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Ein Cop und die »Wildkatze« mit Bleifuß - »Speed«

SpeedEin Cop und die »Wildkatze« mit Bleifuß
»Speed«

Eigentlich hängen nur einige Menschen in einem Aufzug fest. Doch was wie Normalität in einem Hochhaus einer Stadt wie Los Angeles wirkt, ist höchst brisant. Denn es handelt sich um einen Anschlag und das Leben der Menschen wird durch eine Bombe gefährdet. Und der Täter sitzt gleich daneben in einem weiteren Aufzug und heißt Howard Payne. Und mit diesem Psychopathen ist wirklich nicht zu scherzen, wenn er die geforderten 3 Millionen US-Dollar nicht rechtzeitg erhält.

SpeedDoch da hat er nicht mit den Polizisten Jack Traven und Det. "Harry" Temple gerechnet, die zum Einsatzkommando gehören, um die Geiseln im Fahrstuhl zu befreien. Und wie der Teufel es so will, gelingt es ihnen auch mit einigen unkonventionellen Kniffen, die Menschen im letzten Augenblick zu retten. Payne hat indessen Harry mittlerweile als Geisel genommen. Doch auch hier zeigt sich für Payne, dass der junge Polizist Jack zu recht drastischen Mitteln greift, um ihm dessen Trumpf aus den Händen zu nehmen. Denn er schießt seinem Kollegen Harry einfach ins Bein. Aber Payne kann Jack trotzdem zuerst mal entkommen. Doch dann scheint ihn plötzlich die Explosion seiner eigenen Bombe doch noch zerissen zu haben, so das man seitens des LAPD auch späterhin immer noch nicht weiß, wer eigentlich der Erpresser überhaupt war.

Doch man sollte sich nie zu sicher sein. Die Wichtigkeit dieser Aussage wird Jack nur zu bald bewusst, als er plötzlich wieder mit dem Psychopathen Payne konfrontiert wird, der nicht nur mit der Explosion seine Flucht gedeckt hatte, sondern nun gleich vor Jacks Nase einen ganzen Linienbus in die Luft sprengt. Und dieser Bus samt dem Fahrer als bisher einzigem Insassen, war schlicht nur eine tödliche Warnung. Denn Payne will immer noch seine Millionen erpressen, auf die er glaubt einen Anspruch zu haben. Und um seinen Forderungen auch den nötigen Nachdruck zu verleihen, befindet sich unter einem weiteren, mit wesentlich mehr Menschen Besetzen Linienbus offenbar eine weitere Bombe, die sofort explodiert, wenn der Bus die Geschwindigkeit von 50 Meilen pro Stunde wieder unterschreiten sollte. Grund genug für Jack, den betreffenden Bus, dessen Nummer ihm Payne sogar verrät, in einer halsbrecherischen Verfolgungsjagd  einzuholen.

Doch der Busfahrer geht bei Jack, der ihn mit einem Wagen verfolgt, eher von einem Verrückten als einem Polizisten aus. Und der Bus hat auch bereits die 50 Meilen pro Stunde überschritten, so das die entsprechenden Sprengsätze von Payne, die sich unter dem Bus befinden, bereits scharf sind.

SpeedJack bleibt also nichts anderes übrig, als in den fahrenden Bus zu gelangen. Und dort taucht gleich ein weiteres Problem auf, denn ein Kleinkrimineller glaubt, Jack habe es auf ihn abgesehen und zieht eine Pistole. Als es durch einen weiteren mutigen Fahrgast dann zu einem Handgemenge mit dem Kriminellen kommt, löst sich ein Schuss. die Kugel trifft dabei ausgerechnet den Busfahrer, der schwer verletzt wohl kaum das vorgegebene Tempo des Bus halten kann.

Dafür springt nun die junge Annie ein, der man wegen dem hübschen Bleifuß auf dem Gaspedal erst einmal den eigenen Führerschein entzogen hatte, weshalb sie nun eben auf den Bus angewiesen ist.

Gemeinsam mit Annie gelingt es Jack, so manche bevorstehende Katastrophe zwar zu verhindern, doch dafür muss man mit Schrecken feststellen, dass der Erpresser (den man bisher aber noch nicht namentlich kennt) offenbar ein As in Sachen Bombenbau ist und dem Zufall keine wirkliche Chance gelassen hat. Und zu allem Glück im Unglück fährt man gerade mit dem Linienbus auf einem noch nicht freigegebenen Freeway, bei dem ein ganzes Teilstück von 15 Metern schlicht fehlt. Jack, Annie und die anderen Fahrgäste haben nun nur noch eine Chance, wenn sie mit Vollgas mit dem Linienbus diese Lücke überspringen können. Während dessen nutzt Payne in sadistischer Weise alle Möglichkeiten, die sich ihm bieten, um den Überlebenskampf seiner Geiseln im Bus mitzuverfolgen.

Harry wiederum scheint es indessen gelungen zu sein, Payne zu identifizieren. Und so bietet sich nun endlich eine Möglichkeit, diesen psychopathischen Killer zumindest als ein weiteres hochgefährliches Risiko aus dem Spiel zu nehmen. Doch wird es Jack mithilfe von Annie gelingen, den Insassen des rasenden Linienbus auf einem Flughafengelände das Leben zu retten, oder werden sie doch noch alle Opfer der angebrachten Bomben? Und wird es Harry wirklich gelingen, Payne mit einem Einsatzkommando zu überrumpeln, bevor dieser den Bus eventuell mittels einer Fernzündung trotzdem noch zur Explosion bringen könnte?

SpeedSpannung mit Bleifuß ...
... kann man den Thriller SPEED durchaus nennen, auch wenn Sandra Bullock als Annie hinter dem Lenkrad des Linienbuses eher doch einen schlanken Fuß gehabt haben dürfte. In der Regel brauchen Frauen ja im Bereich Schuhe ja auch keine Ausführung Marke "Kindersarg", wie so manche männliche Vertreter ihrer Gattung.

Doch auch wenn es durchaus stimmt, dass so eine Handlung an sich recht vorhersehbar erscheint, so sagt dieses Wissen doch noch längst nichts über den Grad der gebotenen Spannung seitens des Action-Kracher aus. Und wenn der Film SPEED auch erst einmal durch ein eher ruhiges Fahrwasser kreuzt, so ist dies eigentlich nur von einer relativ kurzen Dauer. Spätestens aber wenn Jack Traven am nächten Morgen sich einen Kaffee und einen Donut zum Frühstück gönnen will und plötzlich der erste Bus sich in einem Feuerball auflöst, drückt man bei Film SPEED gnadenlos aufs Tempo und lässt die Spannungskurve immer weiter ansteigen.

Denn auf den Straßen einer Stadt wie Los Angeles gibt es schließlich eine ganze Menge unvorhersehbarer Möglichkeiten, um einen Linienbus samt Insassen unter die nunmehr tödliche 50-Meilen-Grenze zu drücken. Und so gibt es eben doch in einer eigentlich vorhersehbaren Haupthandlung viele unkalkulierbare Variablen, bei denen man als Zuschauer durchaus vor Spannung aus versehen der eigenen Hauskatze in den Schwanz beißen könnte. Also sollte man die Familienmuschi (oder den vierbeinigen Fellbruder) vor dem Film besser gleich auf den Kratzbaum schicken. Man weiß ja nie was passieren kann, wenn man mit der Handlung mitfiebert. Es soll ja sogar Zuschauer geben, die bei solchen Filmen mit den Füßen am Wohnzimmertisch versuchen, selbst noch Gas zu geben.

Das der Film aber auch sonst auf jeder Überholspur lief, liegt sicherlich auch an der perfekten Besetzung der beiden Hauptrollen. Denn der Cop Jack Traven wird hier gespielt von Keanu Reeves (IM AUFTRAG DES TEUFELS/1997, CONSTANTINE/2005 oder JOHN WICK/2014 bzw. KNOCK KNOCK/2015), dem man hier wirklich ohne Probleme den jungen, aber durchaus harten Cop abnimmt. Und direkt im Bus an seiner Seite spielt sich ebenso gnadenlos die Schauspielerin Sandra Bullock (DEMOLITION MAN/1993, ZAUBERHAFTE SCHWESTERN/1998, oder GRAVITY/2013 bzw. BIRD BOX - SCHLIESSE DEINE AUGEN/2018) nach oben, was ihr dann auch 1997 mit der Fortsetzung SPEED 2 - CRUISE CONTROL neben Willem Dafoe nochmals die Hauptrolle einbrachte. Nur hatte die Fortsetzung von 1997 mit einem Schiff nun leider auch beim spannungsgeladenen Tempo nicht den gleichen durchschlagenden Erfolg wie der Film SPEED mit einem Linienbus als rollende Bombe. Denn der Originalfilm von 1994 brachte es locker auf ganze drei Millionen Kinobesucher in gerade mal 18 Monaten, wofür SPEED dann auch gleich die Goldene Leinwand verliehen wurde. Einen Oscar erhielt SPEED übrigens 1995 auch für die Kategorie "Beste Tonmischung" sowie "Bester Tonschnitt".

Dabei gelingt es SPEED unter der Regie von Jan de Bont sogar, die Spannungskurve fasst über den gesamten Film immer weiter nach oben zu schrauben, ohne dabei wirklich grasse Gewaltdarstellungen zu bemühen. Und da ein Express-Haufzug und ein Linienbus eben noch nicht genug sind, wird am Ende, weil Payne immer noch auf freiem Fuß ist, auch gleich noch eine U-Bahn zu Schrott geheizt.

Aber natürlich konnte SPEED von 1994 auch mit weiteren gut besetzten Nebenrollen punkten. Dabei hatte der Schauspieler Jeffrey Warren "Jeff" Daniels quasi als Jacks Partner Harry fasst schon selbst eine nur etwas kleinere Hauptrolle. Daniels dürfte man auch vielleicht schon gesehen haben in ARACHNOPHOBIA (1990),  DUMM UND DÜMMER (1994) oder etwa in DER MARSIANER - RETTET MARK WATNEY (2015).

Einen Touristen, der dummer Weise in dem Linienbus gelandet ist, spielt hier z.B. der Schauspieler Alan Douglas Ruck und steuert dabei sogar einige recht witzige Elemente bei. Zu nennen wäre da z.B. eine lustige Szene, in der er sich nicht traut, einen Kraftausdruck von Jack per Handy weiterzugeben und ihn deshalb etwas - nach kurzem nachdenken - abwandelt. Ruck ist sicherlich nicht wenigen aber auch durch Filme wie DR. DETROIT (1983), WAR MACHINE (2017) oder diversen US-Fernsehserien wie etwa GESCHICHTEN AUS DER GRUFT (1993), PSYCH (zwei Episoden 2008 & 2014) oder etwa auch THE EXORCIST (2016 in ca. 10 Episoden) bekannt.

Natürlich dürfen wir aber hier auch nicht den psychopathischen Erpresser Howard Payne vergessen, der von niemand anderem so brilliant gespielt wird wie von Dennis Hopper. Und der hat schließlich auch so manchen Bösewicht in anderen Kinofilmen perfekt verewigt. Ich nenne hier nur einmal die Filme BLUE VELVET (1986) oder WATERWORLD (1995). Aber auch in verschiedenen anderen berühmten Filmen durfte man Hopper bereits bewundern. Dabei waren Filme wie GIGANTEN (1956 mit James Dean und Elizabet Taylor) oder der Western DIE VIER SÖHNE DER KATIE ELDER (1965 mit John Wayne und Dean Martin). Aber auch in APOCALYPSE NOW brachte er uns 1979 neben Martin Sheen und Marlon Brando das Grauen des Vietnamkrieges näher, oder er folgte filmisch den Ideen von George A. Romero in dem Zombiefilm LAND OF THE DEAD von 2005.

Doch kommen wir nun zur abschließenden Filmkritik meinerseits, denn so eine Vorstellung von Darstellerinnen und Darstellern kann ganz schön in einer Schlacht auf der Tastatur ausarten. Und ich möchte es hier ja bei einigen ausgesuchten Beispielen eher belassen.

SpeedMein Fazit:
Mit dem Film SPEED gelingt es geradezu einzigartig, die Zuschauer ununterbrochen bei der Stange zu halten. Und das eben nur mit einem Fahrstuhl, einem Bus und am Ende dann noch einmal mit einer U-Bahn. Natürlich darf man das Sahnehäubchen, die entsprechenden Sprengladungen dabei nicht vergessen.

Aber der Film glänzt auch durch die Bank durch eine ganze Riege an grandiosen Darstellerinnen und Darstellern. Dabei muss man nicht nur das Augenmerk auf die Hauptdarsteller wie Keanu Reeves, Dennis Hopper oder  Sandra Bullock alleine werfen. Denn bis in die kleinsten Rollen hinein hatte man den Film perfekt besetzt und wirklich alle spielten auf einem verdammt hohen Niveau, wie man es eher nicht so häufig antrifft.

Doch nicht nur die DarstellerInnen gaben hier ihr bestes. Denn auch die Kameraführung oder die musikalische Unterfütterung  glänzt hier mit einer Genauigkeit, die man sich manchmal bei anderen Filmproduktionen eher umsonst wünscht.

Das da z.B. der gesamte Film nicht nur mit einem Linienbus abgedreht werden konnte, versteht sich eigentlich schon von ganz alleine. Deshalb hatte man hier auch gleich zehn völlig identische Busse zur Verfügung, um alle Eventualitäten auch wirkich abdecken zu können. Denn schief gehen kann hierbei recht schnell etwas. Eine defekte Achse ist da nur eines der Übel, die da so im Verlauf der Dreharbeiten die Stimmung verhageln könnte.

Es bringt hier aber auch nichts, wenn ich mich noch einmal wiederhole. Und so mache ich es kurz und schmerzlos und haue hier gleich eine absolute Empfehlung auf ganz hohem Niveau heraus. Und für Fans von Action und nochmals Action dürfte diese mir vorliegende Blu-ray eh ein Pflichtbestandteil der heimischen Filmsammlung sein. Was das Bonusmaterial angeht, so kann man neben den Audiokommentraren seitens Jan De Bont (Regie), Graham Yost (Drehbuch) oder/und Mark Gordon (Produktion) auch sonst irgendwie nicht wirklich meckern.

SpeedSpeed
(Speed)
mit Keanu Reeves, Sandra Bullock, Dennis Hopper, Jeff Daniels, Carlos Carrasco, Glenn Plummer, Alan Ruck, Hawthorne James, Beth Grant, Richard Lineback, David Kriegel, Natsuko Ohama, John Capodice, Richard Schiff, Joe Morton u.a.
Regie: Jan De Bont
Drehbuch: Graham Yost
Produktion: Mark Gordon
Musik: Marc Mancina
Genre: Action
Laufzeit: 116 Minuten (BD)
Extras: Audiokommentare, zusätzliche Infos zum Film, Persönliche Szenenauswahl u.m.
Vertrieb: 20th Century Fox
USA 1994

Kommentare  

#1 matthias 2022-09-01 15:51
Ein Klasse Film mit einer phantastischen Sandra Bullock
#2 Laurin 2022-09-01 21:12
Kann dir da nur absolut zustimmen @matthias.

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