär ist ihr Auftritt als nackte Salome am Bochumer Theater im Jahr 1973.
"Ich war zwei Stunden nackt auf der Bühne und alle im Zuschauerraum angezogen. Das muss man mal durchziehen. Nachher wurde ich natürlich kritisiert, dicker Arsch und so. Die Menschen sind eben garstig.
Ich habe das aber bewusst gemacht, um meine Angst vor Menschen zu verlieren. Und es hat funktioniert." (3)
Im Dezember 2014 stand Kaufmann als skurrile Geisterbeschwörerin in Noël Cowards Schauspiel "FUNKELNDE GEISTER" am Landestheater Linz zum letzten Mal auf der Bühne.
"Ich wollte immer diese Rolle der komischen Alten spielen, die schon Margaret Rutherford gegeben hat. Und mit Regisseur Gerhard Willert habe ich es endlich geschafft, das Stück auf die Bühne zu bringen.
Ich habe im deutschsprachigen Raum meinen größten Erfolg mit ‚Monaco Franze‘ gehabt. Und an diese Figur kann ich jetzt wieder anschließen.“ (4)
Ab Ende der 1990er Jahre gab die Schauspielerin auch ihre eigene Kosmetik- und Wellness-Linie heraus, die sie bei HSE24 präsentierte und über den Teleshoppingsender verkaufte.
Insgesamt war Christine Kaufmann vier Mal verheiratet. Nach ihrer Ehe mit Tony Curtis, folgten zwei Kurzehen mit dem Regie-Assistenten Achim Lenz (1974-1976) und dem Musiker Reno Eckstein (1979-1982). Danach folgte von 1997-2011 ihre vierte Ehe mit dem Schauspieler und Maler Klaus Zey.
2014 sah man die Schauspielerin als TANTE POLLY in "TOM SAWYER & HUCKLEBERRY FINN" in ihrer letzten Rolle.
Christine Kaufmann verstarb am 28. März 2017 an den Folgen ihrer Leukämieerkrankung in einem Münchner Krankenhaus, nachdem sie einige Tage zuvor ins Koma gefallen war.
„Ich interessiere mich für ein gutes Leben, nicht für ein langes. Ich hab so viel erlebt und gesehen, ich war von Hollywood bis zum Himalaya überall und ich liebe die hügelige Landschaft von Österreich und Bayern.
Da fühle ich mich zu Hause. Und das ist ein Ziel, das ich erreicht habe: Dass ich trotz dieser merkwürdigen Wege, die mir das Leben angeboten hat, eine Art Heimatgefühl entwickeln konnte.“ (5)
Filmographie
(1) Christine Kaufmann
(2) Christine Kaufmann
(3) Christine Kaufmann
(4) Christine Kaufmann
(5) Christine Kaufmann
© by Ingo Löchel