Die 60er: Die Agenten-Filme
In den 1950er Jahren hatte Eddie Constantine mit den Lemmy-Caution-Filme Erfolge feiern können. Diese Erfolge setze der Schauspieler ab den 1960er Jahren fort.
Doch mit dem Aufkommen der Bond-Filme änderte sich das Bild des Agenten, und Constantine musste etwas umorientieren.
Und war er ab 1963 unter anderem als FBI-Agenten Jeff Gordon oder in der Rolle als Nick Carter auf der Kinoleinwand zu sehen.
1963 kam mit dem französischen Film "OSS 117 GREIFT EIN" einer der ersten Bond-Ableger in die europäischen Kinos.
"OSS 117 GREIFT EIN" war das erste Abenteuer (basierend auf den Romanen des französischen Autors Jean Bruce), das mit dem Agenten OSS 117 in den 1960er Jahren gedreht wurde, der von verschiedenen Schauspielern dargestellt wurde.
Waren es in "OSS 117 GREIFT EIN" (1963) sowie in HEISSE HÖLLE BANGKOK" (1965) noch der US-Amerikaner Kerwin Mathews, so hatte mit den beiden Agentenfilme "OSS 117 - PULVERFASS BAHIA" (1965) und "OSS 117 - TEUFELSTANZ IN TOKIO" (1966) der Österreicher Frederick Stafford (eigentlicher Name Friedrich Strobel von Stein) das Vergnügen, OSS 117 zu spielen.
Im fünften Film der OSS-117-Reihe "KEINE ROSEN FÜR OSS 117" (1968) übernahm schließlich der US-Amerikaner John Gavin ("Mitternachtsspitzen", "Spartacus", "Psycho") die Rolle des Agenten.
Neben Frankreich kamen aber auch andere Filmländer in Europa auf die Idee, Agentenfilme im Stile der Bondfilme zu drehen.
Darunter auch das Filmland Italien, das den Agenten 077, gespielt vom US-Amerikaner Ken Clark, ins Rennen schickte, die unter "Jack Clifton" in Westdeutschland in die Kinos kamen.
Was auch auf den Film "JACK CLIFTON JAGT WOSTOK III" zutraft, indem Ken Clark allerdings den Agenten FX 18 spielte.
Der US-Amerikaner Ken Clark war in den 1960er Jahren aber auch noch in weiteren Agentenfilmen aus Italien zu sehen. Darunter in "FBI RUFT ISTANBUL" (1964) oder in "DER BOSS STIRBT NOCH VOR 12" (1968)
Ein weiteren Agent aus Italien war der Agent S3S alias Walter Ross, gespielt vom italienischen Schauspieler George (Giorgio) Ardisson.
Insgesamt drehte Ardisson zwei S3S-Filme, wobei unter dem deutschen Titel "AGENT 3S3 SETZT ALLES AUF EINE KARTE" ein dritter in die westdeutschen Kinos kam, indem Ardisson allerdings nicht den Walter Ross alias 3S3, sondern den Agenten Vince Dreyer mimte.
Neben Frankreich und Italien hatten aber auch die Briten in Gestalt von Harry Palmer (gespielt vom britischen Schauspieler Michael Caine) ihren Bond-Ableger.
Alle drei Palmer-Filme wurden ab Mitte der 60er Jahren vom Bond-Produzenten Harry Saltzmann produziert, die auf den gleichnamigen Romanen des britischen Thriller-Autors Len Deighton basieren.
Ein weiterer Held aus dem Filmland England war Hugh Drummond, gespielt von Richard Johnson, dessen erstes Abenteuer "HEISSE KATZEN" 1967 in die Kinos kam. Eine Fortsetzung folgte 1969 mit "SOME GIRLS DO", die aber nie in die westdeutschen Kinos kam.
Als Mitte der 1960er Jahre die Flut an Agentenfilmen ihren Höhepunkt erreicht hatte, kam der deutsche Produzent Theo Maria Werner auf die Idee, im Stile der Bond-Filme den Heftroman-Helden "KOMMISSAR X" auf die Kinoleinwand zu bannen.
Und so kam 1965 mit "JAGD AUF UNBEKANNT" die erste Kommissar X - Verfilmung mit Tony Kendall und Brad Harris in die Kinos. Die KX-Filmreihe wurde danach fortgesetzt und brachte es bis 1971 auf insgesamt sieben Filme.
Auf dem Höhepunkt der Bonditis wollte aber auch Hollywood etwas vom Agentenkuchen abhaben. Und so erblickte der Agent Matt Helm (basierend auf den Romanen des Autors Donald Hamilton) in Gestalt des Schauspielers und Sängers Dean Martin 1966 mit der Agentenkomödie "LEISE FLÜSTERN DIE PISTOLEN" das Licht er Kinosäle. Bis 1968 wurden drei weitere Matt-Helm-Filme mit Dean Martin gedreht.
1966 kam aber auch die US-Agentenkomödie "DEREK FLINT SCHICKT SEINE LEICHE" mit James Coburn in die Kinos, dem allerdings 1967 mit "DEREK FLINT - HART WIE FEUERSTEIN" nur eine weitere Fortsetzung folgte.
Neben den diversen Agenten-Filmreihen, sah man aber in den 1960er Jahren auch noch viele andere Schauspieler in der Rolle des Agenten auf der Kinoleinwand agieren.
So unter anderem Horst Buchholz in "UNSER MANN IN ISTANBUL" (1965), Yul Brynner in "DER DOPPELTE MANN" (1967) und in "DIE SPUR FÜHRT NACH SOHO" (1967), Richard Burton in "DER SPION, DER AUS DER KÄLTE KAM" (1965), Stewart Granger in "DAS GEHEMEIMNIS DER DREI DSCHUNKEN" (1965), "WIE TÖTET MAN EINE DAME?" (1966) sowie in "DER CHEF SCHICKT SEINEN BESTEN MANN (1966), Paul Hubschmid in "DER MANN MIT DEN 1000 MASKEN" (1966) und Peter van Eyck in "SECHS PISTOLEN JAGEN PROFESSOR Z" (1966), oder Connerys Bruder Neil Connery in "OPERATION 'KLEINER BRUDER' (1967), in der auch das Bondgirl Daniela Bianchi mit von der Partie war.
Als die Bonditis 1967 mit dem James-Bond-Film "MAN LEBT NUR ZWEIMAL" mit Sean Connery schließlich ihren Höhepunkt erreicht hatte, nahm danach nicht nur das Interesse an solchen Film rapide ab, sondern es wurden danach auch nur noch vereinzelt Agentenfilme dieser Art gedreht, bis zum Ende der 1960er Jahre das Produzieren dieser Filme - bis auf wenige Ausnahmen - völlig eingestellt wurde.
Filmographie
Sonstige Agentenfilme (nach Schauspielern sortiert)
© by Ingo Löchel
Kommentare
Zitat: Glaube ich eher weniger. Die Filme wurden ja auch aufwendiger - da reichte ein Jahr wohl nicht mehr. Ich könnte mir auch vorstellen, dass ein Grund in Sean Connery lag. Der hat ja in früheren Interviews immer wieder dargestellt, dass er auch andere Projekte wahrnehmen wollte. Das wäre wohl schwieriger geworden, wenn jedes Jahr rangemusst hätte.
Zitat: Naja, ob das vergleichbar ist? Die Produktionsmöglichkeiten haben sich in den letzten 50 Jahren ja astronomisch verändert. Wenn man so will, dann sind die Sechziger gefühlte Film-Steinzeit. Heute geht ja alles digital, dadurch werden Abläufe auch sehr vereinfacht - da sind dann drei qualitätsmäßig hohe Filme durchaus drin.Man muss sich dann die Bedingungen in den Sechzigern vorstellen..
Aber wahrscheinlich ist das alles nur Ansichtssache...
Das ist zu 98% eine reine Eurospy-Liste. Da passen die amerikanischen und englischen Filme - die Deighton-Verfilmungen - eigentlich auch nicht rein. Die sind völlig anders von der Intention her.
Zitat: Glaube ich eher weniger. Die Filme wurden ja auch aufwendiger - da reichte ein Jahr halt nicht mehr. Ich könnte mir auch vorstellen, dass ein Grund in Sean Connery lag. Der hat ja in früheren Interviews immer wieder dargestellt, dass er auch andere Projekte wahrnehmen wollte. Das wäre wohl schwieriger geworden, wenn jedes Jahr rangemusst hätte.
Zitat: Naja, ob das vergleichbar ist? Die Produktionsmöglichkeiten haben sich in den letzten 50 Jahren ja astronomisch verändert. Wenn man so will, dann sind die Sechziger gefühlte Film-Steinzeit. Heute geht ja alles digital, dadurch werden Abläufe auch sehr vereinfacht - da sind dann drei qualitätsmäßig hohe Filme durchaus drin.Man muss sich dann die Bedingungen in den Sechzigern vorstellen..
Als negatives Beispiel kann man natürlich Star Wars 1 anführen, bei dem die sehr sehr lange Wartezeit sich nicht wirklich qualitätsfördernd ausgewirkt hat.
Das stimmt allerdings - die ganze Pre-Trilogie ist durch maue Storielines und den digitalen Overkill versaut worden. Hätte Lucas gleich zwei,drei Jahre nach "Die Rückkehr der Jedi-Ritter" weitergemacht, dann hätten beide Trilogien auch wohl besser harmoniert.
Aber, das wäre auch eine andere Geschichte....
Und alles andere ist wohl auch Ansichtssache...
Ein bischen höheres Budget und ein bischen sorgfältigere Produktion und wir hätten heute einen echten Klassiker im deutschen Film.
Schade um die vertane Möglichkeit.
Zitat: Bei der Liste geht es, denke ich, um Produktionen, die im "Bond-Fahrwasser" mitschwimmmen wollten. Diese Intention ist ja auch offensichtlich - all die Weil es immer um Geheimagenten (wie auch immer "geartet") geht,..ect..ect.. Die Harry Palmer-Filme (Deighton) sollten laut Harry Saltzman, dem Producer so etwas wie der "Bond des denkenden Menschen sein"..
Man könnt es auch so formulieren: Irgendwie passt alles in die Liste, was nach den ersten Bond-Filmen den "Agenten-Stempel" trägt.
Und somit ist Ingos Auflistung schon einmal gerechtfertigt.
Villecht is et Alterstarsinn
"In München warb eine Sportfirma mit James Bond und setzte sich in die Nesseln. Das Geschäft verglich in seinem Inserat seinen Skitest, der von anderen Firmen nachgeahmt wurde, mit dem echten 007 Sean Connery und der, laut Inserat, Bond-Kopie Jerry Cotton alias George Nader. "Oft kopiert und nie erreicht." hieß es im Inserat. Der Münchner Constantin-Verleih, der die "Jerry Cotton"-Filme finanzierte und verlieh, leitete sofort "geeignete Schritte" gegen die Sportfirma ein, weil es sich um einen FBI-Mann handle und nicht um einen Agenten, demnach keine Bond-Kopie. Das war zwar richtig, aber dennoch schwamm der in Amerika schon damals abgewrackte George Nader in den deutschen Schundroman-Verfilmungen gewißermassen auf der grassierenden Bond-Welle." (Zitat Ende)
Es gibt noch genug andere Beispiele, u.a. eine Krimiplotte mit dem Titel "Ich spreng euch alle in die Luft,1967", in dem Götz George einen Kommissar namens Blomfield spielt. Dementsprechnd wurde das Ding als "Kommissar Bloemfields Fall Nr.1" beworben. Auch hier sollte -aufgrund der "Bonditis"- eine Reihe lanciert werden, die dann aber mangels Erfolg wieder verworfen wurde.."
Es lässt sich einfach gar nicht leugnen, dass diverse solcher Produktionen am Bond-Erfolg partizipieren sollten.