Omar Sharif - Ein Nachruf
Omar Sharif
(1932-2015)
1954 gab Sharif in dem ägyptischen Film "Shaytan al-Sahra" sein Debüt als Schauspieler. Danach erhielt er in "Tödliche Rache" ("Siraa Fil-Wadi", 1954) seine erste Hauptrolle. In dem Film war an der Seite von Faten Hamama, der "Königin des ägyptischen Kinos" zu sehen.
Sharif und Hamama wurden nicht nur auf der Leinwand ein Paar, sondern auch im Privatleben. Um Hamama jedoch 1955 heiraten zu können, konvertierte der Christ Michel Demitri Chalhoub zum Islam und nahm den Namen Omar El-Sharif an.
1956 drehte Sharif mit der französisch-italienischen Produktion "Die Herrscherin vom Libanon" seinen ersten ausländischen Film. Zwei Jahre später wurde der populäre Schauspieler in Ägypten durch den französisch-tunesischen Film "Goha" auf den Filmfestspielgen in Cannes auch international bekannt.
Seinen internationalen Durchbruch schaffte Omar Sharif 1962 mit der Rolle des Sherif Ali in dem Monumentalfilm "Lawrence von Arabien".
Für die Rolle erhielt er sowohl einen Golden Globe in der Kategorie "Bester Nebendarsteller" als auch einen Golden Globe in der Kategorie "Bester Nachwuchsdarsteller". Zudem wurde für die Rolle für den "Oscar" als "Bester Nebendarsteller" nominiert.
"Wir verbrachten über zwanzig Monate in der Wüste - ohne eine einzige Frau. Man fürchtete, dass das Team wegen der Fraue
n in Streit geraten könnte und verbot uns deswegen jeglichen Kontakt zu ihnen. Nicht mal unsere Familien durften uns besuchen. Es war wie in der Armee! Was blieb mir da anderes übrig, als mich mit Alec Guinnessund Peter O'Toole anzufreunden?" (1)
Nach "Der Untergang des Römischen Reiches" (1964), "Deine Zeit ist um" (1964), "Der gelbe Rolls-Royce" (1964) und "Dschingis Khan" (1965) spielte er 1965 mit der Titelrolle in "Doktor Schiwago" die Rolle seines Lebens, die ihm 1966 einen Golden Globe als "Bester Hauptdarsteller", sondern auch internationalen Ruhm einbrachte.
Doch einen solchen Erfolg wie mit dem Film "Doktor Schiwago" erreichte Omar Sharif nie mehr wieder.
Obwohl er danach in Filmen wie "Die Nacht der Generale" (1967), "Funny Girl" (1968), "Mackenna's Gold" (1968), "Che!" (1969), "Die Steppenreiter" (1971), "Die Frucht des Tropenbaumes" (1974) oder "18 Stunden bis zur Ewigkeit" (1974) zu sehen war, floppten die meisten dieser Filme an den Kinokassen.
"Obwohl ich mit hervorragenden Regisseuren drehte, floppten fast alle Filme kläglich. Als ich noch Geld in die Kassen spülte, war mein Akzent egal.
Doch plötzlich wurde es schwer für mich, als Ausländer gute Rollen zu bekommen. Eben genauso wie heute: Nach ein paar Flops in Folge ist auch der beste Schauspieler weg vom Fenster." (2)
Nach seiner Rolle in "Funny Lady" (1975) ging es ab Mitte der 1970er Jahre mit Sharifs Karriere stetig bergab. Wie Shaif rückblickend selbst feststellen musste, habe er danach in zu vielen schlechten Film mitgespielt, vor allem wegen des Geldes.
"Na wegen der Gage! Ich habe in den letzten dreißig Jahren zu viele schlechte Filme gedreht und den Spaß an der Arbeit verloren. Also beschloss ich, auf ein Drehbuch zu warten, über das sich meine Enkelkinder nicht lustig machen könnten. Vorher wollte ich einfach nicht auf die Leinwand zurückkehren." (3)
1974 ließ sich Sharif von seiner Frau Faten Hamama, von der er sich bereits Mitte der 1960er Jahre getrennt hatte.
"Das Leben hat uns getrennt. Sie war eine großartige Schauspielerin und arbeitete in Ägypten. Ich war für Lawrence von Arabien in den Bergen und für Doktor Schiwago im Schnee. Ich machte Filme in Jugoslawien, Deutschland, überall. Wir sahen uns kaum." (4)
Danach fiel Omar Sharif, der vornehmlich in Hotels lebte, weniger mit seinen Filmrollen als mit seinen Affären und mit seiner Spielsucht auf. Sharif war viele Jahre professioneller Bridge-Spieler, nahm an Turnieren bei, und verlor viel Geld an den Roulette-Tischen diverser internationaler Casinos.
"Ich habe mich in meinem Leben für zu viele Dinge begeistert: Bridge, Pferde, Glücksspiele. Jetzt will ich wieder mehr Zeit mit meiner Familie verbringen, gelegentlich einen Film drehen." (5)
2003 konnte der Schauspieler noch einmal mit seiner Hauptrolle in dem französischen Film "Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran" überzeugen, der ihm 2004 den Cesar in der Kategorie "Bester Hauptdarsteller" einbrachte.
Danach war er nur noch sporadisch, auch aufgrund seiner Gesundheitszustandes, im Film und im Fernsehen zu sehen. Der Schauspieler war zwischenzeitlich an Alzheimer erkrankt.
2013 drehte Sharif mit "Rock the Casbah" seinen letzten Film. Omar Sharif verstarb am 10. Juli 2015 an den Folgen eines Herzinfarktes in Kairo.
(1) Omar Sharif
(2) Omar Sharif
(3) Omar Sharif
(4) Omar Sharif
(5) Omar Sharif
Filmographie
© by Ingo Löchel